Bei meiner letzten Reise nach Niederschlesien stieß ich durch Zufall während eines Tagesausflugs nach Hirschberg nahe dem Ort Gräflich Kunzendorf (polnisch: Proszowa) auf einen aufgelassenen deutschen Friedhof. Sein Zustand ist furchtbar. Es existiert keine Einfriedung mehr, die Grabsteine sind alle umgestoßen, die Grabplatten zerschmettert und nur noch wenige Inschriften sind lesbar. Wege sind nicht mehr erkennbar. Gruften sind geöffnet. In einer Gruft kann man in der Tiefe Reste eines Holzsarges zu erkennen. Leider hatte ich die Familie dabei, die im Auto wartete. Daher konnte ich nur wenige Minuten auf dem Friedhof recherchieren und fotografieren.
Ich weiß nicht, was die Verantwortlichen und Eigentümer angesichts der Situation auf dem Friedhof tun sollten. Es scheint kaum noch etwas erhaltenswert zu sein. Zu stark sind die Zerstörungen. Ein Stück deutsche Kultur und ein Stück Geschichte des Dorfes und auch der heutigen (polnischen) Einwohner ist unwiederbringbar verloren. Mich macht so etwas immer betroffen.
Gräflich Kunzendorf ist heute ein Ortsteil der polnischen Stadt Friedeberg / Isergebirge (polnisch: Mirsk).
Hier die Fotos, die die Situation auf dem Friedhof verdeutlichen:
Blick auf den Friedhof von der Straße aus gesehenBlick über den Friedhof von der Seite der Straße ausFast kann man nicht erkennen, dass dies ein Friedhof ist.Ein umgestoßerner Grabstein, dessen Inschrift noch vorhanden ist. Leider kann ich den Nachnamen nicht richtig entziffern. Fritz Gotrivak (?) wurde am 12.11.1913 in Blumendorf geboren und starb am 26.12.1943.Ehemals eine prachtvolle Gruft – heute nur noch eine RuineÜberrest des Grabsteins von Emma MerdonBlick in die Tiefen einer GruftÜber weite Teile des Friedhofs ist inzwischen Gras gewachsen.Grabstein von Gottlieb DresslerBlick über den FriedhofEine weitere geöffnete GruftBlick über den FriedhofGrabstein von Ida Fischer, geborene Scholz, geboren am 01.09.1875, gestorben am 07.02.1927 im Alter von 51 JahrenEine Grabstätte mit zerschmettertem GrabsteinVerwitterter GrabsteinGräbergruppe ohne GrabsteineGrabresteZerstörtes GrabGrabsteinresteOffensichtlich gibt es Gräber, die heute noch besucht werden und an denen man noch heute Grabkerzen aufstellt. Überhaupt fand ich auf dem Friedhof viele Grabkerzen verstreut.Eine wunderbare Säule einer Gruft – verstreut auf dem FriedhofReste eines DoppelgrabesDie Grabinschrift ist leider nicht mehr entzifferbar
Anlässlich einer mehrtägigen Reise nach Verdun und in die Argonnen im Jahr 2012 habe ich auch das Grab des französischen Schriftsteller Henri Alain Fournier aufgesucht. Ich bin in den letzten Jahren, seit ich nach Verdun fahre, mehrfach an den Hinweisschildern auf sein Grab vorbei gefahren, da ich andere Fahrtziele hatte. Immer nahm ich mir vor, diesen Ort der französsichen Trauer und Erinnerung aufzusuchen. 2012 realisierte ich dann mein Vorhaben.
Neben mir war noch ein französisches Ehepaar auf dem kleinen Friedhof von Saint-Remy la Calonne. Zunächst stand ich am falschen Grab, doch machte mich das französsische Ehepaar freundlich auf meinen Irrtum aufmerksam.
Übersichtstafel des französischen Soldatenfriedhofs Saint-Remy la CalonneDer französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy la CalonneDas Grab von Henri Alain-FournierDer französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy la CalonneGedenkstein auf dem französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy la Calonne