Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.167: Leopold Göbl

Der Soldat Leopold Göbl wurde am 11.10.1888 in der bayerischen Gemeinde Wildsteig als Sohn eines Landwirts geboren. Er selbst war auch Landwirt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 2. Kompanie des 20. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 25.06.1916 (Regimentsgeschichte: 24.06.1916) fiel er im Alter von 27 Jahren bei Thiaumont  in den Abwehrkämpfen beiderseits der Weinberg-Schlucht während der Schlacht um Verdun.

Über den Todestag und die Todesumstände von Leopold Göbl berichtet die Regimentsgeschichte des 20. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Im ersten Einsatz war das Regiment noch getrennt. Das I. Bataillon rückte in der gewitterreichen Nacht zum 24. zur Verfügung des Kommandeurs 10. Infanterie-Regiment in die Gegend des Zwischenwerkes Thiaumont und wurde dann in vorderster Linie beiderseits der Batterie e eingesetzt. Die Ausfälle in dem zum größeren Teil aus jungen, kriegsunerfahrenen Ergänzungsmannschaften bestehenden Bataillons waren bedeutend, seine Gefechtskraft schon mit dem Einrücken in die Stellung erheblich gemindert. Der bereits am Mittag des 24. gegebene Befehl, dass die Unterstellung des Bataillons unter das 10. Infanterie-Regiment aufgehoben ist und das Bataillon im Rahmen des das 24. Infanterie-Regiment ablösenden 20. Infanterie-Regiments die rechte Abschnittshälfte zu besetzen hat, drang erst im Laufe des 25. durch. So hatte die 3. Kompanie Gelegenheit, sich am 25. kurz nach 4 Uhr auszuzeichnen, indem sie inmitten der Reste der erschöpften Zehner einen aus nordwestlicher Richtung über das benachbarte preußische Reserve-Infanterie-Regiment 92 hinwegkommende  Angriff abwehrte und dabei 200 Gefangene machte.

Das II. Bataillon, das mit dem dritten Einsatz vor Verdun wieder Major Schemmel übernommen hatte, war am 23. abends aus dem Fossewald entlassen worden mit dem Befehl, in den Raum zwischen dem Rücken Kalte Höhe und Fleury zu rücken und dem stockenden Angriff des 24. Infanterie-Regiments durch Vorstoß beiderseits der tief eingeschnittenen Weinberg-Schlucht neuen Impuls zu geben. Voraussetzung für diesen Angriff war aber, dass zunächst einmal die vorderste Linie gefunden und geschlossen besetzt wurde. Führer nach vorne fehlten jedoch. Ein Wunder und ein Glück zugleich, dass die ins Ungewisse entlassenen drei Kompanien des vorderen Treffens sich nach beträchtlichen Umwegen und schmerzlichen Verlusten, vor allem an Offizieren (hierbei ist Leutnant Vestner Rudolf der 6. Kompanie gefallen), im Morgengrauen des 24. in der ungefähren Linie Punkt 815 – Batterie b südostwärts Punkt 825 zusammengeunden hatten. Allerdings fehlte noch die Verbindung mit dem 10. Infanterie-Regiment auf der Kalten Erde. Erst am 24. vormittags gelang dem mit der 7. und Maschinengewehrkompanie am Steilhang Douaumont befindlichen Bataillonskommandeur die unmittelbare Verbindung mit dem Kommandeur des 10. Infanterie-Regiments im Zwischenwerk Thiaumont. Major Schemmel erfuhr auf diese Weise auch, dass der geplante Angriff zu unterbleiben habe. Noch klaffte aber eine bedenkliche Lücke zu dem auf der Kalten Höhe eng zusammengeschobenen 10. Infanterie-Regiment, denn in den M-Räumen bei Punkt 814 und den ostwärts und südlich anschließenden Weinbergen saß starker Feind. Das I./20 aber, das in die Lücke geschoben werden sollte, war noch nicht in allen Teilen gefunden. Als Bindeglied schickte Major Schemmel in der Nacht zum 25. die 7. Kompanie mit einem Maschinengewehrzug in die Gegend Punkt 820 – Punkt 821 – Punkt 823 und ging selbst mit dem noch verbliebenen Maschinengewehrzug in die Batterie c (Punkt 367) vor. Der 24.06. war in vorderster Linie bei der 5. Kompanie in aufregenden Teilkämpfen verlaufen. Der Franzose hatte mehrmals versucht, aus seinen guten Deckungen in den Weinbergen, besonders den Wabengräben südlich Punkt 818 in den Rücken der Kompanie zu kommen. Der Held des Tages war hier der Gefreite Ignaz Rimmel der 5. Kompanie. Er warf sich mehrmals mit seiner Gruppe den Franzosen entgegen, schoss die meisten von ihnen ab und trieb den Rest zurück. Beim letzten dieser Gegenstöße ist der Tapfere gefallen.“

Man begrub Leopold Göbl auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Wildsteig gedenkt Leopold Göbl noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/wildsteig_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Leopold Göbl
Rückseite des Sterbebildes von Leopold Göbl

Sonderbeitrag: Leutnant Karl Gonnermann

Der Soldat Karl Gonnermann stammte aus der hessischen Stadt Kassel. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 8. Kompanie des 173. Infanterie-Regiment. Am 23.08.1916 fiel er in Frankreich während der Schlacht um Verdun. Er wurde am Dorf Douaumont durch einen Bauchschuss getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Karl Gonnermann berichtet die Regimentsgeschichte des 173. Infanterie-Regiments:

„Etwa um Mitternacht stiegen die ersten Kompanien des I. und II. Bataillons in derselben Marschordnung wie bisher aus dem Lager Steilhang zu der Höhe des ehemaligen Dorfes Douaumont empor. Sie zogen teils über die Trümmer dieses Dorfes, von dem kein Stein mehr auf dem anderen war, teils rechts daran vorbei. Sie wussten nichts von der Gegend, über die sie tastend dahinstolperten; denn es war stockfinstere Nacht und der Boden unter den Füßen war immer der gleiche: kein Weg, kein Fleckchen Grasnarbe, kein Feldrain oder Graben, sondern nur Trichter neben Trichter, zum Teil mit Regenwasser gefüllt. Auf den Trichterrändern stapfen die schmalen Kolonnen in Schlangenlinie vorsichtig vorwärts, edermann ständig darauf bedacht, den Vordermann nicht aus dem Auge zu verlieren. Langsam geht’s; denn die Trichterränder sind schmal und glitschig, und das schwere Gepäck macht ungelenkig. Langsam; denn immer wieder rutscht irgendwo der Hintermann aus und fällt in einen Trichter, aus dem er unter der Last auf seinem Rücken nur schwer wieder hochkommen kann. Dann gibt es Aufenthalt, denn die Kolonne darf nicht abreißen, weil sonst der Rest führerlos wird. Die dunklen Haufen rechts und links des Pfades mehren sich: unglückliche Kameraden, die in dieser Wüste eine Granate überrascht hat. Ein vorsichtiges Herumgehen ist Alles, was man ihnen an Beachtung schenken kann. Irgendwo in Deutschland forscht eine Mutter, wo ihr Sohn geblieben ist.

Größere Trümmerhügel erläutern die Führer als M-Raum, als I-Raum, als ehemalige Thiaumont-Ferme. Dort (südöstlich der zerstörten Ferme) liegt der I-Raum, der den Stab I/173 beherbergt. – Zuweilen wird es durch eine Leuchtrakete hell wie in einer Vollmondnacht. Dann muss sich alles rasch zusammenducken und regungslos verharren, bis es wieder dunkel wird. Denn der Feind ist vielleicht schon nahe, und wenn er irgendeine Bewegung sieht oder gar die Ablösung bemerkt, dann wird er sie sofort mit Trommelfeuer aufreiben. Aber es geht gut; das Störungsfeuer verstreut sich irgendwohin. – Langsam geht’s weiter, endlos weiter. Nur 1½ bis 2 Kilometer vom Steilhang entfernt liegen die Stellungen, aber Stunden erfordert dieser mühselige Marsch.

Endlich zwischen 2 und 3 Uhr morgens (23. August) erreichen die Kompanien des I. Bataillons ihr Ziel; sie springen hinunter in die Trichter zu den „Hacketäuern“ (Infanterie-Regiment 16), die schon sehnsüchtig auf die Ablösung warten, und verteilen sich nach deren Weisung in die Reihe der anschließenden Trichter. „Da vorn irgendwo liegen die Franzosen, wahrscheinlich in ebensolchen Trichtern. Hier im Rücken, wo die schweren feindlichen Kaliber einschlagen, sind die Trümmer des Thiaumontwerkes. Dahinter liegt die Reserve-Kompanie.“ Das war jetzt die 2/173 unter Hauptmann Büttner. In vorderster Front haben (von rechts nach links) die 3. Kompanie unter Hauptmann Kalbe, die 4. unter Oberleutnant Riepe und die 1. unter Hauptmann Geest die 10., 11. und 12. Kompanie der 16er abgelöst. Die Übernahme der Stellung ist rasch vollzogen; Unterstände sind nicht vorhanden, ebensowenig Materialbestände; hier oder da lässt ein mitleidiger 16er eine nasse Schlafdecke oder ein paar Flaschen Selterwasser zurück, ehe er im Dunkel der Nacht nach hinten verschwindet. Der Feind verhält sich ruhig; er hat nichts von der Ablösung bemerkt.

Nicht so ungestört und unbemerkt vollzog sich der Vormarsch des II. Bataillons. Einzelne, mit 10 Minuten Abstand, in der Kolonne zu Einem rückten die 6., 7. und 8. Kompanie nach vorn, um die Stellung des I./Infanterie-Regiment 16 im Abschnitt D zu besetzen. Die 8. Kompanie sollte den Platz der 1./Infanterie-Regiment 16 am äußersten linken Flügel der 34. Infanterie-Division einnehmen und versuchen, mit dem Infanterie-Regiment 98 am rechten Flügel der 33. Infanterie-Division eine Verbindung herzustellen. Denn hier klaffte seit kurzem eine 300 Meter breite Lücke, die abgesehen von der Möglichkeit eines feindlichen Durchbruchs auch die Gefahr in sich barg, dass eine ablösende Truppe durch sie hindurch dem Gegner in die Arme lief. Störungsfeuer begleitete den Vormarsch der Kompanien, ohne ihnen Verluste beizubringen, vielleicht von Leuchtsignalen irregeführt oder aus Besorgnis vor der Lücke verloren die Führermannschaften ihre Spur. Die Kompanien wurden ratlos. Die 7. Kompanie musste eine Rast einlegen, um sich zu orientieren. Dabei wurde sie von der 8. Kompanie, die erst später abmarschiert war, überholt.

Bei der 7. Kompanie befand sich auch der Bataillonsstab und bemühte sich beim weiteren Vorrücken ebenfalls, die vorderste Trichterlinie festzustellen. Nach langem erfolgsen Suchen traf Major Wülsing endlich auf einen Bataillonsstab des Infanterie-Regiment 57 und stellte in dem Kommandeur zu seiner größten Überraschung seinen eigenen Bruder fest, dessen Bataillon vor zwei Tagen zur Verstärkung der fast aufgeriebenen 16er in diese eingeschoben war. Major Wülsing schrieb darüber:

„Nachdem wir uns von unserm Erstaunen erholt hatten, gab mein Bruder mir den Rat, mich auf meinen Gefechtsstand im M-Raum zu begeben, da es für einen allein unmöglich wäre, die vorderste Trichterlinie festzustellen. Er führte mich auch dorthin und verabschiedete sich mit den Worten: „Hoffentlich hast Du mit Deinem Bataillon mehr Glück als ich; denn von meinen braven Kerls sind nur höllisch wenige übrig geblieben.“ Leider sollte dieser Wunsch für mein II/Infanterie-Regiment 173 nicht in Erfüllung gehen.“

Die 8. Kompanie hatte inzwischen die Trichterlinie der 16er gefunden, aber viel zu weit rechts, wie sie mit Schrecken bemerkte. Es blieb nichts anderes übrig, als links zu schwenken und an den Trichtern entlang sich nach dem linken Flügel zu ziehen. Diese Bewegung blieb in den nahen französischen Gräben nicht unbemerkt. Heftiges Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer setzte ein und brachte neue Verwirrung. Alles sprang in den nächsten Trichter, aber Gewehrgranatfeuer langte auch dorthin. Verluste blieben nicht aus. Leutnant Gonnermann wurde, noch ehe er die Trichterlinie erreicht hatte, von einem Gewehrschuss in den Bauch niedergestreckt. Sterbend befahl er seinen Leuten, die ihn zurückbringen wollten, ihn liegen zu lassen und nach vorn zu eilen. Seine Leiche konnte nicht geborgen werden. Wieder hatte die 8. Kompanie und das Regiment den Verlust eines ihrer besten Offiziere zu beklagen. Ein Alterskamerad schrieb in seinen Kriegserinnerungen über den verlorenen Freund:

„Gonnermann war der Typ des harten deutschen Soldaten, spartanisch einfach, streng gegen sich in und außer Dienst, leutselig und kameradschaftlich, willensstark, tapfer und treu bis zu seinem heldenhaften Tode.“

Leutnant der Reserve Rohler gelang es mit etwa 10 Mann seiner Kompanie, die Stellung der 1/Infanterie-Regiment 16 zu erreichen; auch diese bestand nur noch aus dem Kompanieführer, Leutnant der Reserve Boch und wenigen Leuten, die dringend der Ablösung bedurften. Alles Suchen nach Versprengten blieb in dieser Nacht vergeblich. In der Erwartung, dass in der nächsten Nacht sich noch weitere Leute der 8. Kompanie heranfinden würden, beschloss Leutnant Boch erst dann mit dem Rest seiner Kompanie zurückzugehen. 2 Maschinengewehre waren auch noch vorhanden. Nach links hin, wo das Infanterie-Regiment 98 liegen sollte, bestand keine Verbindung. – Bei der 6. und 7. Kompanie war die Ablösung vollzogen. Die 5. Kompanie hatte als Reserve-Kompanie im M-Raum etwa 400 Meter hinter der Stellung Unterkunft gefunden, ebenso der Bataillonsstab.

Der 23. August brach verhältnismäßig ruhig an. Es war ein klarer sonniger Sommertag. Im Abschnitt B konnten die Kompanie- und Zugführer des I. Bataillons vorsichtig in ihrer Stellung Umschau halten. Soweit man sehen konnte, gab es nur Trichter; vereinzelt waren die seitlichen Ränder etwas abgetragen, sodass man auf dem Bauche kriechend gedeckt in den nächsten Trichter gelangen konnte; ganz selten war ein wirklicher Durchstich vorhanden. Richtige Gräben hätten den feindlichen Fliegerphotographen die Besetzung verraten. So war jede Trichtermannschaft auf sich selbst gestellt; die nachbarliche Verständigung geschah durch Zurufe. Die Führer sondierten auf den Trichterrändern zwischen den Erdklumpen hindurch mit dem Fernglase das Vorgelände. Selten gewahrten sie vor sich mehr als das gleiche Bild der Verwüstung. Nur am rechten Flügel der 3. Kompanie sah man über eine Schlucht hinweg bis hinüber zum Pfefferrücken. Dort liefen Gräben an den Hängen entlang und nach rückwärts; man konnte darin mit dem Fernglase die Franzosen erkennen. – Beim II. Bataillon im Abschnitt D war nichts zu sehen. Hier durfte die einzelne Trichterbesatzung überhaupt nicht wagen, den Kopf herauszustecken. Eigenlich hätte hier auf dem sanft zum Feinde abfallenden Hange die Beobachtung gut sein müssen; aber das monatelange Feuer schwerer Kaliber hatte in dieser am meisten umkämpften Gegend die Geländeform völlig verwandelt und zerrissen. Nur der Nachteil war geblieben, für die feindliche Fernbeobachtung des Forts Belleville, St. Michel und Souville und die Fesselballons am Horizont völlig deckungslos auf dem Präsentierteller zu liegen.

Etwa 10 Uhr vormittags setzte auf der ganzen Front der 34. Infanterie-Division Artillerie-Feuer ein, das zunächst nichts Auffälliges an sich hatte. Es steigerte sich aber gegen Mittag, wurde um 1 Uhr äußerst heftig und ging dann rasch in das sogenannte Trommelfeuer über, wie es die Argonnenkämpfer bislang in solcher Stärke noch nicht kennengelernt hatten. Ein ununterbrochenes Heulen und Pfeifen in den Lüften kreuz und quer verband sich mit dem Toben und Krachen von Granateinschlägen aller Kaliber in nächster Nähe zu einem wüsten Höllenkonzert. Der einzelne Einschlag wurde gar nicht mehr bemerkt. Mit dem Gefühl vollkommener Machtlosigkeit hockte Alles in den Trichtern, vom Splitterregen jeder Granate bedroht, und erwartete ständig den Volltreffer in den eigenen Trichter.Die taktischen Überlegungen waren denkbar einfach: Aufpassen nach vorn, wenn das Feuer aufhört oder verlegt wird, und bis dahin Patronen und Handgranaten sparen! Aber vor Dreck und Qualm ist nichts zu sehen. Beruhigend wirkt nur, dass das eigene Artillerie-Feuer gut im Vorfelde liegt. – Von 2 Uhr nachmittags absteigert sich das Trommelfeuer aufs höchste. Gegen 3 Uhr wird es vor Abschnitt C nach rückwärts verlegt und hört im Abschnitt D beim II. Bataillon ganz auf. Im Abschnitt B tobt es weiter, sodass das I. Bataillon von den Vorgängen weiter links nichts beobachtet. Südlich des Thiaumontwerkes, wo den Franzosen die Weinbergschlucht ein Vorrücken in die Sturmstellung erleichtert, geedenken sie die dünne und lückenhafte deutsche Trichterlinie durchbrechen zu können. In dichten Massen stehen sie plötzlich auf der Böschung ihrer Gräben (denn sie haben hier Gräben), um zum Sturm anzutreten. Aber die Trichterbesatzung des II. Bataillons sind auf dem Posten und treiben sie mit Gewehren und Maschinengewehren in ihre Gräben zurück. Nach Norden reicht die Front dieses ersten Angriffes bis vor den linken Flügel der 1. Kompanie, der noch mit Handgranaten sich an der Abwehr beteiligte.

Franzosen, die die Wirkung ihres Feuers zunächst offenbar überschätzt hatten, setzten sofort wieder rasendes Trommelfeuer gegen die 3 Abschnitte ein, um die deutsche Widerstandskraft vollends zu zermürben. Vor Abschnitt B hatte es überhaupt noch nicht aufgehört. Bis 5 Uhr nachmittags tobt die Hölle weiter; schwere Verluste vermehrten und vergrößerten die Lücken in den deutschen Reihen. Dann erhoben sich die Franzosen vor den Abschnitten C und D erneut aus ihren Gräben zum Sturme. Aber im Abschnitt C hielt das II/Infanterie-Regiment 16 dem Angriff stand und auch das II/Infanterie-Regiment 173 im Abschnitt D konnte den Gegner mit Gewehren, Maschinengewehren und Handgranaten vor seiner Front zum Stehen bringen. Selbst auf dem äußersten Flügel, wo ohne Anschluss nach links Leutnant Rohler und Leutnant Wirth mit wenigen Leuten der 8. Kompanie und Leutnant Boch mit den Resten der 1/Infanterie-Regiment 16 die Stellung hielten, gelang es zunächst mit Hilfe der beiden Maschinengewehre, die Franzosen zurückzuhalten.

Aber dieser zweite feindliche Angriff holt über den linken Flügel der 34. Division, den die 8/Infanterie-Regiment 173 bildete, weiter nach Osten aus und stieß in die berüchtigte Lücke nördlich von Fleury. Hier hatte, nachdem am 18. August durch vernichtendes Trommelfeuer die 130er und 135er in den Trümmern von Fleury aufgerieben waren und die ablösenden Kompanien vom Infanterie-Regiment 98 und Infanterie-Regiment 144 eine neue Trichterlinie hinter dem ehemaligen Dorf besetzt hatten, die 5/Infanterie-Regiment 98 nach langen Irrungen in der Nacht zum 20 August die Reste der 1/Infanterie-Regiment 130 ebgelöst, war dabei aber links gestaffelt vom Abschnitt D in der Lücke zwischen den Flügeln der 34. und 33. Infanterie-Division liegengeblieben, zu schwach und außer Stande, diese Lücke auszufüllen.

Auf diesen Punkt stieß jetzt (etwa 6 Uhr abends) der zweite feindliche Angriff, und es war kein Heldenstück der Franzosen, die schwache und vereinsamte 5/Infanterie-Regiment 98 zu überwinden.

„Links von uns beim Infanterie-Regiment 98 war der Einbruch gelungen“ schrieb Leutnant Rohler später über diesen Unglückstag seiner 8/Infanterie-Regiment 173. „Wir beobachteten, dass viele 98er als Gefangene abgeführt wurden. Die Franzosen rückten an unserer Stellung vorüber und konnten uns in kurzer Zeit von der Flanke und dem Rücken her bedrohen. Um diese Gefahr abzuwenden, sollte das linke Maschinengewehr flankierend eingreifen. Aber nachdem es herumgeworfen war, versagte es, und bald darauf traten auch bei dem anderen Maschinengewehr Hemmungen ein. Damit war das Schicksal der beiden Restkompanien besiegelt: die Franzosen stürmten vor, waren bald an unseren Trichterrändern und warfen Handgranaten in unsere sich verzeifelt wehrenden Gruppen. Unser Handgranatenvorrat war bald erschöpft. In dichten Massen stand der Gegner vor uns, und wir waren nur noch eine Handvoll Leute. Einige, die versuchen nach rückwärts zu entkommen, wurden sofort niedergeschossen. Leutnant Boch, einige Leute und ich warfen uns hin, und die Franzosen marschierten über uns hinweg, wohl annehmend, dass wir Tote wären. Der Angriff reichte nach rechts einige Meter über unseren Kompanie-Abschnitt hinaus. – Nach einigen Minuten kam ein zweiter Trupp Franzosen, die in unserer Stellung aufräumten und uns als Gefangene abführten. Nach wenigen Schritten waren wir in der französischen Stellung. Dort fanden wir ein völlig ausgebautes Grabensystem vor, das fast nirgendwo durch Artillerie-Feuer beschädigt war…Am anderen Morgen trafen wir in irgendeinem Unterkunftsraum noch etwa 35 Mann unserer Kompanie. Sie waren beim Anmarsch durch Lücken in unseren Linien hindurchgegangen und so dem Feinde in die Finger gefallen…“ –

Die Franzosen wagten sich nicht weiter vor, da die übrigen Kompanien noch hinreichend widerstandsfähig waren. Aber die Lücke klaffte nun natürlich noch weiter als ehedem, und auch sonst hatten arge Verluste die Trichterreihe des II. Bataillons allenthalben zerrissen. Noch am späten Abend wurde deshalb die 5. Kompanie links von der 6. eingesetzt. 4 Gruppen mit einem Maschinengewehr wurden zur Sicherung gegen Fleury vorgeschoben. Erst nach Mitternacht flaute das feindliche Artilleriefeuer ab.“ 

Die Lage des Grabes von Karl Gonnermann ist unbekannt.

Leutnant Paul Schweigert (gefallen 11.08.1915) oben, Karl Gonnermann (gefallen am 23.08.1916), Leutnant Hoffmann, Leutnant Schodere

Sonderbeitrag: Leutnant Hans Kramer

Der Soldat Hans Kramer stammte aus der Reichshauptstadt Berlin. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 3. Kompanie des 173. Infanterie-Regiment. Am 30.06.1915 fiel er bei Harazée in den Argonnen.

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Kramer berichtet die Regimentsgeschichte des 173. Infanterie-Regiments:

 

„General Teeßmann befahl demgemäß am 28.06.1915 abends, dass Infanterie-Regiment 30 und Infanterie-Regiment 173 am 30.06.1915 8 Uhr morgens sturmbereit zu stehen hätten, und veranlasste eine angemessene Versorgung mit Munition und Sturmgerät, um für den Fall, dass der Angriff der 68. Infanterie-Brigade Erfolg hatte, auch mit der 86. Infanterie-Brigade vorwärtszukommen. Beim Infanterie-Regiment 173 erfolgte eine Neueinteilung der Kampfabschnitte derart, dass das I. Bataillon 2. das II. Bataillon 3 und das III. Bataillon 2 Kompanien in vorderster Linie hatte und dass für jedes Bataillon, für das Regiment und für die Brigade je eine Kompanie als Reserve zurückbehalten wurde. Die 3./173, die erst am 27. nach Mesnil-Ferme abmarschiert war, wurde schon am nächsten Tage in die Kampfstellung zurückbeordert.

Kühl und grau dämmerte der 30. Juni herauf, um sich dann bald in einen sonnigen, heiteren Sommertag zu verwandeln. 5.15 Uhr morgens setzte auf der ganzen Front der 27. Infanterie-Brigade und der 68. Infanterie-Brigade eine im Agronnenkrieg noch nicht dagewesene Kanonade ein, die planmäßig in dreistündiger Dauer sömtliche Befestigungswerke der Franzosen zerstampfte und ihre rückwärtigen und seitlichen Gräben in Rauch und Qualm hüllte. Auf dem Storchennest jagten 6 Zentimeter Synamit einen starken feindlichen Stützpunkt, der als letzter bislang allen Anstürmen des Reserve-Infanterie-Regiment 145 getrotzt hatte, mit gewaltigem Donner in die Luft. Das Charmesbachtal östlich der Eselsnase hüllt sich in die Wolken der deutschen T.-Granaten und wurde dadurch für etwaige von Harazée talaufwärts rückende französische Reserven unzugänglich. Weißliche beizende Nebel krochen langsam auch den Hubertusrücken hinauf bis über die deutschen Kampfgräben hinweg. Manche Träne floss in den Kampfstellungen des Infanterie-Regiment 173, obgleich hier die Laune und Zuversicht überall sehr gut war.

Von 7 Uhr morgens stand das Regiment sturmbereit, und alle Vorbereitungen für ein etwaiges Vorgehen war getroffen. Die vordersten Gräben hielten (von rechts nach links) beim I. Bataillon die 3. und 2. Kompanie, beim II. Bataillon die 5., 7. und 8. Kompanie und beim III. Bataillon die 11. und 9. Kompanie besetzt. Die 1. und 4. Kompanie lagen in der La Mitte Schlucht; die 12. Kompanie war Brigade-Reserve im Hubertus-Lager. – Major Eickenrodt ging früh morgens die Gefechtsstellung ab und begab sich dann in seinen Gefechtsstand in der Schweppermann-Schlucht.

Pünktlich um 8.45 Uhr vormittags setzte in den Gräben des I. und II. Bataillons der befohlene Feuerüberfall auf die gegenüberliegenden feindlichen Kampfstellungen ein, um den rechten Nachbarbataillonen ein etwaiges Vorbrechen zu erleichtern. Im gleichen Zeitpunkte musste nämlich bei der 27. Infanterie-Division und der 68. Infanterie-Brigade die artilleristische Sturmreifmachung beendet sein und der Infanterieangriff an der Nordfront des französischen Befestigungsgürtels bis zur Eselsnase hin beginnen. Und von diesem Augenblick ab wollte General Teßmann jede sich bietende Gelegenheit wahrnehmen, um im Anschluss an die 68. Brigade, beim Infanterie-Regiment 30 beginnend, mit seiner Brigade möglichst viel Raum nach vorn zu gewinnen. – Tatsächlich glückte der Angriff bei der 53. und 68. Infanterie-Brigade über Erwarten gut: das Reserve-Infanterie-Regiment 145 überschritt den oberen Charmebach und drang siegreich bis vor die 3. feindliche Stellung, den sogenannten grünen Graben vor; auch das Storchennest fiel ihm in die Hände. Auf der Rheinbabenhöhe stürmte 10.40 Uhr vormittags das III./30 in kühnem Schwung bis in den 2. Hauptgraben des Gegners vor, musste dann aber schweres Artillerie-Feuer über sich ergehen lassen und sogar einen Teil seines Geländegewinns wieder aufgeben. Das II./30 am Nordabhang des Hubertusrückens hielt während des ganzen Vormittags den Feind durch nachhaltiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer nieder. 3 Uhr nachmittags setzte es zum Sturm an, der an den Hängen des Franzentales allerdings vor einem starken Stützpunkte, der sogenannten Wurst bald zum Stehen kam, am linken Flügel aber rasch den feindlichen Graben führte, dessen Besatzung niedergemacht bzw. gefangen genommen wurde.

Damit war für das links anschließende Infanterie-Regiment 173 der Augenblick zum Sturm ebenfalls gekommen. Aus den Spitzen der vorgetriebenen Sturmsappen brachen 3 Uhr nachmittags zunächst die 3. und 2. Kompanie zum Angriff vor.

„Für meine Gruppe war die „Josephine“ als Sturmsappe bestimmt,“ schrieb später der damals 18jährige Fahnenjunker Schemm der 3. Kompanie, der an diesem Tage seine Feuertaufe erhielt. „Auf die Sekunde genau sprangen die Sturmtruppen über die Stufen aus dem Sappenkopf. Im Marsch-Marsch rannten wir über freies Gelände auf den 10 – 15 Meter entfernten feindlichen Graben zu. Er war nicht so einfach genommen. Die starke, wohl im Alarm befindliche Besatzung trat in wütende Tätigkeit. Die Poilus wehrten sich ihrer Haut. Die Handgranaten kamen aus allen Richtungen geflogen; viele dabon taten uns keinen Schaden, wohl weil sie sehr behelfsmäßig hergestellt waren. Immerhin dauerte der Nahkampf ungewöhnlich lange, sodass es zweifelhaft werden konnte, ob unser Sturm völlig glückt. Er sollte aber glücken; ein Zurück gab es nicht mehr. Nun wurde der Franzmann durch Handgranaten sturmreif geworfen; Blut floss. Es musste fließen, sonst hätte der Feind nicht nachgegeben. Erst als die Besatzung kampfunfähig gemacht oder sich zurückgezogen hatte, konnte der entscheidende Sprung in den feindlichen Graben gewagt werden. „Auf in den Graben“, erscholl es mitten im ohrenbetäubenden Lärm und Gepolter. Ein Satz und im Graben standen oder lagen wir. Der Feind hatte diesen Augenblick nicht ungenutzt gelassen; er sandte uns seine blauen Bohnen entgegen. Ersatzreservist Cornely stürzte zu Tode getroffen über den Stacheldraht kopfüber in den Graben. Der durch den Handgranatenkampf erheblich zerschundene Graben musste nun Schritt für Schritt nach rechts aufgerollt werden. Schon ergaben sich die ersten verwundeten Franzosen in ihrer neuen blaugrauen Uniform. Blutüberströmt wurden sie über Deckung geschickt. Die anderen zogen sich in den zweiten Graben zurück, von da Tod und Verderben schleudernd. Ein feindliches Maschinengewehr trat in Tätigkeit. Unsere nachkommanden Leute hatten einen schweren Stand, solange die Verbindungssappen von der bisherigen Stellung aus nicht durchgestochen waren. Leutnant Kramer, der seine Leute ermutigte und sich dabei dem Feinde zu sehr aussetzte, fiel. Der Kompanie-Führer, Hauptmann Gröning, hatte inzwischen den eroberten Graben erreicht. Zur Orientierung und um weitere Befehle erteilen zu können, schaute er über Dekcung. Dieser kurze Blick hat ihm den Tod gebracht. Kaum hatte ich ihn auf einen wagemutigen gefährlichen feindlichen Scharfschützen aufmerksam gemacht, da sank er hintenüber, von der Kugel in den Kopf getroffen. Am folgenden Tage starb er an der tödlichen Wunde in Chatel; aus der Bewusstlosigkeit erwachte er nur, um den Wunsch zu äußern, inmitten der Helden seiner Kompanie und des Bataillons im Waldfriedhof La Mitte Schlucht zur letzten Ruhe bestattet zu werden.“ –

Die 2. Kompanie erhielt nach Erstürmung des ersten feindlichen Grabens ein derartiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer, dass ein weiteres frontales Vorwärtskommen unmöglich war. Als diese Stockung (5 Uhr nachmittags) beim II. Bataillon beobachtet wurde, eilte Leutnant der Reserve Freese mit seiner 5. Kompanie durch die Gräben des I. Bataillons zur Unterstützung der 2. Kompanie herbei und rollte den französischen Graben von rechts her auf. An der Spitze des Handgranatentrupps ging Leutnant der Reserve Röhl vor, wurde aber schon nach kurzer Zeit durch eine französische Handgranate verwundet. Sofort stellte sich nun der Kriegsfreiwillige Rähler an die Spitze des Trupps trotz seiner kurz vorher erhaltenen Verwundung an Hand und Fuß und führte den Angriff bis zum Schluss mit durch. Als an einer Stelle der Gegner nicht weichen wollte, sprang Unteroffizier König 5./173 in eine weiter links gelegene Sappe, warf von hier aus Handgranaten in den Rücken der Franzosen und brach so ihren Widerstand, sodass die feindliche Stellung weiter aufgerollt werden konnt. 7 Uhr abends hatte die 5. Kompanie das gesamte vor ihrem Abschnitt liegende französische Grabenstück in Händen, und nun setzte die 7. Kompanie den Angriff fort und rollte weiter auf, sodass im ganzen etwa 100 Meter der feindlichen Stellung vom II. Bataillon besetzt und zur nachhaltigen Verteidigung eingerichtet werden konnten. Gegen ein französisches Blockhaus vor der Front der 7. Kompanie wurde abgedämmt und dahinter nach der alten Stellung eine Verbindung durchgegraben, sodass gleich wieder eine zusammenhängende Feuerfront vorhanden war. Nach rechts hin zu II./Infanterie-Regiment 30 wurde ebenfalls anschluss hergestellt.

Durch geschicktes Ausnutzen des richtigen Zeitpunktes hatte das Regiment einen schönen Erfolg errungen, indem es auf rund 300 Meter Breite in die feindliche Verteidigungslinie eingedrungen war, den Franzosen (261. Regiment) schwere blutige Verluste zugefügt, etwa 800 Gefangene abgenommen und große Beute an Gewehren, Munition, Schutzschilden und sonstigem Gerät eingebracht hatte. Freilich waren auch die eigenen Verluste nicht gering: Hauptmann Gröning, Leutnant Kramer, 1 Unteroffizier und 12 Mann waren gefallen, die Leutnants Köhl und Bamberger, 5 Unteroffiziere und 60 Mann verwundet; eine Folge davon, dass wegen der Zusammenfassung des Artillerie- und Minenfeuers gegen Bagatellwerk, Eselsnase und Storchennest keine artilleristische Sturmreifmachung der französischen Stellungen auf dem Hubertusrücken stattgefunden hatte. Ganz allein dem kühnen Draufgehen des I. und II./173 gegen einen unerschütterten zähen Gegner war der Sieg zu danken. Das tapfere, im entscheidenden Augenblick zielsichere Zugreifen des Leutnant der Reserve Freese fand 2 Tage später durch Verleihung des Eisernen Kreuzes I. seine Anerkennung.

Die 12./173 unter Oberleutnant Pohl, die seit dem 27. Juni als Brigade-Reserve im Hubertuslager lag, wurde von dort am 30. Juni vormittags zunächst bis in die 2. Hauptstellung, die Hubertusstellung vorgezogen und dann in den ersten Nachmittagsstunden, als der Angriff auf der Rheinbabenhöhe günstig fortzuschreiten schien, dem Abschnitt des Hauptmann Schmidt (II./Infanterie-Regiment 30) am Nordwestabhang des Hubertusrückens zur Verfügung gestellt. 4 Uhr nachmittags rückte sie in heftigem Artillerie-Feuer durch den Martinspfad hinter den linken Flügel des II./30. Dort fand sie zunächst, während die 1. und 5./30 vorn um die Behauptung der erstürmten feindlichen Gräben kämpfte, Verwendung beim Säubern und Ausbauen der genommenen Grabenstücke, Herstellung von rückwärtigen Sappen, Bergung von Toten und Verwundeten und Heranschaffen von Patronen und Handgranaten. Mehrere bei der 5./30 beschäftigte Gruppen beteiligten sich außerdem am Abend un im Laufe der Nacht an der erfolgreichen Abwehr von 3 französischen Gegenangriffen. Weiter rechts bemühte sich währenddes die 8./30 todesmutig, aber vergeblich, die sogenannte Wurst, ein in sich geschlossenes, stark befestigtes und von 2 feindlichen Kompanien verteidigtes Werk, in wiederholten Handgranatenangriffen zu nehmen.“

Man begrub Hans Kramer auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 3, Grab 305.

Feldhilfsarzt Schollmeyer, Leutnant Wilhelm Gröning und Hauptmann Hans Kramer am Abend des 29.06.1915. Am nächsten Tag fielen Wilhelm Gröning und Hans Kramer

Sonderbeitrag: Leutnant Wilhelm Gröning

Der Soldat Wilhelm Gröning kämpfte im Ersten Weltkrieg als Hauptmann in der 3. Kompanie des 173. Infanterie-Regiment. Am 30.06.1915 verstarb er nach schwerer Verwundung bei Harazée im Feldlazarett 3 in Frankreich an der Westfront.

Über den Todestag und die Todesumstände von Leutnant Wilhelm Gröning berichtet die Regimentsgeschichte des 173. Infanterie-Regiments:

„General Teeßmann befahl demgemäß am 28.06.1915 abends, dass Infanterie-Regiment 30 und Infanterie-Regiment 173 am 30.06.1915 8 Uhr morgens sturmbereit zu stehen hätten, und veranlasste eine angemessene Versorgung mit Munition und Sturmgerät, um für den Fall, dass der Angriff der 68. Infanterie-Brigade Erfolg hatte, auch mit der 86. Infanterie-Brigade vorwärtszukommen. Beim Infanterie-Regiment 173 erfolgte eine Neueinteilung der Kampfabschnitte derart, dass das I. Bataillon 2. das II. Bataillon 3 und das III. Bataillon 2 Kompanien in vorderster Linie hatte und dass für jedes Bataillon, für das Regiment und für die Brigade je eine Kompanie als Reserve zurückbehalten wurde. Die 3./173, die erst am 27. nach Mesnil-Ferme abmarschiert war, wurde schon am nächsten Tage in die Kampfstellung zurückbeordert.

Kühl und grau dämmerte der 30. Juni herauf, um sich dann bald in einen sonnigen, heiteren Sommertag zu verwandeln. 5.15 Uhr morgens setzte auf der ganzen Front der 27. Infanterie-Brigade und der 68. Infanterie-Brigade eine im Agronnenkrieg noch nicht dagewesene Kanonade ein, die planmäßig in dreistündiger Dauer sömtliche Befestigungswerke der Franzosen zerstampfte und ihre rückwärtigen und seitlichen Gräben in Rauch und Qualm hüllte. Auf dem Storchennest jagten 6 Zentimeter Synamit einen starken feindlichen Stützpunkt, der als letzter bislang allen Anstürmen des Reserve-Infanterie-Regiment 145 getrotzt hatte, mit gewaltigem Donner in die Luft. Das Charmesbachtal östlich der Eselsnase hüllt sich in die Wolken der deutschen T.-Granaten und wurde dadurch für etwaige von Harazée talaufwärts rückende französische Reserven unzugänglich. Weißliche beizende Nebel krochen langsam auch den Hubertusrücken hinauf bis über die deutschen Kampfgräben hinweg. Manche Träne floss in den Kampfstellungen des Infanterie-Regiment 173, obgleich hier die Laune und Zuversicht überall sehr gut war.

Von 7 Uhr morgens stand das Regiment sturmbereit, und alle Vorbereitungen für ein etwaiges Vorgehen war getroffen. Die vordersten Gräben hielten (von rechts nach links) beim I. Bataillon die 3. und 2. Kompanie, beim II. Bataillon die 5., 7. und 8. Kompanie und beim III. Bataillon die 11. und 9. Kompanie besetzt. Die 1. und 4. Kompanie lagen in der La Mitte Schlucht; die 12. Kompanie war Brigade-Reserve im Hubertus-Lager. – Major Eickenrodt ging früh morgens die Gefechtsstellung ab und begab sich dann in seinen Gefechtsstand in der Schweppermann-Schlucht.

Pünktlich um 8.45 Uhr vormittags setzte in den Gräben des I. und II. Bataillons der befohlene Feuerüberfall auf die gegenüberliegenden feindlichen Kampfstellungen ein, um den rechten Nachbarbataillonen ein etwaiges Vorbrechen zu erleichtern. Im gleichen Zeitpunkte musste nämlich bei der 27. Infanterie-Division und der 68. Infanterie-Brigade die artilleristische Sturmreifmachung beendet sein und der Infanterieangriff an der Nordfront des französischen Befestigungsgürtels bis zur Eselsnase hin beginnen. Und von diesem Augenblick ab wollte General Teßmann jede sich bietende Gelegenheit wahrnehmen, um im Anschluss an die 68. Brigade, beim Infanterie-Regiment 30 beginnend, mit seiner Brigade möglichst viel Raum nach vorn zu gewinnen. – Tatsächlich glückte der Angriff bei der 53. und 68. Infanterie-Brigade über Erwarten gut: das Reserve-Infanterie-Regiment 145 überschritt den oberen Charmebach und drang siegreich bis vor die 3. feindliche Stellung, den sogenannten grünen Graben vor; auch das Storchennest fiel ihm in die Hände. Auf der Rheinbabenhöhe stürmte 10.40 Uhr vormittags das III./30 in kühnem Schwung bis in den 2. Hauptgraben des Gegners vor, musste dann aber schweres Artillerie-Feuer über sich ergehen lassen und sogar einen Teil seines Geländegewinns wieder aufgeben. Das II./30 am Nordabhang des Hubertusrückens hielt während des ganzen Vormittags den Feind durch nachhaltiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer nieder. 3 Uhr nachmittags setzte es zum Sturm an, der an den Hängen des Franzentales allerdings vor einem starken Stützpunkte, der sogenannten Wurst bald zum Stehen kam, am linken Flügel aber rasch den feindlichen Graben führte, dessen Besatzung niedergemacht bzw. gefangen genommen wurde.

Damit war für das links anschließende Infanterie-Regiment 173 der Augenblick zum Sturm ebenfalls gekommen. Aus den Spitzen der vorgetriebenen Sturmsappen brachen 3 Uhr nachmittags zunächst die 3. und 2. Kompanie zum Angriff vor.

„Für meine Gruppe war die „Josephine“ als Sturmsappe bestimmt,“ schrieb später der damals 18jährige Fahnenjunker Schemm der 3. Kompanie, der an diesem Tage seine Feuertaufe erhielt. „Auf die Sekunde genau sprangen die Sturmtruppen über die Stufen aus dem Sappenkopf. Im Marsch-Marsch rannten wir über freies Gelände auf den 10 – 15 Meter entfernten feindlichen Graben zu. Er war nicht so einfach genommen. Die starke, wohl im Alarm befindliche Besatzung trat in wütende Tätigkeit. Die Poilus wehrten sich ihrer Haut. Die Handgranaten kamen aus allen Richtungen geflogen; viele dabon taten uns keinen Schaden, wohl weil sie sehr behelfsmäßig hergestellt waren. Immerhin dauerte der Nahkampf ungewöhnlich lange, sodass es zweifelhaft werden konnte, ob unser Sturm völlig glückt. Er sollte aber glücken; ein Zurück gab es nicht mehr. Nun wurde der Franzmann durch Handgranaten sturmreif geworfen; Blut floss. Es musste fließen, sonst hätte der Feind nicht nachgegeben. Erst als die Besatzung kampfunfähig gemacht oder sich zurückgezogen hatte, konnte der entscheidende Sprung in den feindlichen Graben gewagt werden. „Auf in den Graben“, erscholl es mitten im ohrenbetäubenden Lärm und Gepolter. Ein Satz und im Graben standen oder lagen wir. Der Feind hatte diesen Augenblick nicht ungenutzt gelassen; er sandte uns seine blauen Bohnen entgegen. Ersatzreservist Cornely stürzte zu Tode getroffen über den Stacheldraht kopfüber in den Graben. Der durch den Handgranatenkampf erheblich zerschundene Graben musste nun Schritt für Schritt nach rechts aufgerollt werden. Schon ergaben sich die ersten verwundeten Franzosen in ihrer neuen blaugrauen Uniform. Blutüberströmt wurden sie über Deckung geschickt. Die anderen zogen sich in den zweiten Graben zurück, von da Tod und Verderben schleudernd. Ein feindliches Maschinengewehr trat in Tätigkeit. Unsere nachkommanden Leute hatten einen schweren Stand, solange die Verbindungssappen von der bisherigen Stellung aus nicht durchgestochen waren. Leutnant Kramer, der seine Leute ermutigte und sich dabei dem Feinde zu sehr aussetzte, fiel. Der Kompanie-Führer, Hauptmann Gröning, hatte inzwischen den eroberten Graben erreicht. Zur Orientierung und um weitere Befehle erteilen zu können, schaute er über Dekcung. Dieser kurze Blick hat ihm den Tod gebracht. Kaum hatte ich ihn auf einen wagemutigen gefährlichen feindlichen Scharfschützen aufmerksam gemacht, da sank er hintenüber, von der Kugel in den Kopf getroffen. Am folgenden Tage starb er an der tödlichen Wunde in Chatel; aus der Bewusstlosigkeit erwachte er nur, um den Wunsch zu äußern, inmitten der Helden seiner Kompanie und des Bataillons im Waldfriedhof La Mitte Schlucht zur letzten Ruhe bestattet zu werden.“ –

Die 2. Kompanie erhielt nach Erstürmung des ersten feindlichen Grabens ein derartiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer, dass ein weiteres frontales Vorwärtskommen unmöglich war. Als diese Stockung (5 Uhr nachmittags) beim II. Bataillon beobachtet wurde, eilte Leutnant der Reserve Freese mit seiner 5. Kompanie durch die Gräben des I. Bataillons zur Unterstützung der 2. Kompanie herbei und rollte den französischen Graben von rechts her auf. An der Spitze des Handgranatentrupps ging Leutnant der Reserve Röhl vor, wurde aber schon nach kurzer Zeit durch eine französische Handgranate verwundet. Sofort stellte sich nun der Kriegsfreiwillige Rähler an die Spitze des Trupps trotz seiner kurz vorher erhaltenen Verwundung an Hand und Fuß und führte den Angriff bis zum Schluss mit durch. Als an einer Stelle der Gegner nicht weichen wollte, sprang Unteroffizier König 5./173 in eine weiter links gelegene Sappe, warf von hier aus Handgranaten in den Rücken der Franzosen und brach so ihren Widerstand, sodass die feindliche Stellung weiter aufgerollt werden konnt. 7 Uhr abends hatte die 5. Kompanie das gesamte vor ihrem Abschnitt liegende französische Grabenstück in Händen, und nun setzte die 7. Kompanie den Angriff fort und rollte weiter auf, sodass im ganzen etwa 100 Meter der feindlichen Stellung vom II. Bataillon besetzt und zur nachhaltigen Verteidigung eingerichtet werden konnten. Gegen ein französisches Blockhaus vor der Front der 7. Kompanie wurde abgedämmt und dahinter nach der alten Stellung eine Verbindung durchgegraben, sodass gleich wieder eine zusammenhängende Feuerfront vorhanden war. Nach rechts hin zu II./Infanterie-Regiment 30 wurde ebenfalls anschluss hergestellt.

Durch geschicktes Ausnutzen des richtigen Zeitpunktes hatte das Regiment einen schönen Erfolg errungen, indem es auf rund 300 Meter Breite in die feindliche Verteidigungslinie eingedrungen war, den Franzosen (261. Regiment) schwere blutige Verluste zugefügt, etwa 800 Gefangene abgenommen und große Beute an Gewehren, Munition, Schutzschilden und sonstigem Gerät eingebracht hatte. Freilich waren auch die eigenen Verluste nicht gering: Hauptmann Gröning, Leutnant Kramer, 1 Unteroffizier und 12 Mann waren gefallen, die Leutnants Köhl und Bamberger, 5 Unteroffiziere und 60 Mann verwundet; eine Folge davon, dass wegen der Zusammenfassung des Artillerie- und Minenfeuers gegen Bagatellwerk, Eselsnase und Storchennest keine artilleristische Sturmreifmachung der französischen Stellungen auf dem Hubertusrücken stattgefunden hatte. Ganz allein dem kühnen Draufgehen des I. und II./173 gegen einen unerschütterten zähen Gegner war der Sieg zu danken. Das tapfere, im entscheidenden Augenblick zielsichere Zugreifen des Leutnant der Reserve Freese fand 2 Tage später durch Verleihung des Eisernen Kreuzes I. seine Anerkennung.

Die 12./173 unter Oberleutnant Pohl, die seit dem 27. Juni als Brigade-Reserve im Hubertuslager lag, wurde von dort am 30. Juni vormittags zunächst bis in die 2. Hauptstellung, die Hubertusstellung vorgezogen und dann in den ersten Nachmittagsstunden, als der Angriff auf der Rheinbabenhöhe günstig fortzuschreiten schien, dem Abschnitt des Hauptmann Schmidt (II./Infanterie-Regiment 30) am Nordwestabhang des Hubertusrückens zur Verfügung gestellt. 4 Uhr nachmittags rückte sie in heftigem Artillerie-Feuer durch den Martinspfad hinter den linken Flügel des II./30. Dort fand sie zunächst, während die 1. und 5./30 vorn um die Behauptung der erstürmten feindlichen Gräben kämpfte, Verwendung beim Säubern und Ausbauen der genommenen Grabenstücke, Herstellung von rückwärtigen Sappen, Bergung von Toten und Verwundeten und Heranschaffen von Patronen und Handgranaten. Mehrere bei der 5./30 beschäftigte Gruppen beteiligten sich außerdem am Abend un im Laufe der Nacht an der erfolgreichen Abwehr von 3 französischen Gegenangriffen. Weiter rechts bemühte sich währenddes die 8./30 todesmutig, aber vergeblich, die sogenannte Wurst, ein in sich geschlossenes, stark befestigtes und von 2 feindlichen Kompanien verteidigtes Werk, in wiederholten Handgranatenangriffen zu nehmen.“

Man begrub Wilhelm Groning auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 3, Grab 329.

Feldhilfsarzt Schollmeyer, Leutnant Wilhelm Gröning und Hauptmann Hans Kramer am Abend des 29.06.1915. Am nächsten Tag fielen Wilhelm Gröning und Hans Kramer

Sonderbeitrag: Hauptmann Max Freiherr von Toll

Der Soldat Max Freiherr von Toll wurde am 06.09.1876 in Oldenburg im heutigen Bundesland Niedersachsen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann im Stab des 95. Infanterie-Regiment. Am 18.08.1916 wurde er zum Major befördert. Am 02.04.1918 wurde er an das Leib-Grenadier-Regiment 109 überwiesen. Am 12.10.1918 wurde er bei Banthéville schwer verwundet und verstarb nach dem Krieg an dieser Verwundung.

Über den Tag seiner schweren Verwundung berichtet die Regimentsgeschichte des 109. Grenadier-Regiment:

„Gegen 2 Uhr morgens am 12. Oktober richtete eine feindliche Granate des fortwährend auf dem ganzen Gelände liegenden Streufeuers im Regimentsstab große Verheerungen an. Einige Grenadiere und Soldaten des Infanterie-Regiments 171, die als Melder dem Regimentsstab zugeteilt waren, fanden den Tod, gegen 10 Mann trugen Verwundungen davon. Außer diesen wurde noch der Regimentsführer, Major Freiherr von Toll, der Regimentsadjutant, Oberleutnant von Hofer und der Ordonnanzoffizier, Leutnant der Reserve Herrmann, verwundet. Oberleutnant von Hofer starb nach wenigen Tagen in Stenay, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.“

Der Ort der schweren Verwundung von Max Freiherr von Toll:

Die Lage des Grabes von Max Freiherr von Toll konnte ich bislang nicht ermitteln.

Hauptmann Max Freiherr von Toll (rechts) und Hauptmann Hans von Seebach (links)

 

Sonderbeitrag: Der Leutnant Hans Dernen

Der Soldat Hans Dernen stammte aus der Stadt Metz in Frankreich, die vor dem Ersten Weltkrieg seit 1871 deutsch war. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 9. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 05.03.1915 fiel er während der Schlacht bei Stolniki.

Sterbeort von Hans Dernen:

 

Über den Todestag und die Todesumstände von Hans Dernen berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Das III. Bataillon war mit der 9./95 erst am 2. März an der Rawka abgelöst worden und hatte am 04.03. Unterkunft in den Baracken von Sadykierz gefunden.

„Um 12 Uhr mittags“, schreibt der Kompanie-Führer der 9. Kompanie, Hauptmann Röder, „orientierte uns der Bataillons-Führer, Hauptmann Freiherr von Toll, über den befohlenen Angriff. Die angreifende Division sollte, mit rechtem Flügel an der Pilica angelehnt, die russische Stellung durchbrechen, in nordöstlicher Richtung bis Straße Nowe Miasto-Cilondz durchstoßen und auf diese Weise die feindliche Rawkafront von ihrem linken Flügel aus aufrollen. Nach der Karte wurden die Gefechtsstreifen des I. und III. Bataillons bezeichnet, rechts das III. Bataillon, links das I. Bataillon. Das nächste Angriffsziel des III. Bataillons war das Vorwerk Jezierzec. Von da sollte auf Sauborz bis zur obenerwähnten Straße, an der sich die 2. russische Hauptstellung befand, durchgestoßen werden. Größte Eile war geboten, die Kompanien wurden alarmiert und in Marsch gesetzt. In Brobowiec wurde alles entbehrliche Gepäck niedergelegt. Nur mit Sturmgepäck versehen rückte das III. Bataillon um 5.30 Uhr in die Ausgangsstellung gegenüber Vorwerk Jezierzec ein, um die dortigen Landsturmtruppen abzulösen. Gleichzeitig setzte auch schon das Vorbereitungsfeuer der Artillerie ein, das die feindlichen, aus einer Reihe gut verschanzter Linien bestehende Stellung sturmreif machen sollte. Die 10., 11., 12. Kompanie in vorderer Linie, 9. Kompanie, die einen Zug zum Regiment stellte, war Reserve. Bald war die feindliche Artillerie niedergekämpft, leider aber nicht die feindliche Infanterie-Stellung mit ihren Maschinengewehr-Nestern. Ich sehe die Kameraden noch im Geiste vor mir, wie sie voller Begeisterung und Angriffsfreudigkeit, zum Sprunge bereit auf die Minute warteten, da der Angriff vorbrechen sollte. Punkt 9.45 Uhr begann der Angriff auf die etwa 700 Meter vor uns liegende feindliche Stellung.Um die vorgehende Infanterie nicht zu gefährden, setzte leider unser Artillerie-Feuer aus. Die Folge davon war, dass bei der großen Entfernung, über die der Angriff vorgetragen werden musste, der Russe inzwischen Zeit fand, in Stellung zu gehen und seine Maschinengewehre in Tätigkeit zu setzen. Etwa 300 Meter kamen die Kompanien vorwärts, dann stockte der Angriff wegen der großen Verluste, die sie durch das feindliche Maschinengewehrfeuer, besonders aus der linken Flanke, erlitten. Es waren schwere Stunden, die jetzt folgten, schwer nicht nur für die Kameraden, die in der Feuerlinie lagen, sondern auch für die, welche, ohne helfen zu können, mit zusehen mussten, wie sich die Kameraden vorn verbluteten.“

Der Zugführer der 12. Kompanie, Vizefeldwebel Platztasch, berichtet:

„Auf kleinen Grabenleitern stürzten wir voller Begeisterung mit aufgepflanztem Bajonett aus dem Graben. Bald bekamen wir aus linker Flanke Maschinengewehr-Feuer, die ersten Verluste traten ein. Ungeachtet sprangen wir nach kurzer Atempause vorwärts. Erneut zwang uns das Maschinengewehr-Feuer nieder. ich sah mich nach meinen Nachbarzügen um, da bot sich mir ein entmutigendes Bild. Auf der weißen, hartgefrorenen Schneedecke lagen viele Tote und Verwundete meines Zuges. Die Verwundeten wälzten sich vor Schmerzen und Kälte auf dem Boden. Die Nachbarzüge und Kompanien lagen noch weit hinter mir, links fehlte daher der Anschluss. Rechts lag die Maschinengewehr-Kompanie 82 teils in gleicher Höhe, teils weiter vorn. Mehrere Gewehre hatten keine Bedienung mehr, die braven Schützen lagen tot oder verwundet neben ihren Gewehren. Das feindliche Feuer wurde immer stärker, wir boten ein zu gutes Ziel auf der weißen Schneedecke. Hier auf dem Präsentierteller durften wir keinesfalls liegen bleiben. Nach kurzem Sprungzwang uns das rasende Feuer nieder. Wir beschossen den feindlichen Graben auf 200 Meter, doch ohne fühlbaren Erfolg. Unsere einzige Hoffnung war noch unsere Artillerie, sie blieb leider stumm. Wir versuchten uns einzugraben, so gut es eben ging. Unsere Verluste mehrten sich von Stunde zu Stunde. Bald schrie einer tödlich getroffen, bald neigte er sill den Kopf zur Erde. Links lag ein blutjunger Ersatzreservist mit schwerem Lungenschuss, Blut quoll ihm aus Mund und Nase, er schrie nach Wasser. Der Gefreite Schmidt kroch hin, um ihn trinken zu lassen, doch als er sich kaum erhoben hatte, drückte ihn ein Schulterschuss zu Boden. Endlich am Spätnachmittag hörten wir rechts das befreiende „Hurra!“; dort wurde die russische Stellung gestürmt. Jetzt winkten auch einige Russen mit Tüchern. Nun stürmten auch wir; doch zwang uns erneut heftiges Flankenfeuer zum Hinlegen. Aber bald bekamen wir Luft, die feindliche Stellung wurde von rechts nach links allmählich aufgerollt. Unzählige Russen kamen mit hocherhobenen Händen von der Höhe auf uns zugelaufen und ergaben sich. Unser Führer, Leutnant Greiner, sammelte die Reste der 12. Kompanie, 5 Unteroffiziere mit 4 Gruppen!“ –

Mit der 12. hatte die 11. Kompanie den östlichen Waldzipfel gestürmt. Die 11. Kompanie nahm 2 feuernde Maschinengewehre und machte die Besatzung nieder. Musketier Weichler sah, wie ein Russe auf Offizier-Stellvertreter Henning (Döllstadt) anschlug, er schoss den Russen nieder, der kurz zuvor den tödlichen Schuss auf Henning abgegeben hatte; mit diesem fiel einer der Tapfersten der Kompanie. – Unteroffizier Grimmer und Wilhelm erledigten mit Reservist Lorenz nun alles, was von der Maschinengewehr-Besatzung noch lebte mit dem Kolben. Mit seiner kleinen Schar hatte Henning 100 Gefangene aus dem Graben geholt. Beide Kompanien fanden Anschluss an Brigade von Auer. Als es dunkelte, lagen wir am Waldrand, aus dem der Feind sehr lebhaft schoss. Verpflegung kam nicht heran. Auch unsere so bewährte Meschinengewehr-Kompanie hatte große Verluste. Dem Zug Höhn war die ganze Bedienung abgeschossen. Die Verluste betrugen 149 Tote (Oberleutnant Wirth, Leutnant Wibbeling, Siegfried, Pfeffer, Uhlig, Köhler, Dernen, Offizier-Stellvertreter Henning, Trieschmann), verwundet 228 Mann. – Hauptmann Petersen übernahm das III. Bataillon. Unsere Sanitätsmannschaften arbeiteten fieberhaft.“

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Die Lage des Grabes von Hans Dernen ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Der Leutnant Hans Dernen

Sonderbeitrag: Leutnant der Reserve Friedrich Voß

Der Soldat Friedrich Voß wurde am 22.08.1884 in der Stadt  Ribnitz im heutigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 11. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 25.05.1916 fiel er im Alter von 31 Jahren. Er wurde während der Schlacht um Verdun an der Höhe 304 bei Béthincourt getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Friedrich Voß berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Am 25.05. rückten II. und III. Bataillon wieder in Stellung. Kaum angekommen, setzte gegen III. Bataillon ein starker feindlicher Angriff ein, der aber nach ½stündigem Kampfe glatt abgeschlagen wurde.

Man begrub Friedrich Voß nach der Überführung seines Leichnams in die Heimat auf dem Friedhof Ribnitz-Damgarten-OT Ribnitz-Schleusenb. in Block II Grab Sagab.

Leutnant der Reserve Friedrich Voß

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.139: Alfons Huber

Der Soldat Alfons Huber wurde am 13.02.1886 in Weilach geboren, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Gachenbach, und war Bader (Masseur) und Landwirt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Landwehrmann in der 10. Kompanie des 7. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 22.07.1915 verstarb er im Alter von 29 Jahren nach einer Amputation seines rechten Beines in Folge einer Verwundung im Feldlazarett Romagne-sous-Montfaucon. Er war während des Stellungskrieges westlich Verdun bei Malancourt und Avocourt (Höhe 304) schwer verwundet worden.

Man begrub Alfons Huber auf dem Soldatenfriedhof Romagne-sous-Montfaucon in Grab 159.

Sterbebild von Alfons Huber
Rückseite des Sterbebildes von Alfons Huber

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.137: Joseph Zauner

Der Soldat Joseph Zauner stammte aus See und lebte in Kammern in Niederbayern, heute ein Ortsteil der bayerischen Stadt Landau an der Isar. Sein Vater war Landwirt. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Artillerie-Munitions-Kolonne der 1. bayerischen Munitions-Kolonnen-Abteilung im III. Armeekorps als Landwehrmann und Kanonier. Am 15.10.1914 verstarb er im Alter von 28 Jahren bei einem Unglücksfall.

Man begrub Joseph Zauner auf dem Soldatenfriesdhof Maizeray in Block 3, Grab 71.

Sterbebild von Joseph Zauner
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Zauner

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.135: Anton Hofer

Der Soldat Anton Hofer stammte aus Hofisen, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Mettenheim, und war Kleinbauer. Im Ersten Weltkrieg  diente er als Armierungssoldat in der 2. Kompanie des 14. bayerischen Armierungs-Bataillons. Am 18.02.1917 verstarb er im Alter von 43 Jahren im Lazarett Saarburg (Lothringen).

Man begrub Anton Hofer auf dem Soldatenfriedhof Lafrimbolle in Block 1, Grab 820.

Sterbebild von Anton Hofer
Rückseite des Sterbebildes von Anton Hofer