Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.164: Johann Kopp

Der Soldat Johann Kopp stammte aus Oberhausmehring, einem Ortsteil der bayerischen Stadt Dorfen, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg er als Fahrer der Reserve in der 3. Batterie des 7. bayerischen Feldartillerie-Regiments. Am 25.08.1914 fiel er im Alter von 24 Jahren während der Schlacht vor Epinal-Epinalbei Baccarat.

Über den Todestag von Johann Kopp berichtet die Regimentsgeschichte des 7. bayerischen Feldartillerie-Regiments:

„Der 25. August wurde ein Wendepunkt auf dem Kriegsschauplatz in Lothringen. An diesem Tage begannen dort die Franzosen überall zum Angriff überzugehen. Schon am frühen Morgen schallte in die Biwakplätze des Regiments von Baccarat her heftiger und andauernder Gefechtslärm. Zuerst hieß es, dass Truppen des linken Nachbarkorps von den Franzosen mit Feuer überfallen worden seien. Dann aber erhält die 3. Batterie Befehl, zur Unterstützung zum 16. bayerischen Infanterie-Regiment abzurücken. Dieses biwakierte südlich der Meurthe, südwestlich Baccarat und war am Morgen überfallen worden. Der Biwakplatz war auf drei Seiten von Waldungen umgeben, die dem Feind gedeckte Annäherung ermöglicht hatte. Auf die Alarmschüsse der Vorposten bildeten die Bataillone Verteidigungsfronten nach West und Ost, gerade noch rechtzeitig, um den in langen Schützenlinien aus den Wäldern heraustretenden Franzosen auf etwa 600 Meter einen blutigen Empfang bereiten zu können. Der Feind zieht sich hinter die Waldränder zurück. Der Sicht entzogen, entsendet er ein anhaltendes, mörderisches Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Wieder kann nur Artillerie helfen.

Gegen 6 Uhr vormittags trifft Hauptmann von Keller mit der 3. Batterie ein und geht dicht hinter der Schützenlinie des II. Bataillons, Front nach Westen und Süden, gegenüber den Waldrändern des großen Waldes von Glonville und des Bois de la Rappe, in Stellung. Einige gut sitzende Schrapnellgruppen schaffen der Infanterie Erleichterung. Aber die zahlenmäßige Übermacht des Feindes ist beträchtlich. Auch eine frantösische Batterie greift ein. Die 3. Batterie erleidet bald Verluste. Schon beim Auffahren war Fahrer Johann Kopp durch Gewehrschuss getötet worden. Vizewachtmeister Ringlstetter und Kanonier Hobelsberger werden durch Granatsplitter verwundet. Das Gefecht zieht sich stundenlang hin. Um 10 Uhr vormittags macht die Batterie einen Stellungswechsel etwa 400 Meter vorwärts. Immer wieder lebt der Kampf auf. Erst nach 12 Uhr mittags ist der Feind endgültig in die Waldungen zurückgeworfen. Auch die 5. Batterie und schwere Artillerie haben in das Gefecht eingegriffen. Schließlich mussten die Franzosen 2 Geschütze und mehrere Munitionswagen liegen lassen.

Auf den Gefechtslärm hin war auch die II. Abteilung auf einer Kriegsbrücke südlich Gelacourt über die Meurthe vorgezogen und etwa 1 Kilometer nordwestlich Baccarat in Stellung gebracht worden. Von hier aus hatte die 5. Batterie die dem 16. Infanterie-Regiment gegenüber liegenden Waldränder unter Feuer genommen, bis die Weisung kam, das Feuer einzustellen, da das Regiment zur Verfolgung in die Waldungen nachzustoßen beabsichtigte.“

Man begrub Johann Kopp auf dem Soldatenfriedhof Reillon in einem Massengrab.

 

Sterbebild von Johann Kopp
Rückseite des Sterbebildes von Johann Kopp

Sonderbeitrag: Leutnant Paul Schweigert

Der Soldat Paul Schweigert stammte aus der Stadt Kaiserslautern im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 4. Kompanie des 173. Infanterie-Regiment. Am 11.08.1915 fiel er in Frankreich an der Westfront. Er wurde während der Kämpfe in den Argonnen in der Nähe der Ortschaft La Harazée getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Leutnant Paul Schweigert berichtet die Regimentsgeschichte des 173. Infanterie-Regiments:

„Als im ersten Frühlicht des 11. August ihr bewährter Führer, Leutnant Schweigert, in einem allzu verwegenen Unternehmen, persönlich und nur von Wenigen begleitet, den Posten an der französischen Abdämmung zu überrumpeln suchte, traf den Voranstürmenden ein französischer Schütze in den Kopf. Sterbend wurde er in seinen noch unfertigen neuen Unterstand getragen, wo er nach wenigen Minuten sein junges, tatenfrohes Leben aushauchte, betrauert von allen Offizieren und von seiner ganzen 4. Kompanie. Am Tage zuvor war Leutnant Schweigert erneut zum Eisernen Kreuz 1. Klasse in Vorschlag gebracht, und 2 Tage nachher hielt ihm in der La Mitte-Schlucht Pfarrer Schafft als letzten Freundesdienst die Totenrede.“

Man begrub Leutnant Paul Schweigert auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 3, Grab 320.

Leutnant Paul Schweigert (gefallen 11.08.1915) oben, Gonnermann (gefallen am 23.08.1916), Leutnant Hoffmann, Leutnant Schodere

Sonderbeitrag: Leutnant Hans Kramer

Der Soldat Hans Kramer stammte aus der Reichshauptstadt Berlin. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 3. Kompanie des 173. Infanterie-Regiment. Am 30.06.1915 fiel er bei Harazée in den Argonnen.

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Kramer berichtet die Regimentsgeschichte des 173. Infanterie-Regiments:

 

„General Teeßmann befahl demgemäß am 28.06.1915 abends, dass Infanterie-Regiment 30 und Infanterie-Regiment 173 am 30.06.1915 8 Uhr morgens sturmbereit zu stehen hätten, und veranlasste eine angemessene Versorgung mit Munition und Sturmgerät, um für den Fall, dass der Angriff der 68. Infanterie-Brigade Erfolg hatte, auch mit der 86. Infanterie-Brigade vorwärtszukommen. Beim Infanterie-Regiment 173 erfolgte eine Neueinteilung der Kampfabschnitte derart, dass das I. Bataillon 2. das II. Bataillon 3 und das III. Bataillon 2 Kompanien in vorderster Linie hatte und dass für jedes Bataillon, für das Regiment und für die Brigade je eine Kompanie als Reserve zurückbehalten wurde. Die 3./173, die erst am 27. nach Mesnil-Ferme abmarschiert war, wurde schon am nächsten Tage in die Kampfstellung zurückbeordert.

Kühl und grau dämmerte der 30. Juni herauf, um sich dann bald in einen sonnigen, heiteren Sommertag zu verwandeln. 5.15 Uhr morgens setzte auf der ganzen Front der 27. Infanterie-Brigade und der 68. Infanterie-Brigade eine im Agronnenkrieg noch nicht dagewesene Kanonade ein, die planmäßig in dreistündiger Dauer sömtliche Befestigungswerke der Franzosen zerstampfte und ihre rückwärtigen und seitlichen Gräben in Rauch und Qualm hüllte. Auf dem Storchennest jagten 6 Zentimeter Synamit einen starken feindlichen Stützpunkt, der als letzter bislang allen Anstürmen des Reserve-Infanterie-Regiment 145 getrotzt hatte, mit gewaltigem Donner in die Luft. Das Charmesbachtal östlich der Eselsnase hüllt sich in die Wolken der deutschen T.-Granaten und wurde dadurch für etwaige von Harazée talaufwärts rückende französische Reserven unzugänglich. Weißliche beizende Nebel krochen langsam auch den Hubertusrücken hinauf bis über die deutschen Kampfgräben hinweg. Manche Träne floss in den Kampfstellungen des Infanterie-Regiment 173, obgleich hier die Laune und Zuversicht überall sehr gut war.

Von 7 Uhr morgens stand das Regiment sturmbereit, und alle Vorbereitungen für ein etwaiges Vorgehen war getroffen. Die vordersten Gräben hielten (von rechts nach links) beim I. Bataillon die 3. und 2. Kompanie, beim II. Bataillon die 5., 7. und 8. Kompanie und beim III. Bataillon die 11. und 9. Kompanie besetzt. Die 1. und 4. Kompanie lagen in der La Mitte Schlucht; die 12. Kompanie war Brigade-Reserve im Hubertus-Lager. – Major Eickenrodt ging früh morgens die Gefechtsstellung ab und begab sich dann in seinen Gefechtsstand in der Schweppermann-Schlucht.

Pünktlich um 8.45 Uhr vormittags setzte in den Gräben des I. und II. Bataillons der befohlene Feuerüberfall auf die gegenüberliegenden feindlichen Kampfstellungen ein, um den rechten Nachbarbataillonen ein etwaiges Vorbrechen zu erleichtern. Im gleichen Zeitpunkte musste nämlich bei der 27. Infanterie-Division und der 68. Infanterie-Brigade die artilleristische Sturmreifmachung beendet sein und der Infanterieangriff an der Nordfront des französischen Befestigungsgürtels bis zur Eselsnase hin beginnen. Und von diesem Augenblick ab wollte General Teßmann jede sich bietende Gelegenheit wahrnehmen, um im Anschluss an die 68. Brigade, beim Infanterie-Regiment 30 beginnend, mit seiner Brigade möglichst viel Raum nach vorn zu gewinnen. – Tatsächlich glückte der Angriff bei der 53. und 68. Infanterie-Brigade über Erwarten gut: das Reserve-Infanterie-Regiment 145 überschritt den oberen Charmebach und drang siegreich bis vor die 3. feindliche Stellung, den sogenannten grünen Graben vor; auch das Storchennest fiel ihm in die Hände. Auf der Rheinbabenhöhe stürmte 10.40 Uhr vormittags das III./30 in kühnem Schwung bis in den 2. Hauptgraben des Gegners vor, musste dann aber schweres Artillerie-Feuer über sich ergehen lassen und sogar einen Teil seines Geländegewinns wieder aufgeben. Das II./30 am Nordabhang des Hubertusrückens hielt während des ganzen Vormittags den Feind durch nachhaltiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer nieder. 3 Uhr nachmittags setzte es zum Sturm an, der an den Hängen des Franzentales allerdings vor einem starken Stützpunkte, der sogenannten Wurst bald zum Stehen kam, am linken Flügel aber rasch den feindlichen Graben führte, dessen Besatzung niedergemacht bzw. gefangen genommen wurde.

Damit war für das links anschließende Infanterie-Regiment 173 der Augenblick zum Sturm ebenfalls gekommen. Aus den Spitzen der vorgetriebenen Sturmsappen brachen 3 Uhr nachmittags zunächst die 3. und 2. Kompanie zum Angriff vor.

„Für meine Gruppe war die „Josephine“ als Sturmsappe bestimmt,“ schrieb später der damals 18jährige Fahnenjunker Schemm der 3. Kompanie, der an diesem Tage seine Feuertaufe erhielt. „Auf die Sekunde genau sprangen die Sturmtruppen über die Stufen aus dem Sappenkopf. Im Marsch-Marsch rannten wir über freies Gelände auf den 10 – 15 Meter entfernten feindlichen Graben zu. Er war nicht so einfach genommen. Die starke, wohl im Alarm befindliche Besatzung trat in wütende Tätigkeit. Die Poilus wehrten sich ihrer Haut. Die Handgranaten kamen aus allen Richtungen geflogen; viele dabon taten uns keinen Schaden, wohl weil sie sehr behelfsmäßig hergestellt waren. Immerhin dauerte der Nahkampf ungewöhnlich lange, sodass es zweifelhaft werden konnte, ob unser Sturm völlig glückt. Er sollte aber glücken; ein Zurück gab es nicht mehr. Nun wurde der Franzmann durch Handgranaten sturmreif geworfen; Blut floss. Es musste fließen, sonst hätte der Feind nicht nachgegeben. Erst als die Besatzung kampfunfähig gemacht oder sich zurückgezogen hatte, konnte der entscheidende Sprung in den feindlichen Graben gewagt werden. „Auf in den Graben“, erscholl es mitten im ohrenbetäubenden Lärm und Gepolter. Ein Satz und im Graben standen oder lagen wir. Der Feind hatte diesen Augenblick nicht ungenutzt gelassen; er sandte uns seine blauen Bohnen entgegen. Ersatzreservist Cornely stürzte zu Tode getroffen über den Stacheldraht kopfüber in den Graben. Der durch den Handgranatenkampf erheblich zerschundene Graben musste nun Schritt für Schritt nach rechts aufgerollt werden. Schon ergaben sich die ersten verwundeten Franzosen in ihrer neuen blaugrauen Uniform. Blutüberströmt wurden sie über Deckung geschickt. Die anderen zogen sich in den zweiten Graben zurück, von da Tod und Verderben schleudernd. Ein feindliches Maschinengewehr trat in Tätigkeit. Unsere nachkommanden Leute hatten einen schweren Stand, solange die Verbindungssappen von der bisherigen Stellung aus nicht durchgestochen waren. Leutnant Kramer, der seine Leute ermutigte und sich dabei dem Feinde zu sehr aussetzte, fiel. Der Kompanie-Führer, Hauptmann Gröning, hatte inzwischen den eroberten Graben erreicht. Zur Orientierung und um weitere Befehle erteilen zu können, schaute er über Dekcung. Dieser kurze Blick hat ihm den Tod gebracht. Kaum hatte ich ihn auf einen wagemutigen gefährlichen feindlichen Scharfschützen aufmerksam gemacht, da sank er hintenüber, von der Kugel in den Kopf getroffen. Am folgenden Tage starb er an der tödlichen Wunde in Chatel; aus der Bewusstlosigkeit erwachte er nur, um den Wunsch zu äußern, inmitten der Helden seiner Kompanie und des Bataillons im Waldfriedhof La Mitte Schlucht zur letzten Ruhe bestattet zu werden.“ –

Die 2. Kompanie erhielt nach Erstürmung des ersten feindlichen Grabens ein derartiges Gewehr- und Maschinengewehr-Feuer, dass ein weiteres frontales Vorwärtskommen unmöglich war. Als diese Stockung (5 Uhr nachmittags) beim II. Bataillon beobachtet wurde, eilte Leutnant der Reserve Freese mit seiner 5. Kompanie durch die Gräben des I. Bataillons zur Unterstützung der 2. Kompanie herbei und rollte den französischen Graben von rechts her auf. An der Spitze des Handgranatentrupps ging Leutnant der Reserve Röhl vor, wurde aber schon nach kurzer Zeit durch eine französische Handgranate verwundet. Sofort stellte sich nun der Kriegsfreiwillige Rähler an die Spitze des Trupps trotz seiner kurz vorher erhaltenen Verwundung an Hand und Fuß und führte den Angriff bis zum Schluss mit durch. Als an einer Stelle der Gegner nicht weichen wollte, sprang Unteroffizier König 5./173 in eine weiter links gelegene Sappe, warf von hier aus Handgranaten in den Rücken der Franzosen und brach so ihren Widerstand, sodass die feindliche Stellung weiter aufgerollt werden konnt. 7 Uhr abends hatte die 5. Kompanie das gesamte vor ihrem Abschnitt liegende französische Grabenstück in Händen, und nun setzte die 7. Kompanie den Angriff fort und rollte weiter auf, sodass im ganzen etwa 100 Meter der feindlichen Stellung vom II. Bataillon besetzt und zur nachhaltigen Verteidigung eingerichtet werden konnten. Gegen ein französisches Blockhaus vor der Front der 7. Kompanie wurde abgedämmt und dahinter nach der alten Stellung eine Verbindung durchgegraben, sodass gleich wieder eine zusammenhängende Feuerfront vorhanden war. Nach rechts hin zu II./Infanterie-Regiment 30 wurde ebenfalls anschluss hergestellt.

Durch geschicktes Ausnutzen des richtigen Zeitpunktes hatte das Regiment einen schönen Erfolg errungen, indem es auf rund 300 Meter Breite in die feindliche Verteidigungslinie eingedrungen war, den Franzosen (261. Regiment) schwere blutige Verluste zugefügt, etwa 800 Gefangene abgenommen und große Beute an Gewehren, Munition, Schutzschilden und sonstigem Gerät eingebracht hatte. Freilich waren auch die eigenen Verluste nicht gering: Hauptmann Gröning, Leutnant Kramer, 1 Unteroffizier und 12 Mann waren gefallen, die Leutnants Köhl und Bamberger, 5 Unteroffiziere und 60 Mann verwundet; eine Folge davon, dass wegen der Zusammenfassung des Artillerie- und Minenfeuers gegen Bagatellwerk, Eselsnase und Storchennest keine artilleristische Sturmreifmachung der französischen Stellungen auf dem Hubertusrücken stattgefunden hatte. Ganz allein dem kühnen Draufgehen des I. und II./173 gegen einen unerschütterten zähen Gegner war der Sieg zu danken. Das tapfere, im entscheidenden Augenblick zielsichere Zugreifen des Leutnant der Reserve Freese fand 2 Tage später durch Verleihung des Eisernen Kreuzes I. seine Anerkennung.

Die 12./173 unter Oberleutnant Pohl, die seit dem 27. Juni als Brigade-Reserve im Hubertuslager lag, wurde von dort am 30. Juni vormittags zunächst bis in die 2. Hauptstellung, die Hubertusstellung vorgezogen und dann in den ersten Nachmittagsstunden, als der Angriff auf der Rheinbabenhöhe günstig fortzuschreiten schien, dem Abschnitt des Hauptmann Schmidt (II./Infanterie-Regiment 30) am Nordwestabhang des Hubertusrückens zur Verfügung gestellt. 4 Uhr nachmittags rückte sie in heftigem Artillerie-Feuer durch den Martinspfad hinter den linken Flügel des II./30. Dort fand sie zunächst, während die 1. und 5./30 vorn um die Behauptung der erstürmten feindlichen Gräben kämpfte, Verwendung beim Säubern und Ausbauen der genommenen Grabenstücke, Herstellung von rückwärtigen Sappen, Bergung von Toten und Verwundeten und Heranschaffen von Patronen und Handgranaten. Mehrere bei der 5./30 beschäftigte Gruppen beteiligten sich außerdem am Abend un im Laufe der Nacht an der erfolgreichen Abwehr von 3 französischen Gegenangriffen. Weiter rechts bemühte sich währenddes die 8./30 todesmutig, aber vergeblich, die sogenannte Wurst, ein in sich geschlossenes, stark befestigtes und von 2 feindlichen Kompanien verteidigtes Werk, in wiederholten Handgranatenangriffen zu nehmen.“

Man begrub Hans Kramer auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 3, Grab 305.

Feldhilfsarzt Schollmeyer, Leutnant Wilhelm Gröning und Hauptmann Hans Kramer am Abend des 29.06.1915. Am nächsten Tag fielen Wilhelm Gröning und Hans Kramer

Sonderbeitrag: Hauptmann Hans von Seebach

Der Soldat Hans von Seebach stammte aus Rauschken (seit 1945 polnisch: Rusek Wielki). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann in der 5. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 13.07.1915 fiel er bei Grudusk im heutigen Polen.

Über den Todestag und die Todesumstände von Hauptmann Hans von Seebach berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiment:

„… Dies stille Ausharren untätig im Graben zermürbt, Sekunden werden zur Ewigkeit. Hier erreicht uns die Kunde vom Tode des Hauptmanns von Seebach, der in hinterer Stellung durch Kopfschuss gefallen war, für ihn ergreift der jugendliche Leutnant Scholz die 5. Kompanie, sie will den so beliebten Hauptmann bitter rächen. Punkt 8 Uhr stürzen alle Sturmkompanien wuchtig vorwärts mit aufgepflanztem Bajonett. In 3 Minuten bereits haben wir mit der 6. Kompanie den ersten feindlichen Graben überrannt. Das feindliche Maschinengewehr schlägt nicht mehr, der Richtschütze liegt tot neben ihm. Der Tapfere hat es bedient, bis ihn die wuchtige Faust eines Thüringers zu Boden schlug. Ein Landwehrmann der 6. Kompanie hatte kaum einige Schritte aus dem Graben getan, da fiel er durch Herzschuss. Der Führer der 6. Kompanie, Major Jacobi, wird durch Beinschuss nur 20 Meter vor dem feindlichen Draht verwundet. „Mir nach!“ ruft Leutnant Teicke, der führerlosen 6. Kompanie zu. Noch liegen weiter vorn Kameraden der 6. Kompanie, doch waren dort die Verluste gering. Links von uns fiel 10 Meter vor dem feindlichen Draht der Führer der 5. Kompanie durch Halsschuss, der junge tapfere Leutnant Scholz, für ihn sprang Leutnant Bayard ein, Leutnant Ostertag und Vizefeldwebel Barthel wurden verwundet.“

Sterberegion von Hans von Seebach:

Die Lage des Grabes von Hans von Seebach ist unbekannt, wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Hauptmann Max Freiherr von Toll und Hauptmann Hans von Seebach

Sonderbeitrag: Fähnrich Hans Kirsten

Der Soldat Hans Kirsten stammte aus Gotha im heutigen Bundesland Thüringen. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Fähnrich und Vizefeldwebel der Reserve in der 9. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 09.10.1914 fiel er während der Schlacht bei Iwangorod in Polen (polnischer Name: Dęblin). Er wurde bei einer Ortschaft mit dem Namen Slupia getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Hans Kirsten berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiment:

„In den Nachtstunden gelang es 70 Russen, zu landen, südlich der Regiments-Grenze in den Wald einzudringen und dem Posten der 9. Kompanie in die Flanke zu fallen. Vizefeldwebel Kirsten mit 7 Mann fiel am 10.10., 2.30 Uhr früh. Oberst von Berg schreibt hierzu:

„Durch das Eingreifen des Halbzuges Kirsten war eine Landung stärkerer russischer Abteilungen im letzten Augenblicke vermieden worden, denen es ein Leichtes gewesen wäre, ungestört ihre Landung fortzusetzen, wenn sie nicht auf diesen Widerstand gestoßen wären. Der Führer bezahlte sein energisches Draufgehen mit dem Heldentod. Für das Verhalten seiner Abteilung zeugt der Erfolg.“.“

Die Lage des Grabes von Hans Kirsten ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Fähnrich Hans Kirsten

Sonderbeitrag: Hauptmann Hellmuth von Weltzien

Der Soldat Hellmuth von Weltzien stammte aus Torgau im heutigen Bundesland Sachsen. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann in der 11. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 11.09.1914 fiel er während der Schlacht an den Masurischen Seen in Polen. Er wurde bei der Ortschaft Adamsheide (seit 1945 russisch: Abelino) durch Herzschuss getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Hellmuth von Weltzien berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Von diesem Angriff des III./95 erzählt Musketier Karl Heß, 11. Kompanie:

„Wir gingen im Sturmschritt über das Feld, Hauptmann von Weltzien immer voran und ich an seiner Seite mit Winkerfahne. Auf 200 – 300 Meter am Dorf (Adamsheide) nahmen wir Stellung. Mein Hauptmann sagte zur mir: Winken Sie, 3. Zug verstärken. Währenddem ich so winkte, schlugen die Kugeln so stark ein, dass man nicht wusste, wo man ist. Ich winke, aber man sah das scheinbar nicht und so sagte mein Hauptmann: „Knieen Sie“ und er tat dasselbe. Ich winkte zweimal, beim dritten wurde mein Fahnenstock mitten entzwei geschossen. Gleich spitzte ich ihn wieder an und winkte noch einmal, auch der Hauptmann tat dies mit dem Arme. In diesem Augenblick fiel er hintenüber und war, durchs Herz geschossen, sofort tot. Wir legten ihn zurecht, währenddem hagelte es von Geschossen. Ich rief nach rechts, Leutnant von der Recke möge die Kompanie führen. Da kam die Antwort, dass auch er schwer verwundet ist. Auf denselben Ruf nach links die Erwiderung: Leutnant Lausmann ist auch gefallen. Wir befanden uns in einer Lage, die sich kaum denken lässt. In der Schützenlinie einige Tote, viele Schwer- und Leichtverwundete, die jammerten und schrieen. In dieser Lage waren wir annähernd 2 Stunden.“.“

Die Lage des Grabes von Hellmuth von Weltzien ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Hauptmann Hellmuth von Weltzien

Sonderbeitrag: Leutnant der Reserve Walter Schievelbein

Der Soldat Walter Schievelbein stammte aus Neustettin (seit 1945 polnisch: Szczecinek). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 2. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am  19.11.1914 fiel er während der Schlacht bei Lodz.

Über den Todestag und die Todesumstände von Walter Schievelbein berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Der Kompanie-Führer der 10. Kompanie, Leutnant der Reserve schmidt, berichtet: „In der Nacht zum 19. wurde ein endloser Marsch mit vielen Unterbrechungen durchgeführt. Viele dachten da wohl an die Heimat und an die Empfindungen, mit denen sie sonst den ersten Schnee begrüßt hatten. Seit 15.11. hatte die Truppe Mäntel. Endlich gegen Mitternacht traf das III. Bataillon in Janowice ein. Die 10. erhielt da endlich nach 34 Stunden das erste warme Essen aus der Feldküche. Die Häuser waren bereits überlegt mit Truppen, sodass sich die 10. Kompanie bei einer Scheune, so gut es eben ging, im Stroh niederlegte. Der 19. November war angebrochen, einer der schwersten Tage für das Regiment im Jahre 1914. Kurz vor 4 Uhr früh wurden die Kompanien alarmiert, um alsbald etwa 2 Kilometer vor dem Dorfe Schützengräben anzulegen. Die oberen Bodenschichten waren hartgefroren. Aber allmählich kamen wir doch in die Erde hinein. Die 10. Kompanie war auf dem rechten, die 11. Kompanie auf dem linken Flügel, in der Mitte eine Straße. Beim Morgengrauen erkannten wir, dass sich der Russe an einem etwa 5 – 600 Meter entfernten Waldrand mit überhöhter Stellung eingegraben hatte. Alsbald beim Tageslicht wurde auf beiden Seiten ein heftiges Infanterie-, Maschinengewehr- und Artillerie-Feuer eröffnet. Gegen 9 Uhr vormittags erhielt die 11. Kompanie den Befehl zum Vorgehen. Langsam arbeiteten sich die Schützen in den Ackerfurchen vorwärts, die genau senkrecht auf die russischen Stellung verliefen. Infolgedessen hatte der Russe ein leichtes Ziel. Die 10. Kompanie konnte beobachten, welche außerordentlichen Verluste beim Vorarbeiten der 11. Kompanie eintraten. Zwischen 12 und 1 Uhr mittags versuchten mehrere russische Bataillone unsere rechte Flanke zu umgehen, indem sie sich in einem Walde festsetzten. Alsbald wird ein Zug der 10. Kompanie rechts herausgenommen und mit mehreren Maschinengewehren verstärkt. Unsere Artillerie nimmt die vorgehenden Russen offenbar mit Erfolg unter Feuer; denn der russische Vorstoß kommt unter Verlusten zum Stehen, zum Teil laufen die Russen zurück. Auch in unseren Reihen mehren sich die Verluste. – Von besonderem Schneid zeigte das Vorgehen einiger Russen, die in unserem Feuer ihren Schützengraben nach vorwärts trieben. Zunächst sprang ein einzelner Mann aus dem Schützengraben und hob mit seinem Spaten einige Löcher aus. Dann folgten weitere Russen, um die einzelnen Löcher allmählich zu einem Graben zu verbinden, soweit sie nicht vorher abgeschossen waren.

Seit 14.11. war von nah und fern ständig Artillerie-Feuer zu hören, das sich immer mehr im engeren Umkreise zusammenzog. Mit welchem Aufwand aller Kräfte in jenen Vovembertagen 1914 gerungen wurde, das haben auch die 95er erfahren, die damals über 2 Wochen ständig im Angriff und in der Abwehr eingesetzt waren.“

Bei der 11. Kompanie war Oberst von Berg in aller Frühe im Graben und hatte 2 Züge der Maschinengewehr-Kompanie beim III. Bataillon eingesetzt beiderseits der Straße südlich Janowice. Unteroffizier Müller der 11. Kompanie hatte ihm zuerst die starke Besetzung der vorliegenden Höhe gemeldet, die ohne Artillerie nicht zu nehmen sei. Letztere aber litt unter Munitionsmangel, erst als der Russe Mittags in dichtenLinien angriff, zwang sie ihn auf kurze Entfernung zur Umkehr. Von drohender Umklammerung war man vorläufig befreit. Mertens der 11. Kompanie war links mit Zug Sahw auf Gut Huta vorgegangen, Zug Vollrath mit Vize-Feldwebel Dreyer rechts, etwa 80 Meter zurück, Zug Köhn war im Graben verblieben. Vize-Feldwebel Henning im Zug Shaw erkannte auf 200 Meter einen überdeckten, dicht besetzten russischen Graben, der mit Schießscharten versehen war. Der Zug wurde mit Feuer überschüttet. Zug Vollrath konnte nicht mehr auf gleiche Höhe kommen, er feuerte auf 300 Meter. Vor die geschaffene Kopfdeckung stellte Dreyer seinen Spaten. Ein Geschoss schlug in die aufgeworfene Erde und blieb am Spaten hängen. Mit angezogenen Beinen lag er in seinem Loch. Es entwickelte sich ein furchtbares Nahgefecht, wer sich nicht eingraben konnte, war verloren. Unsere eigene Artillerie konnte unsere vordere Linie nicht sehen, schoss auch zu kurz. Die anderen Kompanien schossen teils über die 11. Kompanie hinweg. Schon hatten sich die vorderen Züge verschossen, Ersatz konnte nicht vorgebracht werden. Leutnant Vollrath lag 10 Meter links vom Feldwebel Dreyer, was dazwischen war, war tot oder verwundet. Die Russen winken, bald werden sie stürmen. Um 2 Uhr ist unsere schwere Artillerie aufgefahren und nimmt die feindlichen Verstärkungen unter wirksames Feuer. Volltreffer wirken gut, Gruppen von Russen fliegen in die Luft. Bald aber sind wir umzingelt, wir müssen zurück. Hierbei fällt Leutnant Vollrath. Um 3 Uhr lässt das feindliche Feuer nach. In 4 Sprüngen erreicht Dreyer die 12. Kompanie. Vor Hunger, Durst und Erregung bricht er zusammen. Feldwebel Scheller rüttelt ihn wach und gibt ihm Kaffee. Vize-Feldwebel Vogel ruft ihm die Meldung zu: Unser Kommandeur und viele Kameraden sind gefallen –

Vize-Feldwebel Platztasch der 12. Kompanie schreibt:

„Wir waren zunächst Reserve, schwärmten dann mit 2 Zügen ein, der 3. Zug blieb in Reserve neben der Straße im Graben. Wir erlitten schwere Verluste, doch wurden alle feindlichen Angriffe abgeschlagen. Links von uns bei 94 kamen die Russen weiter vor, sodass die 94er ihre Stellung weiter zurückbiegen mussten, wir wurden von links flankiert. Unsere rechte Flanke wurde Mittags angegriffen, doch fluteten die Russen wieder in den Wald zurück. Nachmittags wurde die Lage sehr ernst, da der Feind seine Vorstöße erneuerte. Da kroch unser tapferer Oberst mit Oberleutnant Weinert zum Reserve-Zug vor und sagte: „Wir müssen angreifen.“ Der Zug machte sich fertig. Oberst von Berg sagte alsdann: „Erst will ich mich überzeugen, wie es vorn aussieht“; beide Offiziere krochen weiter vor. Nach kurzer Zeit wurde nach hinten gerufen: “ Unser Oberst ist schwer verwundet, Sanitäter vor!“ Immer fühlbarer wurde der feindliche Druck, die Verluste mehrten sich. Ein Gegenangriff unterblieb. In der Dämmerung wurde befohlen, die Stellung langsam zu räumen, man kroch einzeln zurück. Wir sammelten uns in einem Wald und schanzten bei großer Kälte. Tote und Verwundete mussten wir zurücklassen.

Oberleutnant Weinert war mit wichtigem Befehl nach vorn gesprungen. Kaum hatte er ihn überbracht, da zerschmetterte ihm ein Infanteriegeschoss beide Knie. Unfähig sich fortzubewegen, brach er zusammen und starb am 20. an seinen Wunden. Auch Leutnant Krause fiel mit seinem Maschinengewehr-Zuge. Hier fiel auch Unteroffizier Seel der Maschinengewehr-Kompanie, der immer lustige Kamerad. Auch die Maschinengewehr-Kompanie war von 7 Uhr früh im Kampf. Über 70.000 Patronen hatten vier Gewehre verschossen. Petersen wurde durch Halsschuss verwundet. Zwei tapfere Gefreite, Eichhorn und Voigt, retteten in der Nacht die Gewehre, sie lagen 40 Meter vor der Front, von Leichen bedeckt. Oberst von Berg fiel dicht hinter der Msschinengewehr-Stellung. Bis zur Dunkelheit hat die Maschinengewehr-Kompanie ohne Offiziere ausgehalten und so eine Aufnahmestellung ermöglicht.“

