Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.553: Simon Langlechner

Der Soldat Simon Langlechner wurde am 28.04.1883 in Straß geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Kastl, und war Pferdehändler. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 4. Kompanie des 2. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Am 02.10.1914 fiel er im Alter von 31 Jahren bei Fresnes-lès-Montauban in der Nähe von Arras in Frankreich.

Über den Todestag und die Todesumstände von Simon Langlechner berichtet die Regimentsgeschichte des 2. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments:

„1. Gefecht bei Fresnes (02.10.1914)

Am 02.10.1914 sollte das I. bayerische Reserve-Korps über Arras, das IV. und XI. Armee-Korps südlich davon und über Bapaume den bisher festgestellten feindlichen linken Heeresflügel schlagen. Vormarsch des Reservekorps bei etwas nebligem Wetter in zwei Kolonnen: 5. Reserve-Division rechts über Izel auf Bailleul Sir Berthoult, 1. Reserve-Division links um 8 Uhr vormittags von Brebières über Gavrelle nach Arras; Reserve-Infanterie-Regiment 1 und I./Reserve-Infanterie-Regiment 2 (nun Hauptmann a. D. Röder) in der Vorhut unter General von Kneußl.

II. (Haselmayr) und III. (Major der Reserve Foerst) und Maschinengewehr-Kompanie am Anfang des Gros, dieses unter General von Graf. In Fresnes hielt das Gros, auch der Divisions- und Korpsstab hielten dort. Vor der Front kein Feind festgestellt. Plötzlich um 11.45 Uhr vormittags Divisionsbefehl: „An die Gewehre! Feindliche Infanterie in unserer rechten Flanke aus Neuvireuil kommend, schon ganz nahe heran“. Der Divisionskommandeur wies persönlich den Regimentskommandeur auf die nahen französischen Schützen ein. So eine Überraschung war gerade recht für das kampflustige Regiment. Im Nu und bewundernswert exakt war das Bataillon Foerst (III.) im starken Feuer französischer Jäger entwickelt, Bataillon Haselmayr (II.) folgte zunächst als Staffel rechts. Alsbald verlängert die 8. das III. Bataillon, 5. und 7. traten demnächst gegen eine neue feindliche Bataillonsgruppe am feindlichen linken Flügel bei den fünf hohen Bäumen in ein verlustreiches Gefecht.

6. (Molenar) mit Maschinengewehr-Kompanie blieb bei Mauville-Ferme, wohin der Regimentsstab erfolgreich vorausgeeilt war. Die Ferme bot vorzüglichen Überblick, lag aber andauernd im feindlichen Artilleriefeuer.

2. Reserve-Brigade bei Fresnes blieb Reserve der Division. Die Vorhut Kneußl hatte zwischen Gavrelle und Fresnes ebenfalls nach der Flanke gegen Linie Neuvireuil – Oppy entwickelt und stand bald in schwerem Gefecht.

Die Artillerieabteilung Reuß stand zunächst gedeckt bereit zwischen Mauville-Ferme und Fresnes.

Trotz schärfster Beobachtung konnte von der 5. Reserve-Division, die ihrerseits so günstig gegen die Flanke unseres Gegners angesetzt war, nichts bemerkt werden; auch die Division war ohne Nachricht von ihr. Das Regiment entsandte Berittene zur Verbindung und Aufklärung auf Izel.

Da das Regiment durch das präzise Feuer der französischen Jäger fürchterlich litt, wurde die Batterie Seuffert der Abteilung Reuß zur Unterstützung des Angriffs auf den feind bei Mauville-Ferme in Stellung gebracht. Nach peinlich genauen Weisungen durch den Infanterie-Regimentskommandeur – nach den Erfahrungen von Mittersheim und Gondrexon – schloss sich die Batterie ohne Gabelbildung, nur von rückwärts her auf das Jägerbataillon bei den fünf Bäumen nach den Korrekturen des Regimentskommandeurs ein. Ein paar Schnellfeuerlagen hatten bald den durchschlagenden Erfolg, dass das französische Jägerbataillon total vernichtet war, worauf 5. und 7. Kompanie stürmen und der Lage gemäß mit III. Bataillon bis zum Eintreffen der 5. Reserve-Division in hinhaltendem Gefecht gegen das zäh verteidigte Neuvireuil bleiben konnten. Sie wurden von französischer gut versteckter Artillerie stark beschossen. Die Unterstützung unserer Infanterie, die schon die behelfsmäßigen Flaggen (um ein Beschießen durch eigene Artillerie hintanzuhalten) zeigte, durch Artilleriefeuer erschien zwecklos, weil die beiden Feuerlinien schon nahe aneinander waren.

Unterdessen war das Wetter sichtiger und eine feindliche Kavalleriemasse (Regiment oder Brigade) beim Wäldchen westlich Izel bemerkbar geworden. Batterie Seuffert wurde vom Regimentskommandeur nun darauf eingewiesen und jagte sie im Schnellfeuer unter Verlusten in tolle Flucht.

Nun erst war ein heftiger Kampf der 5. Reserve-Division bei Izel erkennbar. Eine gut gedeckte französische Artilleriegruppe war nach längerem Bemühen zwischen Izel und Wäldchen vom Regimentsstab festgestellt worden. Sie wurde nun von der herbeigeholten ganzen Abteilung Reuß, wiederum nach genauesten Weisungen des Regimentskommandeurs, im Rücken mit Feuer überfallen. Augenblicklich trat eine furchtbare Wirkung ein, die französische Artillerie raste geschützweise über eine Mühle zwischen Izel und Neuvireuil nach Westen zurück, wurde aber restlos von unserer Artillerie und der nächsten Infanterie zusammengeschossen. Die Geschütze blieben liegen.

Für die 5. Reserve-Division war damit, ohne dass sie wohl den Grund ahnte, eine gefährliche Kampftruppe erledigt und große Entlastung für sie eingetreten. Nun tauchte aber aus der Richtung Neuvireuil zur Unterstützung der Gruppe bei Izel französische Infanterie, etwa ein bis zwei Regimenter, auf. Der Regimentskommandeur, ständig mit dem Artillerieführer und dem Artilleriebeobachter beisammen, befahl das nun verstärkte Feuer der französischen Artillerie auf Mauville-Ferme, dem unter Anderen auch der Führer der 6. Kompanie, Leutnant der Reserve Molenar, zum Opfer gefallen war, nicht zu beantworten, sondern in Lauerstellung die neuaufgetretenene französische Infanterie im freien Gelände entwickeln zu lassen.

Als gegen 2 Uhr nachmittags mindestens ein französisches Infanterie-Regiment entwickelt und durch Geländewellen gegen unsere Infanterie gedeckt im Flankenmarsch vor uns sich ahnungslos dem Raume näherte, wo eben erst ihre Nachbarartillerie vernichtet worden war, befahl der Regimentskommandeur den von ihm in allen Einzelheiten vorbereiteten Feuerüberfall der Artillerie. Die Wirkung dieses Flankenfeuers war unbeschreiblich. Mit einem Schlage, wie elekrifiziert, rissen die Rothosen mit fliegenden Rockschößen unaufhaltsam aus, in nördlicher Richtung gegen Bois-Bernard und teilweise gegen die Mühle, von unserem geschmeidigen Artilleriefeuer mit einem Geschosshagel überschüttet. Damit war dem Regiment und der Abteilung Reuß ein seltener, glänzender Erfolg beschieden worden, dessen Früchte nun die 5. Reserve-Division, der der Weg rein gefegt worden war, mühelos ernten konnte. Die Wirkung trat etwa 5 Uhr nachmittags in Erscheinung. Der Flügel dieser Division (Brigade Hurt) kam ohne Kampf über die Mühle gegen Neuvireuil vor. Damit war auch für das I. Reserve-Korps der Sieg des Tages erstritten. Die Absicht der Franzosen (XX. Armee-Korps, unser Gegner von Crévic), das südlich bei Monchy stehende IV. Armee-Korps, den gestrigen deutschen rechten Heeresflügel mit drei Kolonnen, rechte über Bailleul, mittlere – scheinbar stärkste – über Neuvireuil und linke über Izel in der Flanke zu fassen, war durch den Vormarsch des Reservekorps, die siegreichen Kämpfe der 1. Reserve-Brigade, sowie das Vordringen der 5. Reserve-Division glänzend vereitelt worden. Noch machten Die Franzosen, die nun ihrerseits von der 5. Reserve-Division immer wirksamer in der Flanke getroffen waren und die Gefahr erkannten, den verzweifelten Versuch, mit ihrer zusammengefassten Artillerie den linken Flügel der 5. Reserve-Division am Weiterschreiten zu verhindern. Es gelang aber nur einen vorübergehenden Aufenthalt zu verursachen, namentlich auch, weil der nördliche Flügel dieser Division siegreich vordrang.

Während diese Entscheidung im Großen vorbereitet war, war den Bataillonen des Regiments eine der schwersten und verlustreichsten Aufgaben zugefallen: Den Feind in der Front bei und zu beiden Seiten Neuvireuil, selbst deckungslos, hinzuhalten, bis die unerwartet lange aufgehaltene 5. Reserve-Division flankierend die Entscheidung bringen konnte.

Das der Vorhut zugeteilte I. Bataillon, dessen Kommandeur, Hauptmann Röder, um 1.45 Uhr nachmittags gefallen war, hatte selbsttätig mit dem III. Bataillon zusammengearbeitet, dessen Kommandeur, Major Foerst, schwer verwundet worden war. Neben diesen focht das II. Bataillon (ohne die 6. Kompanie, die mit der Maschinengewehr-Kompanie Regimentsreserve geblieben war). In zähem Ringen hatten sie sich gegen den ausgezeichneten Feind herangearbeitet. Trotz schwerster Verluste hielten die Kompanien mit ihrem zahlreichen neuen Nachersatz rühmlichst aus. Beim Herankommen der 5. Reserve-Division setzte der Regimentskommandeur die Maschinengewehr-Kompanie beim I. Bataillon zur Vorbereitung des Sturmes erfolgreich ein. Ein Bataillon und eine Maschinengewehr-Kompanie der 2. Reserve-Brigade, die vorübergehend zur Verfügung standen, kamen nicht zum Einsatz. Im Garten der Mauville-Ferme beerdigte der Regimentskommandeur noch während des Gefechtes den Leutnant Molenar und einige Unteroffiziere.

Unter Führung des Generals von Kneußl hatte das Reserve-Infanterie-Regiment 1 links von uns schwere, aber siegreiche Kämpfe. Trotz aller Versuche auf verschiedenen Wegen war die Verbindung des Regiments mit dem Brigadekommandeur nicht erreicht worden.

Gegen 5 Uhr nachmittags befahl die Division der zurückbehaltenen 2. Reserve-Infanterie-Brigade über Neuvireuil nach Oppy vorzugehen. Das Reserve-Infanterie-Regiment 2 sollte den Angriff auf Neuvireuil mitmachen, dann aber dort sammeln. Ein Teil der Sanitätskompanie (Reserve-Sanitäts-Kompanie 1) leistete um diese Zeit im Zurückbringen der Verwundeten des Regiments über freies Feld zur Mauville-Ferme Hervorragendes. Der Angriff der 2. Brigade kam erst nach Eintritt der Dunkelheit zur Ausführung. Das Regiment sammelte um 7.15 Uhr abends an der Straße Fresnes-Neuvireuil. 1., 6. und 7. Kompanie räumten das Gefechtsfeld auf, auf dem der Feind eine überraschend große Zahl an Toten hatte liegen lassen.

Ortsunterkünfte: Biache, Eintreffen dort 12 Uhr Mitternacht.

Verluste: 6 Offiziere tot, (Hauptmann a. D. Röder, Leutnant der Reserve Molenar, Offiziersstellvertreter Schuster, Piechler, Gierisch, Reichhold), 11 verwundet (Major der Reserve Foerst, Leutnant der Reserve Manneberg, Gombart, Geßner, Pötzsch, Offiziersstellvertreter Vogel, Götz, Hebauer, Lange, Barnertzoi, Arnold), 167 Unteroffiziere und Mannschaften tot, 345 verwundet.

Offiziell ist für Simon Langlechner keine Grablage bekannt, ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy beigesetzt wurde, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die am gleichen Tag fielen, u. a.

  • Infanterist Michael Wirthmüller, gefallen am 02.10.1914 bei Fresnes, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab;
  • Infanterist Michael Buchner, gefallen am 02.10.1914 bei Fresnes, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab;
  • Gefreiter Johann Baptist Giedl, gefallen am 02.10.1914 bei Gavelle, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab;
  • Infanterist Michael Wirthmüller, gefallen am 02.10.1914 bei Fresnes, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab;
  • Infanterist Andreas Wolfswinkler, gefallen am 02.10.1914 bei Fresnes, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab;
  • Vizefeldwebel Wichard Schuster, gefallen am 02.10.1914 bei Fresnes, begraben auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Kastl gedenkt Simon Langlechner noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2010/kastl_1701-15_1870-71_wk1u2_bay.htm

 

Sterbebild von Simon Langlechner
Rückseite des Sterbebildes von Simon Langlechner

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.552: Simon Schwarz

Der Soldat Simon Schwarz stammte aus Saulgrub in Bayern und war Landwirt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Landwehrmann in der 1. Kompanie des Landsturm-Bataillon-Weilheim. Am 07.08.1915 fiel er in den Vogesen.

Man begrub Simon Schwarz auf dem Soldatenfriedhof Senones in Block 1, Grab 237.

Sterbebild von Simon Schwarz
Rückseite des Sterbebildes von Simon Schwarz

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.549: August Lory

Der Soldat August Lory wurde am 11.12.1895 in Zwingen geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Trauchgau. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterist in der 7. Kompanie des 2. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 27.05.1916 fiel er während der Schlacht um Verdun bei Thiaumont im Alter von 20 Jahren durch eine Granate.

Man begrub August Lory auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Trauchgau gedenkt August Lory noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/halblech-trauchgau_1866_1870-71_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von August Lory
Rückseite des Sterbebildes von August Lory
Eine Feld-Postkarte von August Lory aus dem Jahr 1915
Rückseite der Feld-Postkarte von August Lory

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.548: Adolf Hofmann

Der Soldat Adolf Hofmann stammte aus Lichtenberg Naila in Bayern und war Bankbeamter. Im Ersten Weltkrieg diente er als Unteroffizier der Reserve in der 4. Kompanie des 2. badischen Grenadier-Regiment Nr. 110. Am 20.08.1914 fiel er bei der Erstürmung der Höhen von Bruderdorf (französisch: Brouderdorff)

Über den Todestag und die Todesumstände von Adolf Hofmann berichtet die Regimentsgeschichte des 2. badischen Grenadier-Regiments Nr. 110:

„Und dann brach der 20. August an, wiederum ein Tag in der Geschichte des Regiments, reich an Opfern, aber auch reich an Ehren, der Tag von Brudersdorf. Schon um 5 Uhr morgens wurde das Artilleriefeuer von halb links vorwärts her wieder hörbar, bald danach gegen 5 1/2 Uhr morgens auch Infanteriefeuer aus der Gegend Hommert – Wachenberg. Inzwischen war uns bekannt geworden, dass es heute zum Angriff vorwärts gehen solle. Um 7 Uhr morgens gab der Brigadekommandeur Befehl zum Vorgehen. Um 7.45 Uhr vormittags wurde der Vormarsch angetreten. Im Verbande der Brigade folgte das Regiment im Gros dem Leibgrenadier-Regiment 109. Die Marschrichtung ging über Arzweiler (französisch: Arzviller) auf Niederweiler(französisch: Niderviller). Nach öfterem Halt war um 10 Uhr vormittags Forsthaus Glasematten erreicht., Hier sahen wir zum erstenmal, wie die Franzosen gehaust hatten. Zerschlagene Möbel, aufgerissene Schubladen und Schränke, deren Inhalt auf dem Boden zerstreut war, gröbste Verschmutzungen waren ihre Spuren. Von hier aus sollte im weiteren Vorgehen unsere 55. Brigade Anschluss an die links vorgehende 56. Brigade halten. Sie entfaltete sich, wobei Grenadier-Regiment 109 links vorwärts ging, Grenadier-Regiment 110 geradeaus blieb. Da erhielten wir plötzlich im freien Gelände Artilleriefeuer, gegen das wir erst Deckung erhielten, als wir durch den vorliegenden Wald der feindlichen Sicht entzogen wurden. Trotzdem sich die Bataillone und Kompanien in kleine Ziele auseinander gezogen hatten, konnten Verluste nicht vermieden werden. Eine Schrapnellkugel hatte auch den sich durch sein unerschrockenes Beispiel stets auszeichnenden Vizefeldwebel Reibel der 10. Kompanie außer Gefecht gesetzt. In der Ferne sahen wir zurückgehende Infanteriekolonnen; leider gelang es den zwischen uns auffahrenden Batterien des Feldartillerie-Regiments 14 nicht mehr, diese zu fassen.

