Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.352: Josef Felixberger

Der Soldat Josef Felixberger stammte aus der bayerischen Gemeinde Schönau und war der Sohn eines Landwirts, er selbst war landwirtschaftlicher Arbeiter. Im Ersten Weltkrieg diente er als Gefreiter in der 1. Kompanie des 20. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 07.07.1916 fiel er während der Schlacht um Verdun bei den Kämpfen auf Kalter Erde und bei Fleury im Alter von 21 Jahren durch einen Granatschuss.

Offiziell ist für Josef Felixberger keine Grablage bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass er anonym auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab beigesetzt wurde, wenn sein Leichnam geborgen werden konnte. Dort ruhen auch seine Regimentskameraden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Reservist Adam Bosch, gefallen am 08.07.1916, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Infanterist Rudolf Schulze, gefallen am 07.07.1916 bei Douaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Albert Erd, gefallen am 12.07.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Infanterist Johann Lederle, gefallen am 10.07.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

 

Seine Heimatgemeinde Schönau gedenkt Josef Felixberger noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2009/schoenau_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Josef Felixberger
Rückseite des Sterbebildes von Josef Felixberger

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.339: Georg Heimpoldinger

Der Soldat Georg Heimpoldinger stammte aus der bayerischen Gemeinde Velden (Vils) und war der Sohn eines Sägewerkbesitzers. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterist in der 1. Kompanie des 1. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 15.07.1916 fiel er während der Schlacht um Verdun im Alter von 20 Jahren bei den Kämpfen auf Kalter Erde und beim Dorf Fleurydevant-Douaumont im Fosses-Wald durch einen Granatschuss.

Georg Heimpoldinger wurde erst im zuerst begraben im Fosses-Wald (Schreibfehler auf Sterbebild) begraben. Später bettete man ihn auf den Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in ein Massengrab um.

Sterbebild von Georg Heimpoldinger
Rückseite des Sterbebildes von Georg Heimpoldinger

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 2.329: Ludwig Steinacher

Der Soldat Ludwig Steinacher wurde am 06.06.1895 in Hopferried geboren, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Hopfensee. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Jäger in der 1. Kompanie des 1. bayerischen Jäger-Bataillons. Am 07.08.1916 fiel er im Alter von 21 Jahren beim Angriff auf Fort Thiaumont während der Schlacht um Verdun.

Über den Todestag von Ludwig Steinacher berichtet die Regimentsgeschichte des 1. bayerischen Jäger-Bataillons:

An der Befehlsstelle erging der Auftrag für 07.08.1916 von dem am Angriff beteiligten Bataillonen Befehlsempfänger zum Steilhang anzufordern.

Der Regimentskommandeur trifft am 07.08. um 7.15 Uhr vormittags an der Regiments-Befehlsstelle ein und übernimmt auf Anordnung der 79. Infanterie-Brigade das Kommando. Alle noch vom Infanterie-Regiment 56 in vorderer Linie befindlichen Teile sowie die Maschinengewehre des III./Infanterie-Regiment 143 waren abzulösen. Auch der Regimentsstab Infanterie-Regiment 56 rückte ab. Für den Angriff wurden außer den drei Bataillonen des Regiments noch I./ Infanterie-Regiment 143 und Reserve-Infanterie-Regiment 14 unterstellt. Letzteres hätte schon in der Nacht vom 6./7. seine Linie etwas vorverlegen sollen, was jedoch nicht durchgeführt wurde und nun mit dem Angriff auf Thiaumont verbunden werden sollte.

Bezüglich des Artilleriefeuers war vereinbart worden, dass um 6 Uhr vormittags das Wirkungsschießen zu beginnen habe und kurz nachher zum Angriff vorgegangen werden soll. Die vordere Feuerzone hat sich gegen die wegzunehmende Linie zu wenden, die hintere die rückwärts derselben befindlichen Deckungsräume der feindlichen Reserven unter Feuer zu nehmen. Nach ca. 15 Minuten sollten beide Feuerzonen entsprechend fortschreitend, auf der ungefähr 1.000 Meter südwestlich Zwischenwerk Thiaumont liegenden Linie 193 – 199 – I-Raum 149 – 818 – 825 liegen bleiben und als Sperrfeuergürtel wirken.

Die einzelnen Bataillone erhielten die für Durchführung der einschlägigen Aufgabe notwendige Befehle. Sie sollten aus der Linie 189 – 356 – 361 – 360 – 861 – 857 zum Angriffe antreten.

Die schwierigste Aufgabe, die Wegnahme des Zwischenwerks-Thiaumont, fiel dem 1. und 2. Jäger-Bataillon zu. Im Allgemeinen sollte die Linie 189, Punkt ungefähr 50 Mater östlich 353 – 354 in Mitte der Doppelbatterie a – 819 – 821 – 823 erreicht werden.

Die drei Bataillone des Jäger-Regiments 1 erhielten zur Ergänzung der Bestände je zwei Gruppen der vierten Züge jeder Kompanie zugeführt. Den Bataillonsstäben im I 368 wurden Brieftauben zugeteilt.

Der Befehl war bis 10 Uhr abends in den Händen der Bataillone und ergingen von diesen die notwendigen Anordnungen an die Kompanien.

Die eigene Linie wurde allerdings vom Feinde untertags zum Teil stärker beschossen, aber auch unsere Artillerie hatte das Zwischenwerk Tiaumont, Froide Terre und die Weinbergschlucht mit gutem Erfolge unter Feuer genommen.“

Man begrub Ludwig Steinacher auf dem Soldatenfriedhof Romagne-sous-les-Cotes in Block 8, Grab 35.

Seine Heimatgemeinde Hopferau gedenkt Ludwig Steinacher noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/hopferau_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Ludwig Steinacher
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Steinacher

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.639: Martin Kellerer

Der Soldat Martin Kellerer stammte aus Oberlauterbach, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Wolznach, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 12. Kompanie des 10. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 23.06.1916 fiel er im Alter voin 23 Jahren bei der Erstürmung des Thiaumont durch einen Brustschuss.

Über seinen Todestag berichtet die Regimentsgeschichte des 10. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Um 10 Uhr nachts steigert sich auch unser Artilleriefeuer zu einem wilden Orkan. Der Auftakt zu dem großen Ringen am 23.06.1916.
Durch diese Hölle hindurch war es doch einzelnen Meldegängern gelungen, zu ihren Kompanien vorzukommen – schon war Mitternacht vorbei und die Kompanieführer hatten kaum Zeit, mit ihren Unterführern das Wichtigste des Sturmbefehls zu besprechen – es war höchste Eile geboten, die einzelnen Gruppen und Züge noch in der Dunkelheit ihre Ausgangsstellung zu führen, aus welchen der Angriff erfolgen sollte.
Auf einzelne zugeteilte Pionier-, Flammenwerfer- usw. Trupps konnte nicht gewartet werden – sie hatten wohl die Richtung verfehlt oder waren im Artilleriefeuer umgekommen.
Während so die Truppen der vordersten Linie in den frühen Morgenstunden in dem Trichterfelde südlich Thiaumont-Ferme sich festgesetzt hatten, waren die rückwärtigen Kompanien und der Regimentsstab durch die Chauffour- und Albain-Schlucht nach vorwärts gerückt, um den Sturmtruppen unmittelbar folgen zu können.
Bevor wir den Angriff unseres Regiments schildern, sollen auch die Truppen angeführt werden, welche zum Gelingen des großen Unternehmens mit beigetragen haben.
Die Division hatte als Angriffstruppen bestimmt: die Brigade des Generalmajors (Ludwig) Freiherr von Tautphoeus.
Hiervon bildeten die 1. Gefechtslinie das 10. Infanterie-Regiment, das 24. Infanterie-Regiment und Teile des 1. Infanterie-Regiments.
Die 2. Gefechtslinie das 2. Infanterie-Regiment, die Pioniere, Minenwerfer usw.
Divisionsreserve war das 1. Infanterie-Regiment (ohne Abstellungen).
Raketentrupps hatten besondere Anweisung für den Fall, dass jeweils die genau vorgezeichneten Ziele erreicht waren. Eine ausgiebige Artillerieunterstützung war gewährleistet. Auf eine durchschlagende Wirkung unserer Gasgranaten wurde große Hoffnung gesetzt – sie waren berechtigt, wie der erfolg gezeigt hat.
Der Beginn des Infanteriesturmangriffs wurde auf 8.00 Uhr vormittags am 23.06.1916 angesetzt.
Oberst Mieg befahl als Angriffstruppen das III. und II. Bataillon – als Reserve das I. Bataillon.
Angriffsziel für III./10.: 189 – 190, 350 bis Punkt 149 (letzterer Stützpunkt liegt am Nordwesthang der Höhe „Kalte Erde“); ferner 355, 356 und Grabensystem westlich Panzerwerk bis Punkt 350.
Angriffsziel für II./10.: I 361, Panzerwerk Thiaumont, I 358, 149, 148, 146. Die nach der Karte 1:5000 angegebenen Zahlen bezogen sich auf die feindliche Infanterie- und Artilleriestützpunkte.
Der Angriff des II./10. ging also längs und beiderseits des Weges, der von Fort Douaumont, am Werk Thiaumont vorbei, auf die Höhe „Kalte Erde“ führte.
Von diesem Wege war allerding nichts mehr zu sehen. Das III./10. war rechts von II./10. angesetzt. Anschlussgruppe rechts war die 19. preußische Reserve-Division; linker Anschluss das 24. bayerisches Infanterie-Regiment.
Soweit Befehle für den ersten Abschnitt des Sturmangriffs. Nach Erreichen des Zieles sollte 10. Infanterie-Regiment aus dem erstürmten Zwischenwerk Thiaumont die verabredeten Raketensignale abfeuern. Fortsetzung des Angriffs, sobald Verbände geordnet und das auf Fleury angesetzte Alpenkorps – gleichfalls durch Raketensignale – zum weiteren Vorgehen sich bereit meldete. Für den zweiten Abschnitt des Angriffs war vom Regiment befohlen: III./10. besetzt 146, 145, II./10. besetzt 149, 147, 144, 801, I./10. besetzt Zwischenwerk „Kalte Erde“ mit einer Kompanie. Rest als Regimentsreserve. Truppenverbandplatzin den Wabengräben. Der Verlauf des großen Angriffs sei im Nachfolgenden geschildert. Bange Wochen hatte man in der Heimat auf Nachrichten vom 10. Infanterie-Regiment gewartet – aber die Feldpost war – wie stets bei wichtigen Truppenverschiebungen – gesperrt.
Endlich, am 24.06.1916 brachte ein an allen Straßenecken in der Heimat angeschlagener Heeresbericht eine erlösende Kunde:
„Östlich der Maas brachen unsere Truppen, an der Spitze das bayerische 10. Infanterie-Regiment König und das bayerische Infanterie-Leibregiment, nach wirksamer Feuervorbereitung, auf dem Höhenrücken „Kalte Erde“ und östlich davon zum Angriff vor, stürmten über das Panzerwerk Thiaumont, das genommen wurde, hinaus, eroberten den größten Teil des Dorfes Fleury und gewannen auch südlich der Feste Vaux Gelände. Bisher sind an den Sammelstellen 2673 Gefangene, darunter 60 Offiziere eingeliefert. Das war an jenem denkwürdigen 23.06.1916.
Ein herrlicher Sommertag war angebrochen – wie ein leuchtender Feuerball stieg die Sonne empor und je strahlender sie erglänzte, desto gehobener wurde zusehends die Stimmung unserer Leute – näher und näher rückte die Stunde des Angriffs – in den frühen Morgenstunden erreichte das gegenseitige Artilleriefeuer seinen Höhepunkt – heulend sausten unablässig die Geschosse aller Kaliber über die Köpfe der in Gräben und Erdlöchern kauernden Sturmtruppen und bohrten sich krachend in die feindlichen Erdwerke ein – schauerlich widerhallend die Einschläge der feindlichen Granaten in den hinter uns liegenden Schluchten und Talgründen. Gegen 6.00 Uhr vormittags schien das französische Artilleriefeuer nachzulassen, lebte aber um 7.00 Uhr nochmals heftig auf – das Übergewicht unserer Batterien war unverkennbar. Der Zeiger der Uhr rückte auf  3/4 8 Uhr.
Noch einmal eilen die Gedanken zurück in die ferne Heimat, zu Vater und Mutter, zu Weib und Kind – da schreckts den Träumenden auf – ein Flüstern geht durch die Linien – von Mund zu Mund – „Fertigmachen!“ Und vergessen sind die schweren Gedanken – das Seitengewehr wird aufgepflanzt – die Faust packt die Handgranate – die Augen sind starr auf den Führer gerichtet.
Die Nervenanspannung ist auf das Höchste gestiegen – noch sind einige Minuten bis zur achten Morgenstunde – da brechen einige Gruppen, die sich nicht mehr halten lassen, aus ihren Erdlöchern vor – ihnen nach alles, was vorne liegt – in unaufhaltsamem Drange folgen ihnen Welle auf Welle – dichtauf die Unterstützungen – ein herrliches Bild mannhaften Vorwärtsdringens – Offizier und Mann mit Sturmgewehr und Handgranate – die Königsgrenadiere, das alte Leibregiment des blauen Königs – alle von dem Gedanken beseelt, das auf das alte Regiment gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.
Furchtbar muss der Eindruck dieses Ansturms unserer Bataillone gewesen sein – ganze Linien französischer Schützen laufen uns entgegen, mit erhobenen Händen, schreiend, lähmendes Entsetzen auf den Gesichtern.
An festen Stützpunkten und im Panzerwerk Thiaumont spielten sich erbitterte Nahkämpfe ab. Hier – im Werk – starben den Heldentod: der Führer der 7. Kompanie, Hauptmann Sonntag, sowie die Leutnante der Reserve Meyer (7. Kompanie) und Eichhorn (8. Kompanie); mit ihnen eine große Zahl Tapferer, deren Namen in der Ehrentafel angeführt sind.
Der feindliche Widerstand wurde überall gebrochen – wo es zum Handgemenge kam, erlag wie stets der Franzose dem Bayern.
Um 10.00 Uhr vormittags stieg vom Panzerwerk das verabredete Raketensignal auf. Doch vergebens harrte der Regimentskommandeur Oberst Mieg des Zeichens, dass auch das Nachbarregiment sein erstes Ziel erreicht habe – aber die tapferen Leiber sahen sich in schwersten Kämpfen beim Trümmerhaufen des Dorfes Fleury verwickelt. Dorthin waren auch einzelne Kampfgruppen unseres I. Bataillons, welche in das II. Bataillon einschieben sollten, abgekommen. Das kam daher, weil die dem Regiment gestellte Aufgabe äußerst schwierig war – es musste beim Angriff fast eine Viertelschwenkung rechts ausführen – das Zurechtfinden in dem wüsten Trichtergelände war ein Ding der Unmöglichkeit. Jede einzelne Kampfgruppe musste selbständig handeln.
Gegen Mittag hatten unsere Zehner auch die Stützpunkte auf der Höhe „Kalte Erde“ überrannt. Um die gleiche Zeit traf Regimentsbefehl ein, das Gewonnene unter allen Umständen zu halten und auszubauen.
Rechts, das heißt nordöstlich des Regiments, stand eine bereits vollkommen abgekämpfte preußische Division (19. Reserve-Division). Dieselbe lag schon seit Februar vor Verdun und wer die Kämpfe dortselbst miterlebt hat, weiß, was das heißt. Sie konnte daher nicht mit vorwärtskommen und die Verbindung mit unserem rechten Flügel aufrecht erhalten.
So musste das Regiment auf eigenen starken Flankenschutz rechts bedacht sein (10. Kompanie).
Das auch das linke Nachbarregiment durch die Besatzung eines unversehrten größeren betonierten Unterstandes angehalten wurde, war es unvermeidlich, dass unsere Stellung auf dem Rücken „Kalte Erde“ sackartig jervorragte. Unsere 4. Kompanie hatte den Auftrag erhalten, im weiteren Verlauf des Vorgehens das Zwischenwerk „Kalte Erde“ (Froide-terre) zu nehmen. Ihre tapfere Haltung und ihr verhängnisvolles Schicksal verdient eine eingehende Schilderung.
In der bekannten französischen Monats-Zeitschrift „Revue des deux Mondes“ hat in der Ausgabe vom 1. Dezember 1917 ein Herr Pierre Troyon eine Abhandlung niedergeschrieben mit der Überschrift „L’Assaut Repousse“ (der abgewiesene Sturm). Der Verfasser stützt sich auf mündliche und schriftliche Berichterstattung des Capitaine Robert Dartigues, der in den Junitagen 1916 Kommandant des Fortwerkes Froide-Terre gewesen ist. In überschwenglicher Weise wird natürlich die Kaltblütigkeit und der Todesmut der französischen Besatzung hervorgehoben. Der Capitaine wurde am 24.06.1916 im Beobachtungsturm verwundet und ist am 22.10.1917, wie es heißt, an den Folgen der 1916 erlittenen „Erschütterung“ gestorben. Dem französischen Bericht entnehmen wir, dass der große Sturmangriff am 23.06.1916 „le plus furieux, le plus massif, le plus luxurieusement monte de tous les affauts boches depuis le commencement“ gewesen ist. Der Kommandant bezeichnet sein Fort als eines der neuesten Verteidigungswerke von Verdun.
In der nachfolgenden Darstellung, wie der Vorstoß eines Teiles der 4. Kompanie verlaufen ist, kommen wir noch öfters auf die französische Schilderung zurück, halten uns aber der Hauptsache nach an den Bericht des bayerischen Kompanieführers, Oberleutnant der Reserve Ludwig (zur Zeit Studienprofessor in Regensburg).
Der Befehl für unsere 4. Kompanie lautete, aus einer Bereitschaftsstellung 200 Meter hinter den vordersten Sturmtruppen, 10 Minuten vor 8 Uhr morgens (am 23.06.1916) vorzugehen und mit der vordersten Linie in die feindlichen Gräben links vom Panzerwerk Thiaumont einzubrechen; sobal vom Thiaumontwerk und aus Fleury eine Leuchtrakete als Zeichen der vollendeten Eroberung aufsteige, solle die 4. Kompanie bis zum Werk Froide-Terre vorstoßen und es wegnehmen.
Teile des II. Bataillons sollten gleichzeitig die drei Zwischenbatterien zwischen Thiaumont und Froide-Terre erkämpfen und über letzteres Werk hinaus ein Grabensystem auf dem Maasabhang zum Schutze der 4. Kompanie besetzen. In dem entsetzlichen Trümmerfelde, das jede Orientierung unmöglich machte, unter der Wirkung des eigenen und des französischen Artilleriefeuers waren, wie überall, so auch bei dieser Kompanie die Verbände durcheinander gekommen; zwei Züge gerieten dazu beim Aufsteigen gegen Thiaumont in schweres Flankenfeuer französischer MG. Um das Panzerwerk Thiaumont tobte der Kampf.
Endlich erkannte Oberleutnant Ludwig eine befestigte Kuppe – das muss Froide-terre sein. Nur klein war das Häuflein eigener Leute – es waren nur Teile des am weitesten vorne befindlichen ersten Zuges – eine größere Kampfgruppe war im Sturmlauf gegen Fleury mit fortgerissen worden. Doch es ging vorwärts.
Die 1. und 2. Batterie fanden wir leer – auf dem Wege zur 3. Batterie gesellten sich noch der Vizefeldwebel der 5. Kompanie Zenkel mit einigen Leuten hinzu, sodass wir etwa zu acht seitlich an die Batterie herankamen. Unmittelbar vor dieser zog sich rücklings über den ganzen Berg ein sehr gut erhaltener Schützengraben hin. Da die Batterie noch unter unserem schweren Geschützfeuer lag, steckte der Vizefeldwebel ein Fähnchen auf die Krone der Befestigung. Einer der Unseren, der eben um die Ecke bog, um zum Eingang zu gelangen, prallte plötzlich zurück mit dem Rufe „Franzosen kommen!“ Schon erschienen 25 Mann vom 222. französischen Reserve-Regiment – waffenlos – groß war ihr Erstaunen, als sie so wenige von uns vor sich sahen. Ihren Führer fanden wir schwer verwundet in einem Hohlraum liegend vor.
Allmählich trafen nun auch mehrer angehörige der 4. Kompanie ein, farunter Leutnant Betzler und der treue Diener Schmidt (Eichstätt), der sich nach Fleury verirrt und dann seinen Kompanieführer gesucht hatte.
Was sich bisher zusammengefunden hatte, erschien zu schwach, um gegen das 300 Meter vorliegende Werk Froide-terre erfolgreich vorzugehen. Oberleutnant Ludwig entschloss sich daher, selbst Verstärkung heranzuholen. Er nahm die gefangenen Franzosen mit zurück und stieß auf 200 Meter Entfernung auf Teile des II. Bataillons. Mit etwa 40 Mann und einigen Pionieren kam er dann wieder vor.
Inzwischen hatte sich Leutnant Betzler zu einer kühnen Tat entschlossen. Mit drei Mann ging er selbständig, ungeachtet der rings um ihn platzenden Granaten eigener Artillerie zur Erkundung vor, umging das Werk vollständig und rief am Eingang keck hinein: „Ergebt Euch!“ – MG-Feuer war die Antwort. Diese Patrouille Betzler folgte nun Ludwig eilig nach, kam unangefochten mit seinen Leuten auf die Krone des Werkes selbst; rechts und links sicherten Patrouillen.
Das eigene Artilleriefeuer war, da offenbar unsere Leute auf dem Werk beobachtet worden waren, allmählich eingestellt worden. Das Fortweg, nach Meldung unuserer Artillerie ganz zusammengeschossen, befand sich in folgendem Zustand:
Drahtverhau vor und auf dem Werk zerstört, Durchkommen erleichtert, Graben stark getroffen und mit Trümmern ausgefüllt, also kein nennenswertes Hindernis mehr, Eingang zum Fort und rechter Panzerturm zerschossen. Geschützpanzerturm und ein MG-Panzerturm waren unversehrt, ebenso die Kasernen im rechten Teil des Werkes. Zur Wegnahme des nicht sturmreif geschossenen Werkes fehlten uns leider die Mittel. Der Hof wurde von einem MG beherrscht, das aus einer tiefen Erdgeschossluke unter dem mittleren Turme schoss, wenn sich einer der unseren über den Rand beugte. Der Kompanieführer befahl daher, zunächst Handgranaten in die Kamine der Kaserne zu werfen. Währenddessen begann sich der mittelere Panzerturm in unsere unmittelbare Nähe zu heben – von einem wurde versucht, das Schussloch zu öffnen -; eine rasch eingesteckte Eierhandgranate hatte das Ergebnis, dass der Turm rasch wieder niederging.
Es ist recht interessant, aus dem Berichte des französischen Kommandanten zu hören, welche Eindrücke inzwischen auf ihn eingewirkt hatten. Um 9 Uhr vormittags schickte er eine seiner letzten Brieftauben – eine andere Verbindung mit der Außenwelt hatte er ja nicht mehr – an seinen Korpskommandanten, General Mangin, mit der Meldung: „Avantgarde ennemie se dirige sur le fort – situation critique – priere faire donner contre – attaque“. Die erwähnte Avantgarde führte der Leutnant Phil. Maix. Nun verbrennt der Capitaine seine Papiere, Pläne und Karten, in seinem Tagebuch nimmt er Abschied von Frau und Kind: „Les Boches sont ka – voila le moment – vive la France – ma femme – mon fils – cheris – Adieu!“ Später hat er sich auch über die furchtbare Wirkung unseres Artilleriefeuers geäußert – glücklicherweise seien viele Treffer zu weit gegangen. Auch das Auftreten unserer Infanterie scheint Eindruck auf ihn gemacht zu haben.
Kehren wir nun zu den Ereignissen zurück, welche sich etwa um die elfte Morgenstunde abgespielt haben. Hierüber berichtet Oberleutnant Ludwig: „Die in die Kamine geworfenen Handgranaten zeitigten eine merkwürdige Wirkung. Die ersten scheinen den Weg freigemacht zu haben für die folgenden; denn diese hörten wir tief unten explodieren. Plötzlich stieg vom Hof herauf und aus den Kaminen starker weißer Rauch, der sich zuhends verdichtete. Bei der Befehlserteilung hatte mir der Bataillonsfürher, Hauptmann Erhard, gesagt, mit einer Sprengung des Forts sei zu rechnen, man solle die Mannschaften rechtzeitig in Sicherheit bringen. Wir alle meinten bei der immer stärker werdenden Rauchentwicklung nicht anders, als ginge das Werk im nächsten Augenblick in die Luft. Darum befahl ich: „Herunter vom Fort!“
Die befürchtete Sprengung war nicht erfolgt – der Führer entschloss sich, das Werk wieder zu ersteigen – allein der zweite Panzerturm hatte sich inzwischen Bewegungsfähig gemacht, schoss Kartätsche um Kartätsche aus seinem Rachen und verhinderte jedes Vorgehen. Was aber hatte sich inzwischen im Inneren des Forts ereignet? Was war die Ursache der gewaltigen Rauchentwicklung, die auch der Artilleriebeobachter auf Höhe 378 südlich Fosseswald sofort wahrgenommen und dem Kommandanten der 11. Brigade gemeldet hatte: „11.10 Uhr vormittags – im Werke Froide-terre brennt weißer Rauch – starker Rauch verhindert genauen Einblick.“
Der französische Kommandant berichtet von einer Panik, die unten im Werke ausgebrochen sein. Sie fürchtetn einen Flammenwerferangriff und sahen sich schon lebendig verbrannt.
Des Rätsels Lösung: Eine unserer Handgranaten hatte ein großes Bündel Leuchtraketen in Brand gesteckt und so die Wirkung einer Feuersbrunst veranlasst.
Also auch hier , wie so oft in diesem Kriege, eine Verkettung merkwürdiger Umstände mit verhängnisvollen Folgen!
Es mag 11.20 Uhr gewesen sein, so berichtet Oberleutnant Ludwig, als wir das Werk verließen. Auf dem Bergrücken hinter uns war niemand zu sehen. Der Angriff des Regiments schien uns abgebrochen zu sein. Rechts hinter uns knatterten, uns unerklärlich, immer wieder französische Maschinengewehre.
Da das Werk unmittelbar vor uns jede Sicht wehrte, nicht einmal die Panzertürme übersehen ließ, so gab ich Befehl, etwa 100 Meter zurückzugehen; hier boten halbzerschossene Drahtverhaue etwas Schutz gegen Angriffe, und die Hauptsache: das Fort lag offen vor unseren Augen; die Panzertürme konnten bei weiterschreitendem Angriff gehindert werden, die Luken zu öffnen und zu feuern.
Unser Zurückgehen vollzog sich ohne jede Belästigung – ich sandte folgende Meldung an den Regimentskommandeur, Oberst Mieg, ab: „Ich habe mit einer aus den drei Bataillonen des Regiments gemischten Abteilung (1 Zug) die Batterien zwischen Fort Thiaumont und Froide-terre genommen und darauf versucht, das Werk Froide-terre zu nehmen. Obwohl wir in den Hof Handgranaten hinabwarfen und ein MG im SBI erledigten, auch einen Brand in der Kaserne erzeugten, glückte es uns nicht, das Werk zu nehmen, da der SBI noch vollkommen unversehrt ist, ebenso der linke Turm mit dem Schnellfeuergeschütz, auch die Zementmauern unter dem SPI sind unversehrt – ein Maschinengewehr darin beschießt den Eingang. Es fehlen mir zur Wegnahme Pioniere wie Stoßtrupps, da alle abgekommen waren. Ich habe nun Granattrichter etwa 100 Meter nordöstlich des Werkes besetzen lassen und halte zunächst diese Stellung. Das Werk wäre mit Brandröhren, Flammenwerfern und Stoßtrupps nicht schwer zu nehmen. Da ich links und rechts in der Luft hänge, bitte ich für heute nacht um Unterstützung – diese muss undbedingt Handgranaten mitbringen, auch Leuchtpatronen.“
Die von dem französischen Kommandanten durch Brieftaube angeforderte Verstärkung – ein Bataillon Chasseurs – war schon in der Mittagsstunde zu Hilfe gekommen und gegen die Bayern vorgestoßen – ihrem Angriff mangelte die Tatkraft – die Unseren wiesen ihn ab. – Diese Boches, schreibt der Franzose, haften wie die Schaben, klammern sich im Gelände an, versteckt in Granattrichtern; sie schossen aus dem Hinterhalt auf alles, was sich zeigte, und sie hatten Kerls darunter, die ihr Ziel nicht verfehlten.
Oberleutnant Ludwig berichtet, dass seine braven Leute zuerst, um mehr Schussfeld zu haben, vor den Trichtern sich auf’s freie Feld legten, und über ihren Mantel als Auflage hinweg unentwegt schossen, trotz wiederholten Zurufs, sich zu decken – erst als zwei Kopfschüsse eintraten, schoben sie sich in die Trichter zurück.
Während des feindlichen Angriffs sahen wir auch eine uns gesandte Unterstützung von rückwärts sich vorbewegen – es war ein Zug der 1. Kompanie; voran der Führer, Leutnant Zeidelhack, furchtlos und aufrecht – wir riefen ihnen warnend zu, sich besser zu decken. – Da streckte ein Kopfschuss den tapferen Offizier nieder (Anmerkung: Leutnant Anton Zeidelhack, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab) . Mit diesem Unterstützungszug traf auch der wackere Mann wieder ein, den ich mit der Meldung an den Regimentskommandeur zurückgeschickt hatte, zugleich mit der Weisung, er könne dann hinten bleiben. Leider ist mir sein Name entfallen – der Brave lief – ungeachtet des lebhaften Infanteriefeuers bis zu mir vor und überbrachte mir den Auftrag des Regimentskommandeurs, den er in vorderster Linie getroffen hatte: „Aushalten und eingraben!“
Den Nachmittag des 23. Juni verbrachten wir vom Gegner ziemlich unbelästigt und richteten unsere Stellung ein; wir litten brennenden Durst, denn den letzten Rest unserer Feldflaschen hatten wir unseren schwerverwundeten Kameraden gegeben. Unser Hauptaugenmerk richteten wir auf den Panzerturm – so oft sich dessen Luke öffnen wollte, schossen wir darauf und das immer mit dem Erfolg, dass sie wieder geschlossen wurde.
Am Spätnachmittag erhöhte sich die gegenseitige Artilleriefeuertätigkeit. Die unsere beschoss auch gegen 7.30 Uhr abends das Werk Froide-terre; die Schüsse saßen aber auch dieses Mal hinter dem Fort.
Um diese Zeit tauschten wir unsere Stellung mit einer etwa 10 Meter seitlich gelegenen, die durch einen guten Drahtverhau mehr Schutz bot. Während der Nacht setzte Regen ein und brachte das heißersehnte Nass. Doch die Wachen mussten wegen der großen Müdigkeit aller auf kurze Zeit verteilt werden; bei uns war es still, nur über uns zogen die schweren Granaten ihre zischende Bahn.
Die von Teilen unseres Regiments eingenommene Front lag etwa 800 Meter zurück; zwischen ihr und uns (4. Kompanie) lag der Schützengraben bei der 3. Batterie, wo wir am Morgen, wie erwähnt, 25 Franzosen gefangen hatten. Dieser Graben sollte uns noch in der Nacht zum Verderben werden. Schon der Meldegänger am Mittag, von dem ich auch über den Verlauf unserer neuen Front hinter uns aufgeklärt worden war, hatte mitgeteilt, dass er in diesem Graben auf eine französische Patrouille gestoßen sei, die sich aber bei seinem Anblick bergab gezogen habe.
Gegen 2.30 Uhr morgens schickte ich meinen Diener Schmidt, der gaskrank geworden war, mit einem Begleiter zurück, zugleich mit dem Auftrag, dem Regimentskommandeur unsere Stellung und Lage zu beschreiben und meinen Entschluss zu melden, in Erwartung einer Fortsetzung des Angriffs auch die Nacht 24./25.06. auszuhalten.
Ich horchte den Zurückgehenden nach – kein Lärm – kein Schuss – so glaubte ich mich im Rücken frei. Die Sache war anders. Aus einem Briefe Schmidts erfuhr ich später, dass er in der Nähe der 3. Batterie auf den Anfang einer Kolonne zu einem gestoßen war, die von rechts her sich bewegte und die er für Bayern hielt. – „Qui vive!“ rief der Vorderste – also Franzosen! Schmidt rettete sich durch einen Seitensprung ins Trichterfeld – seine Begleiter wurden abgefangen. Es war die gleiche Kolonne, die fast zur nämlichen Zeit eine meiner weiter links liegenden Posten  beobachtet und beschossen hatte. Als ich ihn aufsuchte, meldete er mir, er sehe ungefähr 100 Meter links von sich am Wegrand beim Aufblitzen feuernde Geschütze viele sich in unsererm Rücken bewegende Leute – mit dem Glase konnte ich tatsächlich eine an uns vorbei- und in unserem Rücken marschierende Kolonne zu Einem unterscheiden; nach Lage konnten es nur Franzosen sein. Die Gefahr, abgeschnitten zu werden, war dringend – ich befahl daher den Abzug auf unsere rückwärtige Front – Leutnant Betzler und ich verließen als Letzte unseren Graben.
Es war zu spät – bald krachten rechts und links Schüsse – Geschosse pfiffen an uns vorbei – plötzlich erscholl unmittelbar vor uns aus einem Graben, den wir in der Dunkelheit nicht hatten sehen können, ein Geschrei: “ Halte la!“ und „a bas les armes!“ Wir waren auf den vom Feinde kurz vorher dicht besetzten Schützengraben aufgeprellt – sie feuerten auf uns – ein Schuss warf mich zu Boden – unsere schwache Gruppe sah sich umringt – es waren noch etwa 15 Mann.“
So endete der Vorstoß dieser Tapferen, der so hoffnungsvoll begonnen und sie unter allen Verdunkämpfern mit am weitesten nach vorne geführt hatte; – ein grausames Geschick zwang sie in französische Kriegsgefangenschaft.
Am 23.06. nachmittags hatte der Regimentsstab seine Befehlsstelle im Panzerwerk Thiaumont eingerichtet. Für den erkrankten Regimentsadjutanten Schuster, der während des Angriffs an schweren Hitzschlagerscheinungen zusammengebrochen war, hatte Leutnant der Reserve Lienhardt den Adjutantendienst übernommen – da beim Sturm auch einige Ordonnanzen durch Granatsplitter verwundet wurden, musste ein neuer Unterstab gebildet werden.
Inzwischen hatte Oberst Mieg die notwendige Anordnungen getroffen, um die bisher so mangelhafte Verbindung mit den Nachbartruppen, so gut es ging, herzustellen, entstandene Lücken auszufüllen und den Munitionsnachschub in die Wege zu leiten.  Auch wurde Sorge getragen, den erschöpften Truppen in kleinen Tonnen Wasser zuzuführen.
Der Ausbau des gewonnenen Geländes und das Herstellen von Verbindungsgräben, insbesondere in Richtung auf das Thiaumontwerk war bei dem steinharten Boden eine unsagbar harte Arbeit.
Da mit bald einsetzenden französischen Gegenstößen gerechnet werden musste, war es notwendig, die einzelnen Gruppen, deren jede im Kampfe auf sich allein angewiesen war, mit den nötigen Anweisungen für die Nacht zu versehen. In dem Wirrwarr von Grabenteilen und Löchern – von Gruppe zu Gruppe sich durcharbeitend – setzten sich Führer und Meldeläufer der größten Gefahr aus, weil das ganze Gelände eingesehen war. Wer sich zeigte, wurde von Artillerie und Infanterie beschlossen.
So stürzten gegen 6 Uhr nachmittags – kurz vor einem Granattrichter – der Führer der 8. Kompanie, Hauptmann Liebing, von zwei Infanterieschüssen durch Brust und Schulter getroffen, zusammen – dies hatte der Unteroffizier der Landwehr Harreuther beobachtet – ungeachtet eigener Lebensgefahr kroch er vor, zog seinen hilflos daliegenden Hauptmann in das etwas mehr schützende Granatloch und legte ihm im Verein mit Sanitätssoldat Freundl und Unteroffizier Ettl den ersten Notverband an.
Allmälich senkte sich die Dunkelheit hernieder – Gerüchte schwirren umher, dass der Franzose sich zum Angriff anschicke. Für Verwundete ein furchtbarer Ausblick – aber der Hauptmann kannsich auf seine braven Leute verlassen – ihre entschlossenen Mienen sagen ihm, dass er vor schimpflicher Gefangenschaft geschützt sein wird.
Der erwartete feindliche Gegenstoß blieb aus – der Franzose schien sich von seinem Schrecken noch nicht erholt zu haben. So konnte man denn vor Mitternacht mit dem Zurückbringen der Schwerverwundeten beginnen – es vollzog sich in unausgesetztem feindlichen Artilleriefeuer – ein mühsamer und schwerzhafter Transport für die Verwundeten sowohl wie für die wackeren Krankenträger – denn letztere brauchten in dem zerrissenen Gelände zum Zurückbringen weniger Kilometer an vier bis fünf Stunden. Gar manche erreichten den Verbandplatz nicht mehr – viele auch – besonders mit schweren Bauchschüssen, mussten vorne still und ergeben ihr Leben aushauchen.
Nach Mitternacht war ein Gewitter losgebrochen – man fing den strömenden Regen ind Feldflaschen und Feldbechern auf und dankte Gott für diese erquickende Himmelsgabe.
Der große Erfolg dieses Sturmangriffes war naturgemäß mit schweren Opfern erkauft worden. Von den Offizieren starben den Heldentod:
am 21.06.1916 (schon beim Anmarsch) Leutnant der Reserve Gipfer aus der MG Kompanie
am 23.06.1916 die Kompanieführer Hauptmann Sonntag (7. Kompanie) (Anmerkung: Hauptmann Franz Sonntag, geboren am 27.10.1877 in Augsburg, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville)  und Oberleutnant Mantel (5. Kompanie) (Anmerkung: Oberleutnant Heinrich Mantel, gefallen am 22.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville), dieser kurz vor dem Antreten zum Sturm, die Leutnante Meyer (7. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Wilhelm Meyer, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville), Ziegler (2. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Richard Ziegler, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville) , Zeidlheck (1. Kompanie), Eichhorn (8. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Friedrich Eichhorn, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville), Winter (5. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Gottlieb Winter, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville), Ederer (1. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Alois Ederer, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville), Kerschensteiner (2. Kompanie) (Anmerkung: Leutnant Rupert Kerschensteiner, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville) und Fähnrich Maier (4. Kompanie).
Verwundet waren am 23.06. 17 Offiziere.
An Unteroffizieren und Mannschaften verlor das Regiment: durch Tod 140, durch Verwundung rund 1.000, vermisst waren über 300.“

Einer der 140 Toten war Martin Keller.

Offiziell ist für Martin Kellerer keine Grablage bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville begrabe wurde, wo auch seine Regimentskameraden beigesetzt wurden, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Leutnant Otto Schindelbeck, gefallen am 25.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Vizefeldwebel Johann Georg Zwerner, gefallen am 25.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Infanterist Anton Schillinger, gefallen am 25.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  • Reservist Xaver Lechner, gefallen am 23.06.1916 bei Thiaumont, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.
Sterbebild von Martin Kellerer
Rückseite des Sterbebildes von Martin Kellerer

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.464: Adalbert Hartmann

Der Gefreite Adalbert Hartmann wurde am 13.02.1890 im bayerischen Unterthingau als Sohn eines Landwirts geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 5. Kompanie des 20. bayerischen Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Verdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichnet. Am 11.07.1916 (Fehler auf Sterbebild) verstarb er in einem Lazarett, nachdem er am 28.06.1916 bei den Kämpfen auf Kalter Erde und bei Fleury während der Schlacht um Verdun verwundet worden war.

Adalbert Hartmann wurde auf dem Soldatenfriedhof Pierrepont in Block 1, Grab 194, begraben.

Seine Heimatgemeinde Unterthingau gedenkt Adalbert Hartmann noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/unterthingau_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Adalbert Hartmann
Rückseite des Sterbebildes von Adalbert Hartmann

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 1.139: Johann Loher

Johann Loher stammte aus Nußbaum, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Herbertsfelden, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 11. Kompanie (Irrtum auf Sterbebild) des 20. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 27.06.1916 fiel er im Alter von 21 Jahren in Frankreich während der furchtbaren Kämpfe auf Kalter Erde und bei Fleury, alos während der Schlacht um Verdun.

Offiziell ist für Johann Loher keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er während der Zusammenlegung von Begräbnisstätten auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab beigesetzt wurde. Dort wurde die anderen am gleichen Tag gefallenen Kameraden von Johann Loher aus der 11. Kompanie beigesetzt:

  1. Landsturmmann Josef Walch, gefallen am 27.06.1916 bei Douaumont, begarben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab;
  2. Landsturmmann Karl Herkommer, gefallen am 27.06.1916 bei Douaumont, begarben auf dem Soldatenfriedhof Hautecourt-lès-Broville in einem Massengrab.

Sterbebild von Johann Loher
Rückseite des Sterbebildes von Johann Loher

 

Abri-caverne quatre Cheminèes / Vier Schornsteine

Bei dem Abri Caverne des Quatre Chemineès handelt es sich um einen unterirdischen Schutzbunker, der sich auf der Anhöhe Froideterre befindet. Etwa 10 Monate rückte er während der Schlacht um Verdun in den Mittelpunkt des Geschehens. Der Schutzbunker war für die französischen Ablösetruppen ein wichtiges Bauwerk auf dem Weg vom Weinberghang (Ravin de Vigines) zum Hochplateau Thiaumont oder nach Fleury.

Der Schutzbunker war 1890 zur Unterbringung von 200 Reservisten angelegt worden. Er besteht aus einem unter den Fels geschlagenen Stollen, der als Befehlsstabsquartier und Sanitätsstelle genutzt wurde und etwa 8 Meter lang war.

Ein junger Leutnant berichtet aus dem Jahr 1916, als die Kämpfe um den Schutzbunker einen Höhepunkt erreicht hatten: „Wir haben dort sieben Tage zugebracht, ohne zu schlafen, Tag und Nacht ununterbrochenes Kanonenfeuer. Die Erdabdeckungen wurden ständig aufgerissen, aufgewühlt und aufgeworfen, änderten stündlich seine Form.“

In dem Befestigungsbunker hielten sich ständig Sterbende und Verletzte auf, die man nicht abtransportieren konnte, erschöpfte Meldegänger, abgekämpfte Soldaten und übermüdete Befehlshaber auf. Die Sicherheit der Menschen hing davon ab, ob die kämpfenden Kameraden die wenige hundert Meter entfernte Frontlinie hielten.

Die schlimmsten Tage des Bunkers waren der 22. und 23.06.1916. Die deutschen Truppen wollten noch vor dem Einsetzen der Offensive an der Somme den Verteidigungsgürtel Froideterre sprengen. Hierzu setzen sie eine bis dahin nie erlebte Masse an Soldaten und Kriegsmaterial ein. Ab dem 20.06.1916 wurde die Befestigung Froideterre unablässig bombardiert und die Festungsanlage Thiaumont zerstört. Am Abend des 22.06.1916 gingen alleine 100.000 Giftgasgranaten auf das Schlachtfeld nieder und legten die französische Verteidigung lahm. Für die Menschen im Schutzbunker Abri Caverne des Quatre Chemineès brachten die Gasgranaten den sicheren Tod. Die im Bunker liegenden Schwerverletzten wurden alle vergiftet, die meisten unter ihnen, die keine geeigneten Gasmasken hatten, erlitten schreckliche Todesqualen. Schneeweiße, von unerträglichen Krämpfen refurchte Gesichter, in die Brust gekrallte Finger.

Am 23.06.1916 erfolgte der deutsche Angriff mit 50.000 Mann auf breiter Front mit Rauchbomben und Flammenwerfern. Die französischen Verteidigungsanlagen wurden überrannt. Um 9:30 Uhr erreichten sie die Befestigung Froideterre, besetzten das Dach und beschossen die Eingänge. In die Luftschächte warfen sie Granaten, sodass im Inneren Panik ausbrach. Zwar drohte die französische Front zu brechen, jedoch wichen die deutschen Truppen erschöpft während eines Gegenangriffs der Franzosen zurück.

Die Anlage ist gut ausgeschildert und kann, soweit nicht eingestürzt, besichtigt werden. Sie ist gut erhalten.

(Stand: Frühjahr 2010)

Hinweisschild auf den Schutzbunker an der Straße
Nach fast 100 Jahren sind die Granateinschläge und Granattrichter noch deutschlich sichtbar
Im Hintergrund sind die Belüftungsschächte zu sehen

Ein Eingang in die Stollen des Befestigungsbunker
Ein zerstörter Vorbau des Befestigungsbunkers
Denkmal für Pierre Cazalis de Fondouce, gefallen am 8. August 1916

Zwar ist der Zutritt zur Befestigungsanlage verboten, jedoch sind alle Türen offen und der Zugang frei

Der Befestigungsstollen von innen
Der Eingangsbereich von innen betrachtet
Ein Kamin des Schutzbunkers
Der Bunker ist innen mit einer Klinkerwand ausgegleidet. Dahinter befindet sich ein Hohlraum zum Felsen.
Nach fast 100 Jahren zerfällt die gemauerte Wand langsam.
Blick von oben in einen Belüftungsschacht
Der Kopf eines Belüftungsschachts

Blick über den Wald