Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.111: Heinrich Schwaiger

Der Soldat Heinrich Schwaiger – eigentlich Schweiger (Schreibfehler auf dem Sterbebild) – stammte aus Pfaffenhofen in Bayern und war der Sohn eines Freibankmetzgers. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 2. Kompanie des 19. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 20.03.1915 fiel er im Alter von 20 Jahren während der furchtbaren Kämpfe in den Vogesen bei einem Sturm am Reichsackerkopf bei Münster im Elsass.

Über den Todeszeitraum von Heinrich Schwaiger berichtet die Regimentsgeschichte des 19. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments:

„Die Erfolge waren so, dass die Division schon für den 19.03.1915 den allgemeinen Angriff auf den Reichackerkopf beabsichtigte.  Infolge der bei der Befehlsbekanntgabe am 18.03. 1 Uhr nachmittags in Villa Hartmann von Oberstleutnant Jaud geäußerten Bedenken wurde aber der Angriff endgültig auf 20.03. nachmittags verschoben und in der Hauptsache von der Division befohlen, dass die 16. Reserve-Infanterie-Brigade von Generalmajor Jehlin von Norden mit den Hauptkräften gegen den Klänglessattel, mit Nebenkräften gegen die Kuppe des Reichackerskopfs, die 15. Reserve-Infanterie-Brigade Generalmajor Freiherr von Pechmann gleichzeitig von Ost und Süd mit den Hauptkräften gegen diese Kuppe, mit Nebenkräften gegen Klänglessattel und Sattelköpfle vorgehe. Der Angriff war durch leichte und schwere Batterien durch Minen und insbesondere durch je ein Geschütz der Batterien von Grauvogel und Diem aus dem Westrand des Mönchbergwaldes und vom Alpenjägerweg durch direktes Feuer auf den Klanglesattel zu unterstützen. Die Durchführung des Befehls auf der Ost- und Südfront wurde von der Brigade dem Kommandeur Reserve-Infanterie-Regiment 19 übertragen, welcher unter Zuteilung zahlreicher Pioniere der Reserve-Pionier-Kompanie 8 als Sturmtruppen 2. und 3./R. 19 und Maschinengewehrzug Reim gegen das Sattelköpfle ansetzte. Der Plan war, 1.00 Uhr mittags sich am rechten Flügel mit je einem Zug als Sturmkolonne ohne Schuss auf die durchschnittlich nur etwa 20 Meter entfernten feindlichen Gräben am Reichackerkopf zu stürzen und nach erreichtem Erfolg Hand in Hand mit den von Norden kommenden 22ern und 23ern die ganze Linie aufzurollen.

Punkt 1 Uhr nachmittags wurde befehlsgemäß das Artilleriefeuer zurückverlegt, die in der Mulde südöstlich Quelle eingebauten schweren Minenwerfer schwiegen. Die Mannschaften, jeder einzelne außer mit Handgranaten und Gewehr auch mit einem Schutzschild versehen, sprangen aus ihren Gräben und angespannt warteten der Kammandeur Reserve-Infanterie-Regiment 19 mit Major Veith (I./R. 19) bei ihrer von der Kuppe nur etwa 200 Meter südöstlich entfernten Gefechtsstelle auf das das Gelingen des Angriffs verkündende Signal: „Achtung!“ Statt dessen hörte man andauerndes Feuer aus feindlichen Maschinengewehren und 1.30 Uhr nachmittags traf von allen drei Sturmkompanien die niederschmetternde Nachricht ein: „Heftiges Flankenfeuer aus Maschinengewehren; wir kommen nicht weiter vorwärts.“ Das war eine verzweifelungsvolle Lage, zumal auch der Einsatz der am Alpenjägerweg stehenden Reserven 1. und 4./R. 19 und 4./R. 23 unter den gegebenen Verhältnissen nur zu neuen Opfern, aber zu keinem Erfolg führen konnte. Da, noch unentschieden was zu tun, etwa 2 Uhr nachmittags erblickte Gefreiter Heinrich Lutz (3.) plötzlich einige aus dem nahen feindlichen Graben herausragende Hände. Diese als Zeichen der Bitte um Pardon auffassend schrie Lutz laut „Hurra, die ergeben sich“ und gleichzeitig aufspringend nahm alles rechts und links von Lutz begeistert sein Hurra auf und wenige Minuten später war der Reichackerkopf genommen und daran anschließend Klänglesattel und die ganze Gruppe westlich davon. Dieser Augenblick gehörte für alle Teilnehmer mit zu den HJöhepunkten des Feldzugerlebens und als von allen Seiten truppweise die verwegenen, dunkelgebräunten Alpenjägergestalten – mehrere Offiziere und 250 Mann – gesondert von unseren braven Leuten den Hang heruntergebracht wurden, da konnte sich kein Anwesender einer spontanen Regung von Glück und Dankbarkeit erwehren. Leider erlitt diese frohe Stimmung aber schon gegen 4 Uhr nachmittags einen gewaltigen Dämpfer; denn in die sich  beim eifrigen Sammeln und Einbringen feindlicher Waffen und Ausrüstungsstücke allzufrei und unvorsichtig auf der Kuppe Bewegenden schlug plötzlich feindliches Artilleriefeuer und brachte etwa 20 eben noch so Lebensfrohen Tod oder schwere Verwundung, unter ihnen auch den tapferen Zugführern Leutnant Fürst (2./R. 19) und Offiziers-Stellvertreter Lukaseder (Reserve-Infanterie-Regiment 23). Ein Volltreffer ging auch in die Minenwerferstellung des Offiziers-Stellvertreter Schlederer und riss dessen 3 Minenwerfer und 50 kleine Minen in die Luft, wunderbarerweise ohne Schaden für die Bedienung.

Noch am gleichen Tag wurde folgender Divisions-Tagesbefehl ausgegeben:

„Nach vierzehntägigem schweren Ringen ist uns heute der Erfolg beschieden gewesen, der Reichackerkopf ist unser, wir geben ihn nicht mehr her. Dies zu sichern ist jetzt unsere Aufgabe, an deren Erfüllung alles zusammenarbeiten muss.
Ich spreche allen meinen Truppen und ihren Führern, die heute unserer Division ein neues Lorbeerreis errungen, meinen Dank und meine volle Anerkennung aus.
In mustergültigem Zusammenarbeiten haben die tapferen Pioniere meiner braven todesmutigen Infanterie den Weg gebahnt, während die Artillerie ihr in nieversagender Aufmerksamkeit die Artillerie des Feindes vom Leib gehalten und dem Feind den letzten Rest gegeben hat.

Ich bin stolz auf meine Division.

Freiherr vom Stein.“

Man begrub Heinrich Schwaiger auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach in einem Massengrab.

Sterbebild von Heinrich Schwaiger
Rückseite des Sterbebildes von Heinrich Schwaiger

Sonderbeitrag: Major Max Baumann

Der Soldat Max Baumann wurde am 21.09.1868 in der Stadt Crailsheim im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war Furhmann. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Major und Bataillonskommandeur im 246. Reserve-Infanterie-Regiment. Am 21.10.1914 wurde er in Belgien bei Becelaere nahe Ypern schwer verwundet. Am 15.11.1914 verstarb er im Vereins-Lazarett vom Roten Kreuz in Stuttgart an seinen Wunden.

Vermutlich wurde er in Stuttgart auf einem zivilen Friedhof im militärischen Bereich begraben.

Major Max Baumann I. 246., verwundet am 21.10.1914, gestorben am 15.11.1914

Sonderbeitrag: Unteroffizier Max Huber

Der Soldat Max Huber wurde am 20.07.1885 in der Stadt Lahr im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war Kaufmann und Geschäftsführer. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Unteroffizier in Unteroffizier in der 4. Kompanie des 246. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 21.10.1914 fiel er im Alter von 29 Jahren bei Becelaere nahe Ypern in Belgien. Er fiel bei der Eroberung von Reutel.

Über den Todestag und die Todesumstände von Max Huber berichtet die Regimentsgeschichte des 246. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Für den 21. Oktober war von 10 Uhr vormittags ab folgende Gefechtsgliederung befohlen: I./246 nördlich des Weges Zwaanhoek mit zugeteilter 9. Kompanie, südlich anschließend II./246, hinter der Mitte am Wegkreuz III./246 ohne 9. Kompanie. Aus dieser Aufstellung heraus war für 3.45 Uhr nachmittags der Angriff auf Reutel befohlen. Der Vorstoß verzögerte sich aber, da die Anschlusstruppen rechts (Reserve-Infanterie-Regiment 244) nicht vorkamen. Um 5 Uhr nachmittags wurde der Angriff durchgeführt. Die Bataillone stürmten den deckungslosen Hang hinunter, durchschritten die Mulde und kamen bis auf die Höhe Ostrand Reutel vor. In dieser Linie angekommen, schlug starkes Flankenfeuer von Norden her in die Reihen und dezimierte die Schützenwelle.Von hinten kam schweres deutsches Artilleriefeuer, da der schweren Artillerie anscheinend keine Meldung über die neu erreichte Stellung zugegangen war. Es war unmöglich hier zu bleiben. Nach Einbruch der Dunkelheit wurden deshalb die Kompanien wieder auf die Ausgangsstellung zurückgenommen. Die Verluste an diesem Tage waren nicht gering. Das I. Bataillon verlor allein drei Kompanieführer (Hauptmann Geyer schwer verwundet). Vom II. Bataillon war der Führer der 8. Kompanie, Oberleutnant Haller, schwer verwundet (gestorben am 26. Oktober 1914). Der Verlust an Unteroffizieren und Mannschaften ließ sich noch gar nicht feststellen. Es kann nicht unerwähnt bleiben, dass die rechte Flanke des Regiments und damit die 54. Reserve-Division am 21. Oktober 1914 bis zum Eintreffen der 53. Reserve-Division sehr bedroht war. Der vordere Teil der 53. Reserve-Division gingen später angriffsweise gegen den nördlichen Flügel von Becelaere vor, anscheinend ohne Kenntnis davon, dass dieser Ortr von deutschen Truppen  bereits besetzt war, denn es hatten Teile des Regiments 246 unter ihrem Feuer zu leiden.“

Seit 19

Man begrub Max Huber auf dem Soldatenfriedhof Menen in Block N, Grab 3.457.

Das Grab von Unteroffizier Max Huber 246. R.I.R. 4. Kompanie und 9 Kameraden in Zwaanhoek

Die Männer des Zweiten Weltkriegs – Teil 2.110: Franz Xaver Dobler

Der Soldat Franz Xaver Dobler wurde am 24.07.1910 in Niederham in Bayern als Sohn eines Landwirts geboren, heute ein Ortsteilm der Gemeinde Ortenburg. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Schütze in einem Infanterie-Regiment. Am 22.04.1940 fiel er im Alter von 29 Jahren während des Frankreichfeldzuges durch den Treffer eines Granatsplitters.

Man begrub Franz Xaver Dobler auf dem Soldatenfriedhof Dahn in Block 2, Reihe 3, Grab 1115.

Siehe auch Gedenken auf seinem Friedhof: http://www.denkmalprojekt.org/2008/dahn_kgs_wk2_a-e_rp.htm

Sterbebild von Franz Dobler
Rückseite des Sterbebildes von Franz Dobler

Die Gräber der Marienstiftskirche in Lich: Ernuest Conrad Schenck zu Schweinsberck

Ernst Conrad Schenck zu Schweinsberck wurde 1459 geboren und starb am 01.03.1497 in Lich. Er war Amtmann zu Lich. Am 19.09.1503, Dienstag nach Exaltacione Crucis (Fest der Kreuzerhöhung), starb seine Frau Elisa Rau zu Holzhausen. Sie sind beide in der Marienstiftskirche in Lich unter der Kanzel beigesetzt.

Grabplatte für Ernst Conrad Schenck zu Schweinsberg und Elisa zu Holzhausen in der Stiftskirche Lich
Grab für Ernst Conrad Schenck zu Schweinsberg und Elisa zu Holzhausen in der Stiftskirche Lich
Grab für Ernst Conrad Schenck zu Schweinsberg und Elisa zu Holzhausen in der Stiftskirche Lich

Sonderbeitrag: Major Ernst Holtzhausen

Der Soldat Ernst Holtzhausen wurde am 17.02.1862 in Zerbst/Anhalt geboren und lebte in der Stadt Ludwigsburg im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Major z. D. im Stab des III. Bataillons des 246. Reserve-Infanterie-Regiment. Am 24.10.1914 fiel er in Belgien bei Reutel, in der Nähe von Ypern.

Über den Todestag und die Todesumstände von Ernst Holtzhausen berichtet die Regimentsgeschichte des 246. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Gegen Abend des 23. Oktober traf von dem Brigadekommandeur der Befehl ein, Regiment 246 habe mit dem Regiment 244 Reutel anzugreifen. Der Angriff wurde aber auf 24. Oktober vor Tagesanbruch verschoben. Der Morgen des 24. Oktober 1914 brach trüb und neblig an. Seit den frühesten Morgenstunden kreuzten sich die Geschosse der beiderseitigen Artillerien über den Gräben. Heute sollte Reutel und die englische Stellung endgültig in deutschen Besitz kommen. Die eigenen Schützengräben wurden auf Befehl des Regiments (Freiherr von Varnbühler) eingeworfen, sodass nur noch eine Brustwehr für liegende Schützen auf dem gewachsenen Boden stehen blieb. Also ein Zurück in die eigenen Gräben gab es nicht.

Ein Regimentsbefehl von damals lautete: Das Regiment greift morgen, rechter Flügel am Wege Reutel-Ypern, den westlichen Teil von Reutel im Anschluss an Regiment 244 (rechts), sowie die Waldstücke südlich von Reutel an und setzt sich in den Besitz des Westrandes dieser Waldstücke, welche von den vordersten Abteilungen zu besetzen sind. Zu dem Angriff tritt das I. Bataillon, welches den Anschluss hat, unter Zuteilung der Pionier-Kompanie 54 um 6 Uhr morgens an. Angriffsziel westlicher Teil von Reutel und dreihundert Meter südlich davon. Links davon greift das II. Bataillon die Waldstücke in drei- bis vierhundert Meter Ausdehnung an. Das III. Bataillon ohne 12. Kompanie wird dem Regiment vom Brigadeführer zur Verfügung gestellt und folgt noch aufgeschlossen hinter der Mitte des Regiments, bereit, beim I. und II. Bataillon einzugreifen.

Zum Angriff sind die Gewehre zu entladen, Seitengewehre sind aufgepflanzt. Anschluss hat der linke Flügel des Regiments. Lautloses Vorgehen zum sorgfältig angesetzten Angriff ist Vorbedingung für sein Gelingen. Beim nächtlichen Durchschreiten der Wälder auf kurze Entfernung hinter der Schützenlinie geschlossene Trupps.

gez. Freiherr von Varnbühler

Bei stockdunkler Nacht erhoben sich die Bataillone auf der Höhe am Westrand von Becelaere und gingen zum dritten Male gegen Reuten und die südlich davon liegenden Waldstücke vor. Entschlossenheit lag auf allen Gesichtern. Heute sollte uns die Siegespalme nicht entrissen werden. Auch die Artillerie war über unser Vorgehen genau unterrichtet. Die feindliche Hauptstellung lag bereits unter schwerem deutschem Feuer. Der Sturm der Gruppe Roschmann begann. Doch auch der Engländer war auf der Hut. „Royal-Scos-Fusiliers“ und das „Yorkshire-Regiment“ verteidigten Flanderns Boden. Beide Regimenter mit alter Tradition und berühmt aus vielen Kolonialkriegen.

Das Vorgehen des Regiments 244, das den Anschluss hatte, hatte sich verzögert. Es war inzwischen heller Tag geworden. Rasendes Feuer empfing das Regiment 246 gleich zu beginn seiner Vorwärtsbewegung. Es lichteten sich die vorderen Reihen. Aber unaufhaltsam ging es vorwärts gegen die feindliche Linie, die von der schwäbischen Sturmwoge überflutet wurde. Das III. Bataillon hatte sich am Wege Zwaanhoek-Reutel entlang gezogen und drang von Norden her mit gefälltem Bajonett und schlagenden Tambours mit gellendem Hörnerklang in die feindliche Stellung ein. Ein blutiges Handgemenge entspann sich. Durch den Angriff des III. Bataillons entlastet, erhoben sich auch das I. und II. Bataillon und stürzten sich nun gemeinsam auf den Feind. Der Gegner, soweit er in seinen engen, tiefen Gräben standhielt, wurde niedergemacht, der Rest gefangen genommen. 540 Mann und 18 Offiziere fielen den 246ern in die Hände, dazu eine stattliche Zahl Gewehre, Munition, Schanzzeug, sowie ein Maschinengewehr. Reutel war in unserer Hand. Der Sieger drang ohne weiteren Widerstand in die südlich und südwestlich des Dorfes liegenden Waldstücke bis an den Reutelbach vor. Das befohlene Ziel war erreicht. Regiment 244 war nördlich der Straße Reutel-Ypern rasch vorwärts gekommen, drang im Anschluss an das Regiment 246 tief in den Polygonwald ein, verließ ihn aber kurz darauf wieder, um auf die Höhe nördlich Reutel zurückzugehen. Die unserem Regiment durch diese Rückwärtsbewegung drohende Gefahr wurde sofort erkannt und deshalb mit allen Mitteln von unserem Regimentskommandeur veranlasst, dass diese zum Stehen gebracht wurde, was dicht am Ostrande des Polygonwaldes gelang. Die Stellung des Regiments war hierdurch ziemlich bedroht. Die Anschlusstruppen rechts und links waren etwa vierhundert Meter zurück, es entstand so eine Lücke von fünfhundert Metern. Da die Verluste in den letzten Tagen außerordentlich groß waren, verfügte das Regiment über keinerlei Reserven mehr, bis zum letzten Mann war alles eingesetzt. Trotzdem erging der strenge Befehl, die Stellung unter allen Umständen zu halten.

Der Feind hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst, seine Führung übersah die Lage halbwegs. Mit neuen Truppen setzte ein Gegenstoß aus dem gegenüberliegenden Polderhoekpark ein, der kraftvoll vorgetragen wurde. Er zerschellte aber an der deutschen Linie.

Bei Einbruch der Dunkelheit meldete sich Leutnant Kammerer mit dem Radfahrerzug des Reserve-Jäger-Bataillons 26 als Unterstützung. Das Detachement wurde sofort zur Sicherung der rechten Flanke in Stellung gebracht.

Das Jägerbataillon 26 befand sich als Brigade-Reserve am 24. Oktober 1914 bei Terhand. Bei der Führung herrschte kein klares Bild über die Lage. Als daher das Gerücht nach hinten gelangte, dass die feindlichen Gegenangriffe erfolgreich gewesen wären und der Engländer Bedelaere wieder genommen hätte, wurden die Jäger alarmiert und nach Becelaere in Marsch gesetzt. Als sich die Nachrichten als falsch erwiesen, kehrte das Bataillon wieder nach Terhand zurück. Nur der Zug Kammerer blieb beim Regiment. Hier wurde der Anfang gemacht zu einer treuen und aufopfernden Waffenkameradschaft zwischen den Jägern 26 und den 246ern. Die Lücke auf dem rechten Flügel wurde nun gegen Abend ebenfalls geschlossen. Die Brigade setzte dort die Reste des III./247 unter Oberleutnant der Reserve Keller ein. Auf einen anscheinend missverstandenen späteren Brigadebefehl rückte das Bataillon jedoch wieder am hellichten Tage unter großen Verlusten durch feindliches Infanterie-Feuer aus der Stellung ab und sammelte sich in Becelaere.

Die vom Regiment nunmehr zu haltende Stellung am Reutelbach hatte eine Ausdehnung von tausend Metern.

Über den Sturm am 24. Oktober 1914 schreibt ein Angehöriger des III. Bataillons:

„Es war am 23. Oktober 1914 abends. Wir lagen bei Reutel eingeschanzt hinter einem zerschossenen hause, als unser Zugführer die Nachricht brachte: „Morgen früh wird auf der ganzen Front angegriffen.“ Sofort machten wir das Sturmgepäck fertig, fassten noch reichlich Lebensmittel und begaben uns dann zur Ruhe. Am andern Morgen traten wir Punkt 5½ Uhr links der Straße Reutel-Ypern in Gruppenkolonne an und gingen dann im Halbdunkel möglichst gedeckt vor. Wir erhielten sofort lebhaftes Feuer vom Gegner, das sich immer mehr steigerte, je weiter wir vorgingen. Leider fingen jetzt schon einige Leute an, Hurra zu rufen, obwohl wir noch mehr als hundert Meter von der anglischen Stellung entfernt waren. Alles stimmte dann in den Ruf mit ein. Die Folge davon war, dass wir rasendes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer erhielten. Instinktiv suchte jetzt der einzelne nach Deckung hinter den an der Straße liegenden Häusern, und so kam der Angriff auf einige Augenblicke ins Stocken. In dichten Knäueln standen die Mannschaften hinter jeder nur einigermaßen schutzbietenden Deckung, und alle waren davon überzeugt, dass es so unmöglich weitergehen konnte, zumal auch das Artilleriefeuer sehr lebhaft einsetzte. Die Verluste waren bisher schon stark, konnten aber noch nicht abgeschätzt werden, da auch einzelne Mannschaften anderer Kompanien plötzlich unter uns erschienen waren. Der Führer der 10. Kompanie, Hauptmann Schließmann, war auch unerwartet unter uns aufgetaucht und feuerte uns nun unermüdlich an, vorzugehen. Der Knäuel löste sich nach und nach auf, indem die Leute, zum Teil kriechend, über die Landstraße zu den feindlichen Gräben sich heranpirschten, zum Teil sprungartig heranzukommen versuchten. Die Verluste nahmen zu. Überall lagen die Verwundeten. Aber auch die Wut auf den Gegner steigerte sich bis ins Maßlose. Wie eine Erlösung war es dann, als wir unter lautem Hurra am feindlichen Graben angelangt waren und die Engländer fast ausnahmslos die Waffen wegwarfen und die Hände in die Höhe streckten. Sie hatten noch auf uns geschossen, als wir kaum noch fünf Meter vor ihrem Graben entfernt waren. Und das trug viel dazu bei, dass so mancher Engländer schließlich noch sein Leben durch unsere Bajonette lassen musste. Sofort wurde ein Kommando aufgestellt, das die Gefangenen abführte. Noch einen letzten Blick ließen wir über das furchtbare Schlachtfeld gleiten, und keiner von uns wird diesen Anblick je vergessen können. Zu hunderten lagen die Toten und Verwundeten in allen Stellungen auf- und nebeneinander. Es war ein Anblick, der den Härtesten hätte erweichen müssen, auch sah man manchem Kameraden eine Träne im Auge. Nachdem wir einige Verstärkung erhalten hatten, gingen wir weiter vor und kamen bis an den Rand des vor uns liegenden Polygonwaldes. Das Feuer hatte bedeutend nachgelassen, und unsere Verluste waren jetzt viel geringer. Wir wenigen, die das Glück hatten, ohne jede Verletzung soweit vorzustoßen, verteilten uns längs des Waldrandes und gruben uns sofort ein.“

„Heiß war der Tag und blutig die Schlacht!“

17 Offiziere, 18 Offizier-Stellvertreter, 1.800 Mann, also etwa siebzig Prozent der Gefechtsstärke blieben auf dem Schlachtfeld. Unter den Toten befand sich auch der tapfere Kommandeur des III. Bataillons, Major Holzhausen. Nicht achtend der Gefahr, zog er seinem Bataillon voraus zum Sturm, jedem einzelnen ein Beispiel von Mut und Unerschrockenheit gebend.“

Man begrub Ernst Holtzhausen auf dem Waldfriedhof Stuttgart-Degerloch in Block 3 b-31-2562.

Major Ernst Holtzhausen III./246, gefallen am 24.10.1914

Die Männer des Zweiten Weltkriegs – Teil 2.103: Alfred Bayer

Am 18.02.2024 stellte ich das Schicksal des Landsturmmannes Jean Bayer vor. 27 Jahre nach dessen Tod fiel sein Sohn Alfred Bayer: Alfred Bayer wurde am 24.12.1912 in Grünstadt im heutigen Rheinland-Pfalz geboren und wurde wie sein Vater Bäckermeister. Als Obergefreiter und SA-Rottenführer kämpfte er im Zweiten Weltkrieg und fiel am 28.03.1944 an der Ostfront bei Golotschewo in der heutigen Ukraine. Die letzten beiden Briefe seiner Mutter an ihn liegen mir vor. Sie kamen zurück, da er gefallen war.

Man begrub Alfred Bayer auf dem Soldatenfriedhof Schtschatkowo in einem Massengrab.

Todesanzeige von Alfred Bayer

Sonderbeitrag: Karl August von Reinhardt

Der Soldat Karl August von Reinhardt wurde am 16.12.1853 in der württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart geboren und war Flaschner-Werkführer.

Karl August von Reinhardt Quelle: Reinhard, Karl August von, Landesarchiv Baden-Württemberg

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Generalleutnant a. D. im Brigadestab der 107. Reserve-Infanterie-Brigade, 54. Reserve-Division. Am 22.10.1914 fiel er im Alter von 60 Jahren bei Becelaere im belgischen Flandern.

Über den Todestag und die Todesumstände von Karl August von Reinhardt berichtet die Regimentsgeschichte des 246. Reserve-Infanterie-Regiment:

„Nach einer kampferfüllten Nacht begann in der Morgendämmerung des 22. Oktober die Feldartillerie von neuem ihr Werk, um die feindlichen Stellungen bei Reutel zu erschüttern. Von der Infanterie wurde inzwischen die Stellung des Feindes näher erkundet. Punkt 12 Uhr nachmittags stürmte das Regiment 246 erneut gegen Reutel vor. Es war ein Sturm durch Blut und Tod; doch wurde der Ostrand des Dorfes erreicht. Sechshundert Meter nach vorwärts waren gewonnen. Gegenüber einer neuen verschanzten Stellung des Feindes grub man sich ein. Am 23. Oktober wurden die neuen Stellungen verstärkt und zur Erkundung der feindlichen Linie Patrouillen vorgetrieben.

Die Nacht vom 22. zum 23. Dezember war noch unruhevoller als die vorhergehenden. Durch die mondlose Dunkelheit zuckte der Flammenschein brennender Gehöfte, der Schlachtentod pfiff sein scharfes Lied. Aufrecht stand am Straßenknie Becelaere-Cheluvelt Generalleutnant von Reinhardt. Kaum hundert Meter entfernt stand eine englische Feldwache. Der General wollte das Vorgelände mit eigenen Augen prüfen und dementsprechend seine Befehle für den kommanden Tag erteilen. Er achtete nicht auf die Geschosse, die vor und hinter ihm einschlugen. „Ich kenne die Dinger von 70 her, die sind nicht so gefährlich“ sagte er zu seinen Begleitern. Doch auch nach ihm griff der Tod. Mit durchschossener Stirn brach er lautlos zusammen. Der erste württembergische General war in diesem Krieg gefallen. Oberst von Roschmann trat zunächst an General von Reinhardts Stelle. Der Kampf ging weiter.“

Die Lage des Grabes von Karl August von Reinhardt konnte ich nicht ermitteln. Vermutlich wurde sein Leichnam in die Heimat überführt und dort – vielleicht in Stuttgart – beigesetzt. Sein Garb könnte heute noch existieren.

Generalleutnant Karl August von Reinhardt 22.10.1914

Die Männer des Zweiten Weltkriegs – Teil 2.109: Bruder Raphael Lang

Der Bruder Raphael Lang wurde am 30.09.1916 in Regensburg geboren. Er wollte Mönch im Orden der Bedediktiner werden und legte am 02.05.1939 die einfache Profess ab. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Gefreiter in einem Panzerjäger-Regiment. Er wurde in Jugoslawien und in Griechenland eingesetzt. Am 15.07.1942 fiel er im Alter von 25 Jahren im Osten.

Die Lage des Grabes von Bruder Raphael Lang ist unbekannt.

Seine Heimatgemeinde Metten gedenkt Bruder Raphael Lang noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/metten_lk-deggendorf_wk1_wk2_bay.html

Sterbebild von Bruder Raphael Lang
Rückseite des Sterbebildes von Bruder Raphael Lang

Die Männer des Zweiten Weltkriegs – Teil 2.108: Bruder Ludger Hörmannsperger

Bruder Ludger Hörmannsperger wurde am 01.03.1910 in der bayerischen Gemeinde Bodenkirchen geboren. Er wurde Mönch im Orden der Benediktiner (O. S. B.) und legte am 01.06.1936 in Metten im dortigen Kloster Metten seine Profess ab. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Obergefreiter in einer Gebirgsjägerabteilung der Wehrmacht. Er wurde während der Feldzüge gegen Polen, Frankreich und Griechenland eingesetzt. Am 08.09.1942 fiel er im Alter von 32 Jahren an der Ostfornt. Ein Monatz zuvor fiel sein Bruder Sebastian.

Die Grablage von Bruder Ludger Hörmannsperger ist unbekannt.

Seine Heimatgemeinde Metten gedenkt Bruder Ludger Hörmannsperger noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/metten_lk-deggendorf_wk1_wk2_bay.html

Sterbebild von Bruder Ludger Hörmannsperger
Rückseite des Sterbebildes von Bruder Ludger Hörmannsperger