Nach etwa einstündigem Halt ging es gegen 12.30 Uhr nachmittags weiter durch den Wald in der allgemeinen Richtung Bruderdorf. Das III. Bataillon ist vorn, ihm folgt das I., dann das II. Bataillon. III. sollte vorläufig nicht über den Südrand des Waldes hinausgehen. Als das III. Bataillon sich am Waldrande zeigte, schlug ihm plötzlich von der gegenüberliegenden, zwischen Wald und Bruderdorf liegenden Höhe 306 lebhaftes Feuer entgegen, das sich bald zu größter Heftigkeit steigerte. Sofort traten beim III./110. empfindliche Verluste ein, die noch stärker beim dahinter befindlichen I. Bataillon durch die über das III. Bataillon hinweggehenden Geschosse waren. Die Franzosen schossen zu hoch. Noch konnte der tapfere, treffliche Kommandant des I. Bataillons, Oberstleutnant Ernst Moritz von Arndt, ein Enkel seines berühmten Großvaters, die Entfaltung seines Bataillons befehlen, seine Kompanien rechts neben das III. Bataillon in die vordere Linie setzen, als ihn ein feindliches Geschoss in die Brust traf. Nach Karlsruhe ins Lazarett gebracht, erlag er nach einigen Wochen seiner schweren Verletzung. Nach einem Jahr hatte seine Gattin auch den Verlust des einzigen Sohnes zu beklagen. Das II. Bataillon mit den Maschinengewehren wurde durch den Regimentskommandeur nach dem Südosteingang von Niederweiler gewiesen, um hier zum schrägen Angriff gegen den dem I. und II. Batallon gegenüberstehenden Feind bereitzustehen. Ein beim Regimentskommandeur befindlicher Artillerieoffizier wurde nach Glasematten zurückgeschickt, um von dort Batterien in beschleunigter Gangart heranzuholen, die erst hier vorwärts des Waldgeländes in Wirkung treten konnte. Da es zu lange dauerte, galoppierte auch Oberleutnant Ruland, der Regimentsadjutant, dorthin, um die Artillerie so schnell wie möglich heranzuholen. So war immerhin noch eine für das weitere Vordringen günstige Entfaltung und Entwicklung des Regiments geglückt. Aber die Schwierigkeit diese Bewegungen, die, wie erwähnt, nicht ohne beträchtliche Verluste in einer Entferung von weniger als 1.000 Meter vom Feinde ausgeführt wurden, war groß. Fortgesetzt fegten die feindlichen Geschossgarben, vermischt mit absplitternden Baumästen, zu denen sich bald die über uns zerspringenden Schrappnells gesellten, durch den Wald. Hatte die Nahaufklärung versagt? Wieder waren wir um eine Kriegserfahrung reicher geworden. Bei Friedensübungen wären wir schwerlich in eine solche missliche Lage gekommen, und auch hier verließ man sich wohl auf die Manövererfahrung, dass wir an der Straße Niederweiler – Oberweiler längst die Meldung der Kavallerie gehabt hätten, wenn die Höhe 306 diesseits Bruderdorf vom Gegner besetzt sei. Unsere wackeren 5. Jäger zu Pferd, denen es nie an Schneid fehlte, hatten vollauf ihre Schuldigkeit getan. Aber wie schwer ist es für den aufklärenden Reiter, nahe genug an den Feind heranzukommen. Entweder ist er sehr bald Beute eines feindlichen Schützen, oder der Feind entzieht sich seinem Blick, wenn es zu weit abbleibt, worin der Franzose, wie wir schon in den vorausgegangenen Gefechtstagen gemerkt hatten, große Geschicklichkeit zeigte. Mehr und mehr zeigte uns der Krieg, wie angesichts der dauernd gesteigerten Waffenwirkung sich die Aufklärung durch Kavalleriepatrouillen immer mehr erschwerte, sich mehr und mehr dem Aufgabengebiet der Kavallerie entzog und den Fliegern zufiel. Wie sehr uns hier die Nähe des Feindes überraschte, zeigt das Abenteuer des Regimentsstabes und des Stabes des II. Bataillons, die nach Niederweiler vorauseilten und dort in das Feuer französischer Schützen gerieten, die sich in den dortigen Häusern eingenistet hatten. Alles bis zum Kommandeur herauf blieb nichts übrig, als sich hinzuwerfen und selbst das Gewehr zur Hand zu nehmen. Hätten die Franzosen später geschossen, wäre wohl niemand mit dem Leben davongekommen. So ging die Sache mit der leichten Verwundung eines Meldreiters und zweier Radfahrer noch glimpflich ab. Vor dem herankommenden II. Bataillon räumten die Franzosen – es mögen nur Gefechtspatrouillen gewesen sein – das Dorf. Inzwischen – es war 1.30 Uhr nachmittags geworden – hatte sich ein lebhaftes Infanteriegefecht entwickelt, bei dem unsere ruhig zielenden Grenadiere bald die Oberhand gewannen, in das auch mit Schrägfeuer die von Niederweiler aus vorgehenden Kompanien des II. Bataillons und hauptsächlich auch die Maschinengewehre eingriffen. Unter diesem Drucke räumte der Gegner die Höhe 306 und wich in das etwas tiefer gelegene Bruderdorf zurück. Ihm nach drängte alles auf die Höhe 306, wo es zum erneuten heftigen Kampfe gegen den Nordrand von Bruderdorf verteidigenden Gegner kam. Aber nicht konnte die Hundertzehner in ihrem Vordringen aufhalten. Schon war es schwer festzustellen, wie die Reihenfolge der Kompanien in vorderer Linie war. Vielfach waren Schützenzüge dort eingeschoben, wo sich Lücken zeigten. Es waren ja alles Kaisergrenadiere, die zusammen gehörten. Jeder Kompanieführer, jeder Zugführer raffte einen Teil der vorderen Linie unter seinen Befehl zusammen; einer richtete den anderen auf, wenn das Stöhnen der Verwundeten, das Krachen der zahlreich einschlagenden Artilleriegeschosse die Nerven bis aufs Höchste anspannte, sie zu zerreißen drohte. So mancher brave Gefreite und Grenadier war den Kameraden ein Beispiel von Ruhe und Tapferkeit. Unerschütterlich war der Drang nach vorwärts. „Auf, marsch, marsch!“, dieses Kommando allein konnte uns aus der Hölle auf der Höhe 306 befreien. Und es wurde gegeben. Von wem zuerst? Die Hornisten bliesen „Rasch vorwärts!“, die Tambours schlugen den Sturmmarsch. Hauptmann der Reserve Sepp fiel vor seiner 10. Kompanie, Leutnant von Oppelns-Bronikowski wurde tödlich verwundet. Mit Hurra ging es ins Dorf, Bruderdorf war um 3.30 Uhr nachmittags unser, weit voran auf dem äußersten rechten Flügel die 6. Kompanie unter Leutnant Schede (Hans Georg). Beim Herausbrechen aus dem westlichen Dorfrand fielen der Führer der 6. Kompanie, Leutnant Schede (Hans Georg) (Hans Georg Schede aus Freiburg im Breisgau, gefallen am 21.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in Block 1, Grab 389), und sein Offizier, Leutnant Lamey, fast gleichzeitig. Überall sah man, wie die Franzosen zurückgingen, unbeschossen von den vorstürmenden Unsrigen, aber noch ein Ziel für unsere Maschinengewehre. Bei Erreichung des Dorfrandes fanden wir keinen wehrfähigen Gegner mehr vor. An zahllosen Toten und Verwundeten vorbei drangen wir in das Innere und bis zum jenseitigen Rand vor. Viele Häuser, auch das Dach der Kirche, standen in Flammen. Das große Zifferblatt der Kirchenuhr lag auf der Straße. Von Südwesten her war das Bataillon Hertzberg der Leibgrenadiere mit in das Dorf gedrungen. Nun galt es, zunächst wieder Ordnung zu schaffen, die Verbände wieder herzustellen. Besonders am linken Flügel waren die Hundertneuner und Hundertzehner stark durcheinander gekommen, sogar Teile des Regiments 111, die wohl von ihrem weiter links stehenden Regiment abgekommen waren, hatten sich unserem Vordringen angeschlossen. Sie blieben mehrere Tage bei uns und nahmen an unseren Kämpfen teil. Auf dem rechten Flügel war inzwischen Anschluss gewonnen an Infanterie-Regiment 113, das linke Flügelregiment der 29. Division, die auf Schneckenbusch vorgegangen war. II./110 sammelte sich im östlichen, III./110 im westlichen Teil, I./110 in der Mitte von Bruderdorf. Mit berechtigtem Stolz durften wir uns unseres Sieges erfreuen; aber ohne kostbares Blut war er nicht erkauft. So mancher brave Grenadier wurde beim Sammeln auf seinem Platze vermisst, tot oder verwundet lag er auf dem gefechtsfeld. Von Offizieren waren Hauptmann der Reserve Sepp, die Leutnants Schede (Hans Georg), von Oppeln-Bronikowski und Lamey gefallen; Oberstleutnant von Arndt, Oberleutnant Winterer, Leutnant Hallström, Leutnant der Reserve Schick, Hoffmann, Becker, Morkel, Feldwebelleutnant Quentin verwundet. Von Arndt erlag am 05.09.1914 seiner Verwundung.

Aber es sollte uns der Aufenthalt in Bruderdorf vom Feinde noch strittig gemacht werden. Bis zum Abend schlugen feindliche Artilleriegeschosse ein, krepierten über den Dorfgassen französische Schrapnells. Weitere Verlusten konnten wir uns zwar durch dichtes Heranstellen an die Häuser und in den Kellern entziehen. Immerhin war der Eindruck so stark, dass hier und da Vorschläge zur Räumung des Dorfes laut wurden, denen natürlich nicht stattgegeben werden konnte.

Um so überraschender kam uns daher der Befehl, dass die Brigade geschlossen nördlich Höhe 306 biwakieren werde, das Regiment dorthin zurückkehren solle. Nur widerstrebend und nach Ausspruch der Bitte, in Bruderdorf bleiben zu dürfen, musste der Befehl ausgeführt werden.

Das Regiment verbrachte die Nacht in dem durch brennende Gehöfte des Dorfes erleuchteten Biwak dicht nördlich Niederweiler. Stabsarzt Dr. Meßmer hatte den Verbandplatz in Niederweiler eingerichtet. Er berichtet darüber in seinem Tagebuch: „Ich ritt zum Dorf Niederweiler und suchte die Schule und später die Kirche zur Verwundetenlagerstätte aus. Der Bürgermeister und der Pfarrer waren sehr entgegenkommend. Alle Verwundeten, die zum Teil noch bis spät in die Nacht auf dem Gefechtsfelde aufgelesen wurden, wurden versorgt. Dr. Heimann hatte inzwischen für Leutnant Hallström, der an der Schulter verwundet eingeliefert wurde, ein Zimmer mit Bett aufgetrieben. Auch Stabsarzt Luckow und Assistenzarzt Knieper fanden sich ein.“

Offiziell ist für Adolf Hofmann keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass seine Gebeine anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle beigesetzt wurden, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Gefreiter August Götz, gefallen am 20.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in einem Massengrab;
  • Reservist Friedrich Rätz, gefallen am 19.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in einem Massengrab;
  • Reservist Friedrich Becker, gefallen am 20.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in einem Massengrab;
  • Grenadier Peter Flick, gefallen am 20.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in einem Massengrab;
  • Gefreiter Heinrich Rippert, gefallen am 19.08.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in einem Massengrab.

 

Todesanzeige von Adolf Hofmann
Sterbebild von Adolf Hofmann

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.547: Joseph Brandlhuber

Der Soldat Joseph Brandlhuber wurde am 13.04.1889 in Lichtenhaag geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Gerzen. Er war ehemaliger Hausmeister im Klerikerseminar Freising und Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg diente er als Landsturmmann in der 12. Kompanie des 16. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments, dem Regiment, in dem auch Adolf Hitler diente. Während der Schlacht an der Somme wurde er am 09.10.1916 bei Le Barque am Kopf schwer verletzt. Am 11.10.1916 verstarb er an dieser Verwundung im Alter von 27 Jahren in einem Feldlazarett an der Somme.

„Am 9. und 10. Oktober wurde Le Barque wiederum heftig mit Gasgranaten beschossen, wodurch bei der Infanterie-Pionier-Kompanie allein 80 Mann erkrankten.

Das Kennzeichen für diese Tage ist die große Abnahme der körperlichen und seelischen Widerstandskraft der Mannschaft. Volle 8 Tage befanden sich nun die Kompanien in vorderer Linie oder in bereitschaft zwischen der Kampfstellung und Le Barque, die vielfach stärker als der vordere Graben unter schwerem feuer litt. Die Mannschaft krankte infolge der kalten Verpflegung, der Ungunst der Witterung und des Mangels an trockenen Lagerplätzen sehr unter Durchfall, in manchen Kompanien ein Viertel bis ein Drittel der Leute. Der andauernde Mange an Nachtruhe wirkte erschöpfend, das ständige Artilleriefeuer zermübte die Nerven. Die Kompanien verlangten dringend Ablösung. Auf Anträge des Regiments bei der brigade wurde erwidert, die Mannschaften sollten noch kurze Zeit aushalten, die Division würde bestimmt bald ablösen. Der Mann im Graben begann auf Ablösung in der nächsten Nacht zu hoffen, er nahm nochmals alle Kräfte zusammen, um desto schwerere Enttäuschung und Ermattung anheimzufallen, wenn er sich in seinen Erwartungen betrogen sah. Da sich dieser Vorgang zwei- dreimal wiederholte, begann ein vernichtendes Gefühl der Verlassenheit Platz zu greifen. Sonst ruhige und vernünftige Leute wurden gereitzt und begannen, dieser Stimmung in Meldungen und Anträgen Luft zu machen. Der furchtbare Ernst der Lage erhellte aus einer Meldung des I. Bataillons: „In den Nachrichten der letzten Tage häufen sich immer mehr die Meldungen, dass die Kräfte der Truppen sinken. Kranke, Dienstunfähige durch Verschüttung, Durchfall, seelische Depression häufen sich, abgesehen von den direkten Gefechtsverlusten in einer Weise, dass ich es für meine Pflicht halte, darauf aufmerksam zu machen, weil Gefahr besteht, dass weitere feindliche Angriffe nicht mehr den Widerstand finden, der notwendig ist, um die bisherigen schönen Erfolge festzuhalten.“ Es war kein Wunder, dass Verzweiflung tiefe Furchen in die Gesichter grub und sich auch in die Herzen tapferer Männer schlich. Tag für Tag sahen sie rechts und links ihre Kameraden sterben, sie stolperten im Kampf über deren Leiber und konnten an den Fingern beider Hände abzählen, wieviele Tage genügen würden, bis der letzte Mann der Kompanie von Schlacht und Tod verschlungen sei.“

Zwei weitere Brüder waren beim Tod von Joseph Brandlhuber bereits im Krieg gefallen, u. a. sein Bruder Alois, den ich am 21.04.2025 bereits vorgestellt habe.

Man begrub Joseph Brandlhuber auf dem Soldatenfriedhof Neuville-St.Vaast in Block 27, Grab 1.409.

Sterbebild von Joseph Brandlhuber
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Brandlhuber

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.546: Jakob Plötz

Der Soldat Jakob Plötz stammte aus Unterbachham, eine Ortsteil der bayerischen Gemeinde Gangkofen, und war Tagelöhner, wohnhaft in Sturzenreit in Niederbayern. Im Ersten Weltkrieg diente er als Landwehrmann in der 9. Kompanie des 1. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Am 05.06.1915 fiel er im Alter von 30 Jahren bei Fampoux und St.-Laurent (Arras) durch einen Granatschuss in den  Schützengraben.

Offiziell ist für Jakob Plötz keine Grablage bekannt. Ich bin mir jedoch sicher, dass er, wenn noch sterbliche Überreste geborgen werden konnten, diese anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy beigesetzt wurden, der nur wenige Kilometer entfernt von seinem Sterbeort liegt.

Sterbebild von Jakob Plötz

Rückseite des Sterbebildes von Jakob Plötz

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.539: Alois Huber

Der Soldat Alois Huber stammte aus Onichreit, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Gerzen, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 3. bayerischen Brigade-Ersatz-Bataillons. Am 05.04.1916 (Verlustlisten und Volksbund: 04.04.1916) verstarb er im Alter von 21 Jahren im Lazarett Straßburg an einer Krankheit.

Man begrub Alois Huber auf dem Soldatenfriedhof Strasbourg-Cronenbourg in Block 5, Grab 41.

Zwei weitere Brüder fielen ebenfalls im Ersten Weltkrieg, sind auf dem nachfolgenden Sterbebild dargestellt und wurden bereits früher mit ihren Sterbebildern vorgestellt:

  1. Stephan Huber ⇒ Sterbebild und Schicksal (Beitrag vom 25.04.2025)
  2. Simon Huber ⇒ Sterbebild und Schicksal (Beitrag vom 10.09.2018)

 

Sterbebild von Alois Huber
Rückseite des Sterbebildes von Alois Huber

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.538: Josef Friedl

Der Soldat Josef Friedl wurde am 05.04.1897 in Stich geboren, einem Ortsteil der heuigen bayerischen Gemeinde Oy-Mittelberg, und war der Sohn eines Landwirts und Krämers. Er selbst war landwirtschaftlicher Arbeiter. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 8. Kompanie des 20. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Verdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet. Am 04.04.1918 fiel er im Alter von 20 Jahren bei Moreuil.

Über den Todestag und die Todesumstände von Josef Friedl berichtet die Regimentsgeschichte des 20. bayerischen Infanterie-Regiments:

„04.04.1918 Langsam dämmert der Tag herauf. Zwischen Wolkenfetzen ganz kurz im Osten blutiges Rot. Die wenigsten haben es gesehen. Vorbei – Regenschauer gehen nieder und alles hüllt sich fröstelnd ein. Da, Punkt 6 Uhr lösen sich mit einem Schlag aus allen Geschützrohren die Granaten und sausen über die Köpfe hinweg. Morisel erschüttert unter ihren Einschlägen. Das ganze Dorf ist in eine Wolke von Staub und Rauch gehüllt; so geht das Feuer weiter, ab- und anschwellend bis 8 Uhr.

Inzwischen hat sich das I. Bataillon aus der Stadt heraus über die Eisenbahn- und Schlossbrücke herum verschoben und umschließt Morisel von Südosten.  8.10 Uhr, wie es der Bataillonskommandeur Hauptmann Baumann befohlen hatte, brechen gleichzeitig 3., 4. und 2. Kompanie zum Sturm gegen je einen der drei Ortseingänge vor. Der tapfere Feind wehrt sich verzweifelt hinter seinen Barrikaden. Junge Zwanziger, werdet ihr würdig sein den Ahnen, die um Bazailles gerungen? Fortgerissen von den Führern drängte alles unaufhaltsam vorwärts. Schon jubelt Leutnant der Reserve Schaul (Hans Schaul, gefallen am 04.04.1918, begraben auf dem Soldatenfriedhof Caix in Block 1, Grab 599) der 4. Kompanie, ein von seinen Leuten vergötterter junger Zugführer im Vollgefühl des Sieges, da streckt ihn ein Herzschuss nieder. Hören wir, was der tapfere Führer der 4. Kompanie, Leutnant der Reserve May, schrieb:

<<Unter dem Schutze rechtzeitig heraneilender Maschinengewehre, die den Ortsrand niederhielten, arbeitete sich die Kompanie heran und drang in die Ortschaft ein. Auf der verhältnismäßig kurzen Strecke aber lagen viele, die nicht mehr weiter konnten. Ein Maschinengewehrführer streckte dem Kompanieführer sein Maschinengewehr hin: „Meine Leute sind tot, mir selbst beide Schenkel durchschossen“. Ein Blick auf so manchen getreuen – weiter! In der Ortschaft tobte schon der Kampf. Der Gegner hielt sich mit staunenswerter Zähigkeit. Von Dächern, aus Fenstern und Kellerlucken, ja sogar durch die Lehmwände krachten die Schüsse der verbissenen Feinde, die erst der blanken Waffe sich ergaben. Haus um Haus musste genommen werden. Es ist selten mit gleicher Wut gekämpft worden. – Endlich gegen 9 Uhr war der jenseitige Ortsrand erreicht, aber noch immer krachten drinnen die Schüsse verzweifelt sich wehrender Feinde>>.

Neben den vielen Toten und Verwundeten barg der Ort noch fast 100 unverwundete Franzosen, die als Gefangene abgeschoben wurden.

Während des Ringens des I. Bataillons um Morisel hatte sich das III. Bataillon – in drei Tressen gegliedert – durch rasches Zugreifen in den Besitz des Höhenausläufers südwestlich des Ortes gesetzt und stieß nun, trefflich unterstützt von seinen überhöhend feuernden schweren Maschinengewehren durch den tief eingeschnittenen Grund a vor. Die Besetzung am Waldrand hielt nicht lange stand. 9. und 10. Kompanie fanden – ziemlich gleichzeitig eindringend – dort nur Schwerverwundete und Tote. Dagegen war im Innern des Waldes ein schwer zu fassender Stützpunkt mit Schussmöglichkeit nach allen Seiten von der Feuerwalze der Artillerie nicht gefasst worden. Er machte viel zu schaffen, wurde aber dann von der 9. Kompanie unter dem trefflichen Leutnant der Reserve Kugel gestürmt. Die am jenseitigen (nördlichen) Waldrand angekommenen Kompanien hatten den Eindruck, dass der Feind die Höhe mit dem Wald b hartnäckig verteidigen würde. Vor dem Wald und aus ihm schlug den vorfühlenden Spähern kräftiges Feuer entgegen. So baute der umsichtige Bataillonskommandeur, Major Bauer, erst erneuten Feuerschutz durch die schweren Maschinengewehre der 3. Maschinengewehr-Kompanie auf, ehe er die Kompanien zur Fortführung des Angriffes freigab.

Das I. Bataillon hatte nach notdürftigem Ordnen der Verbände und Neueinsatz von Maschinengewehren am Nordwestausgang von Morisel nicht gezögert, den Angriff gegen die Höhenausläufer ostwärts des Waldes a fortzusetzen. Hinter ihm wurde das preußische Reserve-Infanterie-Regiment 90 der 54. Infanterie-Division durch Moreuil und Morisel gezogen. Es sollte sich in schmaler Front und tiefer Gliederung rittlings der Straße Morisel – Castel zum Angriff entwickeln. Dank der gründlichen Arbeit, die das III. Bataillon im Wald a geleistet hatte, kam das I. Bataillon, anfangs gut vorwärts, sah sich aber dann aus der Höhe ostwärts des Waldes b der gleichen energischen Abwehr gegenüber, wie links das III. Bataillon. Dazu kam noch Flankenfeuer aus den kleinen Waldstücken im Avre Grund. Ja sogar vom Kirchhof Moreuil und von einer Geländefalte nordöstwärts davon fegte Maschinengewehrfeuer herüber. Der Nachbar rechts hing offensichtlich noch erheblich zurück. So war auch das I. Bataillon zu einer Atempause gezwungen, die der umsichtige Bataillonskommandeur zur Neugruppierung benützte.

Nach 10 Uhr, als die Kompanien des Reserve-Infanterie-Regiment 90 kaum noch vorne gewonnen hatten, ging der Angriff der beiden Bataillone wieder vorwärts. und ohne Unterlass rann der Regen auf den tiefen Ackerboden, die tapferen Kämpfer in Lehmklumpen verwandelnd. Schwer war der Angriff auf Wald und Höhe b. Ein zäher, verbissener Gegner in den zahlreichen Nestern des Angriffsobjektes und neben dem allerdings abgeschwächten Flankenfeuer von rechts und solches von links, denn das benachbarte 15. Infanterie-Regiment lag noch im schweren Ringen um Anchin-Ferme.

Welche Krisen die mehr und mehr vermischten Kompanien durchzumachen hatten und mit welch heldenhaftem Mut gefochten wurde, bezeugen die Tagebuchaufzeichnungen zweier Kampfteilnehmer:

Leutnant der Reserve May schrieb:

<<Die Kompanien waren längst nicht mehr einheitlich. Feindliches Maschinengewehrfeuer machte zunächst ein weiteres Vordringen über den feindwärtigen Hang der Höhe a unmöglich. Die Maschinengewehre der Franzosen auf Höhe b hatten glänzendes Schussfeld. Da brachte der BataillonskommandeurHauptmann Baumann selbst die beiden Reserve-Maschinengewehre der Maschinengewehrkompanie mit vor, die auf Höhe a Stellung bezogen. Die Niederhaltung des Gegners gelang so gut, dass die Überwindung des steilen Hanges nun keine großen Schwierigkeiten mehr machte. Meine Kompanie hatte aber bis dahin derart große Verluste, dass der Angriff ohne Unterstützung nicht mehr vorzutragen war. Zufällig kam die 9. Kompanie 15. Infanterie-Regiment, die ohne Führer im Gelände herumlief, heran und stellte sich unter mein Kommando, worauf eine dichte Schützenlinie formiert wurde, um den Gegner auf Höhe b im raschen kräftigen Stoß zu überrennen. Bis auf Sturmentfernung kam die Abteilung an den Gegner heran. Dann aber packte alle der Wahn, man sei zu schwach zum Sturm. Hinter den Tornistern Deckung suchend, feuerte die ganze Linie. Der Feind, der zum Teil abgeschnallt hatte, fasste neuen Mut und schoss lebhaft. Wie dann einzelne Verwundete zurückglitten, die teilweise scheußliche Verletzungen erlitten hatten, war die Abteilung nicht mehr zu halten und sprang in den Grund zurück. Der Bataillonskommandeur bemerkte die Zeichen, die ich oben liegenbeleibend mit dem Taschentuch gab und schickte die bisher als Reserve folgende 1. Kompanie zur Unterstützung vor. Diese nahm die im Grunde liegenden Teile der 4. Kompanie wieder mit vor. So wurde der Feind überrannt.>>

Ein Angehöriger der 9. Kompanie hatte sich unter dem drischen Eindruck der Geschehnisse aufgezeichnet:

<<Uns voran stürmte unser schneidiger Kompanieführer, Leutnant der Reserve Kugel, der einmal Spielmann das Horn abgenommen hatte und ohne Unterlass das Signal Vorwärts blies. Kaum zu folgen vermochten wir ihm. Er schien gefeit gegen alle Kugeln, die nur so um unsere Ohren pfiffen. Vizefeldwebel Bach mit ettlichen Leuten der 10. Kompanie hatte sich Leutnant Kugel angeschlossen und leistete ihm Hilfe in dem wildverwegenen Draufgehen. Schon winkte das Endziel, ein bewaldeter Höhenrücken westlich Castel, der Sénecat-Wald. Doch vor der Ortschaft stellte sich der Gegner nochmals und setzte sich ganz verzweifelt zur Wehr. Ein französischer Offizier zu Pferd rott hinter seinen Truppen her und trieb sie mit dem Säbel in der Hand uns entgegen. Unbekümmert jedoch um die dutzendfache Übermacht stürmte ihnen Leutnant Kugel mit seinem Häuflein entgegen, ohne jegliche Verbindung und Unterstützung von rückwärts. Für ihn gab es kein Zurück. Mit Offiziers-Stellvertreter Gabler, Vizefeldwebel Bach, einem leichten Maschinengewehr und einigen beherzten Mannschaften packte er den Franzmann ungestüm an, der sich schließlich mehr und mehr aus dem Staube macht, da er einen Zusammenstoß mit unseren bayerischen Löwen scheute. Teuer war die Höhe erkauft. Von dem schneidigen Stoßtrupp war nur mehr Vizefeldwebel Bach und ein Maschinengewehrschütze übrig geblieben. Der junge Führer, Leutnant Kugel, und die übrigen hatten ihr Leben für‘ s Vaterland gelassen und lagen in ihrem Blute. Aber das Beispiel des tapferen Heldenhäufleins riß alle Nachfolgenden vor.>>

Es war fast 15 Uhr geworden, als keuchend und todmüde die Angriffsspitzen des Regiments die Straße Castel – Rouvrel überschritten, gleichzeitig waren die Neuniziger mit Schwerpunkt von der Talseite her in Castel eingedrungen und boten so endlich eine sichere Flügelanlehnung. Dagegen machte die Lage in der linken Flanke ernsteste Sorge. Das 15. Infanterie-Regiment hatte bei aller Bravour gegenüber dem rasenden Maschinengewehrfeuer aus dem Nordostrand von Rouvrel und Mon Ideé seine Angriffsrichtung nicht einzuhalten vermochte und sich mit erheblichen Teilern in den Wald b verschoben. Trotzdem ließen sich unsere Bataillone nicht aufhalten. Sie drangen mit letzter Kraft in den Wald ein und erreichten am rechten Flügel schon bald nach 16 Uhr, am linken Flügel etwa 17 Uhr  – längst vermischt mit Teilen des II. Bataillons – den Nordrand des Sénecat. Der Franzose war unter Preisgabe des Waldes schrittweise zurückgewichen und saß in neuen Stellungen auf den Höhen südwestlich Hailles.

Das II. Bataillon hatte Befehl gehabt, hinter der Mitte der vorderen Bataillone zu folgen. Schon beim Übergang über die Avre fiel der oftbewährte Führer der 7. Kompanie, Leutnant Bernhard Wagner. Im weiteren Verlaufe nutzte das Bataillon jede Gelegenheit, den Schwesterbataillone vorwärts zu helfen, vor allem durch überhöhendes Feuer der von dem jugendlich stürmischen Leutnant der Reserve Gutermann geführten 2. Maschinengewehr-Kompanie. In der Senke 1 Kilometer vor dem Sénecat wollte der Bataillonskommandeur Rittmeister der Reserve Freiherr Schenk von Stauffenberg die Kompanien in die Lücke zwischen dem I. und III. Bataillons zum Angriff einsetzen, da schlug ihm ein Granatsplitter eine schwere Wunde. Der Ausfall des verehrten Bataillonskommandeurs vermochte aber den Angriffsdrang der Kompanien nicht zu hemmen. Sie schoben in das vordere Terffen ein und unterstellten sich den beiden hier führenden Kommandeuren, Hauptmann Baumann und Major Bauer.

Damit fanden die Ereignisse des Tages ihren Abschluss. Unser Regiment hatte allein von allen Angriffstruppen und allen voran im glänzenden Schwung und ungestümen Draufgehen sein Tagesziel voll erreicht. Man war auf 13 Kilometer an das vom langen Arm der Artillerie schon berührte Armiens herangekommen.

Aber – der Tag hatte auch schwere Blutopfer gekostet. Außer den schon genannten Offizieren war noch der Artillerie-Leutnant der Reserve, Franz Mühlberger (Leutnant der Reserve Franz Mühlberger, geboren am 31.12.1894 in Augsburg, Jura-Student, gefallen am 04.04.1918 im Alter von 23 Jahren, begraben auf dem Soldatenfriedhof Caix in Block 1, Grab 435), der 3. Kompanie, Oberleutnant der Reserve Johann Lutterloh der 6. Kompanie (Oberleutnant der Reserve Johannes Karl Adolf Alexander Butterloh, geboren am 25.09.1884 in Alvesse-Braunschweig, schwer verwundet am 04.04.1918, gestorben am 29.06.1918 in Stuttgart) und Leutnant der Reserve Abton Demharter (Leutnant der Reserve Anton Demharter, geboren am 15.01.1897 in Ichenhausen, Student, gefallen am 04.04.1918 im Alter von 21 Jahren bei Moreuil, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab) der 2. Maschinengewehr-Kompanie auf dem Kampffeld geblieben.

<<Nur die nötigsten Wachen wurden aufgestellt>> schrieb Leutnant der Reserve May. <<Todmüde und erschöpft sanken alle trotz des strömenden Regens in Schlummer, der nur für kurze Zeit aussetzte, wenn sich das Getöse einer in nächster Nähe krepierenden Granate zu aufdringlich wurde>>.“

 

Offiziell ist für Josef Friedl keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Montdidier begraben sein könnte, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die am gleichen Tag fielen, u. a.

  • Gefreiter Joseph Gaul, gefallen am 04.04.1918 bei Moreuil, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab;
  • Infanterist Johann Knestel, gefallen am 04.04.1918 bei Moreuil, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab;
  • Infanterist Ludwig Vogl, gefallen am 04.04.1918 bei Moreuil, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab;
  • Infanterist Bernhard Heinthaler, gefallen am 04.04.1918 bei Castel, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Josef Friedl
Rückseite des Sterbebildes von Josef Friedl

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.537: Franz Ertl

Der Soldat Franz Ertl wurde am 29.10.1896 in der bayerischen Gemeinde Gerzen geboren und war der Sohn eines Schreinermeisters. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterist in der 9. Kompanie des 2. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Am 12.04.1918 fiel er im Alter von 21 Jahren während der Schlacht bei Armentieres durch einen Maschinengewehrschuss.

