Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.396: Ludwig Hierl

Der Hauptmann Ludwig Hierl wurde am 25.08.1877 in Wolfratshausen in Bayern geboren. Er war Realschullehrer in Ansbach. Im Ersten Weltkrieg diente er als Kompanieführer in der 10. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse, mit dem Militär-Verdienstorden 4. Klasse mit Schwertern, mit dem Ritterkreuz 2. Klasse mit Schwertern zum sächsischen Albrechtsorden, der Prinzregenten-Jubiläums-Medaille und mit der Landwehr-Dienst-Auszeichnung 2. Klasse ausgezeichnet. Am 25.05.1916 fiel er im Alter von 38 Jahren bei Verdun während eines Sturmangriffs nach  22 Monate Kriegsdienst.

Man begrub Ludwig Hierl auf dem Soldatenfriedhof Mangiennes in Block 2, Grab 566.

Sterbebild von Ludwig Hierl
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Hierl

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.295: Joseph Jaser

Joseph Jaser wurde am 27.02.1898 in Kutzenhausen in Bayern geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 1. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments als Soldat. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 02.04.1918 fiel er im Alter von 20 Jahren bei Beaucourt-en-Santerre westlich der Avre.

Joseph Jaser wurde vermutlich auf dem Soldatenfriedhof Neuville-St.Vaast anonym in einem Massengrab begraben. Gefallene von Beaucourt wurden dort begraben.

Seine Heimatgemeinde Kutzenhausen gedenkt Joseph Jaser noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/kutzenhausen_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Josef Jaser
Rückseite des Sterbebildes von Josef Jaser

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.246: Jakob Wastlhuber

Jakob Wastlhuber stammte aus Rudlfing, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Kraiburg am Inn, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 8. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 15.07.1918 fiel er im Alter von 22 Jahren bei einem Sturmangriff nach 30 Monaten Kriegsdienst während der Angriffsschlacht in der Champagne und an der Marne bei Souain-Perthes-lès-Hurlus.

Über den Todestag und die Todesumstände von Jakob Wastlhuber schreibt die Regimentsgeschichte des 15. bayerischen Infanterie-Regiments:

Am Morgen des 15.07. gibng von 1.10 Uhr bis 4.50 Uhr unser Trommelfeuer mit ungeheurer Wucht auf die feindlichen Stellungen nieder. Pünktlich um 4.50 Uhr vormittags erfolgte sodann der Einbruch der Infanterie, während die Artillerie eine langsame vor den Sturmtruppen dahinrollende Feuerwalze bildete. Die erste Stellung, die von unserem Feuer gänzlich zerschlagen worden war, hatte der Gegner nur ganz schwach besetzt und was an Lebenden darin angetroffen wurde, ergab sich. Ganz anderes aber ereignete sich vor der 2. Stellung, die etwa 2 1/2 km weiter südlich lag. Sie war von unserem Trommelfeuer fast gar nicht gefasst worden und unsere Sturmtrupps sahen sich dafür plötzlich unversehrten Gräben gegenüber, welche durch breite Hindernisse geschützt waren. Unbedenklich liegen sie dagegen an, aber hier fanden sie den zähesten Widerstand. Unsere Artillerie hatte ihr Massenfeuer bereits eingestellt und so konnte die feindliche Stellungsbesatzung, die sich Kopf an Kopf in den Gräben drängte, ungestört unseren Angriff abwehren. Mit einem Hagel von Geschossen empfing sie die Stürmenden. Zugleich setzte ein planmäßiges Artilleriefeuer ein, das sich bald zum Sperrfeuer einer vollständig zur Abwehr aufgebauten und vorzüglich geleiteten Artillerie verdichtete. Im Nu hatte sie zwei von unseren Tanks kampfunfähig gemacht, nachdem die anderen zwei wegen Motordefekts hatten zurückbleiben müssen. Da auch die übrigen Spezialwaffen, Flammenwerfer und Infanterie-Geschützbatterie, nicht rechtzeitig zur Stelle waren, so trat die Infanterie allein den Kampf um die 2. Stellung an. Die Kompanien des zweiten Treffens sowie I./15. schoben sich in die Kampflinie, sodass sich dort Teile aller Kompanien des Regiments befanden. Den vereinten Anstregungen gelang es auch an einigen Stellen mit ihren Spitzen in die feindlichen Gräben einzudringen. Dort kam es überall zu erbitterten Nahkämpfen. Am rechten Flügel waren 8. und 5. Kompanie vorgestoßen. Die Franzosen machten einen Gegenstoß und im Bajonettkampf fanden hier sämtliche Zugführer der 5. Kompanie den Heldentod. Östlich davon kämpften 6. und 7. Kompanie. Mit größter Tapferkeit hatten sie den Gegner aus einigen Grabenstücken verdrängt, aber während seiner hartnäckigen Gegenwehr fielen fast sämtliche Dienstgrade und ein großer Teil der Mannschaft. Dicht daneben fiel Leutnant der Reserve Heilbronner, der tapfere Führer der 1. Kompanie, mit zwei seiner Zugführer und einer Reihe von wackeren Leuten. Die 10. Kompanie drang in einem Laufgraben vor; auch ihr gelang es nicht in der 2. feindlichen Stellung festen Fuß zu fassen. Ihr Führer, Leutnant der Reserve Weber, ließ mit zehn schneidigen Begleitern sein Leben. Im Laufgraben stießen auch 3., 4. und 11. Kompanie vor. Aber das Feuer mehrere Maschinengewehre versperrte ihnen den Weg und brachte ihnen schwere Verluste.

Den ganzen Vormittag währten diese blutigen Kämpfe. Schließlich zwang die Erkenntnis, dass es unmöglich sei, ohne gründliche Artillerievorbereitung die feindliche Stellung zu stürmen, zum Abbruch des Angriffs. Die Truppen zogen sich zurück und setzten sich einige hundert Meter vom Gegner entfernt fest. Das Ergebnis des Angriffs, der über weite Geländestrecken hätte führen sollen, bestand also lediglich in einem 3 km breiten Streifen, einer Anzahl Waffen und etwas mehr als 100 Gefangenen. Die ganze Erklärung dieses Misserfolges liegt in der Aussage eines dieser Gefangenen, dass der Angriff bestimmt erwartet worden sei. 

Den ganzen Tag über waren Infanterie und Artillerie sehr rege. Ein neuer Angriff, der 8.00 Uhr abends versucht wurde, scheiterte im Beginn daran, dass auch jetzt das feindliche Hindernis unzerstört und der Gegner vollkommen gerüstet war.

Ein sinnloser Tod also.

Offiziell ist für Jakob Wastlhuber keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Souain beigesetzt wurde. Dort wurden seine Regimentskameraden begraben, die im gleichen Zeitraum fielen:

  • Leutnant der Reserve Emil Heilbronner, gefallen am 15.07.1918 bei Souain, begraben auf dem Soldatenfriedhof Souain in einem Massengrab;

Seine Heimatgemeinde Ensdorf gedenkt noch heute Jakob Wastlhuber auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/kraiburg-ensdorf_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Jakob Wastlhuber
Rückseite des Sterbebildes von Jakob Wastlhuber

 

Der theoretische Weg von Jakob Wastlhuber von seinem Geburtsort zu seinem Sterbeort und Grab:

Sonderbeitrag: Die Predigt [Trauerrede] für Franz Galgenmüller

Der Soldat Franz Galgenmüller wurde am 03.09.1892 in der bayerischen Gemeinde Unterfahlheim geboren. Er war angehender Priester (cand. theol.) im königlichen Georgianum München. Im Ersten Weltkrieg diente er als Offiziersstellvertreter und Offiziersaspirant im 15. bayerisches Infanterie-Regiment . Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und mit dem Bayerischen Verdienstkreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet. Am 14.04.1917 fiel er im Alter von 24 Jahren bei Sissonne während der Kämpfe an der Aisne.

Der Text der Trauerrede von F. X. Hartmann, Domprediger in Augsburg:

„Hochansehnliche Trauerversammlung!

Meine lieben Landsleute!

Schwer spricht sich der Schmerz. Er macht den Menschen förmlich verstummen. Und doch muss das Lied von dem braven Mann erklingen, der am 16. August auf Frankreichs heiß umstrittenen Boden, im großen Entscheidungskampf um Deutschlands ganze Zukunft auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Der Schmerz um ihn ist tief und innig, die Teilnahme allgemein und überwältigend, im stillen Heimatdörflein und draußen in den Schützengräben, bei „kleinen Leuten“ und bis hinauf in die höchsten Kreise. Auch unser hochwürdiger Oberhirte, obwohl serlber erkrankt, bezeugt sein Beileid. Aus ganz Deutschland und Österreich, aus der Schweiz treffen Teilnahmekundgebungen ein. Unsere Trauer gilt einem tapferen Helden, einem stets hilfsbereiten Kameraden und treuen Freunde, einem strebsamen Jünger der Wissenschaft, einem vielversprechenden Theologen, einem ausgezeichneten Bruder und edlen Sohn, dem Offizierstellvertreter Herrn Franz Galgenmüller von Unterfahlheim, Ritter des Eisernen Kreuzes, Inhaber des Bayerischen Verdienstkreuzes mit Krone und Schwertern, Kandidaten der Theologie im königlichen Georgianum in München.

Mir ist die harte, wenngleich ehrenvolle Aufgabe geworden, ihm in der Heimatkirche das letzte Wort widmen zu dürfen.

Vor seinem Ausmarsch (am 1. März 1916) hat mich der junge Feldgraue, der einst bei meiner Primiz und sonst noch öfters als Ministrant diente, den ich seinerzeit zur Aufnahmeprüfung ans Gymnasium vorbereitete, den ich fortan sozusagen an Leib und Seele habe wachsen sehen (wenn er falle), um die Trauerrede. Zur Antwort versprach ich ihm die Primizpredigt. Indes, statt ihn auf dem Kirchgang ins Heiligtum zu begleiten, muss ich euch jetzt an ein Heldengrab im Feindesland führen: Ein Grab ist wie ein Altar, wo im herben Schmerze geopfert wird.

Im Soldatenfriedhof zu Sissonne sehe ich einen Hügel, auf den ich die Inschrift setzen möchte: „Wanderer, hemme deinen Schritt und lüfte den Hut: Vergiss ein frommes Gebet nicht, ein Bayernheld hier ruht.“ Diesem jungen Helden gilt unsere Totenklage. Helden bejammert man nicht, Helden betrauert man, Helden ehrt man. Ein Kriegergrab bleibt der Stolz der Familie. „Ein Held ist, wer sein Leben Großem opfert“ (Grillparzen). Um deutschen Boden, deutschen Namen, deutsche Ehre zu verteidigen, schlug er sein Leben in die Schanze. „Noch hat der Franzose keinen Fußbreit Boden gewonnen,“ schreibt er am 13. April nach Speyer. Als er jedoch zwei Tage darauf seine Leute zum Gegenstoß führte, traf ihn die tückische Franzosenkugel. „Er ist gestorben als ein echter Held, als der er sich im Kampfe bewährt hatte.“ rühmt ihm sein Major nach. Und sein Leutnant versichert „dass in der Geschichte des Regiments auch der Name Galgenmüller mit goldenen Lettern verzeichnet sein wird.“ Was Wunder, dass seine tapfere Brust wohlverdiente Auszeichnungen schmückten und seine Beförderung zum Offizier unmittelbar bevorstand? Ein glänzendes Zeugnis für seine hervorragenden militärischen Fähigkeiten. Dabei war er – das verhehlen wir so wenig wie er selbst – einzig aus reinstem Pflichtgefühl, keineswegs aus Abenteuerlust, auch nicht aus bloßer Begeisterung Soldat. Die heutige Militärpädagogik erschien ihm, dem Idealisten, der noch nicht die Schwierigkeiten des Lebens erfahren, vielmehr in mehrfacher Beziehung reformbedürftig. Dazu kam noch, dass er den Wahnsinn eines Massenmordes im Kriege sowohl mit dem vernünftigen Denken als auch mit den Grundsätzen des Christentums, das eine Magna charta des Friedens und ein Programm der Liebe verkündet, fast nicht oder nur schwer vereinbaren konnte. Gewiss, Kriege wollen ist gottlos, Kriege machen verrucht, aber Kriege führen zur Abwehr ist heiliges Recht. Freilich, wenn wir alle, wir und unsere Feinde, ganze Christen wären, dann gäbe es keinen Krieg. Der Krieg ist der blutige Sohn der Sünde. Menschen haben mit ihren Leidenschaften den Weltbrand entfacht und nun soll Gott bereitstehen, ihn zu löschen? Heißt das nicht, den Schöpfer zum Diener des geschöpfes machen wollen? Dabei gibt es allenthalben noch Menschen, die noch nicht einmal angefangen haben, sich zu bessern und solche, die längst schon wieder damit aufgehört haben. Selbst der Schützengraben bildet keinen Wendepunkt in ihrem Leben und sogar das Eiserne Kreuz keinen Wegweiser zu neuen Bahnen. Das ist aber noch kein Heldentum, wenn ein Krieger nur im feindlichen Feuer Proben von Mut gibt, hinter der Front oder in der Ruhe aber sich von seiner Leidenschaft, wie Samson vom Weibe, besiegen lässt. Den Geist suchte Galgenmüller zu entfernen bei seinen Leuten. Als Korporal verwies er ihnen schmutzige Reden und zweideutige Lieder, durch welche unverdorbene Soldaten vergiftet werden und besprach mit ihnen öfters auch religiöse Angelegenheiten., die Zweifel und Rätsel, welche der Krieg aufgab und die nur Religion und Glaube lösen können. Abends betete er (wie ein Unteroffizier schrieb) gemeinsam in der Kaserne das Nachtgebet. „Beten sollt ihr, nicht fluchen“ riefb er beim Heulen und Krachen des Granathagels einem unwilligen Landsturmmann zu. Brauchen wir uns da zu wundern, wenn seine Leute ihm treu anhingen, wenn er besonders bei den alten Jahrgängen sich großer Beliebtheit erfreute, wenn ein herzliches kameradschaftliches Verhältnis sich unter ihnen herausbildete, wenn er mit einzelnen Regiments-Kameraden direkte Freundschaft schloss? Von einem gefallenen Freunde (Rainer Schmitz) sagte er: „Uns schlug einst in Treue ein einiges Herz, du warst mir lieb wie mein eigen Leben.“ Ein Nathanael, „an dem kein Falsch“ war, ein Jonathan von Gesinnung, unverdorben an Herz und Gemüt, war er schon im ersten Semester in seiner Korporation, dem deutschen katholischen Studentenverein Alemania, von seinen Bundesbrüdern am grünen Isarstrande ob seines schlichten, geraden Wesens hoch geschätzt. So ernst er auch war, fröhlicher Gesellschaft ging er nicht aus dem Wege. „Seine Größe war Bescheidenheit,“ schrieb eine edle Frau, nachdem sie ihn einmal gesehen und gesprochen. Diese Bescheidenheit war seines Charakters Stahlgehalt, und Treue deren Goldgehalt. Er hat sie bewiesen „bis in den Tod“; er starb in der treuen Erfüllung seiner Pflicht: „Wer in der Liebe bleibt“ und stirbt, „bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Sein Beispiel der Treue ist uns allen ein kostbares Vermächtnis und umgibt unsere Trauer um den Helden, Kameraden und Freund mit einer besonderen Weihe.

Durch den Heldentod unseres lieben Franz hat auch die Wissenschaft einen unersetzlichen Verlust erlitten. Nach dem Zeugnisse seiner ehemaligen Lehrer (Herr Oberstudienrat Steinberger, Günzburg) war er am Gymnasium ein strebsamer, tüchtiger Schüler. Besondere Vorliebe zeigte er für fremde Sprachen, deren er, wie er mir gelegentlich eines Besuches gestand, gerade 22 in Angriff genommen hatte. Als Musensohn an der Universität, dem Zentrum der Wissenschaft, arbeitete er mit Energie und Fleiß im semitischen und slavischen Seminar. Nicht ganz mit Unrecht nannte ihn daher Hansjakob, der verewigte Schriftsteller, „einen kleinen Mezzosanti“ (1774 – 1849) und eröffnete ihm die Perspektive „Sie haben so schlicht und klar geschrieben, dass Sie auch einmal Volksschriftsteller werden könnten.“ Er war auf dem besten Wege dazu: Proben seines literarischen Talentes gab er in den klassischen Schilderungen der selbsterlebten Kämpfen vor Verdun, die er im „Raphael“, der besten Jugendzeitschrift, die ich kenne, die im Kriege allmählich eine echte Soldatenzeitschrift geworden ist, in einer Reihe von Artikeln geboten hat. Auch als Dichter versprach er Großes und „begründete die Hoffnung, einst ein schwäbischer Hansjakob und ein katholischer Rosegger zu werden“ (Schmidinger) – Mit Foerster, dem bekannten Pädagogen, stand er bis zu seinem Tode im regen Briefwechsel. So konnte man die besten Erwartungen auf ihn setzen. Indes, „was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe, die der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde, aufbaut auf betrüglichem Grunde?“ Noch mehr als an unzählig anderen drängen sich an diesem Heldengrabe bange Warum-Fragen unserem Geiste auf. Warum hat Gott dem Leben dieses vielverheißenden jungen Mannes, der der katholischen Sache so reichlich hätte dienen können, ein so frühes und jähes Ende bereitet? Warum knickte er diese seltene Menschenblüte, noch ehe sie ihre volle Pracht entfalten konnte? Warum musste dieser lautere Charakter, um den so viele Tränen fließen, ein Opfer des Krieges werden? „Warum „der Stern, der erst am Aufgehen war“ (Schrönghamer-Heimdal) schon untergehen? Aber das Licht erlosch ja nicht: Es wurde wie die weiße Mette-Kerze nur hinter den Altar getragen: Es ist ein ewiges Licht im Himmel. Warum also starb er? Weil er reif war für den Himmel. „Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht.“ Nicht die Zahl der Jahre, sondern ihr Inhalt gibt dem Leben seinen Wert. Warum sterben gerade die Besten? Isabelle Kaiser, die schweizerische Handel-Mazetti, gibt darauf die bezeichnende Antwort, „die minderwertig Überlebenden werden dadurch gebessert“. „Was Gott fügt, das ist gut, sei`s Leben oder Sterben,“ sagt Franz in seinem „Nachlass“. Ob wir leben oder Sterben, wir sind des Herrn.“ Dieses Wort aus dem Römerbriefe legt neben den Quell unserer Zähren auch gleich das Tuch, um sie zu trocknen. Als ein Kind der göttlichen Vorsehung ging Franz durchs Leben. „Mein Los ist, wie es Gott gebeut“ und so mahnt er im vorhinein, „denk`, es ist im Herrn geschehen – er wird alles gleichen.“

Am Tage vor seinem Tode schrieb er mir: „Gott steht mir bei und so wird sich alles zum Besten wenden.“ Und gleichzeitig nach Donauwörth an seinen väterlichen Freund: „Unter des Herrn Fittichen wird mir kein Unheil geschehen.“ Die letzten Zeilen schrieb er noch am 16. April an seinen hochverehrten Direktor des Georgianums, einige Stunden vor seiner Verwundung: „Mitten aus der großen Abwehrschlacht heraus ehrfurchtsvolle Grüße. Eine heiße Woche liegt hinter mir. Mir hat Gott bis hierher wunderbar geholfen. Im Vertrauen auf seinen weiteren Beistand und auf das Gebet meiner lieben Georgianer Ihr ergebener Galgenmüller:“ Er baute auf denjenigen, dem schon David sein Hirtenlied gesungen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil.“ –

Unsere trüben Augen vermögen gar oft Gottes Pläne nicht zu durchschauen. „So hoch der Himmel über der Erde, so hoch stehen Gottes Gedanken über den Menschen Gedanken.“ Wir sind ab und zu wie kleine Kinder, die ein Naschwerk, ja das Gift dem täglichen Brote vorziehen. Wir bauschen unsere Sonderwünsche zu Forderungen auf, deren Erfüllung uns unerlässlich scheint. Wir stehen mit unseren Gedanken auf dem kleinen Standpunkt des Diesseits: Gott, der unsterbliche König der Zeiten, urteilt von der Hochwarte der Ewigkeit aus. Die Ansichten der ewigen Weisheit und der menschlichen Beschränktheit gehen darum himmelweit auseinander, wenn es gilt zu entscheiden, „was für uns zum Besten gereicht!“ Was Gott tut, ist wohlgemeint.

Eine ehrenvolle Laufbahn in der Welt wäre dem sprachkundigen Studenten sicher gewesen. Nach einigem Ringen um seinen Beruf ließ er sich vom idealsten Fluge leiten: er wurde Theologe. „Ein vollgeschütteltes und gerütteltes Maß“ von Anlagen brachte er mit zu dem erhabenen Berufe. Es waren gut gewogen „fünf Talente“: Eine christliche Erziehung, die wertvollste Mitgift aus dem Elternhause, eine gediegene Frömmigkeit, die er im ersten Priesterseminar, auf dem Schoße der lieben Mutter lernte, ein goldenes Herz voller Güte und Liebe, eine rein bewahrte Jugend im Glanze der Unschuld. Nur einen Monat war er im Seminar. Der böse Krieg holte ihn heraus. Nach allem, was man von ihm sah und hörte, war er nach dem Zeugnisse seines Direktors (Herrn Universitätsprofessor Dr. Weigl) ein gottberufener Theologe, der zu den schönsten Hoffnungen in seinem freigewählten und mit voller Begeisterung festgehaltenen Berufe berechtigte. „Ich freue mich der Entfaltung seines Könnens und der inneren Kraft, mit welcher er sein Lebensziel festhielt,“ versichert sein Divisionspfarrer (R. P. Polykarp). Der Nachwuchs des katholischen Klerus hat durch den Verlust Galgenmüllers einen schweren Blutzoll bezahlt.

„Er hat am Altar das heilige Opfer nicht feiern dürfen, er ist aber doch im heiligen Opfergeiste gestorben,“ tröstet der Hohepriester auf dem Bischofsstuhle zu Speyer, der „Soldatenbischof“ Faulhaber in seinem höchst ehrenden Schreiben an die Hinterbliebenen. An sie erging das Wort, das einst Jehova zu Abraham gesprochen: „Bring` mir deinen Sohn zum Opfer.“ Er opferte sein Leben auf dem Altar des Vaterlandes; ihr, trauernde Angehörige, opfert ein Leben, das liebste und teuerste. Das heißt Primiz: Erstlingsopfer! Seht nur hin auf den blutigen Primizaltar des Kreuzes und ihr werdet von der Mutter des ewigen Hohenpriesters lernen, die blutenden Herzen als goldene Weihegeschenke neben dem Altar aufzuhängen. Im himmlischen Heiligtum, am goldenen Altare wird unser guter Franz, wie er vor seinem letzten Abschied sagte, „im Himmel droben Primiz feiern“, in jenem Dome, wo „Raphaelsche Lichtgestalten zum heiligen Dienst die reinen Hände falten“. Daran denket, wenn das Herz brechen will vor Leid und Vereinsamung und die „harte Rede“, „nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, nur schwer über die Lippen geht. Glaubet`s nur, liebe Heimatkinder, einmal im Unglück und in den Ölbergs- und Karfreitagsstunden zu beten: „Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden“ hat weit mehr Wert als im Sonnenschein des Glückes und der Freude tausendmal zu wiederholen: „Gottlob und Dank!“ Störet deshalb, ich bitte euch darum, die Ruhe unseres toten Helden nicht durch übermäßige Trauer! „Weinet nicht wie die, welche keine Hoffnung haben!“

Das Recht der Klage um einen so edlen Sohn und ausgezeichneten Bruder will ich gewiss nicht streitig machen. Er war ja „euer Stolz und eure Krone“, er war, was der junge Tobias seinen Eltern: „Das Licht der Augen, die Stütze eures Alters und der Trost eures Lebens.“ In einer Augsburger Zeitung zeigten unlängst Eltern den Heldentod ihres Sohnes an und setzten hinzu: „Das war der erste Kummer, den er uns bereitet hat.“ Ohne jede Übertreibung gilt das von eurem Sohne und Bruder, der das Vermächtnis seines guten Herzens und seiner treuen Liebe niedergelegt hat in dem ergreifenden Liede, das er vor Verdun gedichtet und mit der Adresse: „An meine Mutter“ versehen hat. Wenn du mir darum mit dem Psalmisten sagst: „Meine Seele ist voll des Jammers,“ so antworte ich dir mit dem Propheten: „Siehe, dein Sohn lebt.“ Euer Sohn und Bruder wird eure Freude sein in der Ewigkeit, wie er es gewesen in der kurzen Lebensfrist. Er ist „unter die Kinder Gottes gezählt und sein Anteil ist unter den Heiligen“, dieser Gedanke vermag den Trennungsschmerz zu mildern; er erhellt wie ein funkelnder Stern das Dunkel der Grabesnacht. In diesem Lichte erscheint uns das Grab nicht bloß als ein schauriges, ernstes Memento mori, sondern auch als ein liebliches Vergiss mein nicht: „Der Tod zerreißt nicht bloß die zarten Familienbande, er knüpft auch die zerrissenen wieder an. Die Liebe ist stärker als der Tod.

Hochansehnliche Trauerversammlung! „Nach der Heimat möcht`ich wieder.“ Die Sehnsucht klingt aus tausend Briefen, singt in tausend Liedern, lebt in tausend Herzen, schwebt auf tausend Lippen. Die irdische Heimat, an der Franz mit allen Fasern seines Herzens hing, von der er so schwer Abschied nahm, sah er nicht mehr. Am Pilgerstab wollte er, so schrieb er vom Felde, im Falle glücklicher Heimkehr nach Rom, der Ewigen Stadt, wallen. Nun ist er bereits in der ewigen Stadt Gottes, „wo es keine Träne, kein Leid und keine Trennung mehr gibt.“ Der große Herrgott, der sich von einem kleinen Menschenkind niemals an Großmut übertreffen lässt, der Ritter vom Kreuz hat ihm „die Krone des Lebens“ gegeben, die unendlich mehr wert ist als der Siegeskranz, den das dankbare Volk den heimkehrenden Kriegern flicht. Der ewige Feldherr hat den tapferen Streiter versetzt in die himmlische Walhalla und lässt uns zum Gruße sagen wie dem Petrus am Ostermorgen: „Ihr werdet ihn wiedersehen!“ Bis zu dieser Stunde ist allerding noch ein schwerer, einsamer Weg. Aber blicket hinauf zur Heimat über den Sternen. „Dort wird es einst tagen“, „dort findet die Seele die Heimat, die Ruh`“, am Vaterherzen Gottes. Nach einer „kleinen Weile“ wird dann buchstäblich zutreffen, was unser toter Bruder so oft gesungen, wenn er in Neu-Ulm, seiner Garnison, mit seiner Mannschaft durch die Straßen zog im gleichen Schritt und Tritt:

„In der Heimat, in der Heimat,
Da gibt`s. ein Wiederseh`n!“

Amen.“

Man begrub Franz Galgenmüller auf dem Soldatenfriedhof Sissonne in Block 9, Grab 197.

Trauerrede für Franz Galgenmüller

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 1.081: Joseph Mariel

Der Infanterist Joseph Mariel stammte aus Oberbierwang, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Babensham, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 3. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 05.04.1918 fiel er im Alter von 21 Jahren bei Moreuil durch Granatschuss.

Joseph Mariel wurde auf dem Soldatenfriedhof Morisel in Block 1, Grab 97 begraben.

Sterbebild von Joseph Mariel
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Mariel

Der theoretische Weg von Joseph Mariel von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 1.062: Andreas Vogg

Der Infanterist Andreas Vogg wurde am 19.02.1897 in Tronetshofen als Sohn eines Schmieds geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Fischach. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 13.12.1917 fiel er durch schwere Verwundung in Frankreich während des Stellungskrieges im Chaume-Wald bei Verdun.

Das Grab von Andreas Vogg befindet sich auf dem Soldatenfriedhof Mangiennes in Block 5, Grab 196.

Sterbebild von Andreas Vogg
Rückseite des Sterbebildes von Andreas Vogg

Der theoretische Weg von Andreas Vogg von seinem Geburtsort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 1.048: Josef Wörle

Der Gefreite Josef Wörle wurde am 19.01.1891 in Ilgen als eines Gastwirts geboren, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Steingaden. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 2. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Er fiel am 23.08.1914 im Alter von 23 Jahren in Lothringen während der Schlacht vor Nancy und Epinal.

Sterbebild von Josef Wörle
Rückseite des Sterbebildes von Josef Wörle

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 1.031: Johann Wurm

Johann Wurm stammte aus Rehberg, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Grainet, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Bayerischen Militär-Verdienstkreuz ausgezeichnet. Am 19.08.1917 wurde er bei Kämpfen im Argonnenwald in der Nähe von Montigny bei Verdun schwer verwundet und starb am 01.09.1917 im Alter von 21 Jahren im Lazarett in Bunzancy.

Man begrub den Leichnam von Johann Wurm auf dem Soldatenfriedhof Buzancy in Block 6, Grab 99.

Seine Heimatgemeinde Grainet gedenkt Johann Wurm noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/grainet_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Johann Wurm
Rückseite des Sterbebildes von Johann Wurm

 

Der theoretische Weg von Johann Wurm von seinem Geburtsort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 917: Benno Fichter

Der Gefreite Benno Fichter stammte aus Ramsau in Oberbayern, heute ein Ortsteil der Gemeinde Reichertsheim. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 7. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments und wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 20.09.1917 fiel er im Alter von 19 Jahren im belgischen Flandern.

Seine letzte Ruhe fand Benno Fichter auf dem Soldatenfriedhof Langemark in einem Massengrab.

Sterbebild von Benno Fichter
Rückseite des Sterbebildes von Benno Fichter

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 900: Franz Eder

Der Reservist Franz Eder wurde am 05.07.1890 in Simbach am Inn in Bayern geboren und kämpfte im Ersten Weltkrieg in der 9. Kompanie des 15. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet. Am 21.05.1917 fiel er im Alter von 26 Jahren beim Winterberg (französisch Plateau de Californie) am Chemin des Dames.

Man begrub Franz Eder auf dem Soldatenfriedhof Cerny-en-Laonnois in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Simbach am Inn gedenkt Franz Eder noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2009/simbach_am_inn_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Franz Eder
Rückseite des Sterbebildes von Franz Eder

Der theoretische Weg von Franz Eder von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab: