Der Soldat Adolf Schilling wurde am 17.06.1894 in Nendingen geboren, heute ein Ortsteil der Stadt Tuttlingen in Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg diente er als Musketier in der 2. Kompanie des 180. Infanterie-Regiments.
Über den Todestag und die Todesumstände von Adolf Schilling schreibt die Regimentsgeschichte des 180. Infanterie-Regiments:
„Am 1.07.1916 5.45 Uhr morgens teilte das Generalkommando mit, dass auf der ganzen Front ein Angriff erwartet werde.
Von 7 Uhr vormittags ab trommelte der Gegner mit allen Kalibern bis zu 24 Zentimeter und mit schweren Minen auf den ersten und zweiten Graben des Regimentsabschnitts, um 8.30 Uhr vormittags verlegte er sein Feuer auf die rückwärtige Stellungen sowie gegen unsere Artillerie und gleich darauf griff die englische Infanterie an. Welche Erlösung aus der Spannung, in der wir uns während des achttägigen Trommelfeuers mit schwersten Kalibern und Minen und wiederholten Gasangriffen befanden!
Mit einem solchen Waffenaufgebot an Munition und Gas glaubten die Engländer unsere Widerstandskraft vollständig gebrochen zu haben, sie sollten aber eine ebenso große Enttäuschung erfahren, wie sie es in diesem Kriege politisch und militärisch schon so oft erleben konnten. Mit starken Kräften gingen sie vor in dicht hintereinander folgenden teilweise bis zu 7 Wellen. Unsererseits wurde mit dem Zurückverlegen des feindlichen Artilleriefeuers der Angriff sofort erkannt. Alles stürzte aus den Unterständen heraus, besetzte die Granatlöcher und Grabenteile, soweit sie noch einigermaßen erkenntlich und benützbar waren, die Maschinengewehre kamen in Stellung, rote Leuchtkugeln forderten unser Artilleriesperrfeuer an und ein rasendes Infanterie-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer brachte den Angriff zum Stocken.
Vor dem rechten Flügel vor P5, vor P6 und P7 brach der Angriff restlos zusammen. Der Gegner hatte außerordentlich starke Verluste. Am linken Flügel von P5, wo das Drahthindernis völlig beseitigt und die Unterstandseingänge durch das letzte Trommelfeuer verschüttet waren, drang der Gegner in dichten Haufen in den ersten Graben ein und suchte nach rechts und links Boden zu gewinnen und nach dem zweiten Graben durchzustoßen.
Die 9. und 10. Kompanie sperrten den ersten Graben sofort ab und schickte Handgranatentrupps an die bedrohten Stellen. Der gegen den zweiten Graben vorgedrungene Gegner wurde durch flankierendes Feuer der Unterstützungstrupps aus der Ruhm- und Baum-Sappe erfolgreich aufgehalten. Um ihn vollends aufzureiben, ging ein Zug der 6. Kompanie auf Befehl des Abschnittskommandeurs vom dritten Graben aus über freies Feld, zwischen Baum- und Leichen-Sappe vor, die Unterstützungstrupps der 10. Kompanie gingen ebenfalls vor und so gelang die Vernichtung dieses Feindes in kurzer Zeit. Unterstützt wurde diese Säuberung des linken Flügels von P5 außerdem noch durch flankierendes Feuer der 2. Kompanie, sowie durch ihre Handgranatentrupps, welche teils im ersten Graben über Kronen- und Ruhmsappe hinaus, teils in der Kronen-Sappe vorrückten. Die letzten zurückflutenden Engländer wurden durch Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aus dem ersten Graben vollends niedergemäht.
Gleichzeitig mit diesem Angriff auf Ovillers-Süd griffen die Engländer auch P4 und die nördlich davon gelegene Höhe 141 an. Der Angriff gegen P4 kam ins Stocken, als nach eingesetztem Artilleriesperrfeuer eine der ersten Granaten in die vorderste Schützenwelle einschlug. Der Gegner suchte nun den Hohlweg zur Annäherung zu benutzen, wurde aber durch das Feuer eines rasch auf dem hinteren Erdaufwurf des ersten Grabens in Stellung gebrachten Maschinengewehrs verhinidert. Die im Hohlweg zusammengedrängte Abteilung in Stärke von etwa 150 – 200 Mann wurde buchstäblich niedergemäht. Zur Deckung seines Vorgehens im Hohlweg hatte der Gegner ein Maschinengewehr in Stellung gebracht; es gelang aber einer unserer Patrouillen, die Bedienungsmannschaften abzuschießen und das Maschinengewehr einzubringen. Dadurch, dass der Angriff gegen P4 im Keime erstickt wurde, war es möglich, dass die 2. Kompanie in P4 der 9. Kompanie Hilfe leisten konnte. Dies wurde sofort selbständig durch den Kompanieführer angeordnet.
Der Angriff der Engländer gegen Höhe 141, also rechts (nördlich) des Regimentsabschnitts, besetzt durch das Reserve-Infanterie-Regiment 99, verlief folgendermaßen:
9.10 Uhr vormittags meldete die 3. Kompanie, dass der Gegner in C8 und C9 eingedrungen sei und dass P1 von rechts umgangen werde. Zunächst musste sich die Kompanie gegen einen frontalen Angriff wehren, der aber schon 9.35 Uhr vormittags vollständig abgeschlagen war. Mittlerweile trat eine Entlastung gegen die Flankenbedrohung ein, als Teile der 7. Kompanie von der Lemberger-Stellung in die vorderen Gräben vorgezogen waren. Der Gegner zog nunmehr Verstärkung in Zielabschnitt 59 und 70 zusammen. Vorgehende Bewegungen setzten 9.54 vormittags ein. Das Auffüllen der Gräben in Abschnitt 59 dauerte an. Bei der Unmöglichkeit, das eigene Artilleriefeuer dahin zu leiten, erhielten die Kompanien der Abschnitte P2, P3 und P4 Befehl, soweit als möglich mit Maschinengewehrfeuer den Angriff niederzuhalten. In C6 drangen ständig kleinere feindliche Trupps ein. 10.40 Uhr wurden der 3. Kompanie die noch in der Lemberger Stellung befindlichen Gruppen zur Verfügung gestellt. Um 11 Uhr vormittags bliesen die Engländer aus Abschnitt 58 und 59 Gas ab, das aber in die englischen Gräben zurückschlug.
Nochmals greift der Gegner zwischen 11.35 Uhr und 11.50 Uhr vormittags mit überlegenene Kräften P1 bis P3 an, wird aber restlos abgewiesen.
Der rechte Flügel von P1 hielt sich unentwegt, gegen C9 zu wurde die Stellung abgedämmt. Die 4. Kompanie schickte 11.56 Uhr vormittags Handgranatentrupps zur Unterstützung nach P1.
Von 12 Uhr mittags drang der Gegner von 58 und 59 aus vor. Der Druck gegen den rechten Flügel des Regiments verstärkte sich immer mehr. Um 1 Uhr mittags lief die Meldung ein, dass Hauptmann Merkel schwer verwundet sei. Leutnant Beisenwenger übernahm die Führung der Kompanie. zu ihrer Verstärkung erhielt die 7. Kompanie Befehl, aus der Hindenburgstellung alles Verfügbare in den ersten Graben von P1 zu werfen. Das Reserve-Infanterie-Regiment 99, zum gemeinsamen Vorstoß aufgefordert, sagte seine Beihilfe 1.40 Uhr zu. Um 1.45 Uhr zog die 4. Kompanie alle verfügbaren Kräfte aus dem zweiten Graben in den ersten vor. Auf dem rechten Flügel von P1 musste der Graben in einer Länge von 100 Meter geräumt werden. Im weiteren Verlauf der Nachmittagsstunden wurde um die Wiedererlangung des verloren gegangenen Grabenstücks gekämpft, wobei Leutnant Beisenwenger fiel und Leutnant Borst die Führung der 4. Kompanie übernahm. Um 4.10 Uhr nachmittags war der ganze erste Graben von P1 im Besitz des Gegners, die 4. Kompanie hatte in ihrem rechten Flügel Barrikaden errichtet. Die Hindenburgstellung war jedoch bis zur Regimentsgrenze fest in unserer Hand und um 4.40 Uhr in ihr die Verbindung mit dem Reserve-Infanterie-Regiment 99 hergestellt. Um 5 Uhr nachmittags erhielt Oberleutnant Gleis den Befehl, rechts der Mulde den Gegenangriff auf P1 anzusetzen. Schon früher hatte die 5. Kompanie sechs Gruppen der 7. Kompanie zur Verfügung gestellt. Um 5.15 Uhr ging die 5. Kompanie vom rechten Flügel von P2 aus im Handgranatenangriff gegen P1 vor, während unsere Artillerie Sperrfeuer um 59, 58 und 57 legte. Um 6.35 Uhr abends meldete Oberleutnant Gleis, dass der erste Graben von P1 bis zur Einmündung von V3 gesäubert sei, ein weiteres Vordringen müsse aber unterbleiben, weil die Reste der Kompanie für die Besetzung und Behauptung eines größeren Abschnittes nicht ausreichen würden. Während sich diese Kämpfe abspielten, erzielte der Gegner im rechten Nebenabschnitt des Regiments weitere Erfolge, so dass vom Reserve-Infanterie-Regiment 99 die Bitte um Unterstützung einlief, um in der Hindenburgstellung nach rechts auf die Flanke des gegners zu drücken. 6.25 Uhr abends tobten am linken Flügel von C8 in der Hindenburgstellung heftige Handgranatenkämpfe. Leutnant Borst erhielt 6.30 Uhr den Befehl, mit zwei Gruppen nach rechts in der Hindenbergstellung mit Reserve-Infanterie-Regiment 99 Verbindung zu suchen und diese Verbindung auf alle Fälle aufrecht zu erhalten. Die dem Regimentsabschnitt gehörigen Teile der Hindenburgstellung sind nach wie vor fest in unserem Besitz. Der linke Flügel des Nachbarabschnitts ist ebenfalls von uns durch einen Zug der 7. Kompanie besetzt. Leutnant Borst fällt im Handgranatenkampf. Das Kommando über die Leute der 3. und 7. Kompanie übernimmt Leutnant Wüterich. Der Angriff kommt zum Stillstand, weil die Unterstützung des reserve-Infanterie-Regiments 99 ausbleibt und der Gegner hält sich in C9. 10.30 Uhr abends teilt zwar Reserve-Infanterie-Regiment 99 mit, dass eine Kompanie zum Gegenstoß im Anmarsch sei, diese trifft jedoch nicht ein und um 11 Uhr nachts wird vom Reserve-Infanterie-Regiment 99 gebeten, den in seinem Abschnitt in C9 vorgedrungenen Zug der 7. Kompanie abzulösen.
Am Ende dieses heißen Tages befindet sich der ganze Regimentsabschnitt restlos in unserer Hand. Nach Gefangenenaussagen wurde der Abschnitt Ollivers-Süd von einer Brigade angegriffen und zwar von den Bataillonen Lincoln, Lincolnshire, Yorkshire und Laneshire. Zwei Maschinengewehre, welche die Engländer nach dem Abschnitt Ollivers-Süd vorgezogen hatten, wurde ihnen mit stürmender Hand genommen.
Vormittags wurde ein Zug der 8. Kompanie aus dem Harrer-Graben in den dritten Graben des Abschnitts Ollivers-Süd vorgezogen und dafür der im vierten Graben liegende Zug der 8. Kompanie in den Harrer-Graben verlegt. Der Rest der 8. Kompanie kommt von der II. Stellung in das Nordwerk.
Bei dem großen Verbrauch von Munition und Handgranaten war Nachschub dringend notwendig und obwohl die Engländer während des ganzen Tages die rückwärtigen Verbindungen mit starkem Artilleriefeuer belegten, so war es dem Nachschuboffizier doch möglich, bis 5 Uhr nachmittags genügend Munition und Handgranaten heranschaffen zu lassen.
Die Verluste an diesem schweren Kampftage waren: Leutnant der Reserve Veser, Leutnant der Reserve Beisenwenger, Leutnant der Reserve Drehmann, Leutnant Borst gefallen. Hauptmann Merkel, Leutnant der Reserve Köster, Leutnant der Reserve Zörner schwer verwundet; 79 Tote, 181 Verwundete und 13 Vermisste“
Am 01.07.1916 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Schlacht an der Somme bei den Stellungskämpfen bei Ovillers, einem Ortsteil der nordfranzösischen Gemeinde Ovillers-la-Boisselle (Schreibfehler auf Sterbebild). Vielleicht kam er bei der Sprengung des Lochnagar-Kraters oder den Kämpfen um ihn ums Leben.
Offiziell ist für Adolf Schilling, wie für fast alle Gefallenen seines Regimentes an diesem Tag, keine Grablage bekannt. Es könnte sein, dass seine Gebeine, wenn sie geborgen wurden, auf dem rund 20 Kilometer von seinem Sterbeort entfernten Soldatenfriedhof Rancourt anonym in einem Massengrab beigesetzt wurden. Sein Rehimentskamerad Georg Sachsenmaier (Unteroffizier), der am 03.07.1916 fiel, wurde ebenfalls dort begraben.