Sonderbeitrag: Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach

Der Soldat Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach wurde am 11.06.1880 in der hessischen Stadt Laubach geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve und Zugführer in der 1. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillon. Am 21.11.1916 fiel er im Alter von 36 Jahren während der ersten Schlacht bei Monastir / Bitola (Mazedonien) an der Höhe 1.050 bei Paralovo/Paralowo, wo man ihn auch begrub. Ob sein Grab heute noch existiert, ist erher fraglich.

Über die Todesumstände von Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach berichtet dien Regimentsgeschichte des Garde-Jäger-Bataillon:

„Der links neben ihm im Anschluss an die 4. Kompanie eingesetzte Zugführer Leutnant der Reserve Graf Solms wird gegen 3 Uhr nachmittags durch eine Granate tödlich verwundet, nachdem er im schwersten Feuer durch seine persönliche Haltung seinen Jägern ein heldenhaftes Beispiel gegeben hatte. Den Versuch, ihren sterbenden Zugführer im feindlichen Maschinengewehr-Feuer über den Kamm nach rückwärts zu schleppen, bezahlen vier treue Jäger mit ihrem Tode; Graf Solms stirbt in ihrer Mitte..“

Auf dem Soldatenfriedhof im Kloster Arnsburg in Lich ist eine weitere Gedenkplatte für Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach: http://www.denkmalprojekt.org/2013/kloster-arnsburg_kriegsopferfrh_stadt-lich_lk-giessen_hs.html

Friedhof der Grafenfamilie Solms-Laubach
Friedhof der Grafenfamilie Solms-Laubach
Friedhof der Grafenfamilie Solms-Laubach
Friedhof der Grafenfamilie Solms-Laubach
Friedhof der Grafenfamilie Solms-Laubach
Gedenkstein für Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach
Gedenkstein für Graf Johann Albrecht zu Solms-Laubach

Sonderbeitrag: Dr. Heinrich Müller

Der Soldat Dr. Heinrich Müller stammte aus Tübingen und war Königlicher Geologe bei der Königlich-Preußischen Geologischen Landesanstalt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 9. Kompanie des 119. Reserve-Infanterie-Regiment. Am 08.09.1914 fiel er.

Über den Todestag und die Todesumstände von Dr. Heinrich Müller berichtet die Regimentsgeschichte des 119. Reserve-Infanterie-Regiment:

„Am 8. September, nachmittags 2 Uhr erfolgte der erwartete Angriff. Drei starke französische Kompanien stießen gegen das geschwächte Halbbataillon vor, um es zu erdrücken. Nach allen Seiten hatte es sich des Gegners zu erwehren. Im ruhigen Feuer der Älbler brach der Angriff zusammen, der Feind flutete zurück. Da stießen die beiden Kompanien aus ihren Gräben heraus dem flüchtenden Gegner nach und machten 43 Gefangene. Aber die Lage war immer noch sehr gefährlich. Da glückte es dem Gefreiten Maier der 11. Kompanie, einem biederen Pflästerermeister aus Reutlingen, Verbindung mit den Kompanien herzustellen und ihnen den Befehl zum Rückzug ans Forsthaus zu überbringen. Teile des III. Bataillons vom Reserve-Regiment 120 besetzten die Stellung bei Le Haut Jacques. Nach 5 Uhr trafen die 9. und 12. Kompanie beim Forsthaus ein und bezogen Biwaks.“

Die Lage des Grabes von Dr. Heinrich Müller ist unbekannt. Es könnte gut sein, dass er anonym in einem Massengrab auf dem rund 15 Kilometer von seinem Sterbeort entfernten Soldatenfriedhof Bertrimoutier begraben wurde.

Todesanzeige der Preußischen Geologischen Landesanstalt für
Dr. Müller Dr. Pietzcker Clausnitzer Dr. Tornau

Sonderbeitrag: Dr. Franz Pietzcker

Der Soldat Dr. Franz Pietzcker stammte aus der bayerischen Stadt Tübingen und war Königlicher Geologe bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 4. Kompanie des 54. Brigade-Ersatz-Bataillon. Im September 1914 fiel er während der Kämpfe zwischen Maas und Mosel: Regnieville, Remenauville, Priesterwald, Fey, Mont Mare.

Die Lage des Grabes von Dr. Franz Pietzcker ist unbekannt.

Todesanzeige der Preußischen Geologischen Landesanstalt für
Dr. Müller Dr. Pietzcker Clausnitzer Dr. Tornau

Sonderbeitrag: Der Mahler Kurt Peters

Der Soldat Kurt Peters wurde am 27.10.1889 in der Hauptstadt des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt Magdeburg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 12. Kompanie des 16. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment. Am 05.07.1916 wurde er während der Schlacht an der Somme bei Fromelles schwer verwundet. Am 18.07.1916 verstarb er an seinen Wunden.

Man begrub Kurt Peters auf dem Soldatenfriedhof Fournes-en-Weppes in Block 5, Grab 177.

Selbstbildnis des Kunstmalers Kurt Peters

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.776: Ludwig Francken

Der Leutnant der Reserve Ludwig Francken wurde am 14.10.1895 in Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach dem Abitur lernte er den Beruf des Druckers in Würzburg. Im Ersten Weltkrieg diente er im 4. Fuß-Artillerie-Regiment. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 15.04.1917 fiel er im Alter von 21 Jahren vor Reims durch einen Granattreffer.

Die Lage des Grabes von Ludwig Francken ist unbekannt.

Siehe auch: http://www.denkmalprojekt.org/2009/duesseldorf_stadtarchiv_tz_C-F_nrw.htm

Sterbebild von Ludwig Francken
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Francken

Sonderbeitrag: Willi Graetsch

Der Soldat Willi Graetsch kämpfte als Leutnant der Reserve im 1. Grenadier-Regiment. Am 30.08.1914 fiel er während der Schlacht bei Tannenberg bei Malgoosen.

Über den Todestag und die Todesumstände von Willi Graetsch berichtet die Regimentsgeschichte des 1. Grenadier-Regiments:

„Am 30. August standen die Bataillone I und II sowie II/Feld-Artillerie 52 in den schon vorgefundenen ausgehobenen Stellungen nördlich Jägersdorf bereit. Es fielen wiederholt Schüsse aus dem Walde. Oberleutnant von Wasielewski, der Führer der 2. Kompanie, stürzte verwundet vom Pferde. Seine Kompanie nahm eine zusammengeschossene Batterie in Besitz und brachte sie nach Neidenburg. Während der Feind nach Osten in die Waldungen abzog, blieben die Bataillone zunächst in den Stellungen bei Jägersdorf. Gegen Mittag sammelte sich das Regiment (ohne Füsilier-Bataillon) und II/Feld-Artillerie 52 an der Chaussee zum Abmarsch nach Ortelsburg. Die Spitze war schon angetreten, als ein Generalstabsoffizier im Auto den Befehl überbrachte: „Feindliche Kräfte im Anmarsch von Mlawa auf Neudenburg. Detechement von Massow geht über Klein und Groß Grabenow auf Piotrowitz vor, setzt sich in Besitz von Sagsau und geht energisch gegen die Russen vor.“ Mit dem I. Bataillon in der Vorhut begann der Marsch in südöstlicher Richtung durch dichten Wald an die feindliche Grenze, die zum erstenmal überschritten wurde. Auf russischem Gebiet ging es bei großer Hitze auf sandigen, schattenlosen Wegen vorwärts, so dass viele liegen blieben. Aber das Ziel wurde 3.30 Uhr nachmittags erreicht und entfaltet, mit vorgenommenen Schützen ging die Truppe dem Feinde entgegen, während schwere russische Granaten in bedrohlicher Nähe einschlugen. Ein von der 2.. Division entsandter Ordonnanz-Offizier brachte die Bewegung zum Stehen und rief das Regiment wieder zurück. Es trat unter den Befehl der 2. Infanterie-Division, welche sich auf den Höhen südwestlich Gregersdorf und bei Magdalenz entwickelt hatte. Östlich dieses Dorfes musste sich das Detachement am Waldrande bereitstellen. Zum Eingreifen kam es nicht mehr, denn die Russen (I. Korps, verstärkt durch Truppen aus Warschau), die zum Ersatz ihrer eingeschlossenen Armee angerückt waren, glaubten sich von überlegenen Kräften in der Flanke bedroht und traten am späten Nachmittag wieder den Rückzug an.

Bis zur Dunkelheit blieb das Regiment in seiner Stellung und marschierte dann 7.30 Uhr abends nach Modtken ab. Während hier II. Bataillon Ortsbiwak bezog und die Straßen nach Süden sicherte, erhielt das I. Bataillon Befehl, sofort nach Gregersdorf weiter zu marschieren und sich der 2. Infanterie-Division zu unterstellen. Hier bezog das Bataillon als Divisionsreserve 500 Meter östlich des Dorfes nördlich der Chaussee Biwak. Leutnant Lenz schreibt: „An diesem Abend hörte man die Russen im Walde Choräle singen. Am nächsten Morgen wurden weiße Hemden und Tücher am Waldrande vom Feinde geschwenkt, um die Übergabe anzuzeigen. Ein Generalstabsauto fährt mit Unterhändlern hinter uns auf der Chaussee in Richtung Willenberg, biegt dann links ab und fährt zu den Russen hinüber in den Wald. Gegen Abend kommen die ersten russischen Gefangenen an uns auf der Chaussee vorbei, zuerst ein paar Autos und Wagen mit russischen Offizieren, dann Kolonnen zu 1.000 Mann, nur von wenigen Ulanen oder Infanteristen eskortiert. Großer Jubel bei den deutschen Truppen.“

Die Lage des Grabes von Willi Graetsch ist unbekannt.

Todesanzeige für Willi Graetsch in der Königsberger Hartungschen Zeitung vom 07.09.1914

SONDERBEITRAG: Arnold Tamm

Bei einem Spaziergang auf dem Alten Friedhof in Gießen wurde ich auf folgendes Schicksal aufmerksam: Der Soldat Arnold Tamm wurde am 17.03.1882 in Büdingen im heutigen Bundesland Hessen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpft er als Leutnant der Reserve in der 12. Kompanie des 81. Infanterie-Regiments. Am 22.08.1914 fiel er während der Schlacht bei Neufchâteau im Alter von 32 Jahren bei Bertrix in Belgien.

Über den Todestag und die Todesumstände von Arnold Tamm berichtet die Regimentsgeschichte des 81. Infanterie-Regiments:

„Bertrix. 22. August 1914

Die Feuertaufe des Regiments 81

In den Vormittagsstunden, in denen diese Bereitstellung stattfand, war die Lage ungeklärt. Nachrichten über den Feind lauteten sehr unbestimmt. Gegen den Abschnitt des XVIII. Armee-Korps sollten angeblich zwei französische Korps im Anmarsch sein.

Als sich in den weiteren Stunden des Vormittags vom Feinde nichts zeigte, wurden die Feldküchen an die Kompanien herangezogen und das Essen ausgegeben.

Erst auf genauere Meldungen des Ulanen-Regiments 6, Betrix sei vom Feinde besetzt, trat die 21. Infanterie-Division um 2 Uhr nachmittags auf Befehl des Generalkommandos auf der Straße Recogne auf Betrix mit den Hauptkräften den Vormarsch an.

In der Vorhut marschierte das Regiment 88 mit einer Abteilung des Feldartillerie-Regiments 63, am Anfang des Gros folgte 81, dann kam die lange Kolonne des Feldartillerie-Regiments 27 und der einen Abteilung Feldartillerie-Regiment 63, dann Füsilier-Regiment 80, welches in die Artillerie-Kolonne ein Bataillon eingeschoben hatte.

Die rechte Seitendeckung – Infanterie-Regiment 87 unter Generalmajor von der Esch – ging auf Ochamps vor.

Zu beiden Seiten der Vormarschstraße war dichter, hoher Wald, Foret de Luchy und Foret Huqueny. Außerhalb der Wälder stand der Ginster in prachtvoller goldgelber Blüte. Überall war das Gelände unübersichtlich, ein wenig hügelig, doch boten die Erhebungen keine Möglichkeit für Maschinengewehre, vorgehende eigene Infanterie mit Maschinengewehr-Feuer zu überschießen. Das Vorwärtskommen wurde erheblich erschwert durch die mit starkem Draht eingefassten Viehweiden, die Drahtschweren bekamen viel Arbeit.

Während des Vormarsches auf der großen Chaussee verstärkte sich der Gefechtslärm, besonders rechts von Ochamps her. Auch vorwärts von Bertrix her war Infanterie- und Artilleriefeuer vernehmbar. Die Vorhuten und die rechte Seitendeckung sind scheinbar überall auf den Feind gestoßen. Etwa 3.30 Uhr nachmittags erreichte der Anfang des Gros der 21. Infanterie-Division – das Infanterie-Regiment 81 – das Straßenkreuz Recogne – Fays les Veneurs und Ochamps-Huqueny. An dieser Stelle befanden sich alle höheren Stäbe, mitten unter ihnen der Großherzog von Hessen. Der Regiments-Kommandeur, Seine Hoheit Prinz Friedrich Karl von Hessen war bis zum westlichen Waldrand vorgeritten. Von Erkundung zurückgekehrt, befahl der Prinz: Vorhut ist überraschend auf den Feind gestoßen, Regiment 81 wird in Verlängerung des Regiments 88 – links von diesem – zu beiden Seiten der Chaussee eingesetzt.

