Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.503: Ludwig Ernst

Der Soldat Ludwig Ernst wurde am 28.07.1885 in Linden in Bayern als Sohn eines Brunnenmachers geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 12. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Landsturmmann und Infanterist. Er wurde mit dem bayerischen Verdienstkreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet. Am 23.03.1918 fiel er im Alter von 33 Jahren an der Westfront während der letztenm Kämpfe rund um Arras bei Saint-Léger durch einen Granattreffer.

Über den Todestag und die Todesumstände von Ludwig Ernst berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Dritter Angriffstag, 23.03.1918

Als daher am nächsten Morgen nach 4 Uhr der Befehl eintraf, dass das 10. Infanterie-Regiment nach kräftiger Artilleriefeuervorbereitung den Park und den Ort Saint-Léger wegzunehmen habe, da wurden wir beim Regiment mit der Bitte vorstellig, es müsste doch Saint-Léger sofort besetzt und das Artilleriefeuer gegen den Engländer am Bahndamm verlegt werden. Obwohl das Regiment nach eingehender Schilderung der Lage mit dem Hinweis, dass sich bereits Patrouillen vom III./10. in der Ortschaft befänden, sofort alle Schritte unternahm, um das geplante Artilleriefeuer zu verhindern, kam doch der uns unverständliche Befehl: „Der Park und Ort Saint-Léger sind zu räumen; das bereits befohlene Artilleriefeuer kann nicht mehr rückgängig gemacht werden!“ Und so mussten wir von 6.40 Uhr bis 7.10 Uhr vormittags zusehen, wie die eigene Artillerie auf den vom Feind geräumten Ort und den Park stärkstes Wirkungsfeuer abgab, wo doch dieses Feuer so notwendig gegen den Bahndamm, wo sich die Engländer einnisteten, hätte gelenkt werden sollen. Nachdem das II. und I./10. sich nach Einstellung des Feuers überzeugen konnten, dass Park und Ort vom Feinde frei waren, sammelte das Regiment befehlsgemäß an dem Wegekreuz 1.200 Meter nördlich des Bahnhofes von Saint-Léger und hatte sich dort zur Verfügung der Brigade zu halten.

Inzwischen wurde das 6. und 13. Infanterie-Regiment in das 1. Treffen vorgezogen und ihnen der Angriff auf den Bahndamm Saint-Léger – Boyelles befohlen. Die Regimenter kamen aber wegen starken, flankierenden Maschinengewehrfeuers nur schwer vorwärts; allmählich wurde aber der Angriff gut vorgetragen, bis auch der frontale Widerstand Halt gebot. Eigene Artillerieunterstützung fehlte fast vollkommen, die heute morgen verschwendete Munition wäre hier sehr erwünscht gewesen. Obwohl ½ II./10. und 2. Maschinengewehr-Kompanie auch noch dem 13. Infanterie-Regiment zur Verfügung gestellt wurden, kam der Angriff doch nicht mehr vorwärts, da die artilleristische Gegenwehr und das flankierende Maschinengewehrfeuer vom Bahndamm Saint-Léger – Boyelles und aus der Judas-ferme die entgegen der Mitteilung der Brigade noch nicht genommen war, sich zu sehr verstärkte und eigene Artillerieunterstützung mangelte.

Das 10. Regiment lag auf der Höhe nördlich Saint-Léger, dicht gedrängt in schmalen Gräben ohne Unterstände, stundenlang dem feindlichen Artilleriefeuer ausgesetzt, das aber wunderbarerweise keine Opfer forderte. Von hier aus konnten wir dem Angriff der beiden Regimenter zusehen, konnten die Schneid unserer wackeren Kameraden bewundern, die trotz schwerstem feindlichen feuer immer wieder vorgingen, aber leider ihr Ziel nicht erreichen konnten. Es war unter diesen schweren Kämpfen Abend geworden. Das 10. Infanterie-Regiment musste nun aus seiner bisherigen Bereitstellung heraus und zum Schutze der linken Flanke längs des Weges Saint-Léger – Boiry-Bequerelles Aufstellung nehmen. Diese Bewegung wurde sofort eingeleitet, fand aber dann einige Verzögerung durch einen sehr starken, englischen Artilleriefeuerüberfall. Die Aufstellung des Regiments während der Nacht war: Nördlich I./10., daran anschließend nach links bis zur Mühle Saint-Léger III./10., von dort bis Saint-Léger II./10. Die Maschinengewehr-Kompanie und die 9./10. wurden zur Besetzung der Tiefenzone ausgeschieden. Im Allgemeinen verlief die Nacht ruhig. Durch ständige Patrouillen, bei denen sich besonders Offiziersstellvertreter Raucheisen der 11./10. durch seine klaren, eingehenden Meldungen auszeichnete, wurde die Fühlung mit dem Feind aufrecht erhalten. Die Meldungen besagten, dass der Bahndamm und die Judas-Ferme von Engländern noch besetzt waren.“

Man begrub Ludwig Ernst auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Sterbebild von Ludwig Ernst
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Ernst

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.488: Peter Hölzl

Der Soldat Peter Hölzl wurde am 01.04.1898 geboren stammte aus Niederlauterbach, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Wolnzach, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterist in der 3. Maschinengewehr-Abteilung des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 25.03.1918 fiel er während der großen Schlacht in Frankreich bei Staint-Léger bei Arras im Alter von 19 Jahren.

Über den Todestag und die Todesumstände von Peter Hölzl berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Fünfter und sechster Angriffstag

Während am 25. März das Regiment in seiner bisherigen Aufstellung blieb und nur durch städnige Parouillentätigkeit in Gefechtsfühlung mit dem Feinde blieb, wurde am 26. März vormittags der Angriff weitergeführt.“

Man begrub Peter Hölzl auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Sterbebild von Peter Hölzl
Rückseite des Sterbebildes von Peter Hölzl

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.479: Michael Heinzlmair

Der Soldat Michael Heinzlmair wurde am 26.09.1896 in Eutenhofen geboren, einem Ortsteil der bayerischen Stadt Pfaffenhofen an der Ilm. Sein Vater war Landwirt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Pionier und Minenwerfer im 10. bayerischen Infanterie-Regiment. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und mit dem bayerischen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Am 18.10.1918 verstarb er im Alter von 22 Jahren in einem Feldlazarett, nachdem er zuvor während der Kämpfe vor und in der Hermannstellung schwer verwundet worden war.

Die Lage des Grabes von Michael Heinzlmair ist unbekannt.

Sterbebild von Michael Heinzlmair
Rückseite des Sterbebildes von Michael Heinzlmair

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.456: Georg Seitz

Der Soldat Georg Seitz wurde am 03.03.1898 in Dietenhausen geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Odelzhausen, und war der Sohn eines Gutsbesitzers. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 1. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 18.10.1918 wurde er im Alter von 20 Jahren während der Kämpfe vor und in der Hermannstellung beim Gefecht bei Aisonville-et-Bernoville durch einen Infanterieschuss schwer verwundet, geriet laut Regimentsgeschichte in französische Kriegsgefangenschaft und verstarb auf dem Transport nach Staint-Quentin. Sein Tod traf seine Eltern 10 Tage, nachdem seinen Bruder Martin gefallen war.

Über den Todestag und die Todesumstände von Georg Seitz berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„18.10. Am 18. Oktober nach 1 Uhr morgens wurde vom Regiment der Befehl für die Zurücknahme des rechten Flügels der Division gegeben. Diese Maßnahme wurde wegen der Lage beim rechten Nachbar notwendig, nachdem der Gegner am 17. abends noch in den Besitz von Bernoville gesetzt hatte. Ein für 18. morgens angesetzter Gegenangriff der 18. Infanterie-Division unterblieb.

Die neue Linie verlief vom Nordrand von Aisonville, wo sie zurückgebogen wurde, über den Westrand von Aisonville südlich weiter mit Front gegen Bernoville zur rechten Regimentsgrenze, diese entlang bis zum linken Flügel der rechten Kompanie in der Hauptwiderstandslinie und dann in dem bisherigen Teil der Hauptwiderstandslinie weiter. Der rechte Teil der neuen Hauptwiderstandslinie wurde somit Hinterhangstellung.

In den neuen Teil der Hauptwiderstandslinie wurde sofort eine Kompanie des B.B. (9./10.) vorgeschoben, die sich flüchtig eingrub und Postierungen und leichte Maschiengewehre in die bisherige Hauptwiderstandslinie und das Vorfeld vorschob. Die 3. Kompanie sollte als Nahtkompanie zum B.B. kommen. Es wurde schon Tag, bevor die Verschiebung vollkommen durchgeführt werden konnte. Auch den Anschluss mit dem rechten Nachbarn (Infanterie-Regiment 31) herzustellen, gelang nicht mehr.

Um 6 Uhr morgens setzte auf der ganzen Front französisches Trommelfeuer ein. Unmittelbar darauf griffen die Franzosen mit mehreren Kompanien im Regimentsabschnitt an. Der Angriff wurde durch das mit Leuchtzeichen angeforderte Sperrfeuer der Artillerie und durch Maschinengewehr-Feuer vor der Hauptwiderstandslinie abgewiesen. Besonders bewährte sich dabei wieder die schweren Maschinengewehre. Der Zug Immer der 1. Maschinengewehr-Kompanie meldete u. a. „Um 6 Uhr morgens griffen die Franzosen an. Sie kommen in Reihe rechts zu uns, ein feines Ziel!“

Um 7.30 Uhr vormittags flaute das feindliche Artilleriefeuer ab.

Die 12. Kompanie war während des feindlichen Feuers zum Kampftaktischen Kommandanten vorgezogen worden. Die 11. war auf den Platz der 12. gerückt und hatte die Sicherung nach rechts übernommen; die 3. war noch nicht an ihrem Platze an der Naht eingetroffen.

Der Kampftaktischekommandanten-Zug war am Morgen auf drei Geschütze verstärkt worden.

Allmählich machte sich rechts stärkerer feindlicher Druck bemerkbar. Den Franzosen war es nämlich bei dem Frühangriff gelungen, von Bernoville aus Aisonville zu nehmen. Der Kampftaktische Kommandant ließ Maschinengewehr- und Minenwerfer-Feuer auf den Südrand von Aisonville abgeben, sobald er dessen Besetzung durch die Franzosen erkannt hatte.

Rechts bei der 18. Infanterie-Division war die Lage um 10 Uhr folgende: An das R.B. des Regiments schloss mit einer kleinen Lücke I./31. mit Front gegen Südostrand von Bernoville an, an I./31. die 5./10., die von dem östlich Aisonville in einer Mulde zum Schutz der rechten Flanke der Division bereitgestellten II./10. zum Ausfüllen einer Lücke vorgeschoben war, die zwischen I./31. und dem rechts davon eingesetzten III./31. entstanden war. III./31. hatte Front gegen Aisonville; an III./31. schloss Infanterie-Regiment 85, an dieses Infanterie-Regiment 86 an.

In der Nähe der 11./10., die auch an der Naht sicherte, stand ein beim Nachbarregiment (Infanterie-Regiment 31) eingesetzter Tankabwehrzug, zwei 9 cm Geschütze der 7./sächsisches-Feldartillerie-Regiment 28, der von jeglicher Verbindung abgeschnitten, noch vorne geblieben war. An diese Geschütze hatten sich einzelne französische Sturmtrupps aus Aisonville und Bernoville heraus auf fast 200 m herangearbeitet und sie mit ihren Maschinengewehren beschossen. Den Sachsen war es gelungen, das eine Geschütz rechtzeitig aus der Deckung herauszuziehen und das Feuer gegen die feindlichen Maschinengewehre aufzunehmen, so dass diese sofort verstummten. Diesen Augenblick wollte die Bedienung des anderen Geschützes benützen, um es feuerbereit zu machen. Aber die sechs Mann konnten das Geschütz aus seiner Deckung, einem tiefen Loche, nicht herausbringen. Zudem nahmen die Franzosen jetzt wieder ihr Maschinengewehr-Feuer auf. Das eine Geschütz begann sofort wieder zu feuern, während der Zugführer gleichzeitig den Führer der benachbarten Kompanie (11./10.), Oberleutnant der Reserve Truckenbrod, dringend um Unterstützung anging.

Dieser Entsandte einen Zug, dessen Führung freiwillig Leutnant Bengl der 11. Kompanie übernahm. Der junge Offizier führte unter geschickter Ausnützung des Geländes den Zug in eine kleine Mulde an die beiden Geschütze heran, ließ sofort ein leichtes Maschinengewehr auf die Franzosen feuern und zog mit den anderen Leuten das Geschütz aus der Deckung heraus; dieses nahm sofort das Feuer auf. Sodann trug er mit seinen wackeren Leuten persönlich Munition heran.

Das Feuer der beiden Geschütze hatte zur Folge, dass die Franzosen sich eiligst an die Ortsränder zurückzogen. Dort sammelten sie und wollten von neuem in Sturmtrupps wieder vorbrechen. Aber unter dem direkten Schuss der beiden Geschütze erlitten sie, wo sie sich zeigten, solche Verluste, dass sie ihre Angriffsabsichten völlig aufgaben. So hatte Leutnant Bengl, der sich schon am 20.08.1918 beim Gegenstoß der 5./10. unter Leutnant Lanz ausgezeichnet hatte, durch sein entschlossenes, schneidiges Eingreifen eine schwere Gefahr von dem rechten Flügel der Division abzuwenden verstanden. Er war von zwei braven, unerschrockenen Unteroffizieren der 11./10. besonders bei seinem Beginnen unterstützt worden, dem Vizefeldwebel der Landwehr Walter und Sergant der Landwehr Behringer.

Gegen Mittag gelang es, die beiden Geschütze unbeschädigt zurückzubringen.

Um 11.15 Uhr vormittags erging vom Regiment folgender Regimentsbefehl:

„II./10. sichert den Regimentsabschnitt gegen den Südausgang von Aisonville in seiner jetzigen Stellung; hierzu sind auch die Nahtkompanien und die Regimentsreserve zu verwenden. Führung über die gesamte Sicherung: Major Heinzmann.

I./10. hält seine Stellung so lange als möglich. Wird durch ein weiteres zurückgehen des rechten Nachbars die Stellung unhaltbar, so schließt sich I./10. dem Zurückgehen an und bezieht erneut Stellung an der Straße Aisonville – Tremont-Ferme.

Als rückwärtige Sicherung rückt III./13. in die Mulde nordwestlich Badencourt“.

Dieser Befehl traf nach 12 Uhr mittags bei den Bataillonen ein. Der Gegner hatte vor dem Regimentsabschnitt keinen Angriff mehr unternommen. Aber bei den rechts anschließenden Divisionen drängte der Franzose teilweise auch mit Einsatz von Tanks derartig nach, dass die Lage immer unhaltbarer wurde.

Nach 1 Uhr nachmittags gab das Regiment den inzwischen eingetroffenen Divisionsbefehl zur Rückzug in die Hermann II Stellung weiter. Die 6. Infanterie-Division sollte sich dem um 3 Uhr nachmittags von Bernoville aus beginnenden Abzug der 18. Infanterie-Division vom rechten Flügel aus anschließen. Dem 10. Infanterie-Regiment wurde zum Zurückgehen über die Oise die Brücke zwischen Grand-Berly und Badencourt zugeweisen; die Straße Grand-Berly – Lesquielles durfte vom 10. Infanterie-Regiment nicht benützt werden.

Mit dem Abbauen, das in kleineren Trupps, möglichst der Sicht des Feindes entzogen, unter Ausnützung der Mulden vor sich gehen sollte, hatte III./10. zu beginnen, diesem I./10. zu folgen. II./10. hatte den Rückzug zu decken. Geräte und Munition waren nach Tunlichkeit zurückzuschaffen. Für den Fall eines feindlichen Angriffs während des Zurückgehens waren von den Bataillonen zur Deckung des Abzuges Nachhuten mit schweren Maschinengewehren auszuscheiden, die von Abschnitt zu Abschnitt ausweichen sollten.

III./13. wurde von der Division in eine Aufnahmestellung östlich des Oise-Cambre-Kanals von der Nordgrenze der Division bis zur Straße Grand-Berly – Lesquilles befohlen. Die zurückgehenden Teile des Regiments sollten durch die Kanalbesatzung durchgezogen werden und in den Waldstücken der Mulde südlich Tupigny sammeln, und zwar III./10. im nordöstlichsten Waldstück an der Abschnittsgrenze, II./10. in dem südlichsten Waldstück, I./10. im mittleren Waldstück.

Der Regimentsstab verblieb zunächst in Grand-Berly und ging dann an die Straße Tupigny – Lesquilles zurück.

Der Rückzugsbefehl erreichte K. B. (I/10.) um 2.10 Uhr nachmittags. Um 2.15 Uhr erhielt er der Kampftaktische Kommandant die Mitteilung vom rechten Nachbar Kampftaktischen Kommandant (I./31), dass er mit dem Rückzug begonnen hätte.

Der Kampftaktische Kommandant gab so schnell wie möglich seinen Kompanien und Minenwerfern den Befehl zum sofortigen Rückzug, bestimmte 2./10. (die linke Flügelkompanie) und die 1. Maschinengewehr-Kompanie als Nachhut und entließ die 12./10. zu ihrem Bataillon. Erst gegen  4 Uhr nachmittags verließ er mit Teilen der 9./10. seine Befehlsstelle.

Wie sich später herausstellte, hatten die beiden rechten Kompanien des K.B., 9. und 1. Kompanie, den Befehl zum Rückzug nicht mehr rechtzeitig genug erhalten und waren zum größten Teile von den infolge des Abzugs der rechten Nachbardivision scharf nachdrängenden Franzosen von rechts her abgeschnitten und gefangen genommen worden.

Beim III./10. konnte sich der Rückzug ohne besondere Schwierigkeiten vollziehen, während das II./10. infolge des äußerst starken Nachdrängens der Franzosen hinter der 18. Infanterie-Division seinen Auftrag, den Abzug des Regiments zu decken, nicht mehr ganz durchführen konnte.

Die 5. Kompanie (Lanz), verstärkt durch den schweren Maschinengewehr-Zug Keitsch, welche um 11 Uhr vormittags bereits weiter vorgeschoben war, um gegen Aisonville abzuriegeln, blieb auf eigene Faust noch länger in der Stellung und hielt den von da vordringenden Gegner durch ihr Feuer auf. Zwei verlassene Tankgeschütze, die unmittelbar vor ihrer Linie standen, sollten kurz nach 3 Uhr von ihrer Bespannung abgeholt werden. Da aber die Geschütze tief eingegraben waren, zogen sie einige Freiwillige der Kompanien (darunter Unteroffizier Kaiser) trotz feindlichen Maschinengewehr-Feuers heraus und protzten sie auf.

Zwischen 5 Uhr und 6 Uhr nachmittags überschritten die Bataillone des Regiments die Oise, zwischen 6 Uhr und 7 Uhr trafen sie an den befohlenen Sammelplätzen südlich Tupigny ein.

Obwohl der Rückzug am Tage angesichts des Gegners über zum Teil sehr schwieriges Gelände hatte ausgeführt werden müssen, hatte das Regiment bei dieser Bewegung so gut wie keine blutigen Verluste erlitten. Das kam davon her, weil die französische Artillerie sich offenbar schon bei dem Trommelfeuer am Morgen verschossen und noch keine frische Munition hatte heranschaffen können. Die französische Infanterie unterließ es, durch Maschinengewehr- und Gewehrfeuer den Rückzug zu stören.

Nach dem um 3.45 nachmittags ausgegebenen Brigadebefehl hielt die Division bis auf weiteres die Kanalstellung (Oise-Cambre-Kanal), rechter Flügel die bisherige Divisionsgrenze südlich Tupigny, linker Flügel am Nordausgang von Proix. R. 1 mit linkem Flügel etwa 50 Meter südlich der Straße Le Grand-Berly – Lesquilles: 10. Infanterie-Regiment, R. II: 6. Infanterie-Regiment, R. III.: 13. Infanterie-Regiment.

Vom 10. Infanterie-Regiment wurde das II. Bataillon R.B. und löste das III./13. in der Kanalstellung ab, die entscheidend zu halten war. II./10. wurde B.B. in der Gegend der Waldstücke südlich Tupigny, I./10. R.B. in dem Grund südwestlich Moulin Iron (nordwestlich Iron). Regimentsstab in Moulin Iron; Brigadestab in Ferme Wollines östlich Dorengt.

Die schweren Maschinengewehre wurden teils zur Bestreichung der Kanal- und Oise-Niederung, teils auf den Höhen zwischen der Niederung und der Artillerieschutzstellung (diese verlief Westrand Boué – Waldrand Les Quilles – Couvron Ferme – Jonqueuse-Ferme), die Minenwerfer und Tankgewehre teilweise zur Bestreichung der Brücken, hauptsächlich rückwärts auf den Höhen eingebaut.

Die Zerstörung der Brücken über die Oise und den Kanal vor der Front der Division durch die Pioniere wurde nach Übergang der Nachhuten angeordnet; die Laufstege sollten von der Infanterie besetigt werden.

Die Franzosen trafen mit ihren Vortruppen noch im Laufe der Nacht (11.30 Uhr abends) vor dem Oise-Sambre-Kanal ein. Die Nacht verlief ohne besondere Ereignisse.

Die Kampfzone wurde von der feindlichen Artillerie etwas abgestreut, dagegen wurde die Ortschaft Iron sehr stark beschossen, sodass die dort untergebrachte Gefechtsbagagen weiter rückwärts in die Gegend nordöstlich Neuville verschoben werden musste.“

Man begrub Georg Seitz auf dem Soldatenfriedhof St.-Quentin in Block 9, Grab 370.

Sterbebild von Georg Seitz
Rückseite des Sterbebildes von Georg Seitz

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.447: Josef Stöckelhuber

Der Soldat Josef Stöckelhuber wurde am 16.03.1893 in der bayerischen Gemeinde Gnotzheim geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 8. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 10.09.1914 wurde er bei der Serres schwer verwundet. Am 11.09.1914 verstarb er im Alter von 21 Jahren in einem Feldlazarett an seinen Wunden.

Über den Todestag und die Todesumstände von Josef Stöcklhuber berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„In der Nacht vom 10./11. September, sowie am 11. September selbst mussten gewaltsame feindliche Erkundungsversuche, Angriffe, welche mit starker Artillerievorbereitung bis auf 100 Meter an unsere Stellung vorgetragen wurden, abgewiesen werden. Daran hatte das III. Bataillon rühmlichen Anteil – Leutnant Freiherr von Harsdorf (9. Kompanie) fand den Heldentod. Das II. Bataillon, das zur Hilfe eilte, hatte in deckungslosem Gelände unter starkem feindlichen Artilleriefeuer schwer zu leiden.

Auch unseren wackeren Dreizehnern konnten die Franzosen nicht beikommen. In einem Briefe eines gefallenen Franzosen vom 146. Infanterie-Regiment, der an seine petite Mama gerichtet war, stand u. a.: „…Wir haben unglücklicherweise Bayern gegenüber, das ist schrecklich“. Der Aufenthalt im Ort Bellencourt selbst wurde bald unerträglich – alles eilte in die vorwärts gelegenen Schützengräben, wo man sich in unliebsamer Weise zusammendrängte.

Zu den bereits geschilderten seelischen und körperlichen Anstrenungen kam, dass strömender Regen einsetzte, welcher die Gräben bis Knietiefe unter Wasser und Schlamm setzte und die Waffen verschmutzte.

Brennende Ortschaften überall, grelle Blitze beleuchteten das furchtbar zerwühlte Kampfgelände mit all seinen Schauern des Todes – grausige, unvergessliche Eindrücke!

Einige Beispiele von pflichttreuem Ausharren und tapferem Verhalten sollen hier noch Erwähnung finden.

Der Infanterist der 2. Kompanie Andreas Brummet war am 10. September von seinem Kompanieführer wegen stark geschwollenen Fußes zum Arzt verwiesen worden. Allein er blieb freiwillig bei der Truppe, „weil gerade das Bataillon zur Unterstützung des bedrohten Nachbarregiments alarmiert worden war“.

Ungeachtet seiner Schmerzen hat er sich an diesem und an den folgenden Tagen wiederholt freiwillig zu gefährlichen Beobachtungsposten und Erkundungsgängen gemeldet.

Als am 11. September gegen Abend die Infanterielinie zurück zu verlegen war, kam ein Maschinengewehr in Gefahr, in Feindeshand zu fallen. Nur ein einziger Richtschütze, Ferdinand Gerstl, war noch unverwundet übrig geblieben. Er rief in der Nähe vorrübergehende Infanterie um Beistand an. Johann Neumeyer der 8. Kompanie kroch unaufgefordert sofort zum maschinengewehr heran und half der Gerstl, im heftigsten Infanterie- und Artilleriefeuer, das Maschinengewehr zunächst bis zu einer Artilleriegruppe zurückzubringen. Nach Einbruch der Dunkelheit schleppten sie es weiter in das Gehöft St. Libaire, wo es durch eine Bespannung abgeholt wurde.

Dann rückte Neumeyer wieder bei seiner Kompanie in die Gefechtsstellung ein.

Brummet, Gerstl und Neumeyer erhielten die wohlverdiente Silberne Tapferkeitsmedaille.“

Die Grablage von Josef Stöckelhuber ist offiziell unbekannt. Es könnte sein, dass man ihn anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Gerbéviller begraben hat.

Sterbebild von Josef Stöckelhuber
Rückseite des Sterbebildes von Josef Stöckelhuber

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.202: Simon Schoder

Der Soldat Simon Schoder wurde am 26.10.1893 in Langenmosen in Bayern als Sohn eines Landwirts geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Infanterist. Am 24.09.1914 fiel er im Alter von 20 Jahren bei Spada.

Über den Todestag von Simon Schoder berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Am frühen 24. September musste der Angriff weitergeführt werden. Schon waren die ersten Schützenlinien in lautlosem Vorgehen auf den Höhenkamm gekrochen, da sah man vor sich französische Abteilungen, nördlich und südlich der Straße Lamorville – Lacroix, in überlegener Zahl marschieren. Unsere vordersten Schützen eröffneten sofort das Feuer – nun kam Leben in die feindlichen Haufen – aber auch die französische Artillerie blieb nicht untätig. Von Nordwest, aus Richtung la Gelouse und von links seitwärts, aus Fort les Paroches sausten die schwersten Granaten heran und brachten uns starke Verluste bei. Die französische Infanterie aber setzte zu einem gewaltigen Angriff in breiter Front an und bald brach ein furchtbares Infanteriefeuer über uns los. Einer der ersten Führer, der hier schwer verwundet wurde, war Hauptmann Karl Fischer, Führer der 11. Kompanie.

Nun kam unsere Vorwärtsbewegung ins Stocken.

Schon lag der Franzose auf 600 Meter gegenüber; immer mehr verdichteten sich seine Schützenlinien, immer stärkere Unterstützungen rückten nach, durch die Gunst des Geländes gedeckt. Die Preußen waren noch nicht da – unsere Lage begann immer kritischer zu werden. Die Verluste mehrten sich in unheimlicher Weise. Unter anderem wurde auch der Regimentsadjutant Schuster und der Bataillons-Adjutant I. Bataillon Leutnant Röhm schwer verwundet.

Eine zwischen dem 13. und 10. Regiment entstandene gefährliche Lücke hatte Oberstleutnant Mieg mit den Kompanien 6. Infanterie-Regiment ausgefüllt.

Das III. Bataillon lag am Hang der Höhe 294, das I. Bataillon links gestaffelt mit Front gegen Höhe 269; letztere war mit Sicherungen der Kompanie Heinzmann besetzt.

Gegen Mittag wurde ein französischer Vorstoß aus dem Gelousewald vom 13. Regiment abgewiesen; indes verstärkte sich das feindliche Artilleriefeuer immer mehr und überschüttete besonders das III. Bataillon 13. Infanterie-Regiments (Hofmann).

Unser 10. Regiment war ständig in der Flanke heftig beschossen und erlitt erhebliche Verluste.

Teile des 3. und 8. Feldartillerie-Regiments aus Senonville, Lavigneville und Gilaumontwald her feuernd, konnte keine Entlastung bringen.

Da sah man plötzlich, etwa um die zweite Nachmittagsstunde, das preußische 47. Regiment vorbrechen. Aber die vorzüglich beobachtende französische Artillerie überschüttete es derart mit Schnellfeuer, dass der schneidig vorgetragene Angriff zusammenbrach.

Nun verdoppelten die Franzosen ihre Anstrengungen, unsere Dünnen Linien, in denen mehr Tote und Verwundete als kampffähige Schützen lagen, zu durchbrechen. Die feindliche Artillerie flankierte in entsetzlicher Weise. Immer neue französische Kompanien rückten heran. Als dann noch Teile des 6. Infanterie-Regiments, die den befehl bekamen, bei Camp des Romains einzugreifen, herausgezogen wurden, schien die Lage unhaltbar, zumal die Rückwärtsbewegung dieser Teile des 6. Infanterie-Regiments Verwirrung anrichtete.

Oberstleutnant Mieg war inzwischen in der vordersten Kampflinie eingetroffen; das Einsetzen seiner Persönlichkeit in höchster Gefahr belebte den Mut der Kämpfenden und es gelang, dank dem vorbildlichen Einfluss beherzter Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, unsere schwachen Linien zum Ausharren anzufeuern, die bedrohte Stellung bis zum Anbruch der Dunkelheit zu halten und die drohende Umfassung durch die weit überlegene französische Infanterie abzuwehren.

Besonders hielten unsere von feindlichen Gruppen oft bedrohten Maschinengewehr-Schützen zäh und standhaft aus – hier seien rühmend erwähnt der Unteroffizier Friedrich Fischer, der Gefreite Leonhard Binder, die Landwehr-Leute Georg Neuer und Josef Horndasch sowie der Reservist Johann Wagner.

Um 8 Uhr abends begann die Gefechtstätigkeit abzuflauen; der Gegner hatte offenkundig auch stark gelitten , denn als unsere Kompanien abbauten, folgte er nicht einmal mit Patrouillen nach.

Mit kaum 200 Mann ging unser III. Bataillon gemäß Brigandebefehl in eine Vorpostenstellung in die Waldstellung 1 km südwestlich Spada zurück, wo es 2 Uhr nachts eintrag. Das I. Bataillon rückte mit seinen Resten für die Nacht nach Chaillon ab.“

Man begrub Simon Schoder auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel in einem Massengrab. ⇒ http://www.denkmalprojekt.org/2009/saint-mihiel_kgs_wk1_namen_s1_fr.htm

Sterbebild von Simon Schoder
Rückseite des Sterbebildes von Simon Schoder

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.066: Albert Eisenreich

Der Soldat Albert Eisenreich wurde am 05.01.1891 in Neidl geboren stammte aus der bayerischen Stadt Pfreimd. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Maschinengewehr-Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Unteroffizier. Am 25.08.1914 fiel er im Alter von 23 Jahren während der Schlacht von Nancy – Epinal nach schwerer Verwundung am linken Unterschenkel.

Über den Todeszeitrum von Albert Eisenreich berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„In einer sternenhellen Nacht (24./25. August) marschierten die Bataillone der 6. Division auf der von Kolonnen aller Art angefüllten Straße nach Wich (Vic), um von hier im weiteren Verlaufe der Operationen nach Süden auf ValheyEinville abzubiegen. Etwa 2 Kilometer nördlich Arracourt wurde gegen Abend die Landesgrenze überschritten – ein sittlicher Ernst beseelte alle in diesem feierlichen Augenblick – nichts von gallischem Übermut – aber Stolt im Herzen und der feste Vorsatz, von nun ab die geliebte Heimat vor den Schrecken des Krieges zu bewahren.

Bei Arracourt wurde in später Nacht Biwak bezogen. Der 25. August, der Namenstag unseres greisen Regimentsinhabers, war kaum angebrochen, als – nach kurzer Biwakruhe – die durch den langen Nachtmarsch übermüdeten Truppen alarmiert wurden.

Um 4.30 Uhr früh Abmarsch über Valhey auf Einville – Deuxville. Starker Geschützdonner war seit dem Morgengrauen aus westlicher Richtung vernehmbar und die einlaufenden Meldungen ließen erkennen, dass die Franzosen nördlich des Rhein-Marne-Kanals einen starken Angriff vorbereiteten, südlich desselben aber vorerst sich defensiv verhielten.

General von Gebsattel entschloss sich, diesem feindlichen Angriff mit der 5. Division und Nachbartruppen entgegenzutreten, mit unserer 6. Division dem Feinde in Flanke und Rücken zu kommen.

Der Kommandeur der 6. Division traf Maßnahmen, um mit seinem Gros über Maixe gegen Drouville in das bereits entbrannte Gefecht der 5. Division einzugreifen und befahl der 11. Infanterie-Brigade als erste Angriffsziele Maixe und Crévic.

Dieser Ort Maixe sah schon am 15. August 1870 unser 10. Regiment in seinen Mauern, wo es nach anstrengenden Marschleistungen damals seinen ersten Rasttag hielt.

Es war etwa nach 8.00 Uhr vormittags als die Bataillone – entfaltet – zum Vorgehen gegen den Rhein-Marne-Kanal sich anschickten. Da schlug es krachend hinter der 8. Kompanie ein; die beiden Pferde des Kompaniechefs rasen in wildem Entsetzen auf und davon, der Pferdewärter Finkenzeller liegt verwundet am Boden – und jetzt heult es von allen Seiten heran – Trichter von 5 bis 6 m Durchmesser werden aufgeworfen – das waren ja Artilleriegeschosse von schwerstem Kaliber – wir waren in den Wirkungsbereich der feindlichen Festungsgeschütze geraten und dazu noch in einem Gelände, das die französische Artillerie von Friedensübungen her recht gut zu kennen schien – jählings stoben die Kompanien auseinander, teilten sich in kleine Trupps und warfen sich hin – bald ist der erste Schreck überwunden – besonnene Führer und beherzte, nervenstarke Mannschaften gewinnen Einfluss auf die Mutlosen – die anerzogene Manneszucht ringt sich durch und zielbewusst und planmäßig arbeiten sich die einzelnen Gruppen aus diesem Hexenkessel wieder heraus, um nun dem wichtigeren Gegner, der feindlichen Infanterie, auf den Leib zu rücken.

Oberst Weiß hatte das II. Bataillon Vogt beauftragt, den Angriff auf Crévic vorzutragen. Das I. Bataillon Krueger folgte zunächst links gestaffelt. Das III. Bataillon hatte 9.30 Uhr wormittags Befehl erhalten, in der Mulde unmittelbar südöstlich des Waldes von Maixe als Brigadereserve sich bereitzustellen.

Die 10. Kompanie war beim Vorgehen an der Artillerielinie südlich Straße Einville – Deuxville als Artilleriebedeckung angefordert und abgestellt worden. Den Ort Maixe hatte das 13. Regiment schon um 9.30 Uhr vormittags genommen. Schwieriger gestaltete sich der Kampf  um Crévic. Hatte das 10. Regiment schon beim Vorgehen in dem von Westen und Nordwesten her einschlagenden schweren Artilleriefeuer vielfach Verzögerung und große Verluste erlitten, so sah es sich auch im weiteren Vorrücken aus den vorliegenden Waldstücken durch Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer in Front und Flanke gefasst.

Schneidig gingen die Kompanien des Bataillons Vogt, unterstützt von einschiebenden Teilen des Bataillons Krueger beiderseits der Straße Vitrimont – Crévic zum Angriff vor, erreichten sprungweise den Ortsrand von Crévic  und die am weitesten vorgedrungenen Kompanien Liebing, Sonntag und Gabler umgingen befehlsgemäß den Ort, um verlustreichen Häuserkampf zu vermeiden und nahmen auf der Höhe hart nördlich Crévic, gemeinsam mit den Kompanien Heinzmann und Högerl den Kampf gegen neue, im Vorgehen gemeldete feindliche Kräfte erfolgreich auf. Gegen Mittag war es auch der Mschinengewehr-Kompanie Lehr gelungen, auf einem vorgefundenen Fahrzeug den Kanal zwischen Maixe und Crévic zu überqueren und wirksam ins Gefecht einzugreifen.

Die linke Kampfgruppe des Regiments, die infolge des unübersichtlichen Geländes mit Halbzügen verschiedener Kompanien gemischt war, sah sich in heiße Kämpfe im Moulnotgrund verwickelt. Teile von I. und II. Bataillon unter Leutnant der Landwehr Köpelle waren hier durch den Talgrund hinweggeeilt in der Absicht, die etwa 7 Kilometer entfernte feindliche Geschützstellung anzugreifen, ein Unternehmen, das ohne Artillerieunterstützung undurchführbar war; es entsprach auch nicht dem ursprünglichen Befehl, den Gegner bei Crévic anzugreifen.

Soweit es noch möglich war, suchte Hauptmann Beichhold, der Führer der 1. Kompanie, hier weiterem Vorgehen Einhalt zu gebieten und seiner Tatkraft gelang es allmählich, einzelne Gruppen aus schwieriger Lage wieder zurückzunehmen und in die alte Angriffsrichtung anzusetzen.

Während sich dies vollzog, wurde Beichhold durch schwere Verwundung außer Gefecht gesetzt.

Infolge Ausfalls weiterer Führer wurde die Befehlsübermittlung zwischen den einzelnen auseinandergerissenen und in einander verschobenen Kampfgruppen außerordentlich erschwert. Die Verbindung mit den rückwärtigen Befehlsstellen versagte. Der Kampf tobte hin und her.

Es wurde besser, als endlich um die Mittagszeit das 3. Feldartillerie-Regiment  eingriff. Todesmutig waren die Batterien geschützweise über die im schweren feindlichen Artilleriefeuer liegende Brücke von Maixe gefahren und protzten dicht hinter unserer Infanterie ab – wohl vermochten sie, die feindliche Infanterie wirksam zu beschießen, konnten aber naturgemäß gegen die französischen Festungsgeschütze nichts ausrichten.

Unsere schwere Artillerie des Ingolstädter Fußartilleriebataillons unter Major Kölsch garre den ganzen Vormittag den Angriff der 5. Division im Norden unterstützt, wurde dann 2.00 Uhr nachmittags in eine Stellung südöstlich Maixe heruntergezogen, um mit schweren Feldhaubitzen unseren Infanterieangriff zu erleichtern und auch die französische schwere Artillerie bei Flainval zu bekämpfen. Zu deren Niederzwingung reichte aber ihre Feuerkraft nicht aus.

Etwa um 4.00 Uhr nachmittags sprengte der Adjutant des II. Bataillons, Leutnant Otto Ringler, durch das feindliche Feuer hindurch zu der hinter der Infanterie feuernden Artillerielinie zurück, um sie über die Lage in vorderster Front aufzuklären.

Als er dann später zur vordersten Linie mit einem wichtigen Befehl eilen wollte, traf ihn eine Granate und zerschmetterte ihm den Arm – dessen nicht achtend wollte er auf seinem Posten ausharren – der Bataillonskommandeur, Major Vogt, erkannte die furchtbaren Schmerzen, die der Verwundete standhaft aushielt, und veranlasste seine Verbringung zum Verbandplatz.

Der Reservist Andreas Etschel der 6. Kompanie war an beiden Armen verwundet worden; der rechte Oberarm war gebrochen. Sein Kompaniechef forderte ihn auf, sich zum Verbandplatz zu begeben; allein der Brave blieb in der Schützenlinie, ließ sich von Kameraden notdürftig verbinden und bemühte sich, sein Gewehr weiterhin, so gut es ging, zu gebrauchen; ein leuchtendes Beispiel von Selbstüberwindung und tapferem Ausharren. Erst mit Einbruch der Dämmerung suchte er auf Befehl seines Hauptmanns den Verbandplatz auf. Die Silberne Tapferkeitsmedaille belohnte den Tapferen.

Das sind nur zwei Beispiele von stillem Heldenmut – so verhielten sich alle die Braven, welche an diesem Tage bluteten und starben.

Auch Adjutant Ringler erlag wenige Tage später seiner schweren Verwundung – neben ihm litt und starb sein älterer Regimentskamerad, der bei Lunéville schwer verwundete Major Stellwag, damals Bataillonskommandeur im Reserve-Infanterie-Regiment 10.

Die Brigadereserve, das Bataillon Schaaf, war nach Mittagszeit durch Maixe – über die stark beschossene Brücke im Laufschritt – vorgegangen und hielt sich hinter einem nördlich des Kanals hinziehenden Hang zu Vorstößen bereit. Nordwestlich Maixe zog sich ein Höhenrücken gegen Drouville hinauf, der von Teilen unserer Division bereits besetzt war. Sie lag in schwerstemArtilleriefeuer. Die Verluste mehrten sich in unheimlicher Weise; fast alle Offiziere waren dort außer Gefecht gesetzt – die Mannschaften begannen den Halt zu verlieren – da und dort bröckelten einzelne Leute und Gruppen ab und suchten rückwärts bessere Deckung.

Dies beobachtete Leutnant Josef Schreyer der 12. Kompanie – in der richtigen Erkenntnis, dass diese Höhenstellung für uns äußerst wichtig war und keineswegs geräumt werden durfte, fasste er den selbständigen Entschluss, unverzüglich einzugreifen. Er raffte alle in der Nähe liegenden Züge der 9. und 12. Kompanie und ein paar Maschinengewehre zusammen und eilte gegen die Höhe (316) vor, unterwegs alles was zurückweichen wollte, mit eiserner Tatkraft wieder mit sich vorrreißend. 

Obwohl von zwei Seiten beschossen, gelang es ihm unter schweren Verlusten – Leutnant der Reserve Schiebler der 9. Kompanie fiel im Artilleriefeuer, Leutnant der Reserve Lehenbauer der 12. Kompanie durch Infanterieschuss – die Höhe wieder zu besetzen.

Als dann später noch ein preußisches Halbbataillon zur Verstärkung eintraf, entschloss sich Schreyer, das westlich gelegene Bois de Crévic zu stürmen und warf die Franzosen hinaus – an diesem Angriff hatten sich Sechser, Elfer, Zehner, Dreizehner und Preußen beteiligt.

Dieser Vorstoß hatte zweifellos dazu beigetragen, dass der Franzose weitere Angriffe gegen Linie Maixe – Crévic  unterlassen musste und dass bei Nacht die Division sich unbelästigt vom Gegner lösen konnte.

Auch dem energischen Eingreifen von Hauptmann Staubwasser und Major Schaaf war es zu verdanken, dass die von dem Höhenrücken nördlich Crévic  her sich bemerkbar machende Rückwärtsbewegung eingedämmt wurde.

Nach Einbruch der Dunkelheit flaute die Kampftätigkeit allmählich ab. Der Gegner hatte weitere Angriffe eingestellt.

Gegen Mitternacht trafen da und dort Befehle ein, dass die Aufgabe der Division erfüllt sei und dass sich die Kampftruppen vom Gegner loslösen und über Einville zurückmarschieren sollten.

Diese Maßnahme wurde im Wesentlichen durch die Meldungen der Regimenter veranlasst, welche übereinstimmend dahin lauteten, dass unsere Infanterie, durch vorausgegangene Nachtmärsche und durchgemachte Kämpfe aufs äußerste erschöpft, die gewonnenen Stellungen nur dann behaupten könnten, wenn die französische schwere Artillerie niedergekämpft würde.

Hierzu fehlten dem Korps die Mittel und so wurde denn befohlen, dass die 6. Division in eine Linie Einville – la Rochelle zurückzunehmen sei.

Über das Schlachtfeld des 25. August 1914 hatte die Nacht ihren dunklen Schleier gesenkt – der brennenden Sonnenglut war eine erträgliche Kühle gefolgt, in den Gliedern der Soldaten lag es schwer und bleiern; eine vollkommene Erschöpfung war eingetreten. Nur wenig Glücklichen war es tagsüber beschieden gewesen, beim sprungweisen Vorgehen unter Mirabellenbäume zu geraten und mit der köstlichen Frucht ihren und ihrer Nachbarn Durst einigermaßen zu stillen.

Es war für die Führer kein leichtes Stück Arbeit, die erschöpften Truppen wieder aufzurütteln, die zusammengewürfelten verbände in der Dunkelheit etwas zu ordnen und auch auf die Bergung der Verwundeten Bedacht zu nehmen.

Besonderes Lob gebührt insbesondere dem Bataillon Schaaf, dass seine Stellung erst verließ, nachdem das Kampffeld nochmals nach verwundeten Kameraden abgesucht war.

Auf dem Sammelplatz bei Einville sank alles in tiefen Schlaf – mit Wehmut sah der Kompanieführer ein kleines Häuflein um sich – Gerüchte von übergroßen Verlusten, von dem Tode beliebter Offiziere gingen um – doch im Laufe des Vormittag sammelten sich erfreulicherweise immer mehr Versprengte bei ihrem Truppenteil.

Nach 36 Stunden traf endlich auch die erste Verpflegung ein.

Ergreifend schildert Dr. Fritz Schmidt, damals Leutnant der 8. Kompanie, in seinem Tagebuch, wie er mit seinem aus Sechsern, Elfern, Zehnern und Dreizehnern zusammengewürfelten Häuflein müde und mit leerem Magen auf Einville – la Rochelle zu marschierte – da sah er einen Mann mit bärtigem Antlitz am Straßenrand sitzen. Er erkannte seinen Regimentskommandeur, Oberst Weiß, der ihm für die beabsichtigte Meldung wehmütig ablehnend dankte. Der Oberst betrauerte in seinem hohen Verantwortungsgefühl die Verluste seines braven Regiments.

Durch den Ausfall an Toten, Verwundeten und Vermissten (meist verwundet in Gefangenschaft Geratene) war das Regiment auf zwei Drittel seines Standes gesunken. 4 Hauptleute und 8 Leutnants schieden infolge Verwundung aus.

Den Heldentod starben die aktiven Leutnante Maier Leonhard (7. Kompanie), Haßfürther (6. Kompanie) und Otto Ringler (Adjutant II./10), Maier und Ringler nach schwerer Verwundung.

Ferner die Leutnante der Reserve Krüll und Müller Karl (1. Kompanie), Schilffarth (4. Kompanie), Polster Karl (6. Kompanie), Gareis (8. Kompanie), Schiebler (9. Kompanie), Lehenbauer (12. kompanie).“

Albert Eisenreich wurde zunächst auf dem Schlachtfeld von Champenoux bei Maixe begraben. Später wurde er in ein Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Gerbéviller umgebettet.

Seine Heimatgemeinde Pfreimd gedenkt Albert Eisenreich noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/pfreimd_1866_1870-71_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Albert Eisenreich
Rückseite des Sterbebildes von Albert Eisenreich

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.053: Alois Häubl

Der Soldat Alois Häubl stammte aus Oberwinkling, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Niederwinkling, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 3. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 05.04.1918 fiel er im Alter von 20 Jahren während der Kämpfe in Flandern im Westen bei Hebuterne bei Arras.

Man begrub Alois Häubl auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Niederwinkling gedenkt Alois Häubl noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/niederwinkling_lk-straubing-bogen_wk1_wk2.html

Sterbebild von Alois Häubl
Rückseite des Sterbebildes von Alois Häubl

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.052: Joseph Grill

Der Soldat Joseph Grill stammte aus Hörabach, heute ein Dorf der Stadt Bogen in Bayern, und war der Sohn eines Tagelöhners. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 10. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 16.04.1915 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Kämpfe vor Verdun bei der kleinen französischen Stadt Saint-Mihiel im Bois d’Ailly.

Offiziell ist für Joseph Grill keine Grablage bekannt, ich bin mir jedoch gewiss, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel beigesetzt wurde, wo auch seine Regimentskameraden begraben wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Unteroffizier Christian Kastenhuber, gefallen am 16.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab;
  • Unteroffizier Christian Kastenhuber, gefallen am 16.04.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof  Troyon in Block 1, Grab 335;
  • Gefreiter Max Saller, gefallen am 11.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab;
  • Infanterist Johann Brand, gefallen am 12.04.1915 im Bois d’Ailly, begraben auf dem Soldatenfriedhof  St. Mihiel in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Joseph Grill
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Grill

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 2.030: Andreas Jungtäubl

Der Soldat Andreas Jungtäubl stammte aus Waidholz, heute ein Ortsteil der bayerischen Stadt Bogen, und war der Sohn eines Schuhmachers.  Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments als Infanterist. Am 28.07.1916 fiel er im Alter von 20 Jahren während der Schlacht um Verdun in der Region beim Fort Souville im Dorf Fleury-devant-Douaumont. Er wurde während der Kämpfe um Fleury und das Zwischenwerk Thiaumont getötet. Vermutlich wurde er durch Giftgas beim Fort Douamont getötet.

Über den Todestag berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Unsere 4. Kompanie lag seit dem 26.07. im Fort Douaumont als Abschnittsreserve. Gegen dieses Fort richteten die Franzosen am 28.07. 4.30 Uhr früh – nach vorangegangenem Trommelfeuer, wobei auch Gasgranaten zur Verwendung kamen, einen starken Angriff. Die 4. Kompanie schlug ihn ab.

Auch die rückwärtigen Lager wurden lebhaft mit Gasgranaten beschossen – bei den nächtlichen Kämpfen mit Handgranaten verwendeten die Franzosen auch solche mit übelriechender Flüssigkeit.“

Man begrub Andreas Jungtäubl auf dem Soldatenfriedhof Consenvoye in Block 1, Grab 1632.

Seine Heimatgemeinde Bogen gedent Andreas Jungtäubl noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/niederwinkling_lk-straubing-bogen_wk1_wk2.html

Sterbebild von Andreas Jungtäubl
Rückseite des Sterbebildes von Andreas Jungtäubl