Sonderbeitrag: Wilhelm Loh

Der Soldat Wilhelm (Theodor) Loh wurde 1877 in der hessischen Stadt Gießen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Landwehr in der Leibkompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 20.09.1916 fiel er während der Schlacht an der Somme bei Bouchavesnes nahe Péronne.

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Loh berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Infanterie-Regiments:

„Der 20. September kam heran. Er sollte trotz anfänglicher Erfolge ein zweites Le Quesnoy für das Regiment werden. Ein klares Bild der grauenhaften Vorgänge jenes Tages zu gewinnen, ist auch heute noch nicht möglich und wird es schwerlich jemals werden. Niemand kann den Schleier lüften, der sich geheimnisvoll über das Schicksal der Toten und 200 Vermissten jenes Tages legte.

Um 7.30 Uhr begann das Feuer unserer Artillerie; die schweren Batterien schossen erst um 8.30 Uhr lebhafter. Der Gegner antwortete mit stärkstem Feuer, namentlich gegen die Allainestellung. Punkt 10.10 Uhr vormittags brachen die sechs vorderen Kompanien zum Angriff los, die anderen schoben sich im stärksten Sperrfeuer auf die befohlenen Plätze vor. Die Entfernung zum Dorfe betrug etwa 500 Meter. Am Dorfrande gerieten die Kompanien in starkes Maschinengewehr-Feuer, das vom nördlichen Teil des Dorfes, am heftigsten aber aus der Richtung der Bouchavesnes-Ferme den Angreifern in die Flanke schlug. Die Wegnahme dieser Ferme, die nach dem ursprünglichen Plane den ganzen Angriff einleiten und das Vorkommen unseres Regiments durch unterstützendes Flankenfeuer erleichtern sollte, konnte dem linken Nachbarregiment nicht gelingen, da ihre Besatzung durch unser Artilleriefeuer zuwenig gefasst worden war. So blieb der Angriff um 11 Uhr vormittags vor dem Dorfe liegen. Der Gegner erkannte sofort die schwierige Lage unserer vorderen Kompanien und überschüttete sie mit verheerendem Artilleriefeuer. Leutnant der Reserve Hartwig, Volk und Sievers wurden schwer verwundet, Leutnant der Reserve Fasold fiel. Als gegen 1 Uhr nachmittags starke feindliche Kräfte von Norden her und aus dem Marrieres-Wald zum Gegenangriff nach dem Dorfe ausrückten, befahl unsere Führung erneute Artillerievorbereitung, die bis 4 Uhr nachmittags anhielt. Die Hauptschwierigkeit lag darin, dass eine Reihe sich widersprechender Meldungen über den Stand der Dinge bei den anschließenden Truppen die Befehlserteilung erschwerte und hinauszögerte. Um 5 Uhr nachmittags kam erneuter Befehl zum Angriff, obwohl die Wegnahme der Ferme immer noch nicht geglückt war. Bald meldeten Gefangene und zurückkommende Verwundete, dass es den Resten der 2., 3., 9. und 10. Kompanie gelungen sei, in das Dorf und hart links vom Dorfe vorzudringen und bis zur Straße am Westrand des Dorfes durchzubrechen, während Trümmer der Leibkompanie und der 11. Kompanie noch vor dem Dorfe lagen. Weiße Leuchtkugeln, die gegen 6 Uhr nachmittags an der Straße hochgingen, bestätigten die Richtigkeit der Aussagen. Ebenso war es dem Infanterie-Regiment 80 gelungen, in den Nordteil des Dorfes einzudringen. Schon glaubte man an einen erfolgreichen Ausgang des Tages. Bald aber, es war gegen 6.30 Uhr nachmittags, meldeten Beobachtungsoffiziere das Ausrücken starker französischer Kräfte zum Gegenangriff gegen das Dorf. Da Meldungen von vorn nicht zurückkommen, rückten Offizierspatrouillen durch das Sperrfeuer vor, um Klärung über die Lage zu holen. Aber sie wurden ebenso wie die beiden noch vor dem Dorfe liegenden Kompanien vom Gegner am Eindringen ins Dorf gehindert und verloren die meisten ihrer Leute. Nach Fliegermeldungen waren im Dorfe heftige Kämpfe bis in die Abendstunden im Gange. Gegen 9 Uhr nachmittags meldete der zur Erkundung in die vordere Linie vorgeschickte Leutnant der Reserve Zimmermann, dass der feindliche Gegenstoß anscheinend geglück sei; den durch das Dorf vorgedrungenen Kompanien sei offenbar der Rückweg abgeschnitten worden. Einzelne Verwundete, die noch zurückkamen, brachten ähnlich lautende Meldungen. Nun hieß es, die bisherige Stellung gegen etwaige Nachtöße des Feindes zu sichrn. Hauptmann Freiherr zu Putlitz ordnete sofort eine neue Besetzung an: Die 5. und 12. Kompanie besetzten neben den vom Dorfrand zurückkehrenden Resten der Leib- und 11. Kompanie die vordere Linie, die 8. die Allainestellung. Die bisher in der völlig zerschossenen vorderen Linie liegende 4. Kompanie sollte in die Zwischenstellung zurückgenommen werden. Durch das riesige Feuer zersprengt und ohne jeden Zusammenhang in Granatlöchern liegend, konnte sie bei der Dunkelheit nur mit Mühe zusammengerafft werden; auf dem Wege in die Zwischenstellung geriet sie dann in eine solche Feuergarbe, dass sie gänzlich auseinandergerissen wurde. Ein Bataillon vom Infanterie-Regiment 117 wurde als Reserve hinter das Regiment in den Kanal gelegt.

Nochmals gingen im Schutz der Dunkelheit Offizierspatrouillen vor, um die Lage im Dorf und das Schicksal der Kameraden zu erforschen. Sie wurden überall beschossen und mussten unter schweren Verlusten umkehren. Aus der Summe der beim Generalkommando eingelaufenen Meldungen ergab sich allmählich folgendes Bild: Unser Regiment hatte als einziges die befohlene Linie erreicht, wurde aber dort, da die Anschlusstruppen noch weiter zurücklagen, durch den Gegenstoß in der rechten Flanke und durch die Besatzung des Dorfes im Rücken gefasst und mussten unterliegen. Die Gründe für das Misslingen des Angriffs lagen klar: Dorf und Ferme waren keineswegs sturmreif geschossen. Durch das Feuer aus der Ferme wurden fast alle Kompanien in das Dorf hineingedrängt. Die im Norteil des Dorfes liegenden Reserven des Gegners hatten nach dem Vorverlegen unseres Artilleriefeuers genügend Zeit, aus den Kellern und Unterständen hervorzukommen und planmäßig nach Osten und Süden abzuriegeln, so dass den durchgebrochenen Teilen des Regiments der Rückzug abgeschnitten, den nachfolgenden Kompanien aber das Eindringen in das Dorf verwehrt wurden. Die Verluste waren groß: 15 Offiziere, 363 Unteroffiziere und Mannschaften waren verloren. Voller Todesverachtung waren sie hineingestürmt in das Dorf, das die Scharen der Braven verschlang und schreckliche Bilder eines wilden Handgemenges gesehen haben muss. Eine Reihe tüchtiger Offiziere, erprobter Unteroffiziere und wackerer Mannschaften wurden vermisst. Leutnant der Landwehr Loh, Leutnant der Reserve Gabcke, der tapfere Führer der 2. Kompanie, Leutnant der Reserve Leykauf, Köhler, Stern und der Führer des Sturmtrupps, Leutnant der Reserve Collin, kamen nicht wieder. Acht Offiziere, darunter Leutnant der Reserve Röhr, Gaebens, Leutnant Schroeder und Feldwebelleutnant Friedrich waren verwundet. Im Schutze der Nacht holten die Kompanien die noch im Vorgelände bis zum Dorfrand hin liegenden verwundeten Kameraden, unter ihnen den schwer verwundeten Führer der 3. Kompanie, Leutnant der Reserve Olt, und den Führer der 9. Kompanie, Leutnant der Reserve Sievers. Aus fernem Weltteil war dieser zu Beginn des Krieges in abenteurelicher Fahrt dem bedrängten Vaterland zu Hilfe geeilt und sollte hier die Wunde empfangen, an der er nach acht Tagen starb. Auch die 4. Kompanie ließ es sich, allen Gefahren zum Trotz, nicht nehmen, die vor der Stellung liegende Leiche ihres Führers, des Leutnants der Reserve Manns, zu suchen und im feindlichen Feuer zurückzuschaffen.“

Man begrub Wilhelm Loh auf dem Soldatenfriedhof Rancourt in einem Massengrab.

Gedenktafel für Wilhelm Loh
Gedenktafel für Wilhelm Loh

Sonderbeitrag: Heinrich Klein

Der Soldat Heinrich Klein wurde am 13.01.1890 in Treis an der Lumda geboren, einem Ortsteil der hessischen Stadt Staufenberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Unteroffizier in der 2. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 25.09.1914 fiel er im Alter von 24 Jahren bei Gruny an der Somme in Frankreich.

Über den Todestag und die Todesumstände von Heinrich Klein berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Infanterie-Regiments:

„Am 25. September ging es in aller Frühe weiter. Das Regiment wurde, trotz der in der vorigen Nacht bei Flavy-le-Martel von ihm gestellten starken Vorposten, wieder in die Vorhut genommen. Der Weg führte über Flavy-le-Meldeux-Esmery-Hallon-Hombleux-Buverchy-Moyencourt gegen Cressy. Hier trat gegen 10 Uhr vormittags plötzlich eine Stockung ein: Infanteriefeuer aus dem Wäldchen bei Omencourt hinderte den Weitermarsch. Schnell entwickelte sich die 2. und 4. Kompanie gegen das Waldstück und verjagte nach kurzem Feuergefecht den Gegner. Seine weitere Bekämpfung übernahm die 21. Infanterie-Division. Die 25. Infanterie-Division rückte weiter, und gegen Mittag durchschritt unser Regiment Billancourt und stellte sich am Nordrand von Réthonvillers bereit, gedeckt gegen Sicht von Westen. Man hatte wieder Fühlung mit dem Feinde und war dicht an ihm: In Gruny und Crémery hatte er sich eingenistet und wartete auf uns. Die Zeit sollte ihm nicht lang werden. Bald war die Artillerie auf beiden Seiten in voller Tätigkeit. Auch die Befehle für die Infanterie blieben nicht lange aus: Infanterie-Regiment 116 und II/117 stürmen Crémery, linker Flügel des Regiments am Feldweg Thilloy-Gruny. Südlich davon geht Infanterie-Regiment 115 gegen Gruny vor. An Sept Fours und Thilloy vorbei entwickelten sich das I und II. Bataillon, das II. sollte als Reserve folgen. In großen Sprüngen arbeiteten sich die Kompanien über das freie und übersichtliche Gelände vorwärts. Trotz starken Artilleriefeuers blieben die Verbände in guter Ordnung. Bald wurde auch das II. Bataillon durch das immer hart hinter ihm liegende feindliche Artilleriefeuer so weit nach vorn getrieben, dass es die vorderen Wellen erreichte und sich in diese einschob oder sie verlängerte. Um 5 Uhr nachmittags waren die vordersten Linien bereits auf 300 Meter an den Feind herangekommen, der am Ostrand von Crémery und Gruny in Gräben und hinter Hecken lag. Hier brachte starkes Flankenfeuer aus Crémery unseren Kompanien erhebliche Verluste. Aber das gut geleitete Feuer der 61. Feldartillerie, deren Verbindungsoffizier den Sturm der Infanterie in vorderer Linie begleitete, brachte bald Erleichterung. Um 6.30 Uhr nachmittags ertönten die Signale: „Seitengewehr pflanzt auf!“ Gleich darauf stand alles auf zum Sturm. In glänzendem Anlauf wurde der Feind überrannt und zunächst das Dorf Gruny genommen und gesäubert. Gegen den weiter links kolonnenweise aus den Gräben eilenden und der Straße Carrépuis-Roye zustrebenden Gegner wurde heftiges Verfolgungsfeuer abgegeben. Teile des I. und II. Bataillons hatten sich weiter rechts gehalten und zusammen mit dem II./117 unter Major Koettschau das Dorf Crémery gestürmt, in das gleichzeitig von Nordosten her das Infanterie-Regiment 70 eindrang. Es herrschte in jenen Stunden unter den Angreifern eine merkwürdige und in der Geschichte des Regiments einzig dastehende Verwechslung der beiden Dorfnamen, die noch lange nachher in der sprichwörtlichen Redensart vom fälschlich gestürmten Dorfe und in der lustigen Episode vom Esel von Crémery weiterlebte.

Bald setzte heftiges Artilleriefeuer auf die beiden Dörfer ein. Die Bataillone rückten daher möglichst schnell an den Westrand, ordneten dort ihre Verbände und richteten sich bei Einbruch der Dunkelheit 300 Meter westlich des Dorfrandes zur Verteidigung ein. Der Abschnitt vor Gruny wurde dem I. Bataillon zugewiesen, das links Anschluss an Infanterie-Regiment 115 hatte. Rechts vom I. hob das II. Bataillon Gräben aus; es reichte im Norden bis Crémery, wo II./117 anschloss. Unser III. Bataillon wurde um Mitternacht nach Sept Fours zurückgenommen und bildete dort mit der Maschinengewehr-Kompanie die Reserve.

So war der erste Sturm nach dem großen Rückmarsch wider Erwarten schnell und gut gelungen. Das Ziel war erreicht. Aber der Tag hatte wiederum einen Verlust von über 100 Mann gebracht. Noch in der Nacht stieß eine kühne Patrouille des II. Bataillons vor bis zur Ferme de l’Abbaye und besetzte sie. Aber heftiges Artilleriefeuer zwang die tapfere Schar, am andern Morgen das Gehöft wieder zu räumen.“

Man überführte den Leichnam von Heinrich Klein in seinen Heimatort Treis an der Lumda und begrub ihn  dort auf dem örtlichen Friedhof. Das Grab wurde inzwischen aufgelöst, die Grabplatte vor dem Gefallenendenkmal auf dem Friedhof aufgestellt.

Grabplatte für Heinrich Klein
Gefallenendenkmal in Treis an der Lumda

SONDERBEITRAG: Otto Ackermann

Bei einem Spaziergang über den Alten Friedhof in Gießen stieß ich auf die Gedenkplatte für Otto Ackermann. Er wurde am 23.03.1874 in Gießen im heutigen Bundesland Hessen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Landwehr in der 12. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Ende 1914 wurde er als vermisst gemeldet. Später, Anfang 1915 meldete die Verlustliste, er sei in Gefangenschaft geraten. Ende 1917 korrigierten sich die Militärbehörden via Verlustliste. Demnach gilt Otto Ackermann als seit dem 31.10.1914 als bei Le Quesnoy en Santerre (heute Parvillers-le-Quesnoy) an der Somme vermisst. Er wurde 40 Jahre alt.

Über den Todestag und die Todesumstände von Otto Ackermann berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Infanterie-Regiments:

„Der Feind hat mit starken Kräften das von der 21. Infanterie-Division verteidigte Le Quesnoy-en-Santerre überrumpelt und weggenommen!“ Wie ein Blitz schlug diese Meldung am Abend des 30. Oktober beim Regiment ein. Sofort wurde alarmiert. Um 10 Uhr nachmittags rückten die Bataillone nach Fresnoy vor. Dort hieß es, es sei alles wieder in Ordnung, Le Quesnoy sei wieder unser, die Regimenter 81 und 88 hätten es den Franzosen wieder entrissen. Die Unsicherheit der einlaufenden Meldungen war nie so groß wie an diesem Tage. Die Bataillone rückten weiter vor nach Damery, wo sie um 4 Uhr vormittags ankamen. Dort kam neue Meldung von vorn: Le Quesnoy ist zum zweiten Male von den Franzosen genommen worden. Nun wurde das Regiment gegen das Dorf angesetzt. Rechts der Straße Damery-Quesnoy sollte das III. Bataillon mit vier Maschinengewehren vorgehen, an der Straße selbst und links davon das I. mit zwei Maschinengewehren. Das II. Bataillon hatte sich schon zwei Stunden zuvor in Anlehnung an diese Straße entwickelt und lag bereits weit vorn im Felde. Ein lichterloh brennendes Haus in Le Quesnoy gab den in der Dunkelheit vorrückenden Kompanien die Marschrichtung an. Eine Zeitlang schien es, als ob alles gut ablaufen sollte. Die Bataillone kamen vor, wenn auch mit Verlusten. Bald waren sie auf Sturmstellungen an den Feind heran. Er lag wieder vor dem Dorfrand, gedeckt durch Gräben und Hecken. An einigen Stellen hatten sich die Kompanien bis auf 50 Meter an ihn herangearbeitet. Aber hier, so nahe am Ziel, sollte jetzt ein Schauspiel anheben, so ungeheuer und fürchterlich, dass es den wenigen, die es überlebt haben, nie aus dem Gedächtnis entschwinden wird. Einzelne Kompanien, auch Züge und Gruppen stürmten vor. Ein rasendes Feuer mähte sie nieder. Was noch lebt, springt eiligst in die Deckung zurück. Ein zweiter und dritter Versuch missglückt ebenso. Dann gibt es ein Zuwarten. Aber jede Verbindung nach rechts und links fehlt, und die Nachbartruppen schaffen keine Abhilfe gegen sas schreckliche Flankenfeuer. Meldungen nach hinten sind unmöglich. Was die Deckung verlässt, wird abgeschossen. Nirgends Hilfe, jeder ist auf sich selbst angewiesen. Von neuem wird der Sturm versucht. Mit gezogenem Degen stürmt Offizierstellvertreter Ohly seiner 6. Kompanie voran. Er fällt, die meisten seiner Braven mit ihm. Dem Oberleutnant der Reserve Frank von der 11. Kompanie gelingt es, mit seiner kleinen unerschrockenen Schar durch die Hecke durchzustoßen und sich ins Handgemenge mit dem Gegner zu stürzen. Aber das Häuflein ist zu schwach, erliegt der Übermacht, und keiner von ihnen kehrt mehr zurück. Das gleiche Geschick ereilt den Führer der Leibkompanie, Oberleutnant Bethge, und den Adjutanten des I. Bataillons, Leutnant der Reserve Desch, mit ihren treuen Kameraden. Umsonst ist aller Heldenmut, umsonst jede pflichttreue Aufopferung. So vergeht Stunde auf Stunde in qualvoller, hoffnungsloser Lage. Mit Bangen wird der Abend erwartet.

Aber auch der sollte keine Besserung bringen. Hunger und Durst quälen die durch Anstrengung des Tages zu Tode Ermatteten. Aber es kann nichts nach vorn geschafft werden. Die mondhelle Nacht lässt keine Verbindung zu. Was den Kopf über die Deckung streckt, ist verloren. Abgeschnitten von allem, gefangen wie in einer Falle! Kein Essen, kein Trinken, kein Munitionsersatz. Und doch wird der Entschluss, das Dorf zu stürmen, nicht aufgegeben: Drei Bataillone von den Regimentern 87 und 88 rücken im Laufe der Nacht nach vorn. Aber es gelingt ihnen nicht einmal, bis in Höhe unserer vorderen Kompanien zu kommen; 200 Meter dahinter müssen sie liegenbleiben und Schutz suchen gegen die alles niedermähenden feindlichen Maschinengewehre.“

Bis heute konnte man seine Gebeine nicht finden bzw. identifizieren. Es könnte sein, dass sie anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Montdidier begraben wurde, wo auch zwei seiner Kameraden begraben wurden, die am gleichen Tag fielen, u. a.

  • Kriegsfreiwilliger Hans Rumpf, gefallen am 31.10.1914 bei Quesnoy-en-Santerre, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab;
  • Oberleutnant Wolfgang Frank, geboren am 24.03.1876 in Oberlais, gefallen am 31.10.1914 bei Quesnoy-en-Santerre, begraben auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab.

 

Gedenkplatte für Otto Ackermann auf einem Grabstein auf dem Gießener Alten Friedhof