Sonderbeitrag: Leutnant Hilarius Huppert

Der Soldat Hilarius Huppert wurde am 16.06.1894 in der Gemeinde Gundersheim im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve im 95. Infanterie-Regiment. Am 13.11.1916 fiel er im Alter von 22 Jahren in Nordfrankreich bei Grandcourt an der Somme.

Über den Todestag und die Todesumstände von Hilarius Huppert berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:

„Angriff der Engländer

In der Nacht zum 13.11. zog sich ein undurchdringliches Nebelmeer langsam lastend über das Gelände. Dicht wallende Schwaden wogten gespenstisch durcheinander, alles in sich verhüllend. Die Posten standen wie verloren von diesen unheimlichen Nebelwänden umfangen und starrten verzeifelt in das weißgraue Gewoge; keiner sah und hörte den anderen mehr, der Nebel ließ kaum auf 5 Schritte etwas erkennen.

Unruhig flackerte fast die ganze Nacht hindurch das Artilleriefeuer über die Stellungen hin, bis es gegen Morgen langsam verstummte. Alle Sinne gespannt, lauschten die Posten in die unheimliche Stille hinein, die da lauernd in den Nebel hing.

Da – gegen 6.30 Uhr morgens – brüllte ein gellender Donnerschlag auf. Feurige Blitze zuckten weit im Umkreis an der englischen Artillerielinie entlang, und lechzend heulte der Eisenhagel von allen Seiten heran. Berstende Einschläge überall, Flammen schießen durch Nebelfetzen, Eisensplitter fegen gierig daher in tollem Wirbel! „Alarm!“ gellt es in die Stollen hinunter, „Alarm!“ gellt es durch die Grabenreste. Zwanzig Minuten nach dem Ausbruch des Feuerorkans hastet atemlos der Leutnant der Reserve Schröder von der 1. Kompanie in den Regimentsgefechtsstand und überbringt die letzte Meldung des Hauptmanns Caesar: die im neuen Schwabenriegel und Serbenweg liegenden Teile der 1. und 2. Kompanie sind unter schwerstem Feuer verschüttet, ein Angriff scheint unmittelbar bevorzustehen!

Allmählich verlegt der Engländer seine Feuerwalze sprungweise vor und riegelt besonders die Artillerieschlucht am linken Flügel des Regimentsabschnitts bis zum Regimentsgefechtsstand Grandcourt hermetisch ab. Aus den vorderen Gräben des III. und I. Bataillons knattert Gewehrfeuer, überpeitscht von rasselnden Serien der Maschinengewehre, dann wird es langsam still. Der undurchdringliche Nebel erstickt jedes Leuchtsignal, die Telefon-Verbindung ist längst zerrissen. Im Rücken der Stellung liegt das unüberschreitbare Sumpfgelände der Ancre! Der Regimentskommandeur, Oberstleutnant von Selle, sendet daher besorgte Läufer auf Läufer nach vorn, um Näheres zu erfahren; keiner kommt zurück. Bange Stunden verstreichen. Gegen 10 Uhr bringt endlich eine Meldung des I. Bataillons der 144er, das in der Nacht das in Stellung befindliche Bataillon 91er abgelöst hatte, etwas Licht in das Dunkel: der Feind hat einige 100 Meter Gelände gewonnen, kurz vor dem Regimentsgefechtsstand 95 haben jedoch die Angreifer halt gemacht, weil sie selbst im dichten Nebel keine Orientierung finden können. Oberstleutnant von Selle und sein Stab hatten vor dem Gefechtsstand mit Gewehr, Revolver und Handgranaten das Herankommen der Engländer erwartet. Sie blieben aber aus! Über die Besatzung der deutschen vorderen Linie und ihr Schicksal ist indes noch nichts bekannt. Oberstleutnant von Selle versucht erneut, mit seinen beiden Stellungsbataillonen die Verbindung aufzunehmen. Er beauftragt Leutnant Limprecht und Musketier Albrecht, neue Gefechtsanweisungen nach vorn zu bringen; nach längerer Zeit kehren jedoch beide unverrichteter Dinge zurück; das englische Sperrfeuer macht ein Durchkommen unmöglich. Spätere Verbindungspatrouillen bleiben vermisst. Der Nebel ist inzwischen einem trüben Tag gewichen.

In den ersten Nachmittagsstunden erhält der Msschinengewehr-Offizier beim Stabe, Rittmeister Holtz den Befehl, mit einigen rasch herangezogenen Kompanien der Regimenter 144 und Ersatz 29 die verlorene Stellung gegen 8 Uhr abends wiederzunehemn. Bei Einbruch der Dämmerung wird im übrigen der Leutnant der Reserve Georgi der 4. Kompanie mit einigen Gruppen nach vorn geschickt, um den beiden Stellungsbataillonen, falls sie noch da sind, Befehle über dne geplanten Gegenangriff überbringen. Leutnant Georgi arbeitet sich durch das schwere Sperrfeuer hindurch und kommt bis auf wenige Schritte an die alte deutsche Linie heran, als er plötzlich aus den Gräben heraus heftig beschossen wird. Er stellt fest, dass der Feind die ganze deutsche Stellung bis St. Pierre Division dicht besetzt hat. Unteroffizier Alban überbringt diese Meldung dem Regiment.

Damit war dem geplanten Vorstoß die Aussicht auf Erfolg genommen. Ein Angriff auf die ausgedehnte deutsche Linie konnte nur mit starken Kräften zum Ziele führen; diese standen aber nicht zur Verfügung. Auf die Mitwirkung der beiden Stellungsbataillone durfte offensichtlich nicht mehr gehofft werden, die 3 Kompanien 144er und 29er, die verfügbar waren, zählten kaum die Hälfte ihrer normalen Stärke; 2 weitere Kompanien 29er, mit deren rechtzeitigem Eintreffen man gerechnet hatte, waren noch nicht angekommen.

So musste auf den geplanten Gegenstoß verzichtet werden, dessen Gelingen in völliger Dunkelheit ohnehin mehr als zweifelhaft gewesen wäre, da der größte Teil der Truppen im Angriffsgelände vollkommen fremd, überdies durch den schwierigen Anmarsch stark erschöpft war. Rittmeister Holtz wurde daher angewiesen, von dem Vorstoß Abstand zu nehmen und dafür mit seiner Abteilung eine vom Westausgang Grandcourt bis an die Straße Thiepval-Grandcourt heranreichende Stellung zu beziehen. Oberstleutnant von Selle musste auf direkten Befehl der Division den gefechtsstand am Westausgang von Grandcourt aufgeben, da dieser nunmehr für die Gefechtsführung unmöglich geworden war. Der Regimentsgefechtsstand wurde daher am 14. November an den Ostausgang von Grandcourt verlegt..“

Man begrub Hilarius Huppert auf dem Soldatenfriedhof Neuville-St.Vaast in einem Massengrab.

Leutnant Hilarius Huppert