Das II. Bataillon war inzwischen rechts vom III., in der westlichen Flanke, in schwerstem Kampf gewesen. In Jasionna hatte die 6. Kompanie von der nahen Waldspitze her sehr heftiges Feuer erhalten, das von 6. und 7. Kompanie erwidert wurde. Der Feind verstärkte dauernd von Südwesten, die 5. Kompanie verlängert daher rechts. Da der Russe gegen 7.30 Uhr in der Flanke vorstieß, wurde auch die 8. Kompanie eingesetzt und der Division die drohende Umfassung gemeldet. Daraufhin sollte Infanterie-Regiment 71 östlich Janowice zur Entlastung vorgehen. Die Ausdehnung des II. Bataillons betrug schon fast 1.200 Meter. Neuer Feind setzte bei Zalesie zum flankierenden Angriff an. Unser Artillerie-Feuer wirkte erleichternd. Um 9 Uhr flankierten feindliche Maschinengewehre im Wiesengrunde unsere 5. und 7. Kompanie und schossen bereits im Rücken. Schon näherte sich der Russe auf 50 Schritt durch das Dorf. Schwere Verluste traten ein, Munition fehlte. Der Russe drang in die Gehöfte, es kam zum Bajonettkampf. Die 5. und 6. Kompanie gingen zurück, die 8. Kompanie nahm nach 9 Uhr eine Aufnahmestellung am Waldrand westlich Jasionna. Im Walde kämpfend ging das II. Bataillon über die Straße Ludowinka-Janowice zurück. Im nördlichen Walde machten die restlichen 120 Mann des Bataillons mit Teilen Infanterie-Regiment 71 Front. Der Feind folgte bis zur Straße, seine weiteren Angriffe waren erfolglos. In den ersten Nachmittagsstunden war der Feind überall zum Stehen gebracht. Leutnant Mitthauer und Offizier-Stellvertreter Lauterbach kamen verwundet in Gefangenschaft. Das II. Bataillon hatte 36 Tote (1 Offizier), 221 Verwundete, Beute 10 Gefangene. Die Reste der 5. und 6. Kompanie bildeten Kompanie Kolb, 7. und 8. Kompanie Köhler. Die 11. Kompanie, welche allein 2 Offiziere, 103 Mann verloren hatte, hob ausgehungert und seelisch mürbe am Waldrand eine Verteidigungsstellung aus. Reservist Weidemann und Schindhelm holten freiwillig die 2 Stunden zurückstehenden Feldküchen heran. Oberstleutnant Kumme übernahm den Befehl über das Regiment und gab um 4 Uhr dem III. Bataillon und der Maschinengewehr-Kompanie den Rückzugsbefehl. Feldwebel Höhn schreibt:

„Mit Offizier-Stellvertreter Büttner verließ ich zuletzt die Stellung, um das Maschinengewehr-Material zu bergen. Da starkes Feuer auf der Straße lag, mussten wir über die Leiche unseres lieben Obersten kriechen, ein Versuch, ihn mitzunehmen, scheiterte an vollständiger Entkräftung; wir hatten 2 Tage lang fast nichts gegessen. Als tapferer Offizier, der immer zwischen seinen 95ern war, ist er an der Spitze des Infanterie-Regiment 95 gefallen. Alle, die diesen ritterlichen Offizier kannten, werden ihm ein ewiges Andenken bewahren! – “

Die Lage des Grabes von Walter Schievelbein ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Siehe auch die Verlustliste der Ordensbrüder der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland: http://www.denkmalprojekt.org/2015/vl_ordensbrueder-der-grossen-landesloge-der-freimaurer-von-deutschland-l-z.html 

Leutnant der Reserve Walter Schievelbein

Sonderbeitrag: Leutnant der Reserve Friedrich Voß

Der Soldat Friedrich Voß wurde am 22.08.1884 in der Stadt  Ribnitz im heutigen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 11. Kompanie des 95. Infanterie-Regiment. Am 25.05.1916 fiel er im Alter von 31 Jahren. Er wurde während der Schlacht um Verdun an der Höhe 304 bei Béthincourt getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Friedrich Voß berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Am 25.05. rückten II. und III. Bataillon wieder in Stellung. Kaum angekommen, setzte gegen III. Bataillon ein starker feindlicher Angriff ein, der aber nach ½stündigem Kampfe glatt abgeschlagen wurde.

Man begrub Friedrich Voß nach der Überführung seines Leichnams in die Heimat auf dem Friedhof Ribnitz-Damgarten-OT Ribnitz-Schleusenb. in Block II Grab Sagab.

Leutnant der Reserve Friedrich Voß

Sonderbeitrag: Hauptmann der Reserve Wilhelm Zernecke

Der Soldat Wilhelm Zernecke stammte aus Neidenburg in Masuren (seit 1945 polnisch: Nidzica). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann und Führer des II. Bataillons des 95. Infanterie-Regiments. Am 08.10.1918 fiel er in Frankreich bei Lesdain.

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Zernecke berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Ehe am 08.10. um die gewohnte Zeit die eigene Artillerie das morgentliche Vernichtungsfeuer schießt, werden um 5 Uhr 30 vom Engländer in breiter Front rote Leuchtkugeln abgeschossen, die deshalb verwirren, weil rot bei uns das Zeichen zum Vorverlegen des Feuers ist. Schlagartig setzt feindliches Trommelfeuer ein, das gleichzeitig mit großer Dichte auch auf den rückwärtigen Stellungen und den Batterien liegt. Es ist wieder mit Nebelgranaten untermischt, sodass für geraume Zeit jede einzelne Gruppe in der Abwehr auf sich allein angewiesen ist und nicht beobachten kann, was beim Nachbarn vor sich geht. Im Gegensatz zur bisherigen Taktik tritt der Engländer zugleich mit dem Einsetzen des Trommelfeuers an und folgt unmittelbar der Feuerwalze. Die vor dem Regiment liegenden Bayern sind offenbar überrannt worden. Zusammen mit einzelnen Flüchtlingen erscheint der Engländer in dichten Wellen vor dem rechten Flügel. Die tapfer sich wehrenden 3./95 unter Leutnant der Landwehr Briesen mit dem vielfach bewährten Vizefeldwebel Machalett und Sergant Prein wird im Nahkampf durchbrochen. Die 2./95 unter Leutnant der Reserve Trox kann sich frontal halten, bis sie von beiden Seiten umfasst auch von rückwärts angegriffen wird. Ähnlich geht es der 11./95 unter Leutnant der Reserve Heithecker, der nach vollendeter Umfassung zusammen mit dem verwundet weiter fechtenden Vizefeldwebel Winschuh die Reste der Kompanie in die Artillerieschutzstellung zurückbringen kann. Noch etwas später, erst um 7 Uhr 30, muss die 9./95 unter Leutnant der Reserve Wessels ihre Linie aufgeben, nachdem die Maschinengewehr-Munition verschossen ist. Am Nordflügel hat die nur mit Gewehren ausgerüstete Minenwerfer-Kompanie einen Verzweiflungskampf zu führen, nachdem die daneben eingesetzten 2 Maschinengewehr-Züge des bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 21 in Gefangenschaft geraten sind. So wird die Minenwerfer-Kompanie umfasst und aufgerollt. Am linken Flügel noch vorwärts Lesdain halten sich 2 Gewehre der 2. Maschinengewehr-Kompanie, bis die Bedienungsmannschaft im Massenangriff aus dem Rücken niedergemacht ist. Ehe noch diese Kämpfe in der Zwischenstellung erledigt sind, ist der Feind unter Umfassung nördlich über Seranvillers und südlich durch Lesdain vor den Flügeln der Artillerieschutzstellung erschienen, wo er unter schweren Verlusten aufgehalten wird, insbesondere durch das Maschinengewehr des Vizefeldwebels Marschall von der 1. Maschinengewehr-Kompanie. Aber auch hier bringt die beiderseitige Umfassung von den rückwärtigen Flanken die Entscheidung.

Der größte Teil des Regiments mit sämtlichen Bataillonsstäben ist in diesen Stunden aufgerieben, tot, verwundet oder gefangen. Nur ganz geringe Trümmer des Regiments können sich auf den Höhen nordöstlich Esnes um den Regimentsstab sammeln und mit den Resten von Infanterie-Regiment 94 dem weiteren englischen Vorstoß Einhalt gebieten. Der Regimentskommandeur Major Freiherr von Wangenheim übernimmt den Befehl über die Infanterie des Divisionsabschnittes, der durch 2 Radfahrerkompanien und eine Maschinengewehr-Kompanie des Jäger-Regiments 9 in den letzten Vormittagsstunden verstärkt wird. Abends werden dann die Trümmer des Regiments herausgezogen und hinter Solesmes gesammelt.“

Die Lage des Grabes von Wilhelm Zernecke ist unbekannt.

Wilhelm Zernicke

Sonderbeitrag: Leutnant der Reserve Otto Wrede

Der Soldat Otto Wrede wurde am 24.05.1888 in Schermcke geboren, einem Ortsteil der Stadt Oschersleben im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 1. Batterie der 1. Garde-Feldartillerie-Regiments. Am 10.09.1916 fiel er während der Schlacht an der Somme bei Puisieux.

Über den Todestag und die Todesumstände von Otto Wrede berichtet die Regimentsgeschichte des 1. Garde-Feldartillerie-Regiment:

„10.09.1916 Die Nacht war unruhig und morgens streut der Feind das Hintergelände ab und macht mehrere Feuerüberfälle, während seine Infanterie schanzt.

Gruppe Nord muss ihr entbehrliches Feuer zur 54. Reserve-Infanterie-Division herüberschwenken, da der Feind versucht, sich in den Besitz des westlichen Marrieres-Gehölzes zu setzen. Dies soll nach Meldung A. V. D.s 106. Reserve-Infanterie-Brigade von uns nicht besetzt sein.

3.10 Uhr nachmittags ist der Feind in das Wäldchen eingedrungen. Kräftiges Sperrfeuer dorthin, worauf keine Vorstöße mehr erfolgen.

Abteilungs-Kommandeur vom Dienst, Oberst Graf Zech, bereinbart mit Abteilungs-Kommandeur 13. Infanterie-Division, General von Groddeck, eine Neueinteilung der Artillerie. 13. Feldartillerie-Brigade soll am 13.09. Gruppe Süd übernehmen.

Es ist tagsüber sehr neblig, weshalb stündlich 60 Schuss Störungsfeuer pro Batterie abgegeben werden. Leuchtkugelposten sind neu besetzt.

Die beiderseitigen Flieger sind trotz der Unsichtigkeit unterwegs.

Nachts ist die feindliche Artillerie wieder sehr tätig und beschießt unsere vordere Linie, Anmarschstraßen, Batteriestrellungen, Ortschaften usw.

Wir erwidern kräftig.

Munitionsverbrauch: 3.900 Schuss.

4. und 5. Batterie haben je einen Verwundeten..“

Man überführte den Leichnam von Leutnant Otto Wrede in seine Heimat und begrub ihn auf dem Friedhof Schermcke in einem Einzelgrab. Das Grab existiert noch heute.

In Oschersleben gedenkt man Otto Wrede noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2021/oschersleben-bode_chronik_lkr-boerde_wk1_sa.html

links: Leutnant der Reserve Wrede vom 1. Garde-Feldartillerie-Regiment bei Puisieux, gefallen am 10.09.1916