Das II./81, Major Genthe, hatte bereits gleich nach 1 Uhr mittags, noch bei Neuvillers, den Befehl erhalten, die Sicherung der linken Flanke der 21. Infanterie-Division zu übernehmen. Major Genthe ging mit 5. und 8. Kompanie, Hauptmann von Oppeln und von Prittwitz, auf dem tief eingeschnittenen Bahngleise gegen Betrix vor, die 6. Kompanie, Hauptmann Frisch, war Bedeckung der schweren Artillerie Nr. 3, und die 7. Kompanie, Hauptmann der Reserve Hahn, schloss sich dem III./71, Major Robert, an.

Der Kommandeur des I./81, Major von Nostitz, entwickelte beiderseits der Chaussee, Richtung Bertix, seine Kompanien, 1./81 und 4./81, Hauptmann Hilken und Oberleutnant von Brandt (für den erkrankten Hauptmann Vollmer), in Verlängerung links des Regiments 88, nördlich der Chaussee, 2. und 3. Kompanie, Hauptmann Bullrich und Hauptmann Lueder, südlich der Chaussee. Das III. Bataillon, Major Robert, mit der Maschinengewehr-Kompanie, Hauptmann Ahlers, zog sich entwickelt südlich in den Wald von Huqeny, I./81 links verlängernd.

Lagekarte am 22.08.1914 bei Betrix

Bereits im Walde erhielten die Bataillone Artillerie- und Infanteriefeuer. Zum ersten Male vernahm man das eigenartige Sausen der französischen Infanterie-Geschosse, es klang wie „pfiu – pfiu“.

Sehr schwierig war die Entwicklung für die Artillerie, sie musste mitten im Walde auffahren und in Feuerstellung gehen. Eine Batterie 27 stand an der vrogenannten Chausseekreuzung und sperrte mit ihren Fahrzeugen die Straße.

Im Waldreichen unübersichtlichen Gelände entwickelten sich nun schwere Nahkämpfe, die eigentlich überall von den Kompanien einzeln durchgeführt wurden. Die Regiments-Kommandeure, der Prinz und die Bataillons-Kommandeure befanden sich mitten in der vorsersten Schützenlinie.

Der Regiments-Stab am 22.08.1914 an der Straße Recogne-Bertrix. Prinz Friedrich Karl von Hessen gibt Befehle X

Der Feind hatte sein ganzes XVII. Armee-Korps mit vier Brigaden in Front, zwischen Huqeny und Ochamps, gegen die 21. Infanterie-Division eingesetzt. Auch die französische Artillerie war, ebenso wie die deutsche, gezwungen, in den Waldstücken nordöstlich Bertrix und Assenois in Feuerstellung aufzufahren.

Die Deckung gegen Sicht, die der Wald bietet, gestattete unseren angreifenden Kompanien, dicht an die französischen Batterien heranzukommen und mit gefälltem Bajonett in deren Feuerstellung einzudringen. Ein nicht zu schildernder Angriffsgeist beherrschte jeden einzelnen Musketier; fast ohne zu feuern, liefen die Kompanien im Sturmschritt in langen Sprüngen vorwärts. Sie hatten es ja vor noch nicht langer Zeit auf dem Übungsplatz bei Orb genügend geübt. Eine tropische Hitze herrschte am Nachmittag des 22. August. Der Wille, mit blanker Waffe an den Feind heranzukommen, lässt aber Durst und Hitze vergessen. Der Franzose hatte sich überaus geschickt flüchtig aufgeworfener Schützengräben bedient und leistete hartnäckigen Widerstand. Wo die Kompanien im Walde auf Artillerie stießen, wurden die Geschütze genommen. Hauptmann Bullrich, 2./81, stirbt mitten in einer französischen Batterie den Heldentod. Hauptmann Hilken, 1./81, erhält sechs Schritte vor einem Geschütz den tödlichen Schuss.

Der Kampf im Walde würfelte die Kompanien, ja die Regimenter durcheinander. Unter Führung von Oberleutnant von Brandt und Leutnant der Reserve Schmitz (7./81) wurde eine Batterie im Walde gestürmt, wobei sich besonders der Feldwebel Port durch sein tollkühnes Draufgehen auszeichnete. Der Fahnenträger Vizefeldwebel Filbert I/81 wurde verwundet. Überall  wurde der Franzose geworfen. Im Vorwärtsdringen schwenkte die 21. Infanterie-Division aus der anfänglich nach Westen gerichteten Angriffsfront allmählich mehr nach Süden in eine ungefähre Linie Assenois-Nordrand Bertrix ein. –

Der Vormarsch der 5. und 8. Kompanie unter Major Genthe auf dem tief eingeschnittenen Bahnkörper, von Schwelle zu Schwelle springend, gestaltete sich bei der großen Hitze recht anstrengend. In der Nähe des Waldrandes, 1 ½ Kilometer östlich Bertrix, kamen die Kompanien bei Durchschreiten eines Grundes in Artillerie-Strichfeuer, das aber glücklich durchlaufen wurde. Die Kompanien gingen durch den Wald und entwickelten sich nebeneinander zum Angriff gegen die Chaussee Bertrix – Aeremont. Im feindlichen Feuer ging es sprungweise vorwärts, hierbei schob sich die 11. Kompanie in die 8. Kompanie hinein. Mit aufgepflanztem Seitengewehr wurde die hochgelegene Chaussee gestürmt, der Gegner wich. Hierbei wurde Fahnenträger II. Bataillon, Sergant Ott, verwundet, trotzdem versuchte er noch vorzustürmen; als es nicht mehr ging, ergriff Musketier Pfleger, 11./81, die Fahne und trug sie vor. Leutnant Adolph, 5. Kompanie, fiel hier durch Kopfschuss. Die Kompanien stießen weiter vor. Die 8. Kompanie gelangte so bis auf die letzten Höhen vor Géripont; dort machte die Dunkelheit dem Vordringen ein Ende.

Die schweren Haubitzen des Fußartillerie-Regiment 3 konnten nach dem Heraustreten der Infanterie aus dem Waldgelände nördlich Bertrix auffahren. Dadurch wurde die 6./81, Hauptmann Frisch, frei. Die 6./81 beteiligte sich dann nördlich der Chaussee am Angriff gegen Ochamps.

Über die Gefechtstätigkeit der 6. Kompanie berichtet der damalige Kompanie-Chef, Hauptmann Alfred Frisch:

6./81 wurde während des Vormarsches der 24. Infanterie-Division über Neufchâteau-Recogne auf Bertrix erneut zum Schutz der schweren Artillerie des Brandenburgischen Fußartillerie-Regiments Nr. 3 befohlen. Keine angenehme Aufgabe für eine an den Feind drängende Truppe bei der nahen Aussicht auf eine bevorstehende Schlacht. Die Kompanie wurde auf die lange Artilleriekolonne verteilt. Nach längerem Halt hart westlich Recogne und anschließend weiterem Vormarsch auf der staubigen Landstraße bei glühender Hitze nach Bertrix hörte man lebhaften Kanonendonner. Die schwere Artillerie machte halt, ich löste die Kompanie sogleich von dem befohlenen Schutz und sammelte nach vorne. Die ersten Verwundeten der im Gefecht stehenden Truppen kamen uns auf der Straße entgegen. – Der Brigade-Kommandeur, Generalmajor Elstermann von Elster, welcher sich hier auf der Straße befand, ebenso wie der Stab der 21. Infanterie-Division und derjenige des Generalkommandos des XVIII. Armee-Korps, gab mir den Befehl: „Gehen Sie mit Ihrer Kompanie durch den Wald von Luchy in Richtung Ochamps vor zur Unterstützung der 87er, die sich in hartem Kampfe befinden.“ Zur Orientierung wurde mitgeteilt: „In dem dortigen Waldgelände ist eine belgische Brigade im Vormarsch.“ Die 6. Kompanie war die letzte Infanteriereserve. – 6./81 ging von der Straße über eine Wiese nach Durchschneiden der verschiedenen Drahtzäune in den Forêt de Luchy hinein. In dem mit mannshohen Farrenkraut und Gestrüpp durchwucherten dichten Wald war auf keine 10 Meter Sicht. Nach einer Linksschwenkung, im Glauben von der Richtung abgekommen zu sein, etwa 2 Kilometer im Waldesdickicht, erhielt der ausgeschwärmte 1. Zug des Leutnant Hansohm aus nächster Nähe Infanteriefeuer. Der sehr tüchtige tapfere Unteroffizier Stern fiel als Erster durch Kopfschuss, einige Schritte neben mir, mit dem Rufs: „Da sind sie!“ Dem Zuge Hansohm folgten der 2. Zug des Leutnant Maurhoff und der 3. Zug des Leutnant Stieglitz in Gruppenkolonnen mit weitem Zwischenraum. Zu sehen war nichts. – Zug Maurhoff wurde rechts neben Zug Hansohm eingesetzt. Wieder überraschendes Feuer. Befehl: „Seitengewehr pflanzt auf!“ Signal „rasch vorwärts!“ Mit Trommelschlag und Hurra stürmte die Kompanie durch den Wald. Da, an einer Lichtung angelangt, lag entwickelt auf einer langen breiten Wiese etwa 150 Meter vor uns eine intakte französische Kompanie, verstärkt durch in vorhergehenden Gefechten zerstreute Gruppen in etwa gleicher Stärke. Durch Schnellfeuer wurde der größte Teil des Gegners vernichtet, der Rest ergab sich. Einen ganz verdutzten Offizier , der auf einmal vor mir stand, nahm, ich gleich fest. Leutnant Stieglitz wurde schwer verwundet. – Wir hatten Glück. Durch unser schnelles Vorgehen waren die Franzosen wohl etwas aus der Fassung geraten. – Der Gegner war die zweite Kompanie des Infanterie-Regiments 11 unter Kapitain Henri Bastien und Versprengte des 10. und 25. Infanterie-Regiments. – Gefangen wurden abgeführt 1 Major, 2 Kapitaine, 2 Oberleutnants, 1 Leutnant, sowie 56 bis 58 Mann. Zum Teil wurden diese aus unserem Waldstück herausgeholt. Um zu verhindern, dass liegengebliebene Verwundete von hinten auf uns schossen, wie dies anderweitig geschah, wurden die Gewehre zerschlagen. Sich tot Stellende wurden durch kräftigen Zuspruch meiner braven Musketiere zum Leben erweckt. – Musketier Halbedel, Bursche des Leutnant Stieglitz, der seinen Offizier verband, sah sich plötzlich von 3 – 4 Franzosen angegriffen. Mit gefälltem Bajonett ging dieser Brave auf sie los, sie warfen ihre Waffen fort und gaben sich gefangen. Der tapfere Halbedel erhielt mit den ersten das Eiserne Kreuz. – Musketier Sauer mit blutüberlaufenem Gesicht und stark zerschossenem Unterkiefer lief mir nach und schwenkte in der Hand eine neue große Ledertasche, die er vom toten Pferd des französischen Kapitain abgeschnitten hatte. Neben viel Kartenmaterial und aufschlussreichen geheimen Schriftstücken enthielt die Tasche 450 Francs in neu geprägten 5 Francs-Stücken, die an das Bataillon weitergingen. Der pflichtgetreue Sauer wurde zum Eisernen Kreuz eingegeben.

Nach kurzem Aufenthalt ging es über die Wiese in den Wald hinein. Kaum eingedrungen, ein heftiger Feuerüberfall auf nahe Entfernung. Es war ein Sausen und Summen in der Luft, man hatte das Gefühl, in einen dichten Wespenschwarm geraten zu sein. Zum Überfluss schoss eine von uns zurückgebliebene Gruppe von hinten. Mein dabei befindlicher tapferer Spielmann machte dem rasch ein Ende. Er lief an den aufgeregten Schützen entlang und in Ermangelung einer anderen Verständigung in dem Lärm, brachte er durch einige wohlgemeinte Püffe mit dem Stiefel das Feuer rasch zum Einstellen. Kommandos drangen nicht durch. Durch Trillern der Signalpfeife konnte endlich abgestoppt und Ruhe zur Aufrechterhaltung der Feuerdisziplin geschaffen werden, um dann gleich das Feuer erneut lebhaft aufzunehmen. Die Feuerüberlegenheit wurde gewonnen, der Franzose in die Flucht geschlagen. Einige seiner Toten und schwer Verwundete lagen vor uns. – Der Wald war gesäubert, der Weg nach Ochamps frei. Später stießen wir auf die große Straße und erreichten an dunklen Abend um 9.30 Uhr Ochamps. Die Aufgabe war erfüllt. Verluste der Kompanie: 4 Tote, darunter Unteroffizier Stern und Musketier Klees, 14 Verwundete, zum Teil schwer darunter Leutnant Stieglitz und Musketier Sauer.

An allen Stellen wich gegen Abend der Feind. Verfolgt vom Feuer der Artillerie, artete der Rückzug der Franzosen in reglose Flucht aus. Gegen 8.15 Uhr abends ist das Gefecht beendet. Das Regiment sammelte sich auf Befehl des Regiments-Kommandeurs an der Wegegabel Ossange-Bertrix und Recogne-Fays les Veneurs, westlich der Bahn, bei einem lichterloh brennenden Hause.

Der 22. August 1914 wird immer in der Geschichte des Regiments ein Ruhmestag bleiben. Allerdings unter großen Blutopfern hatte die 21. Infanterie-Division einen für die französischen Waffen folgenschweren Sieg errungen. Das französische XVII Armee-Korps, welches gegen die 21. Infanterie-Division gefochten hatte, war restlos vernichtet worden.

Vom Regiment haben in der Schlacht von Bertrix neben vielen braven Unteroffizieren und Mannschaften den Heldentod gefunden: die Hauptleute Hilken, Bullrich und der Reserve Hahn; letzterer starb wenige Tage nach der Schlacht an den erlittenen Verletzungen. Ferner waren gefallen die Leutnants Adolh, der Reserve Heß, Resardt, der Reserve Tamm und von Wittgenstein.

Verwundet waren die Hauptleute Rhein (12. Kompanie) und von Frankenberg (11. Kompanie), die Leutnants Freytag, Günther Frisch, Fähnrich Pfeffer, Leutnant Orth, Stieglitz, von Wartenberg, von Boehn, Offizier-Stellvertreter Custodes.

Dem Kommandeur des I./81, Major von Rostitz, hatte ein Infanteriegeschoss den Backenknochen zerschmettert. Leicht verwundet war Hauptmann Lueder, er ließ sich auf dem Schlachtfelde verbinden und verblieb bei seiner Kompanie.

Über einzelne Erlebnisse in der Schlacht berichtet Major von Nostitz:

Während des Vormarsches auf Bertrix hörte man gegen 3.30 Uhr nachmittags vorne lebhaftes Infanteriefeuer. Die Marschkolonne hielt, Seine Hoheit der Prinz befahl mir, bei der Truppe zu bleiben, während er selbst nach vorne ritt. In der Vermutung, dass die Chaussee bald unter feindlichem Artilleriefeuer liegen würde, nahm ich die 4. Kompanie, Oberleutnant von Brandt, und die 1. Kompanie, Hauptmann Hilken, rechts von der Chaussee in den Wald hinein, die beiden anderen Kompanien, Hauptmann Bullrich und Lueder, links von der Chaussee herunter. Als der Prinz zurückgekehrt war, gab er Befehl: „Vorhut ist überraschend ins Gefecht getreten. Das I./81 verlängert links das Infanterie-Regiment 88.“

Ich befahl der 2. und 3. Kompanie, sich links der Chaussee im Walde zu entwickeln und vorzugehen, die 1. und 4. Kompanie sollte diesen folgen. Dieser Befehl hatte diese beiden Kompanien nicht mehr erreicht. Beide waren bereits in nördlicher Richtung vorgegangen gegen ein französisches Artillerie-Regiment, das auf dem Waldwege marschierte. Hier entwickelten sich schwere, aber siegreiche Kämpfe, die zur völligen Vernichtung des Gegners führten. Die ganze Bespannung der Geschütze lag erschossen in den Sielen.

Inzwischen waren die 2. und 3. Kompanie auf südlicher Seite der Chaussee gegen Bertrix vorgegangen. Eigene Artillerie fuhr dicht hinter uns auf. Am Waldrand angekommen, hatten wir auf 600 Meter französische Schützen vor uns. Die 2. und 3. Kompanie entwickelten sich zum Angriff. Das III. und II. Bataillon war links gestaffelt von uns eingesetzt. Hiernach machte ich Seine Hoheit Meldung und begab mich selbst auf die Nordseite der Chaussee, wo ich bei der Kompanie Bullrich, die im Laufe des Angriffs auf die Nordseite gelangt war, eine schwierige und völlig ungeklärte Lage fand. Eingedenk „Schlieffenscher Mahnung“ in solchen Fällen von der Flanke her Erleichterung zu schaffen, eilte ich wieder auf die südliche Chaussee, um hier den Angriff vorzutreiben. Unter einer Tanne lag schwer verwundet der Leutnant Freytag. Wenige Tage vorher hatte mir sein Vater ihn besonders ans Herz gelegt. Ich musste weiter vor. Unsere Schützen, von Füsilieren 80 verstärkt, waren bis auf 150 Meter an den Feind herangekommen. Links von uns sah man die Schützen von II/81. Die hinter uns stehende Batterie schoss glänzend. Ich ließ den Bataillons-Tambour Kaiser blasen: „Seitengewehr pflanzt auf!“ und „schnell vorwärts!“ Im Schritt gingen wir an die Franzosen heran. Einige 100 Meter links von mir sah ich den Prinzen, er ging 20 Schritt vor den Schützen, neben ihm die Fahne des II. Bataillons, das er im Frieden einst geführt hatte. Die Franzosen waren größtenteils durch das Artilleriefeuer erledigt, was noch am Leben, ergab sich, wir nahmen ihnen die Waffen ab. Auch nördlich der Chaussee sah ich jetzt unsere Schützen vorgehen. Bei weiterem Angriff haschte mich auf der Chaussee ein französisches Infanteriegeschoss, zerschlug mir den Backenknochen und warf mich in den Chausseegraben; als ich wieder aufstehen konnte, brachte mich der Unteroffizier Heye mit noch zwei Mann zum Verbandplatz, den ich gegen 7 Uhr abends erreichte. Unsere Ärzte hatten sich dicht neben einem heruntergeschossenen deutschen Flieger aufgebaut. Die Verwundeten mehrten sich. Frankenberg, Wartenberg und Rhein saßen neben mir. Als es ganz dunkel war, kam der Prinz zu uns. Wir sprachen über das Gefecht, wie gut uns die Artillerie geholfen hatte, wie tapfer die Batterien vor dem Walde aufgefahren waren, obgleich sie erwarten mussten, hierbei sofort vom Feinde zugedeckt zu werden. Die Blutopfer aber hatten unsere brave Infanterie gebracht. Besonders mein I. Bataillon hatte schwer gelitten. Erst nach Jahren erfuhr ich die Lage beim Gegner. Unser Gegner, das XVII. französische Armee-Korps, war mit seinen 4 Brigaden auf unsere Division gestoßen. Nacheinander hatten wir diese Brigaden restlos vernichtet und die französische Linie durchbrochen. Hierdurch wurde die schwierige Lage der links neben uns fechtenden 25. Infanterie-Division erleichtert. Die Stellung dieses feindlichen Korps war nun in der Flanke bedroht, es musste zurückgenommen werden. Der französische Armeeführer, General Langle de Cary, befahl, dass seine Armee am anderen Tage den Angriff wiederholen sollte. Es war nicht möglich, er musste den Angriffsbefehl zurücknehmen. Dort, wo sein XVII. Armee-Korps stehen sollte, klaffte eine weite Lücke. – Wie mir später noch in Sedan erzählt wurde, soll der General Vollemejean, nachdem er seinem Armeeführer Bericht erstattet hatte, von eigener Hand gefallen sein. –

Der damalige Chef der 5./81, Hauptmann von Oppeln-Bronikowski, berichtet über diesen Tag:

5. und 8. Kompanie marschierten mit vorgenommener Spitze auf dem eingeschnittenen Bahndamm bis an den Waldrand von Bertrix. Am Waldrand wurde entwickelt, 5. Kompanie rechts, 6. Kompanie links, jede Kompanie zwei Züge in erster Linie. Bei mir folgte Leutnant Adolph mit dem dritten Zuge in Reserve. Vor uns war Wiesengelände mit drei- bis vierfachen Drahtzäunen. Vom Feinde war nichts zu sehen. In Sprüngen ging es vorwärts. Als wir den Bahndamm, der im großen Bogen um Bertrix herumführt, erreichten, sahen wir die ersten Franzosen. Erste Verluste! Ich selbst schoss mit Feldwebel Zwier von hier aus stehend freihändig, weil wir im Liegen nichts sehen konnten. Der Franzose stand gleichfalls in den Kornfeldern und schoss auf uns. Als die Leute rechts und links von uns verwundet wurden, rief mir Zwier zu: „Herr Hauptmann, wir müssen hier fort.“ – Ich überschritt dann mit der 5. Kompanie den steilen Bahndamm, jenseits desselben nisteten wir uns ein und blieben dort bis zum Abmarsch ins Biwak liegen. Am Bahndamm erlitt Leutnant Adolph, als er selbst stehend freihändig schoss, durch Kopfschuss den Heldentod. Mit ihm verlor 5./81 ihre beste und tapferste Stütze! Er hatte mich gebeten, mit seinem Zuge stets vorne sein zu dürfen. Am 22. August stand er mit seinem Zuge zufällig an 3. Stelle und kam in die zweite Linie. Als erster fand er den Heldentod. -.“

Man begrub Anold Tamm auf dem Soldatenfriedhof Vladslo in Block 9, Grab 1.467.

In Lich gedenkt man Arnold Tamm noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2013/lich_stadtkirche_lk-giessen_wk2_hs.html

Grabstein mit Erinnerungsinschrift für Arnold Tamm

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.452: Josef Prähuber

Der Leutnant der Reserve Josef Prähuber wurde am 09.11.1884 in Unterkastl geboren, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Kastl. Er arbeitete als Regierungsakzessist (höherer Regierungsbeamter). Im Ersten Weltkrieg diente er in der 5. Kompanie des 2. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und mit dem Militärverdienstkreuz 4. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Anfang 1915 wurde er leicht verwundet. Am 20.07.1915 fiel er während der zweiten Schlacht um Münster in den Vogesen bei einem Gegenangriff am Barrenkopf.

Über den Sterbetag von Simon Dasch berichtet die Regimentsgeschichte des 2. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Die zweite Schlacht um Münster

Die Gefechte am Lingekopf, Schratzmaennnele und Barrenkopf

a) 20.07.1915

Der Regimentskommandeur ordnete am 19. in Voraussicht des feindlichen Angriffs an, dass die am Bärenstall befindliche Kompanie der Regimentsreserve (9. Kompanie unter Oberleutnant Voigt) mit einem Zug den in der Nordwestecke des Barrenkopfes befindlichen, stark erschütterten Zug der 6. Kompanie abzulösen und die 2. Linie am Schratzmaennele und im Sattel zwischen Schratzmaennele und Barrenkopf zu besetzen haben. Eine Kompanie der Brigade-Reserve wurde als Ersatz für die 9. Kompanie am Bärenstall zur Verfügung des rechten Regimentsabschnitts angefordert. Die 12. Kompanie traf 1.00 Uhr morgens am Bärenstall ein. Für die Divisionsreserve, II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1, war Besichtigung auf dem Exzerzierplatz Colmar für den 20. vormittags angesetzt. Der Antrag des Kommandeurs Landwehr-Infanterie-Regiment 2, dass diese ausfallen und das Bataillon zum Heranziehen für den bevorstehenden Kampf bereitgestellt werden möchte, wurde abgewiesen.

Am 20. 5.00 Uhr morgens begann der Feind mit der planmäßigen Zerstörung unserer Stellung vom Schratzmaennele bis zum Eichwald einschließlich mit allen Kalibern des Feldkrieges, gegen den Sattel zwischen Schratmaennele und Barrenkopf auch mit schweren Minen. Auch die Regiments-Befehls-Stelle in Hohrod und die rückwärtigen Straße und Wege wurden stark beschossen.

Der Regimentskommandeur forderte beim Landwehr-Feld-Artillerie-Regiment 6 die kräftigste Erwiderung des feindlichen Feuers gegen Großen Hörnleskopf, Combekopf und die feindliche Stellung bei Mittelbühl an, beantragte die Heranziehung der zweiten Kompanie der Brigade-Reserve (11. Kompanie) mit 1 Maschinengewehr-Zug nach dem Bärenstall, setzte von der Regiments-Reserve (10. Kompanie) im Hohrodberg 2/3 nach der Badener Hütte, am Südosthange des Barrenkopfes gelegen, in Marsch und stellte 1 Zug dem linken Unterabschnitt im Eichwald zur Verfügung. Der dringende Antrag, die Besichtigung des II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1 ausfallen zu lassen, wurde abermals abgelehnt.

Der Regimentskommandeur begab sich mit dem Regimentsstab nach dem entscheidenden Punkte des Kampfes, nch der Badener Hütte am Barrenkopf. Dieser Berg bildete den rechten Stützpunkt für unsere Münstertal-Front. Wenn er fiel und sich die feindliche Angriffsbewegung nach links über den anschließenden Kleinkopf fortsetzte, waren das Münstertal und die südliche dieses Tales gelegene Stellung der 8. bayerischen Reserve-Division auf dem Reichsackerkopf und Hilsenfirt stark gefärdet, wenn nicht unhaltbar.

Die Stellung des Landwehr-Infanterie-Regiments 2 war am 20. morgens folgendermaßen besetzt:

Im rechten Regimentsabschnitte stand

in erster Linie das II. Bataillon in der Reihenfolge

5. Kompanie am Schratzmaennele-Westhang,

6. Kompanie im Sattel, in der zerschossenen Nordwestecke des Barrenkopfes 1 Zug der 9. Kompanie,

7. Kompanie am Westhange des Barrenkopfes und Kleinkopfs,

8. Kompanie im Sattel zwischen Kleinkopf und Eichwald bei Hinterberg und Gebräch;

in zweiter Linie

2/3 9. Kompanie auf dem Schratmaennele und im Sattel zum Barrenkopf;

in Reserve

11. und 12. Kompanie am Bärenstall östlich Schratmaennele, 2/3 10. Kompanie bei der Badener Hütte;

Stab II. und III. Bataillon am Bärenstall.

Der linke Regimentsabschnitt war vom I. Bataillon besetzt in der Reihenfolge:

2. Kompanie Westrand des Eichwald,

3. Kompanie Katzensteine,

4. Kompanie Muschlersberg,

1. Kompanie Rebberg;

in Reserve

1 Zug der 10. Kompanie am Eichwald, Ostrand;

hier auch Stab I. Bataillon.

Jedes Bataillon hatte einen Maschinengewehr-Zug.

Der Schwerpunkt der Verteidigung war also auf den wichtigen rechten Flügel gelegt.

Das feindliche Zerstörungsfeuer hielt unentwegt, mit wenigen Pausen, an, und richtete besonders auf dem Südhange des Schratzmaennele, im Sattel zwischen Schratzmaennele und Barrenkopf und auf diesem selbst starke Verwüstungen an. Unsere erste Linie im Sattel wurde mitsamt ihrer Besatzung verschüttet, auch die zweite Linie sch wer beschädigt. Die Barrenkopfbesatzung in der Nordwestecke wurde derart gelichtet, dass ein Zug der 10. Kompanie zu ihrer Auffüllung eingesetzt werden musste. Auch Oberleutnant Reck musste die 12. Kompanie zur Besetzung der weiten Lücke, die die zweite Linie im Sattel aufwies, ausgeben. Oberstleutnant Roder begab sich im heftigsten Artilleriefeuer zu der kämpfenden Truppe vor, um den Zusammenhang zwischen Schraztmaennele- und Barrenkopf-Besatzung wieder herzustellen.

Um 1.30 nachmittags gingen starke feindliche Infanterie-Linien aus der Sturmstellung bei Glasborn zum Sturm vor, fluteten aber vor unsererm sofort einsetzenden Infanterie- und MG-Feuer in ihre Ausgangsstellung zurück.

Das feindliche Artilleriefeuer setzte mit erhöhter Stärke wieder ein. Um 3.00 nachmittags wurde es rückwärts und besonders stark gegen die Straße Bärenstall – Wahlenstall – Schneiden verlegt. Die Umgebung der Badener Hütte war in dichte Rauchwolken gehüllt. Wiederum trat der Feind in fünf losen Wellen hintereinander zum Sturm an. Wieder prasselten den feindlichen Alpenjägern die Infanterie- und Maschinengewehr-Geschosse der bayerischen Landwehr, die die Hölle des feindlichen Artillerifeuers überstanden hatte, entgegen.

Am Fuße des Schratzmaennele geriet der Feind überraschend in das Feuer unserer von ihrem kaltblütigen Führer, Hauptmann Pausch, geleiteten 5. Kompanie. Unsere neu angelegte 1. Linie war vom Feinde nicht entdeckt worden und daher von seinem Artilleriefeuer verschont geblieben. Er machte hier gar keine Fortschritte. Wohl aber nahm er rechts der 5. Kompanie Besitz von dem vom Landwehr-Infanterie-Regiment 1 angelegten, aber nicht besetzten Graben am Westhange des Lingekopfes und bedrängte von hier aus stark den rechten Flügel dieser Kompanie und besonders auch die Lingekopf-Besatzung des Landwehr-Infanterie-Regimentes 1.

Weiter drang der Feind im Sattel gegen den Südhang des Schratzmaennele vor. Hier wurde er aber durch das flankierende Feuer des auf halbem Hang in Stellung gebrachten Maschinengewehr-Zuges des Offiziersstellvertreter Faulstich wirksam gefasst. Dem Feinde wurde durch das Feuer dieser Maschinengewehre die schwerten Verluste zugefügt. Links vorwärts von diesem Maschinengewehr-Zug feuerte Hauptmann Hainer, der unerschrockene Führer der 6. Kompanie, durch sein vorbildliches Beispiel die wenigen Leute seiner Kompanie, die das schwere feindliche Feuer überstanden hatten, zu dem hartnäckigsten Widerstande an. Die tapfere Schar streckte auf nächster Entfernung einen Feind nach dem anderen nieder. Sowie sich der feindliche Infanterie-Angriff aussprach, wurde die 11. Kompanie von Oberstleutnant Reck vom Bärenstall aus zum Gegenstoß am Südhange des Schratzmaennele und im Sattel angesetzt. Entschlossen führte Hauptmann Ruidisch seine Kompanie vor. Sie kam gerade noch rechtzeitig an die 2. Linie heran, um gemeinsam mit der hier kämpfenden 12. Kompanie unter ihrem tapferen Führer, Oberleutnant Emminger, den feindlichen Angriff an dieser Stelle restlos abzuschlagen. Durch besondere Tapferkeit tat sich hier der Unteroffizier Pechaigner der 11. Kompanie auf dem Schratzmaennele hervor und sportne durch sein leuchtendes Beispiel als Gruppenführer seine Leute zum Ausharren im schwersten Feuer an. Wehrmann Peter Holzner der 12. Kompanie trug im schwersten Artilleriefeuer fortgesetzt Munition herbei.

An der Südseite des Sattels trat ein noch kampffähig gebliebenes Maschinengewehr in dem zertrümmerten Beton-Blockhaus in Tätigkeit und feuerte so lange, bis die Bedienungsmannschaften durch ein bei Glasborn stehendes feindliches Maschinengewehr außer Gefecht gesetzt waren und die Schießscharte durch eine feindliche Mine verschüttet worden war.

Die Masse der Franzosen blieb vor unserer Front liegen oder flutete zurück. Nur einer gegen die zertrümmerte Nordwestecke der Barrenkopf-Stellung angesetzten feindlichen Sturmabteilung gelang es, hier einzudringen. Leutnant Prähuber warf sich dem übermächtigen Feinde mit einer kleinen Schar der 9. Kompanie heldenmütig entgegen. Der Überzahl gegenüber musste sie im Kampf erliegen. Den heldenhaft kämpfenden Offizier erreichte auf nächster Entfernung das tödliche Geschoss.

Der Führer der 9. Kompanie, Oberleutnant Voigt, eilte dem feindlichen Sturmangriff mit einem Teil seiner Leute zur Besetzung des an den Barrenkopf anschließenden, südlichsten Teiles der 2. Linie im Sattel entgegen. Er wurde durch eine feindliche schwere Granate verschüttet und am Tage darnach tot ausgegraben. (Oberleutnant Gustav Voigt, gefallen am 20.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 130) Auch Leutnant Hornick dieser Kompanie fand hier den Heldentod. (Leutnant August Hornick, gefallen am 20.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 106). Führerlos wich eine Anzahl der auf dem Barrenkopf kämpfenden Leute der 9. Kompanie dem Feinde aus und riss den zur ihrer Unterstützung eingesetzten Zug der 10. Kompanie mit sich fort. Der Regimentskommandeur warf sich dem kopflosen Haufen entgegen und führte ihn wieder gegen die Höhe des Barrenkopfes vor. Hier gewannen diese Leute Anschluss an eine kleine, mutig Schar, die auf der Höhe des Barrenkopfes dem Feinde das Vorwärtskommen verwehrte. Vizefeldwebel Taubeneder der 9. Kompanie hatte beim Einsetzen des feindlichen Infanterie-Angriffs mit rücksichtsloser Tatkraft die in den Unterständen gegen das überwältigende Artilleriefeuer Schutz suchenden Leute aus den Deckungen herausgeholt und durch das feindliche Artilleriefeuer hindurch auf die Höhe des Barrenkopfes vorgeführt. Im heftigsten feindlichen Infanterie- und eigenem Artilleriefeuer hielt er mit seiner todesmutigen Kampfgruppe, selbst als diese auf acht Mann zusammengeschmolzen war, stand, bis die durch den Regimentskommandeur wieder vorgeführten Leute sich ihm anschlossen und ihn bei der Abwehr unterstützen. Dem Vizefeldwebel Taubeneder gebührt der Verdienst, durch sein entschiedenes, opferfreudiges Handeln dem Feinde die Besitznahme des ganzen Barrenkopfs verwehrt zu haben. Er wurde für seine selbsttätige, entschlossene, tapfere Tat mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Ein Inhaber der goldenen Tapferkeitsmedaille, die er sich in der Champagne erworben hatte, Vizefeldwebel Königer, der 10. Kompanie, fand auf dem Barrenkopf, verzweiflungsvoll gegen feindliche Übermacht kämpfend, den Heldentod.

Als der Regimentskommandeur die Kuppe des Barrenkopfes in der Hand des Feindes sah, warf er seine letzte Reserve, 1 Zug der 10. Kompanie, auf den Kleinkopf und befahl dem Führer der 10. Kompanie, Oberleutnant Vilbig, zusammen mit Teilen der 7. Kompanie unter Hauptmann Krug gegen den Feind auf dem Barrenkopf links umfassend vorzugehen. Diese beiden Kompanieführer nahmen die Kampfgruppe auf dem Kleinkopf fest in die Hand und drangen mit ihr in dem am Westhange des Barrenkopfes führenden Kampfgraben bis zu der Nordwestecke der Barrenkopf-Stellung vor und verlegten hierdurch der feindlichen Schar, die sich auf der Barrenkopf-Kuppe festgesetzt hatte, den Rückzug.

Nun – etwa 4 Uhr nachmittags – traf von der Brigade die Mitteilung ein, dass die Divisionsreserve II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1, dem Landwehr-Infanterie-Regiment 2 zur Verfügung gestellt sei. Bataillons-Stab und drei Kompanien seien nach dem Kuhberg (östlich Schratzmaennele), 1 Kompanie nach Hohrod in Marsch gesetzt worden. Dem immer dringender werdenden Antrag des Kommandeurs Landwehr-Infanterie-Regiment 2, die Besichtigung auf dem Exerzierplatz Colmar abzubrechen, war endlich Folge gegeben worden. Das Bataillon erstieg in der Julihitze die Vogesenhöhen und legte im Eilmarsch die 25 Kilometer Entfernung von Colmar bis zum Bärenstall zurück. Hierher hatte Oberstleutnant Reck 2 Kompanien des Bataillons herangezogen. 1 Kompanie war vom  Batallions-Kommandeur, Oberstleutnant von Grundherr, dem auf dem Lingekopf vom Feinde stark bedrängten Landwehr-Infanterie-Regiment 1 zur Unterstützung gesandt worden. Oberstleutnant Reck erhielt vom Kommandeur Landwehr-Infanterie-Regiment 2 den Befehl, mit den beiden Kompanien den Barrenkopf von dem Rest des Feindes, der sich auf dessen Kuppe noch eingenistet hatte, zu säubern. Die 5. und 7. Kompanie 1. Landwehr-Infanterie-Regiment erstiegen unter Führung des Oberstleutnant Reck den Barrenkopf und schritten unverzüglich zum Sturm. Die Schützen des Landwehr-Infanterie-Regiments 2 schlossen sich ihnen von allen Seiten an. Die Kampfgruppe des Hauptmann Krug und Oberleutnant Vilbig frangen von Westen her vor. Die nun völlig eingekreisten Franzosen wurden gefangen genommen. 1 Offizier, 51 unverwundete und 13 verwundete Alpenjäger der Bataillone 22, 28, 70 und 106 fielen in die Hände der bayerischen Landwehr.

Unsere Stellung warb wieder restlos in unserem Besitz. Aus eigener Kraft hatte die Infanterie den feindlichen Angriff abgewiesen. Die Artillerie vermochte sie nur ungenügend zu unterstützen, da damals die Verbindung mit ihr, besonders auch durch Leuchtzeichen, für schwere Kampfverhältnisse noch nicht hinreichend organisiert war. Landwehr-Feld-Artillerie-Regiment 6 war wegen seines kurzen Einsatzes mit dem Schießen im Gebirge noch nicht vertraut, schoss infolgedessen mehrfach in die eigene Stellung hinein und fügte unserer Infanterie dadurch Verluste zu.

Gegen den linken Regimentsabschnitt richtete der Feind keinen Angriff, wohl aber lag auch auf ihm, besonders aber auf der Eichwald-Stellung, das schwerste Artilleriefeuer. Hier wirkte das feindliche 28 cm-Kaliber verheerend. Die vordersten Gräben wurden vollständig verschüttet, die Unterstände zertrümmert.

Die ganze Regimentsstellung zeigte überhaupt derartige Zerstörungen, vornehmlich auch an den Hindernissen, dass sie ihre Sturmfreiheit eingebüßt hatte und nur wenig Schutz gegen Artilleriefeuer mehr bot. 

Der Regimentskommandeur zog die von der Brigade nach Hohrod in Marsch gesetzte 8. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 1 nach der Badener Hütte als seine Reserve heran, stellte 2/3 davon aber auf dringende Anforderung des Oberstleutnant von Grundherr dem Landwehr-Infanterie-Regiment 1 für den Lingekopf alsbald zur Verfügung.

Die 6. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 2, die im Sattel zwischen Schratzmaennele und Barrenkopf bis über die Hälfte aufgerieben worden war, wurde an den Bärenstall zurückgenommen und durch die 11. Kompanie ersetzt.

Am Abend unternahmen die Franzosen noch einmal zwei Angriffe gegen den Barrenkopf. Sie wurden beide Male abgewiesen.“

Man begrub Josef Prähuber auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 104.

Sterbebild von Josef Prähuber
Rückseite des Sterbebildes von Josef Prähuber

SONDERBEITRAG: Christoph von Andreae

Der Soldat Christoph von Andreae wurde am 22.07.1881 in Schlebusch geboren, heute ein Stadtteil von Leverkusen im heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Er war Papierfabrikant und Teilhaber an der Firma „J. W. Zanders“ in Bergisch Gladbach Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve im 1. Eskadron des Leib-Dragoner-Regiment Nr. 24. Am 15.08.1914 fiel er im Alter von 33 Jahren bei Longuyon im französischen Lothringen an der Westfront.

Offiziell ist für Christoph von Andreae keine Grablage bekannt. Ich vermute, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Longuyon begraben wurde.

In Bergisch Gladbach gedenkt man Christoph von Andreae noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2012/bergisch-gladbach-evang_friedhof_rhein-bergischr-kreis_wk1_wk2_nrw.html

Todesanzeige für Christoph von Andreae in der Vossischen Zeitung vom 06.09.1914