Der Soldat Carl Heinrich von Stülpnagel wurde am 01.01.1886 in der Reichshauptstadt Berlin geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Oberleutnant in der 12. Kompanie des 115. Leiggarde-Infanterie-Regiments. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als General der Infanterie in der Wehrmacht. Am 30.08.1944 wurde er im Alter von 58 Jahren als Opfer des 20.07.1944 hingerichtet.
Der Soldat Otto Heckler stammte aus Sprendlingen im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz. Er war Mitglied des Vorstands der Julius Berger Tiefbau AG und Regierungsbaumeister a. D.. Dieses Unternehmen ist die Wurzel der heutigen Firma Bilfinger AG (bis vor einigen Jahren hieß es Bilfinger und Berger AG) und wurde von Julius Berger gegründet. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er seiner Firma beraubt, rechtlos gestellt und mit seiner Frau nach Theresienstadt in das dortige Konzentrationslager deportiert. Dort starben Flora und Max Berger an Hunger und Entkräftung – Julius Berger am 13.07.1943 im Alter von 80 Jahren. Eine Schande, begangen von Deutschen und im Namen Deutschlands!
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Otto Heckler als Oberleutnant der Reserve in der 11. Kompanie des 115. Leibgarde-Infanterie-Regiments. Am 22.08.1914 fiel er während der Schlacht bei Neufchâteau im Alter von 35 Jahren bei Anloy-Maissin in Belgien an der Westfront.
Man begrub Otto Heckler auf dem Soldatenfriedhof Maissin-National in Grab 313.
Ich entdeckte den ehemaligen Anstaltsfriedhof der Psychiatrischen Klinik in Weilmünster vor einigen Jahren eher durch Zufall, als ich ein wenig ziellos in meiner ehemaligen Heimat im Landkreis Limburg – Weilburg herumfuhr.
278 Menschen wurden hier zwangssterilisiert. Rund 3.000 psychisch Kranke wurden hier in der Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen der Aktion T4 direkt oder indirekt getötet. Etwa 6.000 psychisch Kranke wurden von Weilmünster in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt, um sie töten zu lassen.
Gerade in Zeiten wie der jetzigen (2020), wo eine Partei wie die AfD, die sich an ideologischn Strukturen und Denkweisen der Nationalsozialisten anlehnen und offen Rassismus und völkisches Denken verbreitet, ist das Erinnern an unsere furchtbatre Vergangenheit wichtig. Solche Verbrechen wie die Ermordung geistig und körperlich behinderter Menschen dürfen sich nicht wiederholen!
Übrigens: KEINER der für diese Morde und andere Verbrechen in Weilmünster verantwortlichen Ärzte, Pfleger und sonstige Personen wurde jemals für diese Taten bestraft.
„Bereits 1945 führte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main ein Ermittlungsverfahren gegen den Direktor der Anstalt Weilmpnster Dr. Ernst Schneider. Tatvorwurf waren die Deportationen nach Hadamar und mögliche Morde in Weilmünster sebst. 1949 wurde vermerkt, diese Vorwürfe seie nicht belegbar; es erfolgte die Abgabe der Ermittlungen an die Staatsanwatschaft Limburg. Dr. Schneider wurde 1953 außer Verfolgung gesetzt. „
Aus der Inschrift einer Hinweistafel auf dem Friedhof:
„Gedenkfriedhof für die Opfer der NS-„Euthanasie“
Seit Gründung der „Provinzial-Irrenanstalt“ 1897 gehört dieser Friedhof zum Klinikum Weilmünster. Bis Dezember 1996 wurden hier verstorbene Patientinnen und Patienten bestattet, wenn ihr Familien sie nicht in den Heimatgemeinden beerdigen ließen. Auch Gräber von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung finden sich auf dem Gelände.
Seit 2003 ist der Friedhof als Gedenkstätte gestaltet. Er dokumentiert die wechselvolle Geschichte des Umgangs mit behinderten und psychisch kranken Menschen im zwanzigsten Jahrhundert.
Während des Ersten Weltkrieges starben viele Patientinnen und Patienten der Landes-Heil- und Pflegeanstalt Weilmünster. Sie wurden Opfer mangelnder Ernährung, Beheizung und Versorgung. Innerhalb von drei Jahren stieg die Sterberate von 10 auf 36 Prozent.
Psychisch kranke und behinderte Menschen gehörten zu den Verfolgten des NS-Staates. Nach 1933 verschlechterte sich die Lebenssituation der Patientinnen und Patienten in Weilmünster schrittweise. Sie wurden zwangssterilisiert, sie litten an Nahrungsentzug, mangelnder Pflege, Überbelegung und reduzierter Beheizung.
Bereits 1937 begann die Sterblichkeit deutlich zu steigen. In einigen Kriegsjahren wurden 40 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten zu Tode gebracht.
Unter den Opfern waren bereits 1940 überdurchschnittlich viele jüdische Patientinnen und Patienten. Die Verbleibenden gehörten 1941 zu den ersten Opfern der systematischen Mordaktionen. Ab 1941 lebten keine jüdischen Patientinnen und Patienten mehr in der Landesheilanstalt Weilmünster.
Als im Rahmen der „Aktion T4“ und 1941 über 70.000 kranke und behinderte menschen in den Gaskammern sechs großer Mordanstalten umgebracht wurden, wurde die Landesheilanstalt Weilmünster zur größten Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar bei Limburg. Von Januar bis August 1941 wurden 2.595 Patientinnen und Patienten aus Weilmünster nach Hadamar verlegt., zum großen Teil waren sie kurz zuvor aus anderen Anstalten in großen Transporten in die Zwischenanstalt gebracht worden.
Nach dem Ende der T4-Aktion war das Leben in der Landesheilanstalt Weilmünster durch deren Funktion als Vernichtungsanstalt bestimmt. Neben das Töten durch den Entzug der Lebensgrundlagen traten wahrscheinlich Medikamentenmorde.
Der später in Hadamar ermordete Ernst P. beschrieb in einem Brief an seine Mutter, der in der Anstalt abgefangen wurde, die Situation im September 1943:
„… Die Menschen magern hier zum Sklett ab und sterben wie die Fliegen. Wöchentlich sterben rund 30 Personen. Man beerdigt die hautüberzogenen Knochen ohne Sarg. … Die Kost besteht aus täglich zwei Scheiben Brot mit Marmelade, selten Margarine oder auch trocken. Mittags und abends je 3/4 Liter Wasser mit Kartoffelschnitzel und holzigen Kohlabfällen. Die Menschen werden zu Tieren und essen alles was man eben von anderen kriegen kann so auch rohe Kartoffeln und Runkel, ja wir waren noch andere Dinge fähig zu essen wie die Gefangenen aus Russland. Der Hungertod sitzt uns allen im Nacken, keiner weiß, wer der Nächste ist…Wir essen aus kaputtem Essgeschirr und sind in dünne Lumpen gekleidet, in denen ich schon mehr gefroren habe wie einen ganzen Winter in Hagen. Vor fünf Wochen habe ich zuletzt gebadet und ob wir in diesem Jahre noch baden, wissen wir nicht…“
Der Aufenthalt in der Landesheilanstalt bedeutete in den Jahren 1937 bis 1945 für über 6.000 Menschen den Tod – entweder in Weilmünster, oder nachdem sie nach Hadamar verlegt worden waren.
Das Ermittlungsverfahren gegen Personal der Landesheilanstalt Weilmünster wurde eingestellt, die Morde gerieten in vergessenheit. Neue Gräber wurden über den Euthanasie-Opfern errichtet.
Seit 1991 erinnert ein gedenkstein auf dem Friedhofsgelände an die in Weilmünster ermordeten Opfer der nationalsozialistischen Krnkenmordaktion. Seit 1997 werden hier keine Toten mehr bestattet.
Seit 2003 sind auf diesem Friedhof alle Namen der mehr als 3.000 hier beerdigten NS-Opfer dokumentiert. Hinter jedem dieser Namen verbirgt sich eine Biographie.“
(Quelle: Gedenktafeln auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof)
Im September 1942 schrieb der Patient Ernst P. an seine Mutter. Er schilderte die Zustände in der Anstalt, weshalb der Brief abgefangen wurde.
„Wir wurden nicht wegen der Flieger verlegt sonder ndamit man uns in dieser wenig bevölkerten Gegend unauffällig verhungern lassen kann. […] Die Menschen magern hier zum Skelett ab und sterben wie die Fliegen. Wöchentlich sterben rund 30 Personen. Man beerdigt die hautüberzogengen Knochen ohne Sarg. […] Die Menschen werden zu Tieren und essen alles, was man eben von anderen kriegen kann […] Früher ließ man in dieser Gegend die Leute schneller töten und in der Morgendämmerung zur Verbrennung fahren. Als man bei der Bevölkerung auf Widerstand traf, da ließ man uns einfach verhungern.“