Sonderbeitrag: Die Predigt [Trauerrede] für Franz Galgenmüller

Der Soldat Franz Galgenmüller wurde am 03.09.1892 in der bayerischen Gemeinde Unterfahlheim geboren. Er war angehender Priester (cand. theol.) im königlichen Georgianum München. Im Ersten Weltkrieg diente er als Offiziersstellvertreter und Offiziersaspirant im 15. bayerisches Infanterie-Regiment . Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und mit dem Bayerischen Verdienstkreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet. Am 14.04.1917 fiel er im Alter von 24 Jahren bei Sissonne während der Kämpfe an der Aisne.

Der Text der Trauerrede von F. X. Hartmann, Domprediger in Augsburg:

„Hochansehnliche Trauerversammlung!

Meine lieben Landsleute!

Schwer spricht sich der Schmerz. Er macht den Menschen förmlich verstummen. Und doch muss das Lied von dem braven Mann erklingen, der am 16. August auf Frankreichs heiß umstrittenen Boden, im großen Entscheidungskampf um Deutschlands ganze Zukunft auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Der Schmerz um ihn ist tief und innig, die Teilnahme allgemein und überwältigend, im stillen Heimatdörflein und draußen in den Schützengräben, bei „kleinen Leuten“ und bis hinauf in die höchsten Kreise. Auch unser hochwürdiger Oberhirte, obwohl serlber erkrankt, bezeugt sein Beileid. Aus ganz Deutschland und Österreich, aus der Schweiz treffen Teilnahmekundgebungen ein. Unsere Trauer gilt einem tapferen Helden, einem stets hilfsbereiten Kameraden und treuen Freunde, einem strebsamen Jünger der Wissenschaft, einem vielversprechenden Theologen, einem ausgezeichneten Bruder und edlen Sohn, dem Offizierstellvertreter Herrn Franz Galgenmüller von Unterfahlheim, Ritter des Eisernen Kreuzes, Inhaber des Bayerischen Verdienstkreuzes mit Krone und Schwertern, Kandidaten der Theologie im königlichen Georgianum in München.

Mir ist die harte, wenngleich ehrenvolle Aufgabe geworden, ihm in der Heimatkirche das letzte Wort widmen zu dürfen.

Vor seinem Ausmarsch (am 1. März 1916) hat mich der junge Feldgraue, der einst bei meiner Primiz und sonst noch öfters als Ministrant diente, den ich seinerzeit zur Aufnahmeprüfung ans Gymnasium vorbereitete, den ich fortan sozusagen an Leib und Seele habe wachsen sehen (wenn er falle), um die Trauerrede. Zur Antwort versprach ich ihm die Primizpredigt. Indes, statt ihn auf dem Kirchgang ins Heiligtum zu begleiten, muss ich euch jetzt an ein Heldengrab im Feindesland führen: Ein Grab ist wie ein Altar, wo im herben Schmerze geopfert wird.

Im Soldatenfriedhof zu Sissonne sehe ich einen Hügel, auf den ich die Inschrift setzen möchte: „Wanderer, hemme deinen Schritt und lüfte den Hut: Vergiss ein frommes Gebet nicht, ein Bayernheld hier ruht.“ Diesem jungen Helden gilt unsere Totenklage. Helden bejammert man nicht, Helden betrauert man, Helden ehrt man. Ein Kriegergrab bleibt der Stolz der Familie. „Ein Held ist, wer sein Leben Großem opfert“ (Grillparzen). Um deutschen Boden, deutschen Namen, deutsche Ehre zu verteidigen, schlug er sein Leben in die Schanze. „Noch hat der Franzose keinen Fußbreit Boden gewonnen,“ schreibt er am 13. April nach Speyer. Als er jedoch zwei Tage darauf seine Leute zum Gegenstoß führte, traf ihn die tückische Franzosenkugel. „Er ist gestorben als ein echter Held, als der er sich im Kampfe bewährt hatte.“ rühmt ihm sein Major nach. Und sein Leutnant versichert „dass in der Geschichte des Regiments auch der Name Galgenmüller mit goldenen Lettern verzeichnet sein wird.“ Was Wunder, dass seine tapfere Brust wohlverdiente Auszeichnungen schmückten und seine Beförderung zum Offizier unmittelbar bevorstand? Ein glänzendes Zeugnis für seine hervorragenden militärischen Fähigkeiten. Dabei war er – das verhehlen wir so wenig wie er selbst – einzig aus reinstem Pflichtgefühl, keineswegs aus Abenteuerlust, auch nicht aus bloßer Begeisterung Soldat. Die heutige Militärpädagogik erschien ihm, dem Idealisten, der noch nicht die Schwierigkeiten des Lebens erfahren, vielmehr in mehrfacher Beziehung reformbedürftig. Dazu kam noch, dass er den Wahnsinn eines Massenmordes im Kriege sowohl mit dem vernünftigen Denken als auch mit den Grundsätzen des Christentums, das eine Magna charta des Friedens und ein Programm der Liebe verkündet, fast nicht oder nur schwer vereinbaren konnte. Gewiss, Kriege wollen ist gottlos, Kriege machen verrucht, aber Kriege führen zur Abwehr ist heiliges Recht. Freilich, wenn wir alle, wir und unsere Feinde, ganze Christen wären, dann gäbe es keinen Krieg. Der Krieg ist der blutige Sohn der Sünde. Menschen haben mit ihren Leidenschaften den Weltbrand entfacht und nun soll Gott bereitstehen, ihn zu löschen? Heißt das nicht, den Schöpfer zum Diener des geschöpfes machen wollen? Dabei gibt es allenthalben noch Menschen, die noch nicht einmal angefangen haben, sich zu bessern und solche, die längst schon wieder damit aufgehört haben. Selbst der Schützengraben bildet keinen Wendepunkt in ihrem Leben und sogar das Eiserne Kreuz keinen Wegweiser zu neuen Bahnen. Das ist aber noch kein Heldentum, wenn ein Krieger nur im feindlichen Feuer Proben von Mut gibt, hinter der Front oder in der Ruhe aber sich von seiner Leidenschaft, wie Samson vom Weibe, besiegen lässt. Den Geist suchte Galgenmüller zu entfernen bei seinen Leuten. Als Korporal verwies er ihnen schmutzige Reden und zweideutige Lieder, durch welche unverdorbene Soldaten vergiftet werden und besprach mit ihnen öfters auch religiöse Angelegenheiten., die Zweifel und Rätsel, welche der Krieg aufgab und die nur Religion und Glaube lösen können. Abends betete er (wie ein Unteroffizier schrieb) gemeinsam in der Kaserne das Nachtgebet. „Beten sollt ihr, nicht fluchen“ riefb er beim Heulen und Krachen des Granathagels einem unwilligen Landsturmmann zu. Brauchen wir uns da zu wundern, wenn seine Leute ihm treu anhingen, wenn er besonders bei den alten Jahrgängen sich großer Beliebtheit erfreute, wenn ein herzliches kameradschaftliches Verhältnis sich unter ihnen herausbildete, wenn er mit einzelnen Regiments-Kameraden direkte Freundschaft schloss? Von einem gefallenen Freunde (Rainer Schmitz) sagte er: „Uns schlug einst in Treue ein einiges Herz, du warst mir lieb wie mein eigen Leben.“ Ein Nathanael, „an dem kein Falsch“ war, ein Jonathan von Gesinnung, unverdorben an Herz und Gemüt, war er schon im ersten Semester in seiner Korporation, dem deutschen katholischen Studentenverein Alemania, von seinen Bundesbrüdern am grünen Isarstrande ob seines schlichten, geraden Wesens hoch geschätzt. So ernst er auch war, fröhlicher Gesellschaft ging er nicht aus dem Wege. „Seine Größe war Bescheidenheit,“ schrieb eine edle Frau, nachdem sie ihn einmal gesehen und gesprochen. Diese Bescheidenheit war seines Charakters Stahlgehalt, und Treue deren Goldgehalt. Er hat sie bewiesen „bis in den Tod“; er starb in der treuen Erfüllung seiner Pflicht: „Wer in der Liebe bleibt“ und stirbt, „bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Sein Beispiel der Treue ist uns allen ein kostbares Vermächtnis und umgibt unsere Trauer um den Helden, Kameraden und Freund mit einer besonderen Weihe.

Durch den Heldentod unseres lieben Franz hat auch die Wissenschaft einen unersetzlichen Verlust erlitten. Nach dem Zeugnisse seiner ehemaligen Lehrer (Herr Oberstudienrat Steinberger, Günzburg) war er am Gymnasium ein strebsamer, tüchtiger Schüler. Besondere Vorliebe zeigte er für fremde Sprachen, deren er, wie er mir gelegentlich eines Besuches gestand, gerade 22 in Angriff genommen hatte. Als Musensohn an der Universität, dem Zentrum der Wissenschaft, arbeitete er mit Energie und Fleiß im semitischen und slavischen Seminar. Nicht ganz mit Unrecht nannte ihn daher Hansjakob, der verewigte Schriftsteller, „einen kleinen Mezzosanti“ (1774 – 1849) und eröffnete ihm die Perspektive „Sie haben so schlicht und klar geschrieben, dass Sie auch einmal Volksschriftsteller werden könnten.“ Er war auf dem besten Wege dazu: Proben seines literarischen Talentes gab er in den klassischen Schilderungen der selbsterlebten Kämpfen vor Verdun, die er im „Raphael“, der besten Jugendzeitschrift, die ich kenne, die im Kriege allmählich eine echte Soldatenzeitschrift geworden ist, in einer Reihe von Artikeln geboten hat. Auch als Dichter versprach er Großes und „begründete die Hoffnung, einst ein schwäbischer Hansjakob und ein katholischer Rosegger zu werden“ (Schmidinger) – Mit Foerster, dem bekannten Pädagogen, stand er bis zu seinem Tode im regen Briefwechsel. So konnte man die besten Erwartungen auf ihn setzen. Indes, „was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe, die der Mensch, der flüchtige Sohn der Stunde, aufbaut auf betrüglichem Grunde?“ Noch mehr als an unzählig anderen drängen sich an diesem Heldengrabe bange Warum-Fragen unserem Geiste auf. Warum hat Gott dem Leben dieses vielverheißenden jungen Mannes, der der katholischen Sache so reichlich hätte dienen können, ein so frühes und jähes Ende bereitet? Warum knickte er diese seltene Menschenblüte, noch ehe sie ihre volle Pracht entfalten konnte? Warum musste dieser lautere Charakter, um den so viele Tränen fließen, ein Opfer des Krieges werden? „Warum „der Stern, der erst am Aufgehen war“ (Schrönghamer-Heimdal) schon untergehen? Aber das Licht erlosch ja nicht: Es wurde wie die weiße Mette-Kerze nur hinter den Altar getragen: Es ist ein ewiges Licht im Himmel. Warum also starb er? Weil er reif war für den Himmel. „Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht.“ Nicht die Zahl der Jahre, sondern ihr Inhalt gibt dem Leben seinen Wert. Warum sterben gerade die Besten? Isabelle Kaiser, die schweizerische Handel-Mazetti, gibt darauf die bezeichnende Antwort, „die minderwertig Überlebenden werden dadurch gebessert“. „Was Gott fügt, das ist gut, sei`s Leben oder Sterben,“ sagt Franz in seinem „Nachlass“. Ob wir leben oder Sterben, wir sind des Herrn.“ Dieses Wort aus dem Römerbriefe legt neben den Quell unserer Zähren auch gleich das Tuch, um sie zu trocknen. Als ein Kind der göttlichen Vorsehung ging Franz durchs Leben. „Mein Los ist, wie es Gott gebeut“ und so mahnt er im vorhinein, „denk`, es ist im Herrn geschehen – er wird alles gleichen.“

Am Tage vor seinem Tode schrieb er mir: „Gott steht mir bei und so wird sich alles zum Besten wenden.“ Und gleichzeitig nach Donauwörth an seinen väterlichen Freund: „Unter des Herrn Fittichen wird mir kein Unheil geschehen.“ Die letzten Zeilen schrieb er noch am 16. April an seinen hochverehrten Direktor des Georgianums, einige Stunden vor seiner Verwundung: „Mitten aus der großen Abwehrschlacht heraus ehrfurchtsvolle Grüße. Eine heiße Woche liegt hinter mir. Mir hat Gott bis hierher wunderbar geholfen. Im Vertrauen auf seinen weiteren Beistand und auf das Gebet meiner lieben Georgianer Ihr ergebener Galgenmüller:“ Er baute auf denjenigen, dem schon David sein Hirtenlied gesungen: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil.“ –

Unsere trüben Augen vermögen gar oft Gottes Pläne nicht zu durchschauen. „So hoch der Himmel über der Erde, so hoch stehen Gottes Gedanken über den Menschen Gedanken.“ Wir sind ab und zu wie kleine Kinder, die ein Naschwerk, ja das Gift dem täglichen Brote vorziehen. Wir bauschen unsere Sonderwünsche zu Forderungen auf, deren Erfüllung uns unerlässlich scheint. Wir stehen mit unseren Gedanken auf dem kleinen Standpunkt des Diesseits: Gott, der unsterbliche König der Zeiten, urteilt von der Hochwarte der Ewigkeit aus. Die Ansichten der ewigen Weisheit und der menschlichen Beschränktheit gehen darum himmelweit auseinander, wenn es gilt zu entscheiden, „was für uns zum Besten gereicht!“ Was Gott tut, ist wohlgemeint.

Eine ehrenvolle Laufbahn in der Welt wäre dem sprachkundigen Studenten sicher gewesen. Nach einigem Ringen um seinen Beruf ließ er sich vom idealsten Fluge leiten: er wurde Theologe. „Ein vollgeschütteltes und gerütteltes Maß“ von Anlagen brachte er mit zu dem erhabenen Berufe. Es waren gut gewogen „fünf Talente“: Eine christliche Erziehung, die wertvollste Mitgift aus dem Elternhause, eine gediegene Frömmigkeit, die er im ersten Priesterseminar, auf dem Schoße der lieben Mutter lernte, ein goldenes Herz voller Güte und Liebe, eine rein bewahrte Jugend im Glanze der Unschuld. Nur einen Monat war er im Seminar. Der böse Krieg holte ihn heraus. Nach allem, was man von ihm sah und hörte, war er nach dem Zeugnisse seines Direktors (Herrn Universitätsprofessor Dr. Weigl) ein gottberufener Theologe, der zu den schönsten Hoffnungen in seinem freigewählten und mit voller Begeisterung festgehaltenen Berufe berechtigte. „Ich freue mich der Entfaltung seines Könnens und der inneren Kraft, mit welcher er sein Lebensziel festhielt,“ versichert sein Divisionspfarrer (R. P. Polykarp). Der Nachwuchs des katholischen Klerus hat durch den Verlust Galgenmüllers einen schweren Blutzoll bezahlt.

„Er hat am Altar das heilige Opfer nicht feiern dürfen, er ist aber doch im heiligen Opfergeiste gestorben,“ tröstet der Hohepriester auf dem Bischofsstuhle zu Speyer, der „Soldatenbischof“ Faulhaber in seinem höchst ehrenden Schreiben an die Hinterbliebenen. An sie erging das Wort, das einst Jehova zu Abraham gesprochen: „Bring` mir deinen Sohn zum Opfer.“ Er opferte sein Leben auf dem Altar des Vaterlandes; ihr, trauernde Angehörige, opfert ein Leben, das liebste und teuerste. Das heißt Primiz: Erstlingsopfer! Seht nur hin auf den blutigen Primizaltar des Kreuzes und ihr werdet von der Mutter des ewigen Hohenpriesters lernen, die blutenden Herzen als goldene Weihegeschenke neben dem Altar aufzuhängen. Im himmlischen Heiligtum, am goldenen Altare wird unser guter Franz, wie er vor seinem letzten Abschied sagte, „im Himmel droben Primiz feiern“, in jenem Dome, wo „Raphaelsche Lichtgestalten zum heiligen Dienst die reinen Hände falten“. Daran denket, wenn das Herz brechen will vor Leid und Vereinsamung und die „harte Rede“, „nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, nur schwer über die Lippen geht. Glaubet`s nur, liebe Heimatkinder, einmal im Unglück und in den Ölbergs- und Karfreitagsstunden zu beten: „Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden“ hat weit mehr Wert als im Sonnenschein des Glückes und der Freude tausendmal zu wiederholen: „Gottlob und Dank!“ Störet deshalb, ich bitte euch darum, die Ruhe unseres toten Helden nicht durch übermäßige Trauer! „Weinet nicht wie die, welche keine Hoffnung haben!“

Das Recht der Klage um einen so edlen Sohn und ausgezeichneten Bruder will ich gewiss nicht streitig machen. Er war ja „euer Stolz und eure Krone“, er war, was der junge Tobias seinen Eltern: „Das Licht der Augen, die Stütze eures Alters und der Trost eures Lebens.“ In einer Augsburger Zeitung zeigten unlängst Eltern den Heldentod ihres Sohnes an und setzten hinzu: „Das war der erste Kummer, den er uns bereitet hat.“ Ohne jede Übertreibung gilt das von eurem Sohne und Bruder, der das Vermächtnis seines guten Herzens und seiner treuen Liebe niedergelegt hat in dem ergreifenden Liede, das er vor Verdun gedichtet und mit der Adresse: „An meine Mutter“ versehen hat. Wenn du mir darum mit dem Psalmisten sagst: „Meine Seele ist voll des Jammers,“ so antworte ich dir mit dem Propheten: „Siehe, dein Sohn lebt.“ Euer Sohn und Bruder wird eure Freude sein in der Ewigkeit, wie er es gewesen in der kurzen Lebensfrist. Er ist „unter die Kinder Gottes gezählt und sein Anteil ist unter den Heiligen“, dieser Gedanke vermag den Trennungsschmerz zu mildern; er erhellt wie ein funkelnder Stern das Dunkel der Grabesnacht. In diesem Lichte erscheint uns das Grab nicht bloß als ein schauriges, ernstes Memento mori, sondern auch als ein liebliches Vergiss mein nicht: „Der Tod zerreißt nicht bloß die zarten Familienbande, er knüpft auch die zerrissenen wieder an. Die Liebe ist stärker als der Tod.

Hochansehnliche Trauerversammlung! „Nach der Heimat möcht`ich wieder.“ Die Sehnsucht klingt aus tausend Briefen, singt in tausend Liedern, lebt in tausend Herzen, schwebt auf tausend Lippen. Die irdische Heimat, an der Franz mit allen Fasern seines Herzens hing, von der er so schwer Abschied nahm, sah er nicht mehr. Am Pilgerstab wollte er, so schrieb er vom Felde, im Falle glücklicher Heimkehr nach Rom, der Ewigen Stadt, wallen. Nun ist er bereits in der ewigen Stadt Gottes, „wo es keine Träne, kein Leid und keine Trennung mehr gibt.“ Der große Herrgott, der sich von einem kleinen Menschenkind niemals an Großmut übertreffen lässt, der Ritter vom Kreuz hat ihm „die Krone des Lebens“ gegeben, die unendlich mehr wert ist als der Siegeskranz, den das dankbare Volk den heimkehrenden Kriegern flicht. Der ewige Feldherr hat den tapferen Streiter versetzt in die himmlische Walhalla und lässt uns zum Gruße sagen wie dem Petrus am Ostermorgen: „Ihr werdet ihn wiedersehen!“ Bis zu dieser Stunde ist allerding noch ein schwerer, einsamer Weg. Aber blicket hinauf zur Heimat über den Sternen. „Dort wird es einst tagen“, „dort findet die Seele die Heimat, die Ruh`“, am Vaterherzen Gottes. Nach einer „kleinen Weile“ wird dann buchstäblich zutreffen, was unser toter Bruder so oft gesungen, wenn er in Neu-Ulm, seiner Garnison, mit seiner Mannschaft durch die Straßen zog im gleichen Schritt und Tritt:

„In der Heimat, in der Heimat,
Da gibt`s. ein Wiederseh`n!“

Amen.“

Man begrub Franz Galgenmüller auf dem Soldatenfriedhof Sissonne in Block 9, Grab 197.

Trauerrede für Franz Galgenmüller