Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.536: Franz Xaver Leitl

Der Soldat Franz Xaver Leitl stammte aus der bayerischen Stadt Mühldorf und war Gastwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 3. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 23.08.1914, gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges, fiel er im Alter von 23 Jahren während der Schlacht von NancyEpinal bei Montigny (Meurthe-et-Moselle).

Über den Todestag und die Todesumstände von Franz Xaver Leitl berichtet die Regimentsgeschichte des 15. bayerischen Infanterie-Regiments:

„23.08. In Fortsetzung des Angriffs marschierte das Regiment 7 Uhr morgens durch Blâmont nach Domèvre und dann in der Reihenfolge I./12. (das dem 15. Infanterie-Regiment zugeteilt war) II./15., I./15., Maschinengewehr-Kompanie, III./15. gegen Montigny vor.


Diese Kräfte bildeten, zusammen mit einer Abteilung Artillerie, die Vorhut der Division. Die Straße Domevre – Montigny lag unter starkem feindlichen Artilleriefeuer. und südlich des Bois le Comté hielt sich ein kräftiger Gegner. I./12. und II./15. drangen über den Wald hinaus vor, I./15. östlich der Straße. In zähen Kämpfen wurde der Gegner von der Höhe nördlich Montigny vertrieben und um die Mittagszeit das Dorf selbst genommen. Anschließend daran gewannen die drei Bataillone auch die Höhen südlich Montigny, wobei sie unter schwerem Artilleriefeuer litten. Trotz des Befehls, diese Linie nicht zu überschreiten, waren die im Artilleriefeuer nch vorwärts drängenden Schützenlinien nicht mehr zu halten, bis auch die nächste Höhenlinie erreicht war (nördlich Reherrey). Die Kompanien hatten sich in der glühenden Sonnenhitze und der ungemein heftigen Gegenwehr der besten französischen Truppen (Kolonial- und Marine-Infanterie) hervorragend gehalten und hatten die schweren Verluste (12 %) keinen Augenblick gescheut. Abends biwakierten I., II. und Maschinengewehr-Kompanie westlich Montigny.

III./15. marschierte a, Vormittag an der Spitze des Gros der Division und wurde 11 Uhr vormittags zusammen mit 12. Infanterie-Regiment gegen Mignéville eingesetzt. Vom Bois de Bousey vorbrechend drang III./15. östlich an Mignéville vorbei, erreichte gegen 12 Uhr mittags die Straße Montigny – Ogéviller und stürmte in zügigem Vorgehen, das feindliche Artilleriefeuer oft unterlaufend, die von französischer Infanterie besetzten Höhen nördlich Reherrey. Dort bekam es Befehl zu halten. Das Bataillon fand gegen die feindliche Artillerie größtenteils in den erstürmten Gräben Deckung. Am Nachmittag brachte das Eingreifen der eigenen Artillerie Erleichterung. Abends wurde das Bataillon am Südausgang von Mignéville zusammengezogen.“

Man begrub Franz Xaver Leitl auf dem Soldatenfriedhof Reillon in einem Massengrab.

Sterbebild von Franz Xaver Leitl
Rückseite des Sterbebildes von Franz Xaver Leitl

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.535: Franz Xaver Berger

Der Soldat Franz Xaver Berger stammte aus Rabiswimm, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Schalkham, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 3. Kompanie des 1. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 11.10.1915 fiel er im Alter von 26 Jahren in der Nähe von Givenchy-en-Gohelle bei Arras.

Über den Todestag und die Todesumstände von Franz Xaver Berger berichtet die Regimentsgeschichte des 1. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Am 9.10. wurde das Regiment bei Beaumont ausgeladen und kam in Unterkunft nach Fosse I und Drocourt. Scharf hob sich für das zuletzt ankommende II. Bataillon der langgedehnte Höhenrücken von GivenchyVimy vom dunklen Nachthimmel ab, strahlend im Licht von weißen, gelben, roten und grünen Leuchtkugeln, die oft von einem Fallschirm getragen, lange in der Luft schwebten und zur Beleuchtung des Geländes wie zur Regelung des Artilleriefeuers dienten.

Am 10.10. kam das Regiment, der 1. Garde-Infanterie-Division unterstellt, in Stellung: I. Bataillon in die vorderen Gräben westlich Givenchy, III. Bataillon dahinter in die Deckungsgräben, II. Bataillon als Divisionsreserve nach Avion.

I. Bataillon übernahm damit eine stark zusammengeschossene Stellung ohne jedes Hindernis und fast ohne Unterstände.

Am 11.10. ab 1 Uhr nachts nahm das feindliche Artilleriefeuer an Stärke zu und steigerte sich am Nachmittag zum Trommelfeuer, das 5 Uhr nachmittags seinen Höhepunkt erreichte; dann wurde es schlagartig nach rückwärts verlegt; aus den feindlichen Gräben brach in zwei dichten Wellen der Gegner hervor, empfangen von der Infanterie und den von schneidigen Führern und Schützen rasch vorgebrachten Maschinengewehren, die in ungebrochener Kraft die völlig zusammengeschossene Stellung verteidigten; aus den Deckungsgräben stürzten die Unterstützungszüge von 10. und 12. Kompanie nach vorne zum Gegenstoß.

Überall brach der Angriff vor unseren Linien zusammen, nur in ein kleines Grabenstück der 3. Kompanie gelang es dem Gegner einzudringen, auch daraus wurde er rasch mit Handgranaten verjagt.

Gegen Abend flaute das Feuer ab; der feindliche Angriff war endgültig an der Tapferkeit der Verteidiger gescheitert. Das I. Bataillon, das die Hauptlast des Kampfes zu tragen gehabt hatte, erlitt 20 Prozent Verluste und wurde abends von dem im Artilleriefeuer von Avion aus vormarschierenden II. Bataillon abgelöst; das III. Bataillon blieb in den Deckungsgräben.“

Man begrub Franz Xaver Berger auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Sterbebild von Franz Xaver Berger
Rückseite des Sterbebildes von Franz Xaver Berger

Die Lage vor Givenchy:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.534: Johann Unterauer

Der Soldat Johann Unterauer stammte aus Götzberg, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Schnaitsee, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 5. Kompanie des 12. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 08.06.1916 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Schlacht um Verdun bei Thiaumont.

Über den Todestag und die Todesumstände von Johann Unterauer berichtet die Regimentsgeschichte des 12. bayerischen Infanterie-Regiments:

„In der Nacht vom 7./8.6. erfolgte unter erheblichen Verlusten die Neugliederung für den beabsichtigten Angriff des 8.6. Es sollte eine Linie östlich Ferme Thiaumont erreicht werden. II./12. und die ihm als Abschnittsreserve im Chauffourwald Nord unterstellte 4. Kompanie war mit anderen Truppenteilen der mittleren Angriffsgruppe (Gruppe Policzka) dem Hauptmann Stöber, Führer des II./12. zugeteilt. Sie lösten heute Nacht I./12. in vorderster Linie unter erheblichen Verlusten ab. I./12. ohne 4. Kompanie wurde Brigadereserve in der Küchenschlucht, woselbst auch III./12 bereit gestellt wurde. Von 4 bis 10 Uhr vormittags musste das vorderste II. Bataillon starkes Trommelfeuer, das sich zum Orkanfeuer steigerte, in den stark besetzten Bereitschaftsgräben 319 – 326, die auch noch mit Mannschaften des 15. und 20. Infanterie-Regiments belegt waren, über sich ergehen lassen, sodass der Befehl zum Vorbrechen als eine Erlösung empfunden wurde. Gleich der erste Sturm brachte herrliche Erfolge.

Die feindlichen Gräben wurden im Handgranatenkampf genommen, die überlebenden Franzosen gefangen, Werk 368 und M 369 durch Sturmabteilung Echteler, 6./12, und Vizefeldwebel Eberl ebenfalls genommen und durch Vizefeldwebel Sauter, 6./12, ein bisher unbekanntes Infanterie-Werk 377 überrumpelt. 9 Offiziere, etwa 150 Mann und 7 Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Nach einer Stunde war die befohlene Stellung erreicht, an ihrer Verteidigungsfähigkeit wurde mit Nachdruck gearbeitet.. Um 5.30 Uhr abends schloss sich das Bataillon dem links angreifenden Jägerregiment zum 2. Sturme an und es gelang einer gemischten kleineren Abteilung in das Zwischenwerk Thiaumont einzudringen. Doch da rechts der Anschluss fehlte, musste dieses wieder aufgegeben werden; der Feind besetzte es anderen Tags. Ein von ihm unternommener Gegenangriff scheiterte bereits in unserem Artilleriefeuer. Nachts kam für das schwer geprüfte II. Bataillon Ablösung durch das III. Bataillon in vorderster Linie, leider unter schwerstem feindlichen Artilleriefeuer. Die nächsten Tage brachten stündlich starkes und stärkstes Artilleriefeuer auf vordere und rückwärtige Stellungen, wodurch Leutnant der Reserve Ostermayr und Rettenberger am 11.06. und 12.06. 11 Uhr vormittags in der Fossesschlucht auch der Regimentskommandeur den Heldentod fanden. Gleichzeitig wurden der Regimentsadjutant Hauptmann Seyer, Oberleutnant der Reserve Schiele, der Maschinengewehr-Kompanie-Führer Hauptmann Schäffer und der A. B. O. (Verbindungsoffizier) verwundet. Mit Oberst Policzka – 12er Vater genannt – war ein alter 12er, der schon als Kompaniechef und Bataillons- wie Regimentskommandeur im Frieden einen wesentlichen Anteil an der Erziehung der 12er zu kriegsbrauchbaren Soldaten hatte, als leuchtendes Vorbild dahin gegangen, getreu seinem Wahlspruch: Die Pflicht über alles!“

Man begrub Johann Unterauer auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

Seine letzte Heimatgemeinde Kraiburg – Frauendorf gedenkt Johann Unterauer noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/kraiburg-frauendorf_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Johann Unterauer
Rückseite des Sterbebildes von Johann Unterauer

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.533: Josef Dürr

Der Soldat Josef Dürr stammte aus der bayerischen Stadt Burglengenfeld  und war Fabrikarbeiter in der bayerischen Stadt Teublitz. Im Ersten Weltkrieg diente er als Chevauleger im 2. Eskadron des 5. bayerischen Reserve-Kavalerie-Regiments. Am 17.10.1915 fiel er im Alter von 31 Jahren durch einen Granattreffer.

Man begrub Josef Dürr zunächst auf einem Feldfriedhof in Neuville-Vitasse. Später bettete man ihn auf den den Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in ein Massengrab um.

Sterbebild von Josef Dürr
Rückseite des Sterbebildes von Josef Dürr

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.532: Alois Knittl

Der Soldat Alois Knitl stammte aus Landshut und war Apotheker und Chemiker von Beruf. Im Ersten Weltkrieg diente er als Leutnant und Kompanieführer in der 4. Kompanie des Landsturm-Bataillons „Dillingen“. Am 13.12.1914 verstarb er im Alter von 35 Jahren in Folge einer Krankheit in den Vogesen – vermutlich am Donon.

Alois Knittl war mitglied der Burschenschaft Corps Makaria München.

Todesanzeige von Alois Knittl
Erste Grablage von Alois Knittl bei Danon
Todesanzeige der Burschenschaft von Alois Knitl, Corps Makaria München

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.531: Stephan Huber

Der Soldat Stephan Huber stammte aus dem bayerischen Dorf Haunersdorf und war Landwirt (Kehlbauer). Im  Ersten Weltkrieg diente er als Reservist in der 4. Kompanie des 16. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 02.10.1914 fiel er im Alter von 30 Jahren im Schlosshof von Chaulnes an der Somme.

Übrigens: Nach der Eroberung Chaulnes im September 1914 wurden die Bewohner Chaulnes nach Deutschland deportiert. Ein Verbrechen zu Beginn des Krieges.

Offiziell ist für Stephan Huber keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch sehr stark, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Vermandovillers beigesetzt wurde, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Leutnant der Reserve Franz Schmid, gefallen am 26.09.1914 bei Chaulnes, begraben auf dem Soldatenfriedhdof Vermandovillers in einem Massengrab;
  • Sergeant Gustav Müller, gefallen am 26.09.1914 bei Chaulnes, begraben auf dem Soldatenfriedhdof Vermandovillers in einem Massengrab;
  • Unteroffizier Alfred Weckert, gefallen am 02.10.1914 bei Chaulnes, begraben auf dem Soldatenfriedhdof Vermandovillers in einem Massengrab;
  • Infanterist Franz Steinherr, gefallen am 25.09.1914 bei Chaulnes, begraben auf dem Soldatenfriedhdof Vermandovillers in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Stephan Huber
Rückseite des Sterbebildes von Stephan Huber

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.530: Florian Aman

Der Soldat Florian Aman wurde am 14.02.1890 in Kalteneck geboren, einem Ortsteil der bayerischen Stadt Vilsbiburg, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er zunächst als Ersatz-Reservist in der 3. Kompanie 17. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments und wurde schwer verwundet. Danach kämpfte er in der 10. Kompanie des 3. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 12.10.1915 fiel er im Alter von 25 Jahren in Serbien, wo er beim Gefecht von Požarevac getötet wurde.

Über den Todestag und die Todesumstände von Florian Amann berichtet die Regimentsgeschichte des 3. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Für 11.10. morgens ergeht Befehl zum Herangehen an die Außenstellung der Festung Pozarevac, die hier in Linie Brzani – Kasernen 4 Kilometer nordwestlich Pozarevac – Werk 1 Kilometer nördlich Cirikovac teils festgestellt ist, teil vermutet wird. Gegen Mittag ist das Herangehen beendet. Am Nachmittag schließt sich der rechte Flügel des Regiments befehlsgemäß dem Vorgehen des rechts angrenzenden bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments 13 gegen die vor die Kasernen vorgeschobenen feindlichen Werke an. Ebenso staffelweise vom rechten Flügel soll am 12.10. die Wegnahme der feindlichen hauptstellung erfolgen. Aber die Bedrohung der linken Flanke des bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments 13 und das Bestreben, dem Nachbarn wirksam zur Seite zu stehen, veranlasst schon vor Beendigung der Artillerievorbereitung einen Vorstoß des nach links an dieses Regiment anschließenden III./3. bayerisches Infanterie-Regiment, bei dem die 10. und 11. Kompanie in die feindliche Stellung einbrechen und sich kräftig gegen die feindlichen Gegenstöße wehren, wärhend bayerisches Reserve-Infanterie-Regiment 13 die Kasernenstellung nimmt. 8./3. bayerisches Infanterie-Regiment füllt die zwischen III./3. und I./3. bayerisches Infanterie-Regiment entstandene Lücke. Am 13.10. soll sich das Regiment in Richtung Pozarevac dem Vorgehen der auf dem Höhenrücken nordöstlich Pozarevac vorstürmenden 105. Infanterie-Division anschließen.“

 

Sterbebild von Florian Aman
Rückseite des Sterbebildes von Florian Aman

Das Grab von Jean Rapp

Bei meinem letzten Aufenthalt in Colmar besuchte ich das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp auf dem dortigen Zivil-Friedhof.

Jean Rapp – Ein Leben zwischen bürgerlichen Wurzeln und militärischer Leidenschaft

Geboren am 27. April 1771 in Colmar im Elsass, entstammte Jean Rapp einer über Generationen etablierten Bürgerschicht. Sein Vater, Jean Rapp, war als Hersteller von Knöpfen tätig und diente dank der engen Verbundenheit der Colmarscher Passementierfamilien auch als kommunaler Aufseher über das gegenüberliegende Kaufhaus – daher rührt die Legende, dass Rapp „der Sohn eines Portiers“ sei. Auch seine beiden Onkel, Ambroise Gochnath und Jean-Georges Edighoffen, waren in der königlichen Armee tätig – der eine als Oberst und Brigadekommandeur der 77. Linie, der andere wurde am 30. Dezember 1806 zum Brigadegeneral befördert. Die Eltern, überzeugte Lutheraner des Augsburger Bekenntnisses, hegten den Wunsch, dass ihr Sohn Pastor werden sollte. Mithilfe der Familie des Generalfinanzverwalters de Reiset, eines wichtigen Mitglieds des Souveränen Rates von Elsass in Colmar, erhielt er eine Gymnasialausbildung – und so lernte er auch Kléber kennen.

 

Frühe militärische Wegwahl und erste Erfahrungen

Anders als der angestrebte geistliche Beruf, zog es den jungen Rapp, der für seine ungestüme Tatkraft bekannt war, in die Schlagkraft des Militärs. Bereits am 1. März 1788 wurde er in das französische Kavallerieregiment der „Chasseurs des Cévennes“ eingezogen. Sein Werdegang führte ihn rasch weiter: Zunächst diente er als Kavallerist im „Chasseur de Bretagne“ (Dezember 1788), wurde dann am 1. Januar 1791 als Brigadier-Fourrier im 10. Chasseur à cheval eingesetzt und stieg am 16. Mai 1793 zum Marschall des Logis-Chef auf. Bereits im April 1794, zunächst als gewählter Unterleutnant und später bestätigt, bewies er in zahlreichen Gefechten außerordentliche Unerschrockenheit – etwa als er am 18. Oktober 1793 einen Säbelhieb am linken Handgelenk erhielt, am 21. November desselben Jahres ins Gesicht geschossen wurde und in der Schlacht am Geisberg unter Hoche (26. Dezember 1793) präsent war. In den darauffolgenden Gefechten der Rheinarmee, insbesondere bei Ligenfield (28. Mai 1795), trafen ihn mehrere Säbelhiebe an Kopf und Arm, sodass er schwer betroffen war und über einen Rückzug nachdachte. Doch dank des aufmunternden Rats von Doktor Bartholdi und dem Eingreifen seines Onkels Elie Graff, der als Hauptmann in der Nationalgarde diente, gelang es ihm am 19. Dezember 1796, von General Desaix als Adjutant vorläufig eingestellt zu werden.

 

Aufstieg durch Tapferkeit und internationale Einsätze

Neben dem heldenhaften Verteidigen des Forts bei Kehl – wo er auch durch einen Schuss in das rechte Knie verwundet wurde – konnte sich Rapp dank der Unterstützung von General Moreau am 18. Mai 1797 zum Kapitän bestätigen lassen. Seine Verbindung mit der militärischen Elite vertiefte sich, als er im September 1797 mit Desaix nach Italien reiste und in Passariano in der Nähe von Campo-Formio Bonaparte kennenlernte. Sein Weg führte ihn von Brest über Rom und Civitavecchia: Am 26. Mai 1798 stieg er auf die Fregatte „La Courageuse“ – eine Reise, bei der er neben seiner militärischen Erfahrung auch die Anerkennung Gelehrter wie Monge, Denon und Malus für seinen Scharfsinn gewann.

Als Adjutant an der Seite des Generals nahm Rapp an zahlreichen entscheidenden Gefechten teil: Beim Sturm auf Malta (10. Juni 1798), als Vorhut beim Design der Landung (2. Juli 1798) und am Angriff an den Pyramiden (21. Juli 1798) zeigte er stets mutige Einsatzbereitschaft. Er war verantwortlich für die Verbindung zu den Kommandeuren sowohl in Oberägypten als auch in weiter entfernten Regionen wie Kairo und Cosseir am Roten Meer. Seine Risikobereitschaft zahlte sich aus: Am 8. Oktober 1798 wurde er zum Chef des Geschwaders ernannt, und in Samahoud (22. Januar 1799) erhielt er trotz einer Verletzung an der linken Schulter bereits am 15. Februar den Rang eines Brigadechefs.

Nach dem Rückzug Bonaparte’s im August 1799 stellte sich Rapp gemeinsam mit Desaix und Kléber der Aufgabe, in Verhandlungen mit Sidney Smith über die Ägyptenevakuierung mitzuwirken – eine Tätigkeit, die er bis zur Unterzeichnung der Konvention von El-Arish im Januar 1800 ausübte. Am 4. März 1800 verließ er Ägypten an Bord des ragusanischen Brigs „La Madonna delle Grazie di San Antonio di Padova“, wurde jedoch durch englische Truppen abgefangen, die ihn am 29. April befreiten. Am 5. Mai 1800 traf er schließlich in Toulon ein.

 

Ein neuer Abschnitt in der Ära Napoleons

Nach einer kurzen Quarantäne trat Rapp am 11. Juni 1800 in die Armee des Ersten Konsuls ein – ein Tag, an dem er zugleich zwei enge Gefährten verlor: Desaix, der bei Marengo fiel, und Kléber, der in Kairo ermordet wurde. Bereits am folgenden Tag erhielt er von Bonaparte den Posten als Adjutant, eine Rolle, die er bis 1814 ohne Unterbrechung innehatte. Unter Bonapartes Vertrauen führte er Erkundungsmissionen in der Vendée (Juli–August 1800) durch und bewies organisatorisches Talent, als er am 13. Oktober 1801 in Marseille das Mamlukengeschwader ins Leben rief.

Seine Tätigkeit in den Tuilerien, wo er in der Cour de l’Orangerie für Bonapartes Sicherheit sorgte, machte ihn zu einem verlässlichen Stützelement des Konsuls. Am 30. September 1802 wurde er mit einer Mission in die Schweiz betraut, um die Entschlossenheit des Ersten Konsuls zu verkünden, alle parteipolitischen Spaltungen zu beenden und Helvetia zu stärken. Mit Tourneen durch Belgien im Frühjahr 1803 und Einsätzen in der Schweiz, Hannover und an der Elbemündung, wo er die Verteidigungsmaßnahmen gegen einen möglichen englischen Angriff prüfte, untermauerte Rapp seinen Ruf als zuverlässiger und mutiger Offizier.

Zurück in Malmaison fand er Eingang in den inneren Kreis des Konsulats, knüpfte enge Bande – unter anderem auch mit Joséphine, deren Zuneigung jedoch in Konflikt mit den Vorstellungen ihrer Nichte Stéphanie Tascher de La Pagerie geriet – und wurde am 29. August 1803 zum Brigadegeneral befördert. Noch im gleichen Jahr erhielt er im Rahmen einer Mission in Toulon den Auftrag, Ganteaume als Seepräfekt zu unterstützen (November 1803–März 1804). Seine Verdienste führten zudem dazu, dass er am 11. Dezember 1803 in die Ehrenlegion aufgenommen und am 14. Juni 1804 im Orden befördert wurde. Während einer Luxemburg-Reise im Oktober 1804 und in der Untersuchung des Missmuts in der Garde im November 1804 betonte er, dass man von „eiserner Natur“ sein müsse, um dem Beruf militärischer Pflicht standzuhalten.

 

Privates Glück und Vermögensaufbau

Im Jahr 1805, nachdem er als Kandidat des Haut-Rheins für die gesetzgebende Körperschaft zwar gewählt, aber vom Senat nicht bestätigt wurde, nahm Rapp – auf ausdrücklichen Anraten des Kaisers – am 28. März 1805 die vierzehnjährige Rosalie-Barbe-Josèphe Vanlerberghe zur Frau. Als älteste Tochter eines Munitionärs, der mit Ouvrard in der Compagnie des Négociants réunis verbunden war, verfügte sie über eine Mitgift von einer Million Francs und einen Besitz in Busigny, südwestlich von Cateau-Cambrésis. Zudem erwarb Rapp im Oktober 1805 das Hôtel de Montmaurin in der Rue Plumet 27–29 für 285.000 Francs sowie das Malmaison de Busigny, um sein Anwesen zu vervollständigen.

Diese Phase im Leben von Jean Rapp markiert den frühen Aufstieg eines Mannes, der sich durch außerordentliche Tapferkeit, unbändige Energie und Loyalität auszeichnete. Sein Werdegang von den bescheidenen Anfängen der bürgerlichen Familie in Colmar bis hin zu einem wichtigen militärischen Akteur in Napoleons unmittelbarem Umfeld verdeutlicht, wie persönlicher Ehrgeiz und Mut die Weichen für eine bewegte Karriere stellen können. Interessant wäre es, tiefer in seine späteren Jahre, seinen weiteren Einfluss in den Napoleonischen Kriegen und seine Rolle im politischen Neuaufbau nach Napoleons Sturz einzutauchen – Themen, die ebenfalls spannende Einblicke in die Dynamik der damaligen Zeit bieten.

Im Dienst Seiner Majestät als Adjutant des Kaisers und Königs war Rapp maßgeblich in den Feldzügen des Jahres 1805 involviert. In Ulm sandte Napoleon ihn zu General Mack mit den Worten:„Du sprichst ihre Sprache – geh und finde heraus, was vor sich geht.“
Bei Austerlitz übernahm er auf kaiserlichen Befehl das Kommando über die Gardereiter, führte sie zum Sieg und stürmte an der Spitze der Mamluken die russische Gardekavallerie in die Flucht. Diese übermächtige Ladung fand ihren unvergesslichen Ausdruck in dem berühmten Gemälde von Gérard, das der Kaiser in Auftrag gab. Trotz erlittenen Verwundungen wurde Rapp im Bulletin geehrt und schon am 24. Dezember 1805 zum Divisionsgeneral erhoben.

Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, nahm Rapp weitere Einsätze in Angriff. Bereits am 18. Dezember 1805 begutachtete er Marmonts Truppen in Graz, inspizierte den Palmovona-Platz und die Divisionen des Marschalls Masséna. Im Anschluss war er an den Feierlichkeiten zur Hochzeit des Prinzen Eugène in München (13. und 14. Januar 1806), einem persönlichen Freund des Kaisers, beteiligt. Unablässig erhielt er neue Aufgaben: So wurde Rapp am 20. Januar 1806 in Straßburg damit betraut, die Wehrpflichtigen zu inspizieren. Neben der Auszeichnung mit dem Löwenorden von Bayern führte ihn sein Einsatz Ende März 1806 auf Missionen nach Hannover, über Hameln bis nach Hamburg. In einem Schreiben lobte Marschall Augereau ausdrücklich, dass „General Rapp, Ihr Adjutant, alles mit Weisheit und Klarsicht beobachtet und erkannt hat.“ Am 14. April 1806 sandte er von Mainz aus seinen Bericht an den Kaiser, inspizierte daraufhin zusätzlich die Region Darmstadt bis nach Wesel – und nur 15 Tage nach seiner Rückkehr nach Paris reiste er erneut nach Straßburg, um dort am 6. Juli 1806 das Kommando über die 5. Militärdivision zu übernehmen. Gerade weil Straßburg als strategischer Knotenpunkt für alle Truppenbewegungen in den deutschen Staaten galt, war sein Einsatz von herausragender Bedeutung.

Kaum hatte er seine junge Ehefrau wiedergesehen, wurde Rapp erneut in den Feldzug gegen Preußen entsandt. So führte er am 9. Oktober 1806 in Schleiz mit den Kürassieren einen Angriff, zog nach der Schlacht bei Jena mit Murat am 14. Oktober 1806 in Weimar ein und übernahm in Berlin Ende Oktober die Leitung bei der Suche nach den Schätzen des preußischen Königs.

Stets an vorderster Front beteiligte sich Rapp an künftigen Einsätzen. Während des Polenfeldzuges führte er als Oberbefehlshaber der Dragoner unter General Beaumont seine Männer an. Am 24. Dezember 1806 zerschlug er die russische Gardekavallerie unter General Kamenski und trug am 26. Dezember 1806 dazu bei, die russischen Truppen zur Evakuierung Golymins zu zwingen. Dabei zog er sich Verletzungen zu, die eine Evakuierung nach Warschau notwendig machten. Trotz der schweren Beschädigung seines linken Arms – von einer Kugel zerschmettert – weigerte sich Rapp, eine Amputation zuzulassen, und kehrte unbeirrt nach Frankreich zurück. Als Statthalter in Thorn übernahm er die Leitung über Truppen, Verwundete und Kranken, die aus allen Richtungen eintrafen, und organisierte gleichzeitig die Versorgung der Danziger Belagerer. Auch an der Entwicklung einer neuen polnischen Leichtkavallerie beteiligte er sich. Am 28. Mai 1807 übernahm Rapp als Generalgouverneur und Oberbefehlshaber die Macht über Danzig – Titel, die er bis 1814 behielt, während er als Adjutant ausschließlich dem Kaiser unterstand, der einst schrieb, dass „die Bedeutung Danzigs für mich unermesslich“ sei. Dieses „Boulevard du Nord“, 1500 Kilometer von Paris entfernt, galt als unverzichtbarer Stützpunkt. Seit dem Frieden von Tilsit bildeten Stadt und Umland eine eigenständige Republik, umgeben von preußischen Provinzen, die zunehmend an Bedeutung als Festung, Marinestützpunkt und Arsenal zulegte – ein wahrer Vorposten französischer Interessen an der Ostsee. Trotz der wechselnden Garnisonsstärke (zwischen 8.000 und 35.000 Mann) bemühte sich Rapp, der Stadt weitgehenden Schaden zu ersparen. In jener Zeit gründete er mit Fräulein Boettcher aus dem alten danziger Bürgertum einen neuen Haushalt und zeugte mit ihr zwei Kinder, Ans und Adèle – was letztlich den Weg zur Scheidung von seiner ersten Ehefrau erleichterte, die diese am 1. Juli 1811 erhielt.

Rapp unterstützte auch aktiv die Freibeuter, sodass eines ihrer Schiffe später seinen Namen trug. Der Kaiser ehrte ihn am 23. Dezember 1807 mit der Eisernen Krone und erhob ihn am 19. März 1808 – basierend auf einem Patent vom 28. Januar 1809 – zum Reichsgrafen. Diese Erhebung war mit großzügigen Dotationen verbunden: Er erhielt etwa eine Jahresrente von 5.882 Franken auf das Grand Livre, 300.000 Franken für Westfalen, 250.000 Franken für Hannover sowie 400.000 Franken für Ostfriesland. Sein Vermögen war beträchtlich, auch wenn es schwer exakt zu beziffern ist. So erwarb Rapp beispielsweise am 4. März 1812 rund 360 Hektar Land in Brucourt südlich von Dives-sur-Mer, wo er zugleich die örtliche Kirche instand setzen ließ. Großzügig unterstützte er zudem Einrichtungen in Colmar und Paris, die Bibelgesellschaft – in der er als Vizepräsident fungierte –, das Konsistorium von Paris sowie den Tempel des Billettes. Außerdem vermachte er den Boettcher-Kindern 450.000 Franken, die zu gleichen Teilen verteilt werden sollten.

Zu Beginn des Jahres 1809 fühlte sich Rapp in Danzig „wie ein verlorenes Kind“. Der Kaiser forderte ihn daraufhin auf, sich im Kampf gegen Österreich zu beweisen. Bei Essling (22. Mai 1809) gelang es ihm, als Anführer der Gardefüsiliere die kollektive Lage zu retten, auch wenn ihn ein Autounfall zeitweise lähmte. In Schönbrunn gelang es ihm dann, am 12. Oktober 1809 den Anschlag von F. Staps auf den Kaiser zu vereiteln. Zurück in Frankreich setzte er seine geschäftlichen Aktivitäten gegen die Familie Vanlerberghe fort und kehrte in sein prunkvolles Herrenhaus in der Rue Plumet zurück, das er mit Meistergemälden und Skulpturen schmückte. Zwar war er zu den Feierlichkeiten der Hochzeit mit Marie‑Louise (1.–3. April 1810) eingeladen, doch krankheitsbedingt nahm er nicht teil. Nur einen Monat später erhielt er den Befehl, sein Kommando in Danzig wiederaufzunehmen – er traf dort am 10. Juni ein. Dort stellte Rapp die Ordnung wieder her und baute gleichzeitig verdeckte Informationsnetzwerke auf, die ihn über Vorgänge in Schweden, Russland und den Menschenhandel in der Ostsee informierten. Sein Gespür für die Sorgen der Soldaten führte dazu, dass er die polnische, badische und sächsische Bevölkerung immer mit dem nötigen Respekt behandelte. Bereits am 10. April 1811 beabsichtigte der sächsische König, ihm als Zeichen der Anerkennung den Großen Orden des Militärordens des Heiligen Heinrich zu verleihen – ein Lob für die Fürsorge, die er den Truppen in Danzig zukommen ließ. Am 30. August 1811 wurde Rapp zudem zum Großoffizier der Ehrenlegion erhoben. Neben seiner früheren Auszeichnung mit der Großkreuz des Ordens vom Löwen Bayerns sowie dem militärischen Verdienstpreis Maximilian Josephs des Ordens der Treue zu Baden und zwei Auszeichnungen des Ordens der Zwei Sizilien, wurde er später auch noch mit dem Großkreuz des Ordens von Réunion (3. April 1813) geehrt. Nach seinem Tod wurde Rapp schließlich zum Kommandeur des Ordens von Saint-Louis erhoben.

Unmittelbar nach seiner Ankunft in Danzig am 7. Juni 1812 teilte Napoleon Rapp mit, dass der Krieg gegen Russland begonnen habe und er bis zu seiner Abberufung an diesem Ort verbleiben müsse. Bereits im Juli erreichte ihn ein Kurier, der ihn aufforderte, zurückzukehren, um sich einem Angriff der englischen Flotte unter Admiral Martin entgegenzustellen. Rapp schloss sich daraufhin dem kaiserlichen Zug in Smolensk an, nahm an der Affäre von Walutina am 19. August 1812 teil – ohne jedoch das Kommando über die Westfalen-Truppen unter Junot zu übernehmen.

Am Vorabend der Schlacht um Moskau kam Rapp nach eingehender Inspektion der feindlichen Linien zu dem Schluss, dass diese keine Möglichkeit zur Flucht boten. Während intensiver Angriffe auf den linken Flügel zog er innerhalb von anderthalb Stunden gleich vier Verwundungen ein, und am 7. September 1812 wurde er von einem Biscayaner von seinem Pferd geworfen – dies zählte bereits als seine 22. Verletzung. Nachdem er am 19. Oktober aus Moskau zurückkehrte und sich kaum erholt hatte, gelang es ihm im frühen Morgengrauen des 25. (Oktober) durch das Abwehren eines Kosakenangriffs bei Gorodina nahe Malo-Jaroslawetz, das Leben Napoleons zu retten. Später kämpfte er in der Nachhut an der Seite von Ney an der Berezina, wo er am 28. November erneut verwundet wurde.

Am 5. Dezember verkündete Napoleon seine Rückkehr nach Paris und befahl Rapp, wieder nach Danzig zu eilen, wo man Ney in Wilna erwarten sollte. Gleichzeitig sollte er versuchen, die verstreuten Truppen zusammenzuführen – denn Danzig bot den Überlebenden des Rückzugs vorübergehend Zuflucht. Am 12. Januar 1813 wurde ihm vom Marschall Macdonald das Kommando über das 10. Korps übertragen. In einem Brief an seinen Freund Paira vom 29. April 1814 schilderte er:
„Ich habe Danzig elfeinhalb Monate lang verteidigt. Von 32.000 Mann blieben nur noch 5.600 übrig – 17.000 wurden durch die Pest dezimiert, 3 bis 4 Tausend fielen im Gefecht, und der Rest blieb in Polen, Deutschland, Spanien und Neapel. Dennoch stand der Feind lediglich vierhundert Klafter von der Stelle entfernt, an der ich hätte kapitulieren müssen. Wir waren gezwungen, nach Frankreich zurückzukehren.“
Entgegen der vereinbarten Kapitulation gerieten Rapp und seine Garnison in und um Kiew in Gefangenschaft.

Zurück in Paris, das am 31. Juli 1814 aus der Notlage heraus den Bourbonen den Vorzug gab, erwirkte Rapp in Zusammenarbeit mit den Behörden eine offizielle Klärung der Lage der in Danzig kämpfenden Truppen. Am 23. August 1814 erhielt er von Ludwig XVIII. den Ritterschlag im Orden des Heiligen Ludwig sowie das Großkreuz der Ehrenlegion. Wenige Wochen später, am 16. März 1815, übertrug ihm der Herzog von Berry das Kommando über das 2. Korps, das dazu bestimmt war, Napoleons Truppen zurückzuschlagen. Er begleitete Ludwig XVIII. bis nach Ecouen. Nachdem ihm der Befehl erteilt worden war, nach Paris zurückzukehren, konnte Rapp dem Ruf seiner alten Weggefährten Bertrand und Le Marois nicht widerstehen. Der Kaiser, der ihn am 22. März in den Tuilerien empfangen hatte, übertrug ihm am 25. März den Oberbefehl über das 5. Beobachtungskorps im Elsass – welches sich am 16. April zur Rheinarmee formieren sollte. Noch am 7. April, unmittelbar nach seiner Ankunft in Straßburg, übernahm er zusätzlich das Kommando über die 5. Militärdivision. Obwohl der anfängliche Enthusiasmus zu schwinden schien, demonstrierte Rapp eine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft: Er bereiste das Elsass von Haguenau über Sierentz bis Mulhouse, um General Lecourbe zu treffen, sämtliche Lagebegebenheiten zu erfassen und dem Kaiser Bericht zu erstatten. Aufgrund seiner Verdienste wurde er am 2. Juni zum Peer von Frankreich erhoben – und das, nachdem er am 13. Mai gerade als Vertreter des Haut-Rheins in die Kammer gewählt worden war.

Rapp stand mit rund 30.000 Mann einer feindlichen Übermacht gegenüber, denn während sich das 4. Korps der Nordarmee anschloss und deren linke Flanke freilegte, verfügten die Alliierten über 200.000 Soldaten. Am 13. Juni führte er 19.000 Mann entlang der Lauter in den Angriff und griff am 19. in Richtung Germersheim an, gleich nachdem der Sieg bei Ligny verkündet worden war. Doch verschwiegen Informationen über die Ereignisse in Waterloo zwangen ihn, sich wieder nach Straßburg zurückzuziehen, während die bayerische Truppe Wrède am 23. auf Sarreguemines marschierte. An der Lauterlinie retirierte er gemächlich und sicherte am 24. Juni die Stellung in Bergzabern. Am 26. Juni gelang ihm erneut, das Gebiet vor Haguenau zu erreichen, und am 28. stürmte er siegreich auf den Souffel, wobei seine 9.000 Mann 25.000 feindliche Truppen zurückdrängten. Er zog daraufhin in das wieder besetzte Straßburg ein. Trotz der Nachricht von einer Abdankung hob Rapp den Kopf und führte in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli einen Einsatz gegen die Gebiete Ober- und Mittelhausbergen durch. Am 22. Juli schloss er schließlich eine Militärkonvention für zehn strategische Standorte im Elsass, sodass jede Einheit ihre Position beibehalten konnte. Die darauffolgende Auflösung der Armee löste am 2. September in Straßburg einen raschen Aufstand der Dalousi aus, die innerhalb weniger Stunden 2,2 Millionen in ausstehenden Soldzahlungen einforderten, die Rapp nicht beschaffen konnte. Bereits am 4. September waren die Kampfhandlungen beendet, und zwischen dem 7. und 15. September entließ Rapp die Regimenter. Er erklärte sich selbst als „leidenschaftlichen Royalisten“ und betonte, dass „man vor allem Franzose sein müsse“. In einem Schreiben formulierte er: „Ich habe alles unternommen, um das Elsass in französischer Hand zu bewahren.“ Seinen Widerstand gegen die verschiedenen Besatzer – insgesamt rund 40.000 im Elsass – machte er unermüdlich geltend.

Nachdem Rapp am 16. September in den Ruhestand versetzt worden war, begann er mit den Vorbereitungen für eine neue Ehe. Er gewährte Fräulein Julie (Julie-Charlotte-Albertine Boettcher) und ihren in der Rue Plumet in Paris ansässigen Kindern Rentenzahlungen. Während sein Adjutant Marnier versuchte, Julie Boettcher zu überreden, wandte sich Rapp am 10. Oktober an Kriegsminister Clark, um die Genehmigung einzuholen, Albertine-Charlotte de Rotberg heiraten zu dürfen – sie stammte über ihre Mutter aus einer der ältesten Familien des Elsass, den Waldners von Freundstein. Die zivile Trauung fand am 12. Januar 1816 um 8 Uhr in Straßburg statt und aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor: Maximilien-Charles und Mélanie-Mathilde. In der Folge unternahm Rapp ausgedehnte Reisen in die Schweiz, wo er bereits im August 1816 das Schloss Wildenstein für 103.000 Franken erwarb. Gleichzeitig widmete er viel Zeit dem Schloss Rheinweiler, das im Besitz der Rotberg-Familie war und in dem er „weder von Ultras noch von Liberalen“ etwas zu hören bekam. Im Dezember 1818 traf er in Mulhouse den Herzog von Angoulême – der ihm nach der Evakuierung der Stadt durch die Alliierten die Ehre erwies zu verkünden, dass der König auf ihn zählte. Der Herzog betonte, dass all seine 25-jährige Verdienste dem König zuzurechnen seien. Zwei Briefe an seinen Freund und Bankier Paira vom 7. März 1819 verkündeten zudem, dass „Seine Majestät ihn zum Pari von Frankreich erhoben hat“ und baldige Schritte zur Vereidigung und Sitzungsaufnahme anstünden; zudem sollten 150.000 Franken an konsolidierten Drittmitteln die 400.000 Franken sicherstellen, die im Hauptbuch vorgesehen waren.

Anfang Oktober 1820 wurde Rapp in Paris im Zuge der Untersuchung des Prozesses gegen die Verschwörer vom 19. August vor dem Peersgericht festgenommen. Ab dem 26. November 1820 diente er als einer der ersten Kammerherren von König Ludwig XVIII. und übernahm zudem das Kommando über dessen Garderobe. Er befand sich an der Seite des Königs, als diesem die Nachricht vom Tode Napoleons überbracht wurde – wie ein Bericht im Moniteur vom 12. Juli 1821 über die mitfühlenden Worte des Herrschers belegte.

Rapp überlebte einige Monate länger, ehe er an einem Krebs des Pylorus (dem sogenannten Squire jener Zeit) starb. In seiner Trauerrede in der Kammer der Peers am 27. November 1821 bemerkte Graf Sparre:
„Der Schmerz, den unser unglücklicher Freund empfand, glich einer brodelnden Wut. In der Intensität seiner Empörung erschien er fast furchterregend. Das Schicksal hat ihm die höchsten Ehren verweigert – sei es, weil er zu sehr damit beschäftigt war, sich ihrer würdig zu machen, weil er sich weigerte, sie in Anspruch zu nehmen, oder weil der Friede den Preis seiner Verdienste aufschob.“

Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp
Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp
Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp
Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp
Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp
Das Grab von Maximilian Charles Michel Guillaume Jean Theodore (Comte) Rapp

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.529: Max Aman

Der Soldat Max Aman stammte aus Vilsbiburg und war der Sohn eines Hausbesitzers. Im Ersten Weltkrieg diente er als Fahrer im 1. bayerischen Pionier-Regiment, 1. Reserve-Kompanie. Am 25.06.1916 verstarb er im Alter von 35 Jahren in Martinsbuch, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Mengkofen, seiner Heimatstadt, an den Folgen seines Kriegseinsatzes.

Max Aman wurde auf dem Friedhof seiner Heimatstadt begraben und sein Grab dürfte heute noch existieren.

Seine Heimatgemeinde Vilsbiburg gedenkt noch heute Max Aman auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2010/vilsbiburg_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Max Aman
Rückseite des Sterbebildes von Max Aman

Das Grab von François-Nicolas Joseph Klie

Das Grab von François-Nicolas Joseph Klie entdeckte ich bei meinem letzten Aufenthalt in Colmar im Jahr 2025.

François Nicolas Joseph Klie, geboren am 13.09.1778 in Delle, entstammte einer Anwaltsfamilie und erwies sich früh als herausragender Artillerieoffizier. Während der Revolution und des Kaiserreichs nahm er an zahlreichen Feldzügen teil und wurde schließlich Kommandeur der Nationalgarde in Colmar im Jahr 1848.

Seine militärische Laufbahn begann 1796 als Leutnant in der Armee von Sambre-et-Meuse, gefolgt von einer Zeit im 4. Reiterregiment, in der er am Italienfeldzug teilnahm und in Neapel verwundet wurde. Ab 1803 diente er als Hauptmann im 5. Reiterregiment und war in den Feldzügen in Deutschland, Spanien und Frankreich aktiv. Er spielte eine Schlüsselrolle in Madrid als Direktor des Arsenals und leitete den Allgemeinen Park der Armeen.

Zwischen 1812 und 1815 war er als Stabschef des Bataillons in der Grande Armée tätig und kommandierte die Artillerie der 5. Division des 1. Korps während des Russlandfeldzugs. Verwundet in den Schlachten von Moskowa und Wuisma, kämpfte er auch an der Beresina und verteidigte Stettin, wo er schließlich gefangen genommen wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er 1815 Kommandeur der Artillerie in Belfort. 1820 wurde er zum Oberstleutnant befördert und 1828 zum Oberst der Artillerie ernannt, bevor er als Inspektor der Gießereien in Paris tätig war. 1848 übernahm er das Kommando über die Nationalgarde in Colmar, wo er verstarb und 1853 beigesetzt wurde.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1811 Ritter der Ehrenlegion, 1812 Offizier und 1838 Kommandeur. Während seiner 21 Dienstjahre absolvierte er insgesamt 15 Feldzüge, wobei er sich besonders in Schlachten wie Marengo, Austerlitz, Jena, Wagram, Moskowa und Beresina auszeichnete. Einige dieser bedeutenden Schlachten sind auf seinem Grabstein verewigt.

Am 28.09.1853 starb François-Nicolas Joseph Klie in Colmar.

Das Grab von François-Nicolas Joseph Klie auf dem Friedhof Colmar