Die Männer des Ersten Weltkrieges – Sonderbeitrag Frankfurter Volkszeitung 2: Joseph Kreiling

Der Soldat Joseph Kreiling stammte aus Frankfurt am Main, Ortsteil Ginheim. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Füsilier in der 12. Kompanie des 9. Grenadier-Regiment. Am 09.04.1915 fiel er im Alter von 21 Jahren während der Stellungskämpfe nördlich Przasnysz in Polen an der Ostfront.

Die Lage des Grabes von Joseph Kreiling ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

In Frankfurt gedenkt man Joseph Kreiling noch heute auf einem Denkmal in Bockenheim auf dem Ehrenhof der Frauenfriedenskirche http://www.denkmalprojekt.org/2013/bockenheim-frauenfriedenskirche-ehrenhof_wk1_hs.html

Todesanzeige für Joseph Kreiling in der Frankfurter Volkszeitung vom 27.04.1915

Sonderbeitrag: Paul Einicke

Der Soldat Paul Einicke wurde am 04.03.1886 in Lennep geboren, heute ein Stadtteil von Remscheid in Nordrhein-Westfalen, und arbeitete als Gerichts-Assessor beim Magistrat in Breslau. Er kämpfte als Jäger in der 3. Kompanie des 6. Reserve-Jäger-Bataillons. Am 09.04.1916 fiel er während der Schlacht um Verdun bei den Kämpfen um Höhe 304 im Alter von 30 Jahren.

Die Lage des Grabes von Paul Einicke ist unbekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass er, wenn seine Gebeine bis heute geborgen wurden, anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Consenvoye begraben wurde, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a. Josef Nickel, geboren am 08.03.1895, gefallen am 09.04.1916 an Toter Mann, begraben auf dem Soldatenfriedhof Consenvoye in einem Massengrab.

Die nachfolgende Todesanzeige wurde vom Verein Deutscher Studenten Bonn aufgegeben.

Todesanzeige für Paul Einicke von seiner Frau Maria
Todesanzeige für Paul Einicke vom Verein Deutscher Studenten Bonn

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Sonderbeitrag: Kurt Thimm

Der Soldat Kurt Thimm stammte aus Ottlotschin (seit 1945 polnisch: Otłoczyn) im ehemaligen Landkreis Thorn. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Landwehr als Kompanieführer in der 5. Kompanie des 93. Infanterie-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet. Am 26.09.1915 fiel er während der Herbstschlacht bei La Bassée und Arras (25.09. – 13.10.1915) bei Loos-en-Gohelle.

Über den Todestag und die Todesumstände von Kurt Thimm berichtet die Regimentsgeschichte des 93. Infanterie-Regiments:

„Nachdem die Bataillone kurze Zeit geruht hatten, traten sie gegen 2 Uhr vormittags zu dem befohlenen Angriff an. II./93 in der Reihenfolge 7, 5, 6, 8, mit 100 Metern Abstand von Zug zu Zug, marschierte zunächst auf der Chaussee nach La Bassée vor, bis der Anfang den Fußpunkt der Höhe 70 erreicht hatte. Dort angekommen, entwickelte sich das Bataillon zu beiden Seiten der tief eingeschnittenen Straße, 7 und 5/93 in vorderer, 6 und 8/93 in zweiter Linie. 5/93 hatte Anschluss an das I. Bataillon zu nehmen. Rechts war Anschluss an das Infanterie-Regiment 153. Das I. Bataillon, auf dem aus Cite St. Laurent auf Loos führenden Wege vormarschierend, erreichte 2.30 Uhr vormittags den Schnittpunkt mit der Eisenbahn und entwickelte sich von hier mit der 2. und 4. Kompanie in vorderer, der 1. und 3. Kompanie in zweiter Linie. 2/93 hatte Anschluss an das II. Bataillon zu nehmen, 4/93 längs des Weges vorzugehen. 4.30 Uhr vormittags treten die Bataillone, nachdem überall die Anschlüsse hergestellt sind, zum Angriff an. Nachdem die von Teilen der Regimenter 26, 27, 22 und 178 besetzte vorderste Linie überschritten ist, schlägt den Bataillonen heftiges Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer entgegen. Sprungweise gehen die vorderen Kompanien jetzt weiter vor, die hinteren Kompanien folgen zugweise mit großen Zwischenräumen. Die Verluste mehren sich ständig. Etwa 150 Meter nach Überschreiten der vorderen Linie kommt der Angriff zum Stehen, trotzdem die Bataillone die Kompanien der zweiten Linie auch restlos eingesetzt haben. Ein weiteres Vorwärtskommen ist ohne gründliche Artillerievorbereitung vollkommen unmöglich, die Bataillone sind gezwungen, sich einzugraben. Allmählich fängt es an zu dämmern, aber dichter Nebel begünstigt zunächst noch das Halten der gewonnenen Linie. Sowie sich jedoch dieser verzogen hat, setzt auf das Gelände hinter dem rechten Flügel des Regiments und die Höhe 70 überwältigendes Artilleriefeuer ein und die Engländer, die Verstärkungen erhalten haben, gehen auf der ganzen Linie zum Angriff vor. Hier wurde der Kommandeur des II. Bataillons, Hauptmann Ribbentropp, schwer verwundet, während sein Adjutant, Leutnant der Landwehr König, fiel. Im Allgemeinen wird der Angriff abgeschlagen, nur auf dem linken Flügel gelingt es einer Sturmabteilung, in unsere Linie einzubrechen. Die 11. und 12. Kompanie waren inzwischen vom Regiment zur Unterstützung des Angriffs vorgezogen worden, und zwar folgte die 11. Kompanie und ein Zug der 12. dem II., zwei Züge der 12. Kompanie dem I. Bataillon. Diese beiden Züge unter Leutnant der Landwehr Krause waren gerade rechtzeitig eingetroffen, um den beim I. Bataillon eingedrungenen Feind durch forschen Gegenangriff wieder zurückzuwerfen. Bis 2 Uhr nachmittags erfährt die Lage keine Veränderung, der Feind wagt keinen zweiten Angriff. Da versuchen Teile des Regiments 153 nördlich von Höhe 70 zum Angriff vorzugehen, dem sich der rechte Flügel des Regiments anschließt. In dem mörderischen feindlichen Abwehrfeuer wird die Bewegung jedoch bald zum Stillstand gebracht, die vollkommen durcheinandergeratenen Verbände werden in die Ausgangsstellungen zurückgenommen und soweit wie möglich neu geordnet. Die gesamte Linie des Regiments wird in zwei Abschnitte eingeteilt: den rechten Teil übernimmt Hauptmann von Thümen (II und Teile des III/93), den linken Rittmeister der Reserve Hoffmann (I und Teile des III/93). Im Abschnitt Hauptmann von Thümen hatte die Infanterie-Pionier-Kompanie im Anschluss an Infanterie-Regiment 153 die Höhe 70 besetzt, die allmählich zu einem beherrschenden Stützpunkt ausgebaut wurde. Daran anschließend lag eine Kompanie des Infanterie-Regiments 106, dann Kompanie Steinberg, Kitzinger, Courtois und Vizefeldwebel Meister. Der Abