Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.523: Georg Gartenmaier

Der Soldat Georg Gartenmaier wurde am 03.03.1899 in Perach in Bayern als Sohn eines Kleinbauern geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er im Nachrichtenzug der 1. Kompanie des 26. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 28.09.1918 fiel er im Alter von nur 19 Jahren bei Passchendaele durch einen Herzschuss.

Über den Todestag von Georg Gartenmaier berichtet die Regimentsgeschichte des 26. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Am 28.09.1918 2.30 Uhr morgens setzte auf der ganzen Front schlagartig feindliches Trommelfeuer ein. Um diese Zeit war das für die Ablösung des II./26 bestimmte II./3 erst mit Anfang bei Straßengabel 700 Meter südwestlich Mosselmarkt eingetroffen.

Das Bereitschafts-Bataillon I./3. hatte schon tags zuvor die Weisung erhalten, bei drohendem feindlichen Angriff 2 Kompanien als Stoßreserve hinter die Frankenstellung zu schieben unter Belassung von Sicherheitsbesetzungen in der Preußen-Stellung. Mit 1 Kompanie sollte das Bataillon die Bayernstellung südlich Straße Roeselare – Ypern besetzen. Als Führer wurden Ordonanz-Offiziere des 26. Infanterie-Regiments beigegeben. Infolge der Dunkelheit, der schlechten Wegeverhältnisse im Trichterfeld und nicht zuletzt infolge des heftigen Trommelfeuers erreichten diese Bewegungen jedoch nur teilweise ihr Ziel.

Die bis 7 Uhr morgens eintreffenden Meldungen lassen erkennen, dass der Feind zwischen 5 und 6 Uhr vormittags in die Frankenstellung eingebrochen und von da im Vorgehen gegen und über die Preußenstellung ist.

Die Mitwirkung der eigenen Artillerie ist dadurch sehr erschwert, dass diese erst in der gleichen und in der vorhergehenden Nacht ihre Stellung eingenommen hat und mit ihren Gefechtsaufgaben noch nicht genügend vertraut ist.

Zwischen 7 und 8 Uhr vormittags teilt die 22. Brigade dem Regiments-Kommandeur mit, dass die Divisions-Reserve, III./28 nach Passchendaele vorgezogen werde, auf Anfrage wird weiter mitgeteilt, dass im Bedarfsfalle der Kommandeur 26. Infanterie-regiment über die Divisions-Reserve verfügen könne.

Unterdessen treffen Meldungen ein, dass der Feind bereits Grafenstafel und Mühlenhügel erreicht habe.

Der Kommandeur 26. Infanterie-Regiment entschließt sich daraufhin, III./28 zum Gegenstoß einzusetzen. Er führt dieses Bataillon persönlich aus Gegend nördlich Passchendaele in eine Bereitstellung südwestlich Passchendaele. Dort stellt sich das Bataillon so gegliedert auf, dass es zum sofortigen Vorgehen in Richtung Grafenstafel bereit ist, den Befehl zum Antreten behält sich Oberstleutnant Bogendoerfer vor.

Sofort ergeht an III./28 Befehl zum Gegenstoß, die Gefechtsgruppen des 3. und 26. Infanterie-Regiments erhalten Befehl, sich dem Vorgehen des III./28 vom linken Flügel beginnend anzuschließen. Absicht des Kommandeurs 26. Infanterie-Regiment ist es, den Feind in allgemein nordwestlicher Richtung zurückzuwerfen. Zur Unterstützung dieses Vorgehens steht für den Augenblick nur 1 Geschütz zur Verfügung, das sich etwa 200 Meter hinter der vordersten Linie an der Straße Roeselare – Ypern in Stellung befindet und das die entsprechenden Weisungen nunmehr persönlich durch Oberstleutnant Bogendoerfer erhält.

Der Vorstoß des III./28 gewinnt zunächst etwa 500 Meter Raum nach vorwärts, auch der linke Flügel des 26. Infanterie-Regiments wird mit vorgerissen.

Inzwischen aber macht sich das Vorgehen starker feindlicher Massen beiderseits der Straße Broodseynde – Passchendaele fühlbar. Dies veranlasst den Führer des III./28, sein Bataillon nach Passchendaele zurückzunehmen.

Als der Kommandeur des 26. Infanterie-Regiments gegen 1 Uhr nachmittags über diese Vorgänge Meldung erhält, begibt er sich neuerdings nach Passchendaele und regelt hier an Ort und Stelle Aufstellung und Gliederung des III./28 am Südrand der Ortschaft. Zu diesem Zeitpunkt haben sich feindliche Schützen und MG auf 200 Meter Passchendaele genähert.

Gegen 2 Uhr nachmittags geht der Feind gegen unsere Stellungen beiderseits der Straße Roeselare – Ypern vor. Langsam weicht die schwache Besatzung unter heftigen Nahkämpfen auf den Höhenrücken 300 Meter westlich Mosselmarkt zurück. Hier greift wiederum Oberstleutnant Bogendoerfer persönlich ein und veranlasst das Festhalten der erreichten Linie. Die in diesem Zeitpunkt eintreffende MG Kompanie I./3. Infanterie-Regiment erhält sofort Befehl, die etwa 1 Kilometer breite Lücke zwsichen rechtem Flügel der Gefechtsgruppe Bogendoerfer und linkem Flügel des 16. Infanterie-Regiments zu decken und auszufüllen und außerdem das III./28. Infanterie-Regiment zu verstärken, weiterhin werden einige Gewehre in der Tiefenzone eingesetzt.

5 Uhr nachmittags bricht nach stärkstem Feuerwirbel ein neuer Angriff gegen die rechte Flanke. Dort scheint der gegner in Richtung Westroosebeke erheblichen Boden gewonnen zu haben. Gleichzeitig werden jetzt die im Südteil von Passchendaele stehenden Teile des III./28 von Osten her umfasst und nach dem Nordrand des Dorfes gedrück.

In Erkenntnis der gefahrdrohenden Lage an dieser Stelle eilt Oberstleutnant Bogendoerfer, selbst das Gewehr in der Hand und sich am Feuergefecht beteiligendm dorthin und reißt persönlich die weichenden Teile des III./28 wieder zum Gegenstoß vor. Unter diesem Druck geht der Feind etwa 400 Meter zurück. Die Stellung des III./28 verläuft nunmehr durch die Mitte des Dorfes und südlich der von Passchendaele nach Mosselmarkt führenden Straße. Zur Sicherung der linken Flanke bringt Oberstleutnant Bogendoerfer noch 4 MG dicht nordostwärts von Passchendaele in Stellung

Um die gleiche Zeit wird beobachtet, wie unsere Truppen beiderseits der Straße Roeselare – Ypern vor dem frontal und flankierend angreifenden Feind bis in Höhe der MG Stellung Mosselmarkt zurückweichen. Auch hier gelingt es dem persönlichen Eingreifen des Regimentskommandeurs, die eigene Truppen zum Halten zu bringen und die Linien um einige 100 Meter wieder vorzuschieben.

Ein um diese Zeit einsetzender Gegenangriff des 14. Infanterie-Regiments südlich Westroosebeke bringt unserer rechten Flanke vorübergehend einige Erleichterung. Durch Heranziehen von Teilen einer weiteren MG Kompanie/3. bayerisches Infanterie-Regiment wird die rechte Flanke neuerdings verstärkt und gestützt.

Bei Einbruch der Dunkelheit ist somit der beherrschende Höhenrücken von passchendaele bis nördlich über Mosselmarkt hinaus fest in unserer hand.

Ein heißer Schlachtentag geht zur Neige, wild wogte der Kampf den ganzen Tag über hin und her. An dem zähen Führerwillen des Oberstleutnant Bogendoerfer, der durch sein unvergleichlich schneidiges Verhalten und durch den rücksichtslosen Einsatz seiner Person die bunt zusammengewürfelte Schar der Kämpfer und Unterführer an diesem fast verlorenen Posten zum Aushalten veranlasste, scheiterten bisher alle feindlichen Anstürme.

Während der Nacht wird durch eine MG Kompanie des 26. Infanterie-Regiments die Lücke zwischen Passchendaele und der Bahnlinie bei Bahnhof Passchendaele geschlossen und nach links mit dem Regiment 140 Fühlung genommen. Infolge der hohen Verluste ist die ganze Front naturgemäß nur äußerst schwach besetzt, auch während der Nacht treten noch weitere Verluste auf.“

Offiziell ist für Georg Gartenmaier keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym auf dem Soldatenfiredhof Langemark in einem Massengrab beigesetzt wurde.

Sterbebild von Georg Gartenmaier
Rückseite des Sterbebildes von Georg Gartenmaier

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 893: August Karl Funcke

Der Unteroffizier der Reserve August Karl Funcke wurde am 23.02.1890 in Arsbeck, heute ein Ortsteil der Stadt Wegberg im nordrhein-westfälischen Landkreis Heinsberg, geboren. Er war Lehrer Lehrer in Lobberich in Nordrhein-Westfalen. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 3. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 237. Am 23.10.1914 fiel er im Alter von 24 Jahren bei Passendale.

Der Verbleib der Gebeine von August Karl Funcke ist unbekannt. Er wurde vermutlich frontnah begraben, jedoch wurden diese provisorischen Gräberfelder während der weiteren Kämpfe immer wieder zerstört und umgepflügt. So könnten die Gebeine noch in der flanderischen Erde liegen. Wenn sie jedoch geborgen wurden, dann könnten sie als „unbekannter Gefallener“ anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Menen beigesetzt worden sein. Man wird die genauen Hintergründe wohl nie mehr erfahren.

Sterbebild von August Karl Funcke
Rückseite des Sterbebildes von August Karl Funcke