Der Soldat Georg Straßer wurde am 11.09.1889 geboren und stammte aus Samping, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Erlbach. Im Ersten Weltkrieg diente er als Tambour in der 1. Kompanie des 26. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 01.06.1918 fiel er während der Schlacht bei Soissons und Reims bei Ville-en-Tardenois und der Erstürmung des Courmontwaldes im Alter von 29 Jahren Brustschuss 39 Monate Kriegsdienst.
Über den Todestag von Georg Straßer berichtet die Regimentsgeschichte des 26. bayerischen Infanterie-Regiments:
„In den Morgenstunden des 01.06. tritt das Regiment befehlsgemäß zum Angriff an. Die vorderen Wellen werden aber alsbald vom völlig unerschütterten Feind durch heftiges Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer zu Boden gezwungen. Der Regimentskommandeur stellt daher zunächst das weitere Vorgehen ein und befiehlt Eingraben in den erreichten Linien. Aus dieser Stellung wird mit Tagesanbruch die eingehende Erkundung des Vorgeländes weiter fortgesetzt. Es ergibt sich, dass das rechte Anschluss-Regiment, 27. Infanterie-Regiment, erst den Höhenrücken ostwärts Romigny erreicht hat, dass ferner die linke Anschlussdivision, 232 Reserve-Division, noch nicht vorgekommen ist. Das Regiment erhält aus ostwärtiger Richtung, insbesondere vom Höhenrücken nördlich Cambrecy her, heftiges Flankenfeuer.
Das feindliche Artilleriefeuer, unterstützt durch feindliche Erkundungsflugzeuge, liegt im Laufe des Vormittags des 1.6. mit sich steigernder Heftigkeit auf dem vom Regiment erreichten, fast deckungslosen Gelände. Die Verluste sind erheblich, insbesondere beim linken Flügelbataillon. Die Lage für das Regiment ist wenig beneidenswert und erfordert seitens der Führung besondere Aufmerksamkeit.
Gegen 12 Uhr mittags trifft Divisions-Befehl ein, wonach der Angriff nach 1/2 stündiger Artillerie-Vorbereitung fortzusetzen ist. Die hierzu erforderlichen Befehle sind ebenso ausgegeben. Da setzt gegen 2 Uhr nachmittag ein das bisherige weit übersteigendes Trommelfeuer der feindlichen Artillerie auf unsere Stellung, auf Ville-en-Tardenois, wo sich der Divisions- und Brigade-Stab inzwischen eingefunden hat, sowie auf das Rückengelände ein. Die hierdurch verursachten schweren Verluste scheinen eine Fortsetzung des Angriffs vorerst nicht mehr zu ermöglichen.
Eine Lage schlägt in der Regiments-Befehlsstelle ein, verwundet den Regiments-Kommandeur und den Führer des Reserve-Bataillons, Hauptmann Ruepach, tötet mehrere Leute des Stabes. Die Lage steht auf des Messers Schneide. Da eilt der Regiments-Kommandeur, noch blutüberströmt und nur mit Notverband versehen, in die vordere Linie, ihm schließt sich der 1. Generalstabsoffizier der Division, Hauptmann Pflaumer, an. Das persönliche, unerschreckene Beispiel des hochverehrten Führers wirkt beruhigend und belebend. Zudem beobachtet der Regiments-Kommandeur nunmehr, dass das durch Feuer wenig belästigte 27, Infanterie-Regiment eben zum Angriff ansetzt. Mit raschem Entschluss gibt er jetzt den Angriffsbefehl. I/26. hat sich im Anschluss an das 27. Infanterie-Regiment vorzuarbeiten, links davon geht III./26 anstelle des durch besonders schwere Verluste stark geschwächten II./26. vor. II./26. folgte als Regiments-Reserve hinter dem linken Flügel des Regiments. Die Begleitbatterie ist infolge starker Verluste an Mann und Pferd nicht mehr verwendungsfähig.
Und schon geht das Regiment, vorgerissen durch das hervorragende persönliche Beispiel seines Kommandeurs, in unaufhaltsamem Angriff gegen die sich zäh verteidigenden Senegalneger vor und gewinnt zunächst mit den westlichen Teilen des Regiments den Courmontwald. Bald ist der Feind geworfen und in unerbittlichem Nachstoß im Kampf gegen zahlreiche versteckte Maschinengewehr-Nester und Baumschützen der Südrand des Waldes erreicht.
Hier ordnet der Regiments-Kommandeur persönlich die im Waldkampf stark durcheinander gekommenen Verbände. I./26 steht mit Front nach Süden und Südosten, anschließend daran übernimmt II. Bataillon ostwärts der Straße Ville-en-Tardenois – Boujacourt die Sicherung gegen die vom Feind noch stark besetzte Höhe nördlich Boujacourt. III. Bataillon wird als Regimentsreserve zunächst hinter dem I./26 bereitgestellt. Der Courmontwald wird von feindlicher Artillerie dauernd unter heftigem Artillerie-Feuer gehalten.
Ein blutiger Kampftag geht zur Neige. Das Regiment hat die schwierigen Kampfverhältnisse des westlichen Kriegsschauplatzes gleich beim ersten Einsatz in vollstem Umfange zu kosten bekommen. Die Verluste sind erheblich, namentlich auch die Ausfälle an Führern. Aber es zeigt sich, dass die Ausbildungszeit im Osten nicht vergeblich war. Führer und Mann haben sich den schweren Anforderungen voll gewachsen gezeigt.“
Die Lage des Grabes von Georg Straßer ist offiziell unbekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Bligny begraben wurde, wo die meisten Opfer der Ortschaft Ville-en-Tardenois begraben wurden.