Sonderbeitrag: Graf Friedrich von Spreti

Bei meinen Recherchen zu einem Gefallenen des bayerischen Leib-Infanterie-Regiments stieß ich auf das Schicksal von Graf Friedrich von Spreti.

Graf Friedrich von Spreti wurde am 31.01.1870 in München geboren. Er war Adjutant des Prinzen Heinrich von Bayern. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann und Chef der 11. Kompanie des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments. Am 27.08.1914 fiel er im Alter von 44 Jahren bei Nossoncourt (Volksbund: Donciéres).

Nossoncourt

Über den Todestag und die Todesumstände von Graf Friedrich von Spreti berichtet die Regimentsgeschichte des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments:

„27. August 3.30 Uhr vormittags geht der Regimentsstab in seinen Unterstand. Unter „Unterstand“ verstehe man hier einen nassen Straßengraben, darunter ein Brett und darauf ein paar von einem Apfelbaum gepflückte Zweige. In diesem Unterstande liegend, fühlte man sich aber köstlich geborgen gegen jederlei Gefahr. Allmählich wird es hell, doch unablässig strömt der Regen. Wir erkennen, wie ungünstig unsere Bataillone in den nachts übernommenen Stellungen liegen. Ab 10 Uhr vormittags schlägt heftigstes Artilleriefeuer von drei Seiten auf uns ein; meist ist es schwere Artillerie, die uns aufs Korn nimmt. Feindliche Infanterie ist aber nirgends sichtbar. Das II. Bataillon in Nossoncourt kann sich halten, das III. Bataillon dagegen auf der Höhe nordostwärts Nossoncourt liegt dort unter derart schwerem Artilleriefuer, dass es Major Epp auf die Höhe östlich Bazien zurücknimmt. Herrgott, was ist es bedrückend, stundenlang untätig in schwerem Artilleriefeuer zu liegen, zusammengeschossen zu werden und sich nicht wehren zu können! Was ist denn eigentlich mit unserer Artillerie? Warum schießt sie nicht? Wenn wir damals geahnt hätten, dass unsere Artillerie, jetzt in den ersten Tagen des Krieges schon, empfindlich an Munitionsmangel litt! Leider hatte sie aber auch schon schwere Verluste gehabt, die wohl auch darauf zurückzuführen waren, dass die Batterien grundsätzlich, wie im Manöver, stets auf den höchsten Höhen in Feuerstellung gingen. –

2 Uhr nachmittags kam der Befehl zum Angriff. Wie eine Erlösung wurde er begrüßt. In schärfstem feindlichem Artilleriefeuer geht es vorwärts. Schon liegt Nossoncourt hinter uns, als nunmehr auch aus dem vor uns liegenden Waldgelände Infanterie uns unter Feuer nimmt. Hauptmann Freiherr von Stengel und Leutnant der Reserve Matthaei werden verwundet. Um sich dem „Bois de la Grande Coinche“ zu nähern, muss eine breite Wiesenmulde überschritten werden. Die Bataillone führen ihre Bewegung wie bei einer Regimentsbesichtigung aus. Bald springt hier eine Schützenlinie vor, bald dort; hier wiederum sieht man einen geschlossenen Zug vorstürzen, dort schleicht sich ein Zug in Reihenkolonne vorwärts. Und alle haben daselbe Ziel, das Bois de la Grande Coinche, das heute noch unser werden soll.Bei blutrot untergehender Sonne treten die Bataillone zum Sturme an. Der Wald ist erreicht; hier und dort dringen Kompanien hinein. Wildes Geschieße allerorts. Der 6. Kompanie kommen 50 Franzosen unter Führung eines Offiziers, der eine weiße Fahne trägt, entgegen; sie haben die Gewehre umgehängt und sagen, sich ergeben zu wollen. Im gleichen Augenblick aber knallen aus Büchsen und von Bäumen herab wohlgezielte Schüsse auf die sorglosen Leiber; viele von ihnen wälzen sich in ihrem Blute. Die überlebenden Kameraden aber zahlen dem Feinde den meuchlerischen Überfall gebührend heim, und bald war die Rechnung wieder quitt.

Als letzte der Kompanien drang die 11. Kompanie, die sich der Regimentsführer als Reserve zurückbehalten hatte, in den Wald. Hiebei fand der sie begleitende Führer des III. Bataillons, der tapfere und allseits beliebte Hauptmann Graf Spreti, durch ein verlorenes Geschoss den Heldentod. Während nun alle Leiberkompanien im Walde verschwunden waren, standen unsere beiden Nachbarabteilungen, das 20. und 2. Infanterie-Regiment, noch im Kampfe vor dem Walde. Lange noch tobte, auch längst noch nach eingebrochener Dunkelheit, das Infanteriefeuer, und grausig klangen die Salven, mit denen die Franzosen unsere vorwärtsdrängenden Kompanien überschütteten. 11 Uhr abends endlich ließ das Feuer nach; nun war es aber auch an der Zeit, dass der Regimentsführer seine Bataillone wieder fest in die Hand bekam. Er nahm daher einige rückwärtige Kompanien aus dem Walde heraus; am Waldrand sammelten sie. Sie sangen die Wacht am Rhein; und von hier, von dort ertönte das Lied als Antwort auch aus dem Walde. So war geklärt, wo unsere Kompanien standen. Auch der Feind tat uns den Gefallen und tat uns seine Lage kund durch den Gesang der Marseillaise. Allmählich wurden alle Kompanien aus dem Walde zurückgenommen; unter dem Schutze schwacher, im Walde belassener Posten sammelten und ordneten sich die Bataillone unmittelbar am Waldrande und legten sich hier todmüde zur Ruhe. Vorher aber noch beerdigten wir unsere Toten, und die 11. Kompanie zimmerte ihrem toten Chef im trüben Licht eines brennenden Reisighaufens ein kunstvoll Kreuz. Beim Regimentsstabe wurden die Verwundeten, etwa 100 an der Zahl, zusammengetragen. Doch keiner unserer Ärzte war da. Diese hatten heute Morgen schon vollauf zu tun und hatten den Anschluss an das Regiment verloren. So halfen wir denn den Verwundeten selbst, so gut es ging, reichten ihnen Wasser, betteten sie auf herbeigeschafftes Stroh und legten Notverbände an. Ganz besonders hat sich um sie die ganze Nacht hindurch der Vizefeldwebel der Reserve von der Osten verdient gemacht und ihnen manch Liebeswerk getan. – Die gestrigen und heutigen Kämpfe hatten kund getan, dass wir nunmehr an das Vorgelände des hervorragend zur Verteidigung eingerichteten französischen Festungsgürtels angeprallt waren. In dieses weiter vorzustoßen wäre ohne stärkste Artillerieunterstützung Wahnsinn und nutzlose Aufopferung gewesen. Aber auch operativ kam ein weiteres Vorgehen gegen das Festungsgelände nicht mehr in Frage. So galt es denn jetzt nur mehr, die erreichten Stellungen zu behaupten.“

Man begrub Graf Friedrich von Spreti auf dem Soldatenfriedhof Bertrimoutier in Block 1, Grab 223.

In Obersendling gedenkt man Graf Friedrich von Spreti noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2022/obersendling-schuetzen_stadt-muenchen_wk1.html

Graf Friedrich von Spreti

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 552: Michael Gröbl

Der Gefreite Michael Gröbl stammte aus Ettal in Oberbayern. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Kavallerie-Ersatz-Abteilung des I. Armee-Korps. Am 05.10.1914 (Fehler auf Sterbebild) fiel er im Alter von 27 Jahren bei Varvinay in der Näher von St. Mihiel.

Michael Gröbl wurde auf dem Soldatenfriedhof St. Mihiel, Block 1 Grab 141 begraben, zusammen mit seinem Regiments-Kameraden, dem Reiter Franz Scheidhammer, gefallen am gleichen Tag.

Seine Heimatgemeinde gedenkt noch heute Michael Gröbl auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/ettal_1870-71_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Michael Gröbl
Rückseite des Sterbebildes von Michael Gröbl

 

Der theoretische Weg von Michael Gröbl von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab: