Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.202: Simon Schoder

Der Soldat Simon Schoder wurde am 26.10.1893 in Langenmosen in Bayern als Sohn eines Landwirts geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Infanterist. Am 24.09.1914 fiel er im Alter von 20 Jahren bei Spada.

Über den Todestag von Simon Schoder berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Am frühen 24. September musste der Angriff weitergeführt werden. Schon waren die ersten Schützenlinien in lautlosem Vorgehen auf den Höhenkamm gekrochen, da sah man vor sich französische Abteilungen, nördlich und südlich der Straße Lamorville – Lacroix, in überlegener Zahl marschieren. Unsere vordersten Schützen eröffneten sofort das Feuer – nun kam Leben in die feindlichen Haufen – aber auch die französische Artillerie blieb nicht untätig. Von Nordwest, aus Richtung la Gelouse und von links seitwärts, aus Fort les Paroches sausten die schwersten Granaten heran und brachten uns starke Verluste bei. Die französische Infanterie aber setzte zu einem gewaltigen Angriff in breiter Front an und bald brach ein furchtbares Infanteriefeuer über uns los. Einer der ersten Führer, der hier schwer verwundet wurde, war Hauptmann Karl Fischer, Führer der 11. Kompanie.

Nun kam unsere Vorwärtsbewegung ins Stocken.

Schon lag der Franzose auf 600 Meter gegenüber; immer mehr verdichteten sich seine Schützenlinien, immer stärkere Unterstützungen rückten nach, durch die Gunst des Geländes gedeckt. Die Preußen waren noch nicht da – unsere Lage begann immer kritischer zu werden. Die Verluste mehrten sich in unheimlicher Weise. Unter anderem wurde auch der Regimentsadjutant Schuster und der Bataillons-Adjutant I. Bataillon Leutnant Röhm schwer verwundet.

Eine zwischen dem 13. und 10. Regiment entstandene gefährliche Lücke hatte Oberstleutnant Mieg mit den Kompanien 6. Infanterie-Regiment ausgefüllt.

Das III. Bataillon lag am Hang der Höhe 294, das I. Bataillon links gestaffelt mit Front gegen Höhe 269; letztere war mit Sicherungen der Kompanie Heinzmann besetzt.

Gegen Mittag wurde ein französischer Vorstoß aus dem Gelousewald vom 13. Regiment abgewiesen; indes verstärkte sich das feindliche Artilleriefeuer immer mehr und überschüttete besonders das III. Bataillon 13. Infanterie-Regiments (Hofmann).

Unser 10. Regiment war ständig in der Flanke heftig beschossen und erlitt erhebliche Verluste.

Teile des 3. und 8. Feldartillerie-Regiments aus Senonville, Lavigneville und Gilaumontwald her feuernd, konnte keine Entlastung bringen.

Da sah man plötzlich, etwa um die zweite Nachmittagsstunde, das preußische 47. Regiment vorbrechen. Aber die vorzüglich beobachtende französische Artillerie überschüttete es derart mit Schnellfeuer, dass der schneidig vorgetragene Angriff zusammenbrach.

Nun verdoppelten die Franzosen ihre Anstrengungen, unsere Dünnen Linien, in denen mehr Tote und Verwundete als kampffähige Schützen lagen, zu durchbrechen. Die feindliche Artillerie flankierte in entsetzlicher Weise. Immer neue französische Kompanien rückten heran. Als dann noch Teile des 6. Infanterie-Regiments, die den befehl bekamen, bei Camp des Romains einzugreifen, herausgezogen wurden, schien die Lage unhaltbar, zumal die Rückwärtsbewegung dieser Teile des 6. Infanterie-Regiments Verwirrung anrichtete.

Oberstleutnant Mieg war inzwischen in der vordersten Kampflinie eingetroffen; das Einsetzen seiner Persönlichkeit in höchster Gefahr belebte den Mut der Kämpfenden und es gelang, dank dem vorbildlichen Einfluss beherzter Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, unsere schwachen Linien zum Ausharren anzufeuern, die bedrohte Stellung bis zum Anbruch der Dunkelheit zu halten und die drohende Umfassung durch die weit überlegene französische Infanterie abzuwehren.

Besonders hielten unsere von feindlichen Gruppen oft bedrohten Maschinengewehr-Schützen zäh und standhaft aus – hier seien rühmend erwähnt der Unteroffizier Friedrich Fischer, der Gefreite Leonhard Binder, die Landwehr-Leute Georg Neuer und Josef Horndasch sowie der Reservist Johann Wagner.

Um 8 Uhr abends begann die Gefechtstätigkeit abzuflauen; der Gegner hatte offenkundig auch stark gelitten , denn als unsere Kompanien abbauten, folgte er nicht einmal mit Patrouillen nach.

Mit kaum 200 Mann ging unser III. Bataillon gemäß Brigandebefehl in eine Vorpostenstellung in die Waldstellung 1 km südwestlich Spada zurück, wo es 2 Uhr nachts eintrag. Das I. Bataillon rückte mit seinen Resten für die Nacht nach Chaillon ab.“

Man begrub Simon Schoder auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel in einem Massengrab. ⇒ http://www.denkmalprojekt.org/2009/saint-mihiel_kgs_wk1_namen_s1_fr.htm

Sterbebild von Simon Schoder
Rückseite des Sterbebildes von Simon Schoder

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.066: Albert Eisenreich

Der Soldat Albert Eisenreich wurde am 05.01.1891 in Neidl geboren stammte aus der bayerischen Stadt Pfreimd. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Maschinengewehr-Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Unteroffizier. Am 25.08.1914 fiel er im Alter von 23 Jahren während der Schlacht von Nancy – Epinal nach schwerer Verwundung am linken Unterschenkel.

Über den Todeszeitrum von Albert Eisenreich berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„In einer sternenhellen Nacht (24./25. August) marschierten die Bataillone der 6. Division auf der von Kolonnen aller Art angefüllten Straße nach Wich (Vic), um von hier im weiteren Verlaufe der Operationen nach Süden auf ValheyEinville abzubiegen. Etwa 2 Kilometer nördlich Arracourt wurde gegen Abend die Landesgrenze überschritten – ein sittlicher Ernst beseelte alle in diesem feierlichen Augenblick – nichts von gallischem Übermut – aber Stolt im Herzen und der feste Vorsatz, von nun ab die geliebte Heimat vor den Schrecken des Krieges zu bewahren.

Bei Arracourt wurde in später Nacht Biwak bezogen. Der 25. August, der Namenstag unseres greisen Regimentsinhabers, war kaum angebrochen, als – nach kurzer Biwakruhe – die durch den langen Nachtmarsch übermüdeten Truppen alarmiert wurden.

Um 4.30 Uhr früh Abmarsch über Valhey auf Einville – Deuxville. Starker Geschützdonner war seit dem Morgengrauen aus westlicher Richtung vernehmbar und die einlaufenden Meldungen ließen erkennen, dass die Franzosen nördlich des Rhein-Marne-Kanals einen starken Angriff vorbereiteten, südlich desselben aber vorerst sich defensiv verhielten.

General von Gebsattel entschloss sich, diesem feindlichen Angriff mit der 5. Division und Nachbartruppen entgegenzutreten, mit unserer 6. Division dem Feinde in Flanke und Rücken zu kommen.

Der Kommandeur der 6. Division traf Maßnahmen, um mit seinem Gros über Maixe gegen Drouville in das bereits entbrannte Gefecht der 5. Division einzugreifen und befahl der 11. Infanterie-Brigade als erste Angriffsziele Maixe und Crévic.

Dieser Ort Maixe sah schon am 15. August 1870 unser 10. Regiment in seinen Mauern, wo es nach anstrengenden Marschleistungen damals seinen ersten Rasttag hielt.

Es war etwa nach 8.00 Uhr vormittags als die Bataillone – entfaltet – zum Vorgehen gegen den Rhein-Marne-Kanal sich anschickten. Da schlug es krachend hinter der 8. Kompanie ein; die beiden Pferde des Kompaniechefs rasen in wildem Entsetzen auf und davon, der Pferdewärter Finkenzeller liegt verwundet am Boden – und jetzt heult es von allen Seiten heran – Trichter von 5 bis 6 m Durchmesser werden aufgeworfen – das waren ja Artilleriegeschosse von schwerstem Kaliber – wir waren in den Wirkungsbereich der feindlichen Festungsgeschütze geraten und dazu noch in einem Gelände, das die französische Artillerie von Friedensübungen her recht gut zu kennen schien – jählings stoben die Kompanien auseinander, teilten sich in kleine Trupps und warfen sich hin – bald ist der erste Schreck überwunden – besonnene Führer und beherzte, nervenstarke Mannschaften gewinnen Einfluss auf die Mutlosen – die anerzogene Manneszucht ringt sich durch und zielbewusst und planmäßig arbeiten sich die einzelnen Gruppen aus diesem Hexenkessel wieder heraus, um nun dem wichtigeren Gegner, der feindlichen Infanterie, auf den Leib zu rücken.

Oberst Weiß hatte das II. Bataillon Vogt beauftragt, den Angriff auf Crévic vorzutragen. Das I. Bataillon Krueger folgte zunächst links gestaffelt. Das III. Bataillon hatte 9.30 Uhr wormittags Befehl erhalten, in der Mulde unmittelbar südöstlich des Waldes von Maixe als Brigadereserve sich bereitzustellen.

Die 10. Kompanie war beim Vorgehen an der Artillerielinie südlich Straße Einville – Deuxville als Artilleriebedeckung angefordert und abgestellt worden. Den Ort Maixe hatte das 13. Regiment schon um 9.30 Uhr vormittags genommen. Schwieriger gestaltete sich der Kampf  um Crévic. Hatte das 10. Regiment schon beim Vorgehen in dem von Westen und Nordwesten her einschlagenden schweren Artilleriefeuer vielfach Verzögerung und große Verluste erlitten, so sah es sich auch im weiteren Vorrücken aus den vorliegenden Waldstücken durch Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer in Front und Flanke gefasst.

Schneidig gingen die Kompanien des Bataillons Vogt, unterstützt von einschiebenden Teilen des Bataillons Krueger beiderseits der Straße Vitrimont – Crévic zum Angriff vor, erreichten sprungweise den Ortsrand von Crévic  und die am weitesten vorgedrungenen Kompanien Liebing, Sonntag und Gabler umgingen befehlsgemäß den Ort, um verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden und nahmen auf der Höhe hart nördlich Crévic, gemeinsam mit den Kompanien Heinzmann und Högerl den Kampf gegen neue, im Vorgehen gemeldete feindliche Kräfte erfolgreich auf. Gegen Mittag war es auch der Mschinengewehr-Kompanie Lehr gelungen, auf einem vorgefundenen Fahrzeug den Kanal zwischen Maixe und Crévic zu überqueren und wirksam ins Gefecht einzugreifen.

Die linke Kampfgruppe des Regiments, die infolge des unübersichtlichen Geländes mit Halbzügen verschiedener Kompanien gemischt war, sah sich in heiße Kämpfe im Moulnotgrund verwickelt. Teile von I. und II. Bataillon unter Leutnant der Landwehr Köpelle waren hier durch den Talgrund hinweggeeilt in der Absicht, die etwa 7 Kilometer entfernte feindliche Geschützstellung anzugreifen, ein Unternehmen, das ohne Artillerieunterstützung undurchführbar war; es entsprach auch nicht dem ursprünglichen Befehl, den Gegner bei Crévic anzugreifen.

Soweit es noch möglich war, suchte Hauptmann Beichhold, der Führer der 1. Kompanie, hier weiterem Vorgehen Einhalt zu gebieten und seiner Tatkraft gelang es allmählich, einzelne Gruppen aus schwieriger Lage wieder zurückzunehmen und in die alte Angriffsrichtung anzusetzen.

Während sich dies vollzog, wurde Beichhold durch schwere Verwundung außer Gefecht gesetzt.

Infolge Ausfalls weiterer Führer wurde die Befehlsübermittlung zwischen den einzelnen auseinandergerissenen und in einander verschobenen Kampfgruppen außerordentlich erschwert. Die Verbindung mit den rückwärtigen Befehlsstellen versagte. Der Kampf tobte hin und her.

Es wurde besser, als endlich um die Mittagszeit das 3. Feldartillerie-Regiment  eingriff. Todesmutig waren die Batterien geschützweise über die im schweren feindlichen Artilleriefeuer liegende Brücke von Maixe gefahren und protzten dicht hinter unserer Infanterie ab – wohl vermochten sie, die feindliche Infanterie wirksam zu beschießen, konnten aber naturgemäß gegen die französischen Festungsgeschütze nichts ausrichten.

Unsere schwere Artillerie des Ingolstädter Fußartilleriebataillons unter Major Kölsch garre den ganzen Vormittag den Angriff der 5. Division im Norden unterstützt, wurde dann 2.00 Uhr nachmittags in eine Stellung südöstlich Maixe heruntergezogen, um mit schweren Feldhaubitzen unseren Infanterieangriff zu erleichtern und auch die französische schwere Artillerie bei Flainval zu bekämpfen. Zu deren Niederzwingung reichte aber ihre Feuerkraft nicht aus.

Etwa um 4.00 Uhr nachmittags sprengte der Adjutant des II. Bataillons, Leutnant Otto Ringler, durch das feindliche Feuer hindurch zu der hinter der Infanterie feuernden Artillerielinie zurück, um sie über die Lage in vorderster Front aufzuklären.

Als er dann später zur vordersten Linie mit einem wichtigen Befehl eilen wollte, traf ihn eine Granate und zerschmetterte ihm den Arm – dessen nicht achtend wollte er auf seinem Posten ausharren – der Bataillonskommandeur, Major Vogt, erkannte die furchtbaren Schmerzen, die der Verwundete standhaft aushielt, und veranlasste seine Verbringung zum Verbandplatz.

Der Reservist Andreas Etschel der 6. Kompanie war an beiden Armen verwundet worden; der rechte Oberarm war gebrochen. Sein Kompaniechef forderte ihn auf, sich zum Verbandplatz zu begeben; allein der Brave blieb in der Schützenlinie, ließ sich von Kameraden notdürftig verbinden und bemühte sich, sein Gewehr weiterhin, so gut es ging, zu gebrauchen; ein leuchtendes Beispiel von Selbstüberwindung und tapferem Ausharren. Erst mit Einbruch der Dämmerung suchte er auf Befehl seines Hauptmanns den Verbandplatz auf. Die Silberne Tapferkeitsmedaille belohnte den Tapferen.

Das sind nur zwei Beispiele von stillem Heldenmut – so verhielten sich alle die Braven, welche an diesem Tage bluteten und starben.

Auch Adjutant Ringler erlag wenige Tage später seiner schweren Verwundung – neben ihm litt und starb sein älterer Regimentskamerad, der bei Lunéville schwer verwundete Major Stellwag, damals Bataillonskommandeur im Reserve-Infanterie-Regiment 10.

Die Brigadereserve, das Bataillon Schaaf, war nach Mittagszeit durch Maixe – über die stark beschossene Brücke im Laufschritt – vorgegangen und hielt sich hinter einem nördlich des Kanals hinziehenden Hang zu Vorstößen bereit. Nordwestlich Maixe zog sich ein Höhenrücken gegen Drouville hinauf, der von Teilen unserer Division bereits besetzt war. Sie lag in schwerstemArtilleriefeuer. Die Verluste mehrten sich in unheimlicher Weise; fast alle Offiziere waren dort außer Gefecht gesetzt – die Mannschaften begannen den Halt zu verlieren – da und dort bröckelten einzelne Leute und Gruppen ab und suchten rückwärts bessere Deckung.

Dies beobachtete Leutnant Josef Schreyer der 12. Kompanie – in der richtigen Erkenntnis, dass diese Höhenstellung für uns äußerst wichtig war und keineswegs geräumt werden durfte, fasste er den selbständigen Entschluss, unverzüglich einzugreifen. Er raffte alle in der Nähe liegenden Züge der 9. und 12. Kompanie und ein paar Maschinengewehre zusammen und eilte gegen die Höhe (316) vor, unterwegs alles was zurückweichen wollte, mit eiserner Tatkraft wieder mit sich vorrreißend. 

Obwohl von zwei Seiten beschossen, gelang es ihm unter schweren Verlusten – Leutnant der Reserve Schiebler der 9. Kompanie fiel im Artilleriefeuer, Leutnant der Reserve Lehenbauer der 12. Kompanie durch Infanterieschuss – die Höhe wieder zu besetzen.

Als dann später noch ein preußisches Halbbataillon zur Verstärkung eintraf, entschloss sich Schreyer, das westlich gelegene Bois de Crévic zu stürmen und warf die Franzosen hinaus – an diesem Angriff hatten sich Sechser, Elfer, Zehner, Dreizehner und Preußen beteiligt.

Dieser Vorstoß hatte zweifellos dazu beigetragen, dass der Franzose weitere Angriffe gegen Linie Maixe – Crévic  unterlassen musste und dass bei Nacht die Division sich unbelästigt vom Gegner lösen konnte.

Auch dem energischen Eingreifen von Hauptmann Staubwasser und Major Schaaf war es zu verdanken, dass die von dem Höhenrücken nördlich Crévic  her sich bemerkbar machende Rückwärtsbewegung eingedämmt wurde.

Nach Einbruch der Dunkelheit flaute die Kampftätigkeit allmählich ab. Der Gegner hatte weitere Angriffe eingestellt.

Gegen Mitternacht trafen da und dort Befehle ein, dass die Aufgabe der Division erfüllt sei und dass sich die Kampftruppen vom Gegner loslösen und über Einville zurückmarschieren sollten.

Diese Maßnahme wurde im Wesentlichen durch die Meldungen der Regimenter veranlasst, welche übereinstimmend dahin lauteten, dass unsere Infanterie, durch vorausgegangene Nachtmärsche und durchgemachte Kämpfe aufs äußerste erschöpft, die gewonnenen Stellungen nur dann behaupten könnten, wenn die französische schwere Artillerie niedergekämpft würde.

Hierzu fehlten dem Korps die Mittel und so wurde denn befohlen, dass die 6. Division in eine Linie Einville – la Rochelle zurückzunehmen sei.

Über das Schlachtfeld des 25. August 1914 hatte die Nacht ihren dunklen Schleier gesenkt – der brennenden Sonnenglut war eine erträgliche Kühle gefolgt, in den Gliedern der Soldaten lag es schwer und bleiern; eine vollkommene Erschöpfung war eingetreten. Nur wenig Glücklichen war es tagsüber beschieden gewesen, beim sprungweisen Vorgehen unter Mirabellenbäume zu geraten und mit der köstlichen Frucht ihren und ihrer Nachbarn Durst einigermaßen zu stillen.

Es war für die Führer kein leichtes Stück Arbeit, die erschöpften Truppen wieder aufzurütteln, die zusammengewürfelten verbände in der Dunkelheit etwas zu ordnen und auch auf die Bergung der Verwundeten Bedacht zu nehmen.

Besonderes Lob gebührt insbesondere dem Bataillon Schaaf, dass seine Stellung erst verließ, nachdem das Kampffeld nochmals nach verwundeten Kameraden abgesucht war.

Auf dem Sammelplatz bei Einville sank alles in tiefen Schlaf – mit Wehmut sah der Kompanieführer ein kleines Häuflein um sich – Gerüchte von übergroßen Verlusten, von dem Tode beliebter Offiziere gingen um – doch im Laufe des Vormittag sammelten sich erfreulicherweise immer mehr Versprengte bei ihrem Truppenteil.

Nach 36 Stunden traf endlich auch die erste Verpflegung ein.

Ergreifend schildert Dr. Fritz Schmidt, damals Leutnant der 8. Kompanie, in seinem Tagebuch, wie er mit seinem aus Sechsern, Elfern, Zehnern und Dreizehnern zusammengewürfelten Häuflein müde und mit leerem Magen auf Einville – la Rochelle zu marschierte – da sah er einen Mann mit bärtigem Antlitz am Straßenrand sitzen. Er erkannte seinen Regimentskommandeur, Oberst Weiß, der ihm für die beabsichtigte Meldung wehmütig ablehnend dankte. Der Oberst betrauerte in seinem hohen Verantwortungsgefühl die Verluste seines braven Regiments.

Durch den Ausfall an Toten, Verwundeten und Vermissten (meist verwundet in Gefangenschaft Geratene) war das Regiment auf zwei Drittel seines Standes gesunken. 4 Hauptleute und 8 Leutnants schieden infolge Verwundung aus.

Den Heldentod starben die aktiven Leutnante Maier Leonhard (7. Kompanie), Haßfürther (6. Kompanie) und Otto Ringler (Adjutant II./10), Maier und Ringler nach schwerer Verwundung.

Ferner die Leutnante der Reserve Krüll und Müller Karl (1. Kompanie), Schilffarth (4. Kompanie), Polster Karl (6. Kompanie), Gareis (8. Kompanie), Schiebler (9. Kompanie), Lehenbauer (12. kompanie).“

Albert Eisenreich wurde zunächst auf dem Schlachtfeld von Champenoux bei Maixe begraben. Später wurde er in ein Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Gerbéviller umgebettet.

Seine Heimatgemeinde Pfreimd gedenkt Albert Eisenreich noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/pfreimd_1866_1870-71_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Albert Eisenreich
Rückseite des Sterbebildes von Albert Eisenreich

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.053: Alois Häubl

Der Soldat Alois Häubl stammte aus Oberwinkling, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Niederwinkling, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 3. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 05.04.1918 fiel er im Alter von 20 Jahren während der Kämpfe in Flandern im Westen bei Hebuterne bei Arras.

Man begrub Alois Häubl auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Niederwinkling gedenkt Alois Häubl noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/niederwinkling_lk-straubing-bogen_wk1_wk2.html

Sterbebild von Alois Häubl
Rückseite des Sterbebildes von Alois Häubl

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.052: Joseph Grill

Der Soldat Joseph Grill stammte aus Hörabach, heute ein Dorf der Stadt Bogen in Bayern, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 10. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 16.04.1915 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Kämpfe vor Verdun bei der kleinen französischen Stadt Saint-Mihiel im Bois d’Ailly.

Offiziell ist für Joseph Grill keine Grablage bekannt, ich bin mir jedoch gewiss, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel beigesetzt wurde, wo auch seine Regimentskameraden begraben wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Unteroffizier Christian Kastenhuber, gefallen am 16.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab;
  • Unteroffizier Christian Kastenhuber, gefallen am 16.04.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof  Troyon in Block 1, Grab 335;
  • Gefreiter Max Saller, gefallen am 11.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab;
  • Infanterist Johann Brand, gefallen am 12.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Joseph Grill
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Grill

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.030: Andreas Jungtäubl

Der Soldat Andreas Jungtäubl stammte aus Waidholz, heute ein Ortsteil der bayerischen Stadt Bogen, und war der Sohn eines Schuhmachers.  Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Infanterist. Am 28.07.1916 fiel er im Alter von 20 Jahren während der Schlacht um Verdun in der Region beim Fort Souville im Dorf Fleury-devant-Douaumont. Er wurde während der Kämpfe um Fleury und das Zwischenwerk Thiaumont getötet. Vermutlich wurde er durch Giftgas beim Fort Douamont getötet.

Über den Todestag berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Unsere 4. Kompanie lag seit dem 26.07. im Fort Douaumont als Abschnittsreserve. Gegen dieses Fort richteten die Franzosen am 28.07. 4.30 Uhr früh – nach vorangegangenem Trommelfeuer, wobei auch Gasgranaten zur Verwendung kamen, einen starken Angriff. Die 4. Kompanie schlug ihn ab.

Auch die rückwärtigen Lager wurden lebhaft mit Gasgranaten beschossen – bei den nächtlichen Kämpfen mit Handgranaten verwendeten die Franzosen auch solche mit übelriechender Flüssigkeit.“

Man begrub Andreas Jungtäubl auf dem Soldatenfriedhof Consenvoye in Block 1, Grab 1632.

Seine Heimatgemeinde Bogen gedent Andreas Jungtäubl noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/niederwinkling_lk-straubing-bogen_wk1_wk2.html

Sterbebild von Andreas Jungtäubl
Rückseite des Sterbebildes von Andreas Jungtäubl

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.822: Georg Graßl

Der Soldat Georg Graßl war Landwirtschaftspraktikant. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er im 10. bayerischen Infanterie-Regiment. Am 28.02.1916 verstarb er im Alter von 19 Jahren während der Stellungskämpfe im Aillywald an einer Lungenentzündung im Festungslazarett Diedenhofen. Er erkrankte sicherlich während der grausamen Stellungskämpfe in diesem Wald vor Satint-Mihiel während der emfindlich kalten Nächte in Lothringen.

Offiziell ist für Georg Graßl keine Grablage bekannt. Da er im Festungslazarett Diedenhofen verstarb, gehe ich davon aus, dass er auf dem Soldatenfriedhof Thionville anonym in einem Massengrab beigesetzt wurde.

Sterbebild von Georg Graßl
Rückseite des Sterbebildes von Georg Graßl

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.814: Michl Mühlbauer

Der Landwirt Michl Mühlbauer stammte aus Hudlach, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Hohenwarth im Landkreis Cham. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Landwehrmann im 10. Infanterie-Regiment. Am 26.04.1916 fiel er im Alter von 32 Jahren während der Schlacht um Verdun bei den Stellungskämpfen im Aillywald vor Satint-Mihiel durch Granatschuss.

Wenn nach dem Granattreffer noch sterbliche Überreste von Michel Mühlbauer noch übrig waren, wurden diese wahrscheinlich auf dem Soldatenfriedhof Sasint-Mihiel oder Troyon beigesetzt. Offiziell ist seine Grablage unbekannt.

Sterbebild von Michl Mühlbauer
Rückseite des Sterbebildes von Michl Mühlbauer

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.783: Georg Braun

Der Soldat Georg Braun stammte aus Traich, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Rudelzhausen, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 5. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 04.08.1916 fiel er im Alter von 19 Jahren bei Fleury während einer Patrouille bei den furchtbaren und sinnlosen Kämpfe in der Schlacht um Verdun.

Über den Todestag von Georg Braun schreibt die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„In den ersten Augusttagen und Nächten war es bei Fleury zu erbitterten Handgranaten- und Infanteriekämpfen gekommen, in deren Verlauf es den Franzosen gelungen war, in den Ort oder besser gesagt in dessen Trümmerstätte einzudringen. Nervosität und Unruhe stiegen aufs höchste.

Unsere Bataillone wurden alarmiert – das II. Bataillon musste am 3./4. August in die Kämpfe eingreifen – den tapferen Kompanien gelang es, nach schwerem Ringen sich schließlich am östlichen Ortsrand gestzusetzen. Schwere Opfer hatte es wieder gekostet. Über 100 Mann blieben tot oder verwundet am Platz, viele wurden vermisst.

An der Spitze ihrer Kompanien (5. und 8.) starben, kaum zwanzigjährig, die Leutnante Günther-Kühne (Leutnant Roderich Günther-Kühne, gefallen am 04.08.1916, begrabe auf dem Soldatenfriedhof Azannes II, Block 6, Grab 203) und Schadenfroh (Leutnant der Reserve Wolfgang Schadenfroh, aus Aschenau, geboren am 25.02.1896, gefallen am 04.08.1916 bei Thiaumont, begraben in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville) den Heldentod. Auch Offiziers-Stellvertreter Rammelmeier (MG-Kompanie) war gefallen.

Man begrub Georg Braun auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

Sterbebild von Georg Braun
Rückseite des Sterbebildes von Georg Braun

Der theoretische Weg von Georg Braun von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.687: Bartholomäus Bauer

Der Soldat Bartholomäus Bauer stammte aus Osterwaal, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Au in der Hellertau, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 9. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 09.09.1915 fiel er im Alter von 25 Jahren bei einer Patrouille in Spada durch einen Kopfschuss.

Man begrub Bartholomäus Bauer auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel in einem Massengrab.

Sterbebild von Bartholomäus Bauer
Rückseite des Sterbebildes von Bartholomäus Bauer

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.683: Ludwig List

Der Gefreite Ludwig List stammte aus Untergschaid, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Hofkirchen, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 6. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiment. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 27.07.1916 fiel er im Alter von 25 Jahren während der Schlacht um Verdun nach 24 Monaten Kriegsdienst bei Fleury.

Offiziell ist für Ludwig List keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem MAssengrab beigesetzt wurde, wo auch seine Regimentskameraden begarben wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Leutnant Andreas Heerlein, gefallen am 26.07.1916 bei Souville, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Gefreiter Johann Schreiner, gefallen am 27.07.1916 bei Fleury, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Infanterist Adolf Gleiter, gefallen am 28.07.1916 bei Fleury, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Infanterist Johann Bauer, gefallen am 28.07.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Ludwig List
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig List