Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.276: Albert Bail

Der Soldat Albert Bail wurde am 04.04.1890 in Kirchberg an der Iller im heutigen Baden-Württemberg geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er als Gefreiter der Reserve in der 6. Kompanie des 2. württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 120. Am 07.09.1914 fiel er im Alter von 24 Jahren bei den Kämpfe bei Pretz, Sommaisne – Rembercourt in der Nähe von Sommaisne (Schreibfehler auf Sterbebild).

Über den Sterbetag und die Sterbeumstände von Albert Bail berichtet die Regimentsgeschichte des 2. württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 120:

„Mit dem 7. September setzte regnerisches Wetter ein. Zunächst wurde trotz heftigem Artilleriefeuer die Verfolgung des auf Sommaisne zurückgehenden Feindes wieder aufgenommen. In der Gegend von Pretz entstand ein längerer Halt, da dieser Ort durch Truppen der 26. Division von zurückgebliebenen Franzosen gesäubert werden musste. Das Regiment lag auf freiem Felde, immer dem Artilleriefeuer ausgesetzt. Der Brigadekommandeur, General Langer, wurde hierbei durch einen Granatsplitter verwundet und musste die Führung der Brigade abgeben. Erst mittags konnte sich das Regiment durch das Gelände nach Sommaisne durchschlängeln, das nun frei vom Feinde angetroffen wurde. Als sich die Truppen der südlich Sommaisne gelegenen Bahnlinie näherten, erkannte man, jenseits derselben, eine vom Gegner stark besetzte Stellung; ein weiteres Vorgehen war zunächst unmöglich, auch von der Führung nicht beabsichtigt. Unmittelbar südlich des Ortes, rechts an die 53. Brigade, links an die 26. Division angelehnt, grub sich das Regiment, dem ein Bataillon des Regiments 127 unterstellt war, schnellstens ein.“

Dabei fiel Albert Bail.

Die Grablage von Albert Bail ist offizielle unbekannt. Eine Vermutung kann ich nicht äußern.

Seine Heimatgemeinde Kirchberg an der Iller gedenkt Albert Bail noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/kirchberg_ad_iller_wk1u2_bw.htm

Sterbebild von Albert Bail
Rückseite des Sterbebildes von Albert Bail

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.185: Max Speck

Der Soldat Max Speck wurde am 08.03.1890 in Hofen geboren, heute ein Ortsteil der Stadt Spaichingen im heutigen Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Reservist in der 2. Kompanie des 127. Infanterie-Regiments. Am 10.09.1914 fiel er im Alter von 24 Jahren während der Schlacht bei VaubecourtSommaisne in Frankreich.

Über den Todestag von Max Speck berichtet die Regimentsgeschichte des 127. Infanterie-Regiments:

„Der 10. September brach an. Es sollte ein denkwürdiger Tag für das Regiment und für alle hier kämpfenden Truppen werden, der schwerste auf jeden Fall für das Regiment im Bewegungskrieg 1914!

Beim Gegner waren sehr beträchtliche Verstärkungen  festgestellt worden.

Da man der überlegenen Artilleriewirkung nicht Herr zu werden vermochte, ordnete der Armeebefehl für die Nacht vom 9./10. September einen gewaltigen Nachtangriff in einer Ausdehnung von mehr als 20 Kilometer Breite an, durch den die feindliche Artilleriestellungen überrannt und unschädlich gemacht werden sollten. Im Falle des Gelingens konnte dieser Entschluss ungeahnte Früchte zeigen.

Das XIII. Armeekorps sollte zu diesem Zweck bis 2 Uhr morgens im allgemeinen die westliche von Rembercourt nach St. on la Vaux Marie führende Kleinbahnlinie überschritten haben und um 5.30 Uhr vormittags bis über Rembercourt, auf Erize la Petite und an die Höhen nördlich Neuville vorgestoßen sein. Den Nachbarkorps wurden ähnliche weite Ziele gesteckt.

Um 12.30 Uhr nachts rückte das Infanterie-Regiment 127 (ohne das III. Bataillon beim Infanterie-Regiment 120) in rabenschwarzer Finsternis und unter fortwährenden Regenschauern von Baubecourt über Pretz auf Sommaisne vor, das um 3.15 Uhr morgens erreicht wurde. Von vorne tönte leise Gewehrfeuer, hin und wieder klatschte ein Querschläger an die Mauern, während man man das Dorf durchschritt. Dunkle Wolken zogen am Himmel dahin und verhießen kein sonniges Wetter für den bevorstehenden Schlachttag. Der Boden war grundlos. Der Divisionsbefehl wies dem Regiment die feindlichen Batterien bei Höhe 309 (südlich Vaux Marie Ferme) als Ziel.

Um 3.30 Uhr morgens begann das Vorgehen, zunächst gegen die Bahnlinie bei St. on la Vaux Marie. Die Gewehre waren entladen, um nicht durch vorzeitige Schüsse sich dem Gegner zu verraten, die Seitengewehre aufgepflanzt. Um im Dunkel die Verbindung aufrecht erhalten zu können, bildete man dicht aufgeschlossene Kolonnen mit Schützenschleiern davor. Gespannteste Erwartung erfüllte alle. Jede Sekunde konnte man im Dunkel auf den Gegner stoßen. Schweigend, keuchend vor Anstrengung auf dem verschlammten Ackerboden, ging es weiter und weiter. Am Horizont stiegen die ersten bleichen Strahlen des nahenden Morgens empor. Eine erdrückende Stille lag über dem weiten Feld.

Man kam in die Nähe des kleinen Bahnhofs la Vaux Marie heran. Er bestand aus einem kleinen Stationsgebäude und einem Güterschuppen. Von dort blitzten Schüsse auf, man warf sich hin und erkannte, dass die Bahnlinie besetzt war. Versprengte Kameraden verschiedener Regimenter schlossen sich dem Regiment an.

Die Zeit drängte. Schon wurde es heller und heller, die Entscheidung musste jetzt in kürzester Zeit fallen. Krampfhaft umfasste die Hand das treue Gewehr, ein leises Kommando, „Sprung auf, Marsch-Marsch“, Schüsse blitzen, hier und dort sinkt einer zu Boden, aber im Augenblick ist man am Bahnkörper angelangt. Der Güterbahnhof wird von der 5. Kompanie gestürmt. „Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod!“ Wem ist in jenen Stunden dieses Lied nicht in den Sinn gekommen? Für wie viele wurde es Wahrheit? Auch der Regimentsführer, Major Drausnick erhält einen tödlichen Schuss, ebenso wie eine Anzahl der vorausspringenden Offiziere. Major Fack übernimmt die Führung des Regiments.

Durch das Vorgehen des Regiments wurden auch die daneben liegenden Teile der anderen Regimenter vorwärtsgerissen und an allen Stellen die Bahnlinie erreicht. Der Gegner flutete nach einer 800 Meter weiter südlich gelegenen Höhe zurück. Das Zurückgehen musste im eigenen Feuer erfolgen, rasch konnte auch noch ein Maschinengewehr in Stellung gebracht werden. Unter solchen Umständen erlitt der Gegner vernichtende verluste. Als der Tag anbrach, sah man überall in den halbgemähten Feldern gleich rotem Mohn und blauen Kornblumen die roten Hosen, die blauen Röcke der gefallenen Franzosen herumliegen.

Leider machte sich der Verlust der vielen Offiziere und sonstigen Dienstgrade in unheilvoller Weise bemerkbar. Teilweise stürzten die Mannschaften in nicht mehr zu haltendem Draufgängertum unter Vergessen aller Vorsicht nach vorwärts und erlitten führerlos durch das bald einsetzende feindliche Artilleriefeuer schwere Verluste. Zum Teil kamen sie ab und wurden seither vermisst. Daraus erklärt sich auch die große Zahl der Vermissten an diesem Tage.

Zu früh für heute brach der Tag an. Es war nicht gelungen, das Endziel, die feindliche Artillerie, zu erreichen. Teilweise war man ganz nahe herangekommen, aber infolge der Verluste, der Führerlosigkeit, der durch das nächtliche Vorgehen erklärlichen Auflösung der Verbände fehlte dann die Kraft, sie im Sturm zu nehmen. Feindliche Infanterie hatte sich am Schluss kaum mehr gezeigt. Sie schien erschüttert zu sein oder nicht den Mut zum Gegenangriff zu haben. Auf jeden Fall trug auf feindlicher Seite an diesem Tage einzig und allein die zahlenmäßig überlegene Artillerie die Last des Kampfes.

Als die Sonne allmählich in den feuchtkalten Herbstmorgen hinein ihre ersten Strahlen sandte, eröffnete auch die feindliche Artillerie wieder ihr Massenfeuer. Es schien, als hätte sie sich im Laufe der Nacht noch weiter vermehrt, was bei der Nähe der Festung Verdun ja leicht möglich und sehr wahrscheinlich war. Denn auch der Gegner musste wissen, dass es hier um eine große Entscheidung ging. Wohin man sah, einschlagende Granaten, emporspritzende Erdfontänen, ein Regen von Eisen und Feuer. Der Bahnhof von la Vaux Marie war in Brand geschossen und seine Rauchfahne ragte hoch in die Luft. Ringsum ein Leichenfeld, stehen gebliebene feindliche Fahrzeuge, weggeworfene Waffen, verendende Pferde, verschlammte Felder und darüber sprühender kalter Regen. So verging der Tag. Als gegen Abend die Sanitätsmannschaften kamen, um die Verwundeten zu holen, wurden auch sie beschossen. Wo sich auch nur irgend etwas regte, da lag auch schon feindliches schweres Feuer. Der Gegner war als zum Regiment Nr. 76, 101, 301 und Jägerbataillon 20 gehörig festgestellt.

42 Tote, 473 Verwundete, 214 Vermisste zählte das Regiment an diesem Tage. Man muss dabei bedenken, dass es sich um keine vollen Verbände handelte, im Gegenteil war die Gefechtsstärke schon an und für sich sehr gering. Besonders schwer waren die Offiziersverluste an diesem blutigen Tag: 5 Offiziere gefallen außer dem Regimentsführer Major Drausnick (Hauptmann Laurösch, Leutnant der Reserve Eßlinger, Dietenberger, Offizierstellvertreter Findeisen, Rees), 10 verwundet, 3 vermisst (Oberleutnant Nübling, Leutnant der Reserve Rempis, Offizierstellvertreter Dörpinghaus, wahrscheinlich sämtlich im Nahkampf gefallen). Außerdem waren in den kurz vorhergehenden Kämpfen noch Leutnant Ahrens und Leutnant der Reserve Kattner gefallen.“

Offiziell ist für Max Speck keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse begraben wurde, wo auch seine Regimentskameraden beigesetzt wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Franz Bailer, gefallen am 31.08.1914 bei Sassey, begraben auf dem Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse in einem Massengrab;
  • Gefreiter Georg Reyer, gefallen am 15.09.1914, begraben auf dem Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse Block 4 Grab 167;
  • Unteroffizier Christian Aichele, gefallen am 31.08.1914 bei Sassey, begraben auf dem Soldatenfriedhof in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde Spaichingen gedenkt Max Speck noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2013/spaichingen_lk-tuttlingen_wk1_bawue.html

Sterbebild von Max Speck
Rückseite des Sterbebildes von Max Speck

Sonderbeitrag: Friedrich Clausnitzer

Der Soldat Friedrich Clausnitzer wurde am 12.07.1885 geboren, stammte aus Geislingen an der Steige im heutigen Bundesland Baden-Württemberg und war Bergassessor bei der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Oberleutnant im Stab des I. Bataillon des 125. Infanterie-Regiment. Am 11.09.1914 fiel er im Alter von 29 Jahren in Frankreich bei Sommaisne bei Verdun.

Über den Todestag und die Todesumstände von Friedrich Clausnitzer berichtet die Regimentsgeschichte des 125. Infanterie-Regiment:

„Am 11. September setzte das feindliche Artilleriefeuer wieder mit voller Wucht ein. Die in der Nacht ausgehobenen Deckungen gaben nur geringen Schutz, so dass leider wieder zahlreiche Verluste eintraten. Oberleutnant Clausnizer, der für den gefallenen Oberleutnant Ziegler zum Regimentsadjutanten ernannt worden war, wurde neben seinem Kommandeur durch einen Granatsplitter tödlich getroffen. Weiter fiel der Leutnant der Reserve Hager. An den am 10. bzw. 11. September erhaltenen Wunden starben Hauptmann Romberg (6. Oktober 1914), Leutnant Wagner (11. September 1914) und Leutnant der Reserve Hedinger (17. September 1914).

Am Abend des 11. September wurde die 52. Infanterie-Brigade zur Ablösung der 51. vorgezogen, das Regiment marschierte nach der Vaux Marie Ferme. Während der Ausführung dieser Bewegung traf der Befehl der Obersten Heeresleitung ein, dass noch in der Nacht die Stellungen der gesamten 5. Armee nach Norden zurückzuverlegen seien.“

Man begrub Friedrich Clausnitzer auf dem Soldatenfriedhof Rembercourt-aux-Pots in einem Massengrab.

Todesanzeige der Preußischen Geologischen Landesanstalt für
Dr. Müller Dr. Pietzcker Clausnitzer Dr. Tornau