Über den Todestag und die Todesumstände von Franz Ertl berichtet die Regimentsgeschichte des 2. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments:

„Am 12.04. war der Angriff in gleicher Richtung im Verein mit dem linken Anschlussregiment fortzusetzen. Doch blieben die Verhältnisse zunächst die gleichen – freie Flanke. Es knallte, wie tags zuvor, von halbrechts, von vorne, von halblinks; schwere Granaten kommen von der Höhe bei Hinges. Einige Nester werden zum Schweigen gebracht; der Hauptstützpunkt wird aber nicht erkannt; man stellt sich als Scheibe hin, um das Feuer herauszulocken. Bei einer Häusergruppe bei la Tombe Willot und in deren Nähe müssen die Nester sein. Das Feuer der beiden Batterien (besonders der Batterie Reich), der schweren Maschinengewehre und leichten Minenwerfer wird dahin gelenkt – es liegt gut; einige Maschinengewehre werden erledigt. Der Feind ist aber aus dem Hauptstützpunkt nicht herauszubringen. Über den linken Nachbar wird bekannt, dass er ab 11 Uhr mit verstärktem rechten Flügel vorgehen wird, es sei aber noch Widerstand bei Locon zu brechen – also gerade keine günstiken Anschlussaussichten, und so muss der infanteristische Angriff ohne Anlehnung durchgeführt werden. Unter Niederhaltung des Stützpunktes durch Artillerie, leichte Minenwerfer und schwere Maschinengewehre hat III. Bataillon über I. Bataillon weg, frontal und von rechts, II. Bataillon links gestaffelt unter Flankenschutz von links anzugreifen. Dazu ist eine weitausholende Bewegung nach links nötig, die nur truppweise in Gräben und Gebüschreihen ausgeführt werden aknn; hauptsächlich 10. und 11., 5. und 6. Kompanie waren es, die sich heranprischten unter dem überhöhenden Feuer der 2. Maschinengewehr-Kompanie (Fischer), die sich auf den Trümmern eines Hauses und auf einer Dreschmaschine eingenistet hatte. Auf Leuchtzeichen wird Artilleriefeuer vorverlegt; mit Handgranaten und Bajonett unter dem Schutze der leichten Maschinengewehre in die Stützpunkte und sie umfassend (besonders 5., Gollwitzer). Ein technisch ausgezeichnet, mit erhabendem Schwung durchgeführeter Angriff; auf dem Kampffelde mussten wir erst unsere Angriffsweise gegen diese Nester zusammenschweißen. Der Gegner (Schottländer) leistete zähesten, bewundernswerten Widerstand; er erlag meist erst im Handgemenge; gegen 100 unverwundete Gefangene wurden eingebracht, ein Teil war entwichen; dazu viele Schwerverwundete und Tote; über ein Dutzend Maschienngewehre hatte der Gegner hier eingebaut. Seine ungemein reichliche Ausstattung mit dieser Waffe, die sich gerade in diesem Gelände raffiniert verwenden ließ, hatte uns viel Arbeit und Zeit gekostet. So war erst gegen 4.15 Uhr nachmittags diese Gegend, die größtenteils außerhalb unseres Streifens lag, in der Hauptsache gesäubert. III. Bataillon, dahinter II. los auf Le Vert bois! Dort nur wenig Widerstand, einige kleine Nester; beim Vordringen in Linie le Cornet Malo Süd – la Pannerie in Richtung Kanallinie geftioges Maschinengewehr-Feuer und Granaten links von der Höhe von Hinges. Das ebene Gelände, trefflich von Süden eingesehen, schließt jede zügige Bewegung aus; der Wald wird noch teilweise erreicht; eingegraben, festgehalten; in Gefechtsgliederung wird die Nacht zugebracht; ständig feindliche Flieger über uns. Rechts waren Teile der 16. Infanterie-Division und des Reserve-Infanterie-Regiments 3 in Riez du Vinage eingedrungen; auch links zeitweise Fühlung.“

Die Lage des Grabes von Franz Ertl ist unbekannt. Es könnte sein, dass er auf dem Soldatenfriedhof Lens-Sallaumines anonym in einem Massengrab beigesetzt wurde, wo man auch viele seiner toten Regimentskameraden begrub.

Sterbebild von Franz Ertl
Rückseite des Sterbebildes von Franz Ertl

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.535: Franz Xaver Berger

Der Soldat Franz Xaver Berger stammte aus Rabiswimm, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Schalkham, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 3. Kompanie des 1. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 11.10.1915 fiel er im Alter von 26 Jahren in der Nähe von Givenchy-en-Gohelle bei Arras.

Über den Todestag und die Todesumstände von Franz Xaver Berger berichtet die Regimentsgeschichte des 1. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Am 9.10. wurde das Regiment bei Beaumont ausgeladen und kam in Unterkunft nach Fosse I und Drocourt. Scharf hob sich für das zuletzt ankommende II. Bataillon der langgedehnte Höhenrücken von GivenchyVimy vom dunklen Nachthimmel ab, strahlend im Licht von weißen, gelben, roten und grünen Leuchtkugeln, die oft von einem Fallschirm getragen, lange in der Luft schwebten und zur Beleuchtung des Geländes wie zur Regelung des Artilleriefeuers dienten.

Am 10.10. kam das Regiment, der 1. Garde-Infanterie-Division unterstellt, in Stellung: I. Bataillon in die vorderen Gräben westlich Givenchy, III. Bataillon dahinter in die Deckungsgräben, II. Bataillon als Divisionsreserve nach Avion.

I. Bataillon übernahm damit eine stark zusammengeschossene Stellung ohne jedes Hindernis und fast ohne Unterstände.

Am 11.10. ab 1 Uhr nachts nahm das feindliche Artilleriefeuer an Stärke zu und steigerte sich am Nachmittag zum Trommelfeuer, das 5 Uhr nachmittags seinen Höhepunkt erreichte; dann wurde es schlagartig nach rückwärts verlegt; aus den feindlichen Gräben brach in zwei dichten Wellen der Gegner hervor, empfangen von der Infanterie und den von schneidigen Führern und Schützen rasch vorgebrachten Maschinengewehren, die in ungebrochener Kraft die völlig zusammengeschossene Stellung verteidigten; aus den Deckungsgräben stürzten die Unterstützungszüge von 10. und 12. Kompanie nach vorne zum Gegenstoß.

Überall brach der Angriff vor unseren Linien zusammen, nur in ein kleines Grabenstück der 3. Kompanie gelang es dem Gegner einzudringen, auch daraus wurde er rasch mit Handgranaten verjagt.

Gegen Abend flaute das Feuer ab; der feindliche Angriff war endgültig an der Tapferkeit der Verteidiger gescheitert. Das I. Bataillon, das die Hauptlast des Kampfes zu tragen gehabt hatte, erlitt 20 Prozent Verluste und wurde abends von dem im Artilleriefeuer von Avion aus vormarschierenden II. Bataillon abgelöst; das III. Bataillon blieb in den Deckungsgräben.“

Man begrub Franz Xaver Berger auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Sterbebild von Franz Xaver Berger
Rückseite des Sterbebildes von Franz Xaver Berger

Die Lage vor Givenchy: