Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.698: Michael Bernlochner

Der Soldat Michael Bernlochner stammte aus Wall, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Warngau, und war Landwirt von Beruf. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 6. Kompanie des 2. bayerischen Infanterie-Regiments als Ersatz-Reservist. Am 07.09.1915 fiel er im Alter von 28 Jahren bei Mametz an der Somme durch ein Minensprengung.

Man begrub Michael Bernlochner auf dem Soldatenfriedhof Fricourt in einem Massengrab.

Sterbebild von Michael Bernlochner
Rückseite des Sterbebildes von Michael Bernlochner

Der theoretische Weg von Michael Bernlochner von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.697: Ludwig Hafner

Der Unteroffizier Ludwig Hafner stammte aus Bärndorf (Schreibfehler auf Sterbebild) und war der Sohn eines Landwirts. Er lebte in Einfürst, einem Ortsteil der bayerischen Stadt Bogen. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 15. Kompanie des 98. Infanterie-Regiments. Am 13.07.1915 fiel er im Alter von 23 Jahren durch einen Bauchschuss bei einem Sturmangriff bei Vauquois und Boureuilles vor Verdun in Nordfrankreich.

Über den Todestag von Ludwig Hafner berichtet die Regimentsgeschichte des 98. Infanterie-Regiments:

„13.07.1915 Nach Beginn der Sturmreifmachung der südlichen Stellung Fille morte – Höhe 285 (von 4.30 Uhr ab) liegen die Abschnitte des Regiments unter heftigem Artillerie- und Minenfeuer, wodurch die Gräben zum Teil verschüttet werden. Stündliche Feuerüberfälle der Franzosen werden nicht erwidert. Dagegen setzen diesseitige Feuerüberfälle um 8 und 11.30 Uhr vormittags ein im Zusammenhang mit dem Angriff des XVI. Armeekorps entlang der Römerstraße. Um letztere Zeit stürmte I. in 1 1/2 stündigem Handgranatenkampf die vor der 3. und 4. Kompanie liegenden Gräben im Anschluss an Infanterie-Regiment 135. (2., 3. 4. Kompanie in erster Linie, 1. rechts rückwärts gestaffelt) 3 Offiziere 98 Mann gefangen. – 5. Kompanie Abschnittsreserve.

Offiziell ist für Ludwig Hafner keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt begraben wurde, wo seine Regimentskameraden beigesetzt wurden, die im gleichen Zeitraum und am selben Ort fielen, u. a.

  • Musketier Konrad Euler, gefallen am 13.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 2, Grab 840;
  • Ersatz-Reservist Fritz Karl Michel Krase, gefallen am 14.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 4, Grab 38;
  • Ersatz-Reservist Fritz Schlüter, gefallen am 14.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 2, Grab 996;
  • Ersatz-Reservist Bernhard Otto Wilhelm Behm, gefallen am 14.07.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in Block 2, Grab 998.

 

Sterbebild von Ludwig Hafner
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Hafner

Sonderbeitrag: Graf Friedrich von Spreti

Bei meinen Recherchen zu einem Gefallenen des bayerischen Leib-Infanterie-Regiments stieß ich auf das Schicksal von Graf Friedrich von Spreti.

Graf Friedrich von Spreti wurde am 31.01.1870 in München geboren. Er war Adjutant des Prinzen Heinrich von Bayern. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann und Chef der 11. Kompanie des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments. Am 27.08.1914 fiel er im Alter von 44 Jahren bei Nossoncourt (Volksbund: Donciéres).

Nossoncourt

Über den Todestag und die Todesumstände von Graf Friedrich von Spreti berichtet die Regimentsgeschichte des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments:

„27. August 3.30 Uhr vormittags geht der Regimentsstab in seinen Unterstand. Unter „Unterstand“ verstehe man hier einen nassen Straßengraben, darunter ein Brett und darauf ein paar von einem Apfelbaum gepflückte Zweige. In diesem Unterstande liegend, fühlte man sich aber köstlich geborgen gegen jederlei Gefahr. Allmählich wird es hell, doch unablässig strömt der Regen. Wir erkennen, wie ungünstig unsere Bataillone in den nachts übernommenen Stellungen liegen. Ab 10 Uhr vormittags schlägt heftigstes Artilleriefeuer von drei Seiten auf uns ein; meist ist es schwere Artillerie, die uns aufs Korn nimmt. Feindliche Infanterie ist aber nirgends sichtbar. Das II. Bataillon in Nossoncourt kann sich halten, das III. Bataillon dagegen auf der Höhe nordostwärts Nossoncourt liegt dort unter derart schwerem Artilleriefuer, dass es Major Epp auf die Höhe östlich Bazien zurücknimmt. Herrgott, was ist es bedrückend, stundenlang untätig in schwerem Artilleriefeuer zu liegen, zusammengeschossen zu werden und sich nicht wehren zu können! Was ist denn eigentlich mit unserer Artillerie? Warum schießt sie nicht? Wenn wir damals geahnt hätten, dass unsere Artillerie, jetzt in den ersten Tagen des Krieges schon, empfindlich an Munitionsmangel litt! Leider hatte sie aber auch schon schwere Verluste gehabt, die wohl auch darauf zurückzuführen waren, dass die Batterien grundsätzlich, wie im Manöver, stets auf den höchsten Höhen in Feuerstellung gingen. –

2 Uhr nachmittags kam der Befehl zum Angriff. Wie eine Erlösung wurde er begrüßt. In schärfstem feindlichem Artilleriefeuer geht es vorwärts. Schon liegt Nossoncourt hinter uns, als nunmehr auch aus dem vor uns liegenden Waldgelände Infanterie uns unter Feuer nimmt. Hauptmann Freiherr von Stengel und Leutnant der Reserve Matthaei werden verwundet. Um sich dem „Bois de la Grande Coinche“ zu nähern, muss eine breite Wiesenmulde überschritten werden. Die Bataillone führen ihre Bewegung wie bei einer Regimentsbesichtigung aus. Bald springt hier eine Schützenlinie vor, bald dort; hier wiederum sieht man einen geschlossenen Zug vorstürzen, dort schleicht sich ein Zug in Reihenkolonne vorwärts. Und alle haben daselbe Ziel, das Bois de la Grande Coinche, das heute noch unser werden soll.Bei blutrot untergehender Sonne treten die Bataillone zum Sturme an. Der Wald ist erreicht; hier und dort dringen Kompanien hinein. Wildes Geschieße allerorts. Der 6. Kompanie kommen 50 Franzosen unter Führung eines Offiziers, der eine weiße Fahne trägt, entgegen; sie haben die Gewehre umgehängt und sagen, sich ergeben zu wollen. Im gleichen Augenblick aber knallen aus Büchsen und von Bäumen herab wohlgezielte Schüsse auf die sorglosen Leiber; viele von ihnen wälzen sich in ihrem Blute. Die überlebenden Kameraden aber zahlen dem Feinde den meuchlerischen Überfall gebührend heim, und bald war die Rechnung wieder quitt.

Als letzte der Kompanien drang die 11. Kompanie, die sich der Regimentsführer als Reserve zurückbehalten hatte, in den Wald. Hiebei fand der sie begleitende Führer des III. Bataillons, der tapfere und allseits beliebte Hauptmann Graf Spreti, durch ein verlorenes Geschoss den Heldentod. Während nun alle Leiberkompanien im Walde verschwunden waren, standen unsere beiden Nachbarabteilungen, das 20. und 2. Infanterie-Regiment, noch im Kampfe vor dem Walde. Lange noch tobte, auch längst noch nach eingebrochener Dunkelheit, das Infanteriefeuer, und grausig klangen die Salven, mit denen die Franzosen unsere vorwärtsdrängenden Kompanien überschütteten. 11 Uhr abends endlich ließ das Feuer nach; nun war es aber auch an der Zeit, dass der Regimentsführer seine Bataillone wieder fest in die Hand bekam. Er nahm daher einige rückwärtige Kompanien aus dem Walde heraus; am Waldrand sammelten sie. Sie sangen die Wacht am Rhein; und von hier, von dort ertönte das Lied als Antwort auch aus dem Walde. So war geklärt, wo unsere Kompanien standen. Auch der Feind tat uns den Gefallen und tat uns seine Lage kund durch den Gesang der Marseillaise. Allmählich wurden alle Kompanien aus dem Walde zurückgenommen; unter dem Schutze schwacher, im Walde belassener Posten sammelten und ordneten sich die Bataillone unmittelbar am Waldrande und legten sich hier todmüde zur Ruhe. Vorher aber noch beerdigten wir unsere Toten, und die 11. Kompanie zimmerte ihrem toten Chef im trüben Licht eines brennenden Reisighaufens ein kunstvoll Kreuz. Beim Regimentsstabe wurden die Verwundeten, etwa 100 an der Zahl, zusammengetragen. Doch keiner unserer Ärzte war da. Diese hatten heute Morgen schon vollauf zu tun und hatten den Anschluss an das Regiment verloren. So halfen wir denn den Verwundeten selbst, so gut es ging, reichten ihnen Wasser, betteten sie auf herbeigeschafftes Stroh und legten Notverbände an. Ganz besonders hat sich um sie die ganze Nacht hindurch der Vizefeldwebel der Reserve von der Osten verdient gemacht und ihnen manch Liebeswerk getan. – Die gestrigen und heutigen Kämpfe hatten kund getan, dass wir nunmehr an das Vorgelände des hervorragend zur Verteidigung eingerichteten französischen Festungsgürtels angeprallt waren. In dieses weiter vorzustoßen wäre ohne stärkste Artillerieunterstützung Wahnsinn und nutzlose Aufopferung gewesen. Aber auch operativ kam ein weiteres Vorgehen gegen das Festungsgelände nicht mehr in Frage. So galt es denn jetzt nur mehr, die erreichten Stellungen zu behaupten.“

Man begrub Graf Friedrich von Spreti auf dem Soldatenfriedhof Bertrimoutier in Block 1, Grab 223.

In Obersendling gedenkt man Graf Friedrich von Spreti noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2022/obersendling-schuetzen_stadt-muenchen_wk1.html

Graf Friedrich von Spreti
Sterbebild der Gemeinde Vilsheim, Gundihausen und Münchsdorf, auch für Graf Friedrich von Spreti

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.696: Karl Hofmeier

Der Gefreite Karl Hofmeier stammte aus Weyarn in Oberbayern und war der Sohn eines Schuhmachermeisters. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 4. Kompanie des 1. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Militärverdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet. Am 22.03.1918 verstarb er nach schwerer Verwundung im Alter von 28 Jahren bei Jussy in Frankreich nach 5 1/2 Jahre Kriegsdienst.

Über den Todestag von Karl Hofmeier berichtet die Regimentsgeschichte des 1. bayerischen Infanterie-Regiments:

Am 22.03.1918 ging es vorwärts über Lizerolles – Montescourt bis an Jussy heran. In diesen Kämpfen haben die MG und Begleitbatterien ganz hervorragende Leistungen erreicht, sie waren die einzigen Stützen des Angriffs geworden, da die Masse der Artillerie im Stellungswechsel nach Vorwärts und in der Umgruppierung war. Es gelang der 1. bayerischen Infanterie-Division in der großen Schlacht bis nach Lassigny = 50 km Tiefe durchzustoßen, dabei stand die Division in ständigem Kampfe. Bis auf wenige Kilometer wurden die MG und ihre ganze Munition getragen. In der Ausbildung bei Vervins war dieses Tragen besonders trainiert worden. Es hat sich tausendfach bezahlt gemacht und manchem das Leben gerettet, denn die Begleitbatterien und MG waren trotz des schlechten Bodens – die Division stand im weg- und straßenlosen „Alberich-Gebiet“ – jede Minute zur Stelle. Die Batterien protzten in der Infanterielinie oft wenige hundert Meter vom Gegner zum Feuer ab.
Im Montescourt fiel dem Regiment ein englisches Lazarett mit Verpflegungsdepot in die Hände. Jeder raffte zusammen, was er schnell unterbringen konnte, so ganze Speckseiten und Wammerl, die unter den Arm genommen wurden und von denen man während des Vorgehens herunterbiss. Auch gab es Schokolade in reicher Menge, Cornedbeef, Whisky und sonstige gute Schnäpse, Eier in Mengen, Navy-Cut Zigaretten und Tabak. Ein paar betrunkene Engländer wurden aus dem Keller herausgezogen. Einige ausgezeichnete Pferde bildeten einen willkommenen Ersatz. Alles war das Bild einer kopflosen Flucht. Der Feind war vom Angriff vollkommen überrascht worden. Scharfe Manneszucht verhinderte einen längeren Aufenthalt in Montescourt. Es ging das Regiment beiderseits der Straße Montescourt – Jussy auf Jussy am Crozat-Kanal, dem Angriffsziel der 1. bayerischen Infanterie-Division weiter vor. Doch kam kurz vor Jussy gegen 9.30 Uhr vormittags der Angriff zum Stocken. Ein Eindringen in den Ort Jussy war nicht möglich. Gegnerische Reserven an Artillerie und Infanterie waren eingetroffen, sie leisteten am Nordrand von Jussy äußerst zähen Widerstand.
In einem ausgetrockneten Seitenarme des Crozat-Kanals standen zahlreiche englische MG, die dem Regiment sehr große Verluste beibrachten. Sehr geschickt aufgestellt und wandernd, sobald sie gefasst waren, bildeten sie für die Artillerie ein sehr schweres Ziel.
Jussy liegt zu beiden Seiten des Crozat-Kanals in dem von uns 1917 völlig zerstörten „Alberich-Gebiet“. Das Gelände ist vollkommen eben und ohne jegliche Deckung. Der Gegner – Engländer – hatte von den Häuserresten aus und dem etwa 500 Meter hinter Jussy führenden hohen Eisenbahndamm sehr günstige Beobachtung.
Die am Nachmittage des 22.03.1918 wiederholt gemachten Angriffsversuche des III., II. und I. Bataillons sowie des links anschließenden Infanterie-Regiments 30 blieben alle unter schweren Verlusten im Feuer liegen. Wohl unterstützte die in hervorragender Weise gefolgte Begleitbatterieganz ausgezeichnet. Da aber die Masse der Artillerie noch in der Umgruppierung nach vorwärts war, fehlte die notwendige tatkräftige Feuerunterstützung für den Angriff auf Jussy. Es musste daher die Dämmerung und die Nacht abgewartet werden, um die Wirkung der englischen MG zu lindern.“

Man begrub Karl Hofmeier auf dem Soldatenfriedhof St.-Quentin in einem Massengrab.

Sterbebild von Karl Hofmeier
Rückseite des Sterbebildes von Karl Hofmeier