Sonderbeitrag: John Condon – der jüngste alliierte Soldat im Ersten Weltkrieg

Pte. John Condon (* 5. Oktober 1897 in Waterford; † 24. Mai 1915 bei Ypern) war ein irischer Soldat. Fälschlicherweise glaubte man, er sei mit 14 Jahren der jüngste alliierte Soldat gewesen, der im Ersten Weltkrieg gefallen war. Er log über sein Alter und behauptete, 18 Jahre alt gewesen zu sein, als er sich 1913 zur Armee verpflichtete. Er fiel 1915 im 2. Bataillon des Royal Irish Regiment bei einem Giftgasangriff während der Zweiten Schlacht von Ypern und seine Leiche wurde erst zehn Jahre später geborgen und auf den britischen Soldatenfriedhof von Poelkappelle überführt. Seine Familie wusste nicht, dass Condon in Belgien war, bis sie von der britischen Armee kontaktiert wurden und ihnen mitgeteilt wurde, dass er im Einsatz vermisst wurde. 1922 wurde Condon posthum mit der British War Medal, der Victory Medal und dem 1914-15 Star ausgezeichnet.

Aufgrund einer Geburtsurkunde, einer Volkszählung, Kriegstagebüchern und anderen Aufzeichnungen wird heute angenommen, dass John Condon zum Zeitpunkt seines Todes 18 Jahre alt gewesen sein muss und falsche Angaben auf dem Grab genannt werden. Gegenwärtig bestätigen der Grabstein auf dem Poelkapelle Friedhof und die CWGC-Aufzeichnungen weiterhin die umstrittenen Daten.

John Condon, fotografiert zwischen 1913 und 1915

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.195: Friedrich Haydn

Der Soldat Friedrich Haydn stammte aus Unterhöhenstetten, heute ein Ortsteil der bayerischen Stadt Waldkirchen, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 1. Munitionskolonne des 8. bayerischen Fußartillerie-Bataillons. Am 23.09.1918 fiel er im Alter von 27 Jahren bei MoorsledeZonnebeke durch eine Fliegerbombe.

Offiziell ist für Friedrich Haydn keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass, sollten noch sterbliche Überreste nach dem Bombentreffer vorhanden gewesen sein, diese anonym auf dem Soldatenfriedhof Langemark in einem Massengrab beigesetzt worden sind. Dort ruhen auch seine Regimentskameraden, die auf gleichen Schlachtfeld fielen, u. a.

  • Kanonier Theobald Schiller, gefallen am 22.08.1917 bei Zonnebeke, begraben auf dem Soldatenfriedhof Langemark in Block B, Grab 13605;
  • Unteroffizier Franz Lindner, gefallen am 16.08.1917 bei Zonnebeke, begraben auf dem Soldatenfriedhof Langemark in Block B, Grab 13809;
  • Kanonier Georg Bohrer, gefallen am 22.08.1917 bei Zonnebeke, begraben auf dem Soldatenfriedhof Langemark in Block B, Grab 12048;
  • Kanonier Karl Karge, gefallen am 20.08.1917 bei Zonnebeke, begraben auf dem Soldatenfriedhof Langemark in Block B, Grab 13605.

 

Sterbebild von Friedrich Haydn
Rückseite des Sterbebildes von Friedrich Haydn

Sonderbeitrag: Leutnant Dr. Max Unterharnscheidt

Der Soldat Dr. Max Unterharnscheidt stammte aus Werden, einem Ortsteil der Stadt Essen im heutigen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve und Kompanieführer der 1. Kompanie des 209. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 21.10.1915 fiel er bei Ziegelschloss bei Smiske, einem Ortsteil von Ypern.

Man begrub Dr. Max Unterharnscheidt auf dem Soldatenfriedhof Vladslo in Block 3, Grab 242.

Leutnant Dr. Max Unterharnscheidt

Sonderbeitrag: Major Max Baumann

Der Soldat Max Baumann wurde am 21.09.1868 in der Stadt Crailsheim im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war Furhmann. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Major und Bataillonskommandeur im 246. Reserve-Infanterie-Regiment. Am 21.10.1914 wurde er in Belgien bei Becelaere nahe Ypern schwer verwundet. Am 15.11.1914 verstarb er im Vereins-Lazarett vom Roten Kreuz in Stuttgart an seinen Wunden.

Vermutlich wurde er in Stuttgart auf einem zivilen Friedhof im militärischen Bereich begraben.

Major Max Baumann I. 246., verwundet am 21.10.1914, gestorben am 15.11.1914

Sonderbeitrag: Unteroffizier Max Huber

Der Soldat Max Huber wurde am 20.07.1885 in der Stadt Lahr im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war Kaufmann und Geschäftsführer. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Unteroffizier in Unteroffizier in der 4. Kompanie des 246. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 21.10.1914 fiel er im Alter von 29 Jahren bei Becelaere nahe Ypern in Belgien. Er fiel bei der Eroberung von Reutel.

Über den Todestag und die Todesumstände von Max Huber berichtet die Regimentsgeschichte des 246. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Für den 21. Oktober war von 10 Uhr vormittags ab folgende Gefechtsgliederung befohlen: I./246 nördlich des Weges Zwaanhoek mit zugeteilter 9. Kompanie, südlich anschließend II./246, hinter der Mitte am Wegkreuz III./246 ohne 9. Kompanie. Aus dieser Aufstellung heraus war für 3.45 Uhr nachmittags der Angriff auf Reutel befohlen. Der Vorstoß verzögerte sich aber, da die Anschlusstruppen rechts (Reserve-Infanterie-Regiment 244) nicht vorkamen. Um 5 Uhr nachmittags wurde der Angriff durchgeführt. Die Bataillone stürmten den deckungslosen Hang hinunter, durchschritten die Mulde und kamen bis auf die Höhe Ostrand Reutel vor. In dieser Linie angekommen, schlug starkes Flankenfeuer von Norden her in die Reihen und dezimierte die Schützenwelle.Von hinten kam schweres deutsches Artilleriefeuer, da der schweren Artillerie anscheinend keine Meldung über die neu erreichte Stellung zugegangen war. Es war unmöglich hier zu bleiben. Nach Einbruch der Dunkelheit wurden deshalb die Kompanien wieder auf die Ausgangsstellung zurückgenommen. Die Verluste an diesem Tage waren nicht gering. Das I. Bataillon verlor allein drei Kompanieführer (Hauptmann Geyer schwer verwundet). Vom II. Bataillon war der Führer der 8. Kompanie, Oberleutnant Haller, schwer verwundet (gestorben am 26. Oktober 1914). Der Verlust an Unteroffizieren und Mannschaften ließ sich noch gar nicht feststellen. Es kann nicht unerwähnt bleiben, dass die rechte Flanke des Regiments und damit die 54. Reserve-Division am 21. Oktober 1914 bis zum Eintreffen der 53. Reserve-Division sehr bedroht war. Der vordere Teil der 53. Reserve-Division gingen später angriffsweise gegen den nördlichen Flügel von Becelaere vor, anscheinend ohne Kenntnis davon, dass dieser Ortr von deutschen Truppen  bereits besetzt war, denn es hatten Teile des Regiments 246 unter ihrem Feuer zu leiden.“

Seit 19

Man begrub Max Huber auf dem Soldatenfriedhof Menen in Block N, Grab 3.457.

Das Grab von Unteroffizier Max Huber 246. R.I.R. 4. Kompanie und 9 Kameraden in Zwaanhoek

Sonderbeitrag: Major Ernst Holtzhausen

Der Soldat Ernst Holtzhausen wurde am 17.02.1862 in Zerbst/Anhalt geboren und lebte in der Stadt Ludwigsburg im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Major z. D. im Stab des III. Bataillons des 246. Reserve-Infanterie-Regiment. Am 24.10.1914 fiel er in Belgien bei Reutel, in der Nähe von Ypern.

Über den Todestag und die Todesumstände von Ernst Holtzhausen berichtet die Regimentsgeschichte des 246. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Gegen Abend des 23. Oktober traf von dem Brigadekommandeur der Befehl ein, Regiment 246 habe mit dem Regiment 244 Reutel anzugreifen. Der Angriff wurde aber auf 24. Oktober vor Tagesanbruch verschoben. Der Morgen des 24. Oktober 1914 brach trüb und neblig an. Seit den frühesten Morgenstunden kreuzten sich die Geschosse der beiderseitigen Artillerien über den Gräben. Heute sollte Reutel und die englische Stellung endgültig in deutschen Besitz kommen. Die eigenen Schützengräben wurden auf Befehl des Regiments (Freiherr von Varnbühler) eingeworfen, sodass nur noch eine Brustwehr für liegende Schützen auf dem gewachsenen Boden stehen blieb. Also ein Zurück in die eigenen Gräben gab es nicht.

Ein Regimentsbefehl von damals lautete: Das Regiment greift morgen, rechter Flügel am Wege Reutel-Ypern, den westlichen Teil von Reutel im Anschluss an Regiment 244 (rechts), sowie die Waldstücke südlich von Reutel an und setzt sich in den Besitz des Westrandes dieser Waldstücke, welche von den vordersten Abteilungen zu besetzen sind. Zu dem Angriff tritt das I. Bataillon, welches den Anschluss hat, unter Zuteilung der Pionier-Kompanie 54 um 6 Uhr morgens an. Angriffsziel westlicher Teil von Reutel und dreihundert Meter südlich davon. Links davon greift das II. Bataillon die Waldstücke in drei- bis vierhundert Meter Ausdehnung an. Das III. Bataillon ohne 12. Kompanie wird dem Regiment vom Brigadeführer zur Verfügung gestellt und folgt noch aufgeschlossen hinter der Mitte des Regiments, bereit, beim I. und II. Bataillon einzugreifen.

Zum Angriff sind die Gewehre zu entladen, Seitengewehre sind aufgepflanzt. Anschluss hat der linke Flügel des Regiments. Lautloses Vorgehen zum sorgfältig angesetzten Angriff ist Vorbedingung für sein Gelingen. Beim nächtlichen Durchschreiten der Wälder auf kurze Entfernung hinter der Schützenlinie geschlossene Trupps.

gez. Freiherr von Varnbühler

Bei stockdunkler Nacht erhoben sich die Bataillone auf der Höhe am Westrand von Becelaere und gingen zum dritten Male gegen Reuten und die südlich davon liegenden Waldstücke vor. Entschlossenheit lag auf allen Gesichtern. Heute sollte uns die Siegespalme nicht entrissen werden. Auch die Artillerie war über unser Vorgehen genau unterrichtet. Die feindliche Hauptstellung lag bereits unter schwerem deutschem Feuer. Der Sturm der Gruppe Roschmann begann. Doch auch der Engländer war auf der Hut. „Royal-Scos-Fusiliers“ und das „Yorkshire-Regiment“ verteidigten Flanderns Boden. Beide Regimenter mit alter Tradition und berühmt aus vielen Kolonialkriegen.

Das Vorgehen des Regiments 244, das den Anschluss hatte, hatte sich verzögert. Es war inzwischen heller Tag geworden. Rasendes Feuer empfing das Regiment 246 gleich zu beginn seiner Vorwärtsbewegung. Es lichteten sich die vorderen Reihen. Aber unaufhaltsam ging es vorwärts gegen die feindliche Linie, die von der schwäbischen Sturmwoge überflutet wurde. Das III. Bataillon hatte sich am Wege Zwaanhoek-Reutel entlang gezogen und drang von Norden her mit gefälltem Bajonett und schlagenden Tambours mit gellendem Hörnerklang in die feindliche Stellung ein. Ein blutiges Handgemenge entspann sich. Durch den Angriff des III. Bataillons entlastet, erhoben sich auch das I. und II. Bataillon und stürzten sich nun gemeinsam auf den Feind. Der Gegner, soweit er in seinen engen, tiefen Gräben standhielt, wurde niedergemacht, der Rest gefangen genommen. 540 Mann und 18 Offiziere fielen den 246ern in die Hände, dazu eine stattliche Zahl Gewehre, Munition, Schanzzeug, sowie ein Maschinengewehr. Reutel war in unserer Hand. Der Sieger drang ohne weiteren Widerstand in die südlich und südwestlich des Dorfes liegenden Waldstücke bis an den Reutelbach vor. Das befohlene Ziel war erreicht. Regiment 244 war nördlich der Straße Reutel-Ypern rasch vorwärts gekommen, drang im Anschluss an das Regiment 246 tief in den Polygonwald ein, verließ ihn aber kurz darauf wieder, um auf die Höhe nördlich Reutel zurückzugehen. Die unserem Regiment durch diese Rückwärtsbewegung drohende Gefahr wurde sofort erkannt und deshalb mit allen Mitteln von unserem Regimentskommandeur veranlasst, dass diese zum Stehen gebracht wurde, was dicht am Ostrande des Polygonwaldes gelang. Die Stellung des Regiments war hierdurch ziemlich bedroht. Die Anschlusstruppen rechts und links waren etwa vierhundert Meter zurück, es entstand so eine Lücke von fünfhundert Metern. Da die Verluste in den letzten Tagen außerordentlich groß waren, verfügte das Regiment über keinerlei Reserven mehr, bis zum letzten Mann war alles eingesetzt. Trotzdem erging der strenge Befehl, die Stellung unter allen Umständen zu halten.

Der Feind hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst, seine Führung übersah die Lage halbwegs. Mit neuen Truppen setzte ein Gegenstoß aus dem gegenüberliegenden Polderhoekpark ein, der kraftvoll vorgetragen wurde. Er zerschellte aber an der deutschen Linie.

Bei Einbruch der Dunkelheit meldete sich Leutnant Kammerer mit dem Radfahrerzug des Reserve-Jäger-Bataillons 26 als Unterstützung. Das Detachement wurde sofort zur Sicherung der rechten Flanke in Stellung gebracht.

Das Jägerbataillon 26 befand sich als Brigade-Reserve am 24. Oktober 1914 bei Terhand. Bei der Führung herrschte kein klares Bild über die Lage. Als daher das Gerücht nach hinten gelangte, dass die feindlichen Gegenangriffe erfolgreich gewesen wären und der Engländer Bedelaere wieder genommen hätte, wurden die Jäger alarmiert und nach Becelaere in Marsch gesetzt. Als sich die Nachrichten als falsch erwiesen, kehrte das Bataillon wieder nach Terhand zurück. Nur der Zug Kammerer blieb beim Regiment. Hier wurde der Anfang gemacht zu einer treuen und aufopfernden Waffenkameradschaft zwischen den Jägern 26 und den 246ern. Die Lücke auf dem rechten Flügel wurde nun gegen Abend ebenfalls geschlossen. Die Brigade setzte dort die Reste des III./247 unter Oberleutnant der Reserve Keller ein. Auf einen anscheinend missverstandenen späteren Brigadebefehl rückte das Bataillon jedoch wieder am hellichten Tage unter großen Verlusten durch feindliches Infanterie-Feuer aus der Stellung ab und sammelte sich in Becelaere.

Die vom Regiment nunmehr zu haltende Stellung am Reutelbach hatte eine Ausdehnung von tausend Metern.

Über den Sturm am 24. Oktober 1914 schreibt ein Angehöriger des III. Bataillons:

„Es war am 23. Oktober 1914 abends. Wir lagen bei Reutel eingeschanzt hinter einem zerschossenen hause, als unser Zugführer die Nachricht brachte: „Morgen früh wird auf der ganzen Front angegriffen.“ Sofort machten wir das Sturmgepäck fertig, fassten noch reichlich Lebensmittel und begaben uns dann zur Ruhe. Am andern Morgen traten wir Punkt 5½ Uhr links der Straße Reutel-Ypern in Gruppenkolonne an und gingen dann im Halbdunkel möglichst gedeckt vor. Wir erhielten sofort lebhaftes Feuer vom Gegner, das sich immer mehr steigerte, je weiter wir vorgingen. Leider fingen jetzt schon einige Leute an, Hurra zu rufen, obwohl wir noch mehr als hundert Meter von der anglischen Stellung entfernt waren. Alles stimmte dann in den Ruf mit ein. Die Folge davon war, dass wir rasendes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer erhielten. Instinktiv suchte jetzt der einzelne nach Deckung hinter den an der Straße liegenden Häusern, und so kam der Angriff auf einige Augenblicke ins Stocken. In dichten Knäueln standen die Mannschaften hinter jeder nur einigermaßen schutzbietenden Deckung, und alle waren davon überzeugt, dass es so unmöglich weitergehen konnte, zumal auch das Artilleriefeuer sehr lebhaft einsetzte. Die Verluste waren bisher schon stark, konnten aber noch nicht abgeschätzt werden, da auch einzelne Mannschaften anderer Kompanien plötzlich unter uns erschienen waren. Der Führer der 10. Kompanie, Hauptmann Schließmann, war auch unerwartet unter uns aufgetaucht und feuerte uns nun unermüdlich an, vorzugehen. Der Knäuel löste sich nach und nach auf, indem die Leute, zum Teil kriechend, über die Landstraße zu den feindlichen Gräben sich heranpirschten, zum Teil sprungartig heranzukommen versuchten. Die Verluste nahmen zu. Überall lagen die Verwundeten. Aber auch die Wut auf den Gegner steigerte sich bis ins Maßlose. Wie eine Erlösung war es dann, als wir unter lautem Hurra am feindlichen Graben angelangt waren und die Engländer fast ausnahmslos die Waffen wegwarfen und die Hände in die Höhe streckten. Sie hatten noch auf uns geschossen, als wir kaum noch fünf Meter vor ihrem Graben entfernt waren. Und das trug viel dazu bei, dass so mancher Engländer schließlich noch sein Leben durch unsere Bajonette lassen musste. Sofort wurde ein Kommando aufgestellt, das die Gefangenen abführte. Noch einen letzten Blick ließen wir über das furchtbare Schlachtfeld gleiten, und keiner von uns wird diesen Anblick je vergessen können. Zu hunderten lagen die Toten und Verwundeten in allen Stellungen auf- und nebeneinander. Es war ein Anblick, der den Härtesten hätte erweichen müssen, auch sah man manchem Kameraden eine Träne im Auge. Nachdem wir einige Verstärkung erhalten hatten, gingen wir weiter vor und kamen bis an den Rand des vor uns liegenden Polygonwaldes. Das Feuer hatte bedeutend nachgelassen, und unsere Verluste waren jetzt viel geringer. Wir wenigen, die das Glück hatten, ohne jede Verletzung soweit vorzustoßen, verteilten uns längs des Waldrandes und gruben uns sofort ein.“

„Heiß war der Tag und blutig die Schlacht!“

17 Offiziere, 18 Offizier-Stellvertreter, 1.800 Mann, also etwa siebzig Prozent der Gefechtsstärke blieben auf dem Schlachtfeld. Unter den Toten befand sich auch der tapfere Kommandeur des III. Bataillons, Major Holzhausen. Nicht achtend der Gefahr, zog er seinem Bataillon voraus zum Sturm, jedem einzelnen ein Beispiel von Mut und Unerschrockenheit gebend.“

Man begrub Ernst Holtzhausen auf dem Waldfriedhof Stuttgart-Degerloch in Block 3 b-31-2562.

Major Ernst Holtzhausen III./246, gefallen am 24.10.1914

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.679: Johann Brückler

Der Soldat Johann Brückler stammte aus Ehrenberg, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Pfaffenhofen an der Ilm, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 9. Kompanie des 23. bayerischen Infanterie-Regiments. Am  08.11.1914 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Schlacht bei Ypern.

Man begrub Johann Brückler auf dem Soldatenfriedhof Langemark in einem Massengrab.

Sterbebild von Johann Brückler
Rückseite des Sterbebildes von Johann Brückler

Der theoretische Weg von Johann Brückler von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

SONDERBEITRAG: Hans Schlosser

Bei einem Spaziergang auf dem Alten Friedhof Gießen fand ich folgende Inschrift auf einem Grab, die auf Hans Schlosser verweist. Hans Schlosser wurde am 15.07.1882 in Gießen im heutigen Bundesland Hessen geboren. Er war von Beruf Oberlehrer in Frankfurt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 10. Kompanie des 99. Infanterie-Regiments. Am 31.10.1914 fiel er in Belgien vor Ypern (Flandern).

Über den Todestag und die Todesumstände von Hans Schlosser berichtet die Regimentsgeschichte des 99. Infanterie-Regiments:

„31. Oktober 5 Uhr vormittags stößt das Regiment auf heftigsten Widerstand an der Windmühlenhöhe südlich Gheluvelt. Die vordersten Linien erleiden sehr schwere Verluste und sehen sich zum Eingraben im ebenen flanderischen Boden gezwungen.

Mit Hellwerden setzt eigenes Artilleriefeuer auf die stark besetzte Windmühlenhöhe ein. Oberleutnant der Reserve Walter wird beauftragt, mit seiner 2. Kompanie die Windmühlenhöhe zu nehmen, während das übrige I. Bataillon zur Schließung einer links gegen das Infanterie-Regiment 136 klaffenden Lücke eingesetzt wird.

Maschinengewehre sollen den Angriff unterstützen.

In wenigen langen Sprüngen, doch nicht ohne Verluste, gelangt die 2. Kompanie von Hecke zu Hecke bis auf nahe Entfernung an den Feind und nimmt den Feuerkampf auf. Um 1 Uhr nachmittags soll zum Sturm angetreten werden, gleichzeitig mit dem rechts gegen das Dorf Gheluvelt angesetzten Infanterie-Regiment 105. Der Gefechtslärm lässt kaum mehr einen Befehl von Mann zu Mann durchkommen. Die Verluste im feindlichen Maschinengewehr-Feuer mehren sich.

Der Regiments-Kommandeur, Oberstleutnant Nollau wird schwer verwundet, der bewährte Kommandeur des III. Bataillons, Major Held, fällt. An ihre Stelle treten Major Reinicke vom I. Bataillon und Hauptmann von Kistowski, Hauptmann Bergere übernimmt die Führung des I. Bataillons. Außerdem fallen in kurzer Zeit 3 Offiziere, 10 werden verwundet, die Mannschaftsverluste steigern sich entsprechend. Da zeigt sich in einem Graben an der Windmühlenhöhe ein weißes Tuch, einzelne Engländer laufen fliehend bergan. Oberleutnant der Reserve Walter springt schnell entschlossen hinzu, noch ehe ihm seine hinter undurchdringlicher Hecke liegenden Mannschaften folgen können. Die Engländer werden abgeführt. Weiterstürmend gewinnt die Kompanie mit den rechts und links sich anschließenden anderen Teilen des Regiments Mühlengehöft und Höhe, die nach erbittertem Kampf 2.30 Uhr nachmittags in unserem Besitz ist. 200 Gefangene sind gemacht, 1 Maschinengewehr und zahlreiches Kriegsgerät erbeutet.

Der Feind geht flüchtend zurück, wirksam verfolgt vom Infanterie- und Artilleriefeuer der Unseren.

Dem einzelnen, in der Mitte des Geschehens Stehenden noch unbewusst, ist der Sieg in greifbare Nähe gerückt. Der Durchbruch durch die englischen Linien ist fast vollendete Tatsache und wurde, wie nachträglich geschichtlich feststeht, nur durch das Eingreifen des französischen Generals Foch verhindert.

In der Verfolgung vermischten sich die ohnehin durcheinander gekommenen Verbände noch mehr und erschwerten die Führung der ihrer Offiziere meist beraubten Truppe.

Der rechte Flügel des II. Bataillons drang bis zum Nordostrand von Gheluvelt vor und hielt ihn gegen starken Feind, dessen Gegenwirkung namentlich schwer war aus dem in der rechten Flanke liegenden Polygon-Wald, gegen den die rechte Nachbardivision nicht vorwärts gekommen war. Die links anschließende Linie lag hart südwestlich Gheluvelt.“

Man begrub Hans Schlosser auf dem Soldatenfriedhof Langemark in einem Massengrab.

Grabinschrift von Hans Schlosser auf dem Alten Friedhof in Gießen

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.504: Richard Rhiel (Riehl)

Der Grenadier Richard Rhiel (Verlustlisten: Riehl) wurde am 29.06.1886 in Mardorf geboren, heute ein Ortsteil der hessischen Stadt Homberg (Ohm). Im Ersten Weltkrieg diente er in der 4. Kompanie des 1. Garde-Regiments. Am 11.11.1914 fiel er im Alter von 28 Jahren bei Ypern während eines Sturmangriffs.

Offiziell ist für Richard Rhiel keine Grablage bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass, sollten seine Gebeine geborgen worden sein, er auf dem Soldatenfriedhof Menen anonym in einem Massengrab beigesetzt wurde, wo auch seine Regimentskameraden beerdigt wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a. 

  • Unteroffizier Heinrich Kleindick, gefallen am 10.11.1914, beigesetzt wuf dem Soldatenfriedhof Menen in Block I, Grab 1040;
  • Unteroffizier Wilhelm Precht, gefallen am 11.11.1914, beigesetzt wuf dem Soldatenfriedhof Menen in Block A, Grab 353;
  • Oberleutnant Karl von Dobbeler, gefallen am 11.11.1914, beigesetzt wuf dem Soldatenfriedhof Menen in Block O, Grab 1249.

 

Sterbebild von Richard Rhiel
Rückseite des Sterbebildes von Richard Rhiel

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.461: Anton Hafner

Der Kanonier Anton Hafner stammte aus Wiederlohen, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Saalheim – Surheim Saaldorf, und war der Sohn eines Bäckermeisters. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Batterie des 8. bayerischen Fuß-Artillerie-Bataillons. Am 14.08.1917 fiel er im Alter von 24 Jahren während der Dritten Flandernschlacht (auch „Ypern Schlacht“ genannt) in West Belgien im Raum um den Ort Keiberg.

Man begrub Anton Hafner auf dem Soldatenfriedhof Langemark in Block B, Grab 13758.

Sterbebild von Anton Hafner
Rückseite des Sterbebildes von Anton Hafner

Der theoretische Weg von Anton Hafner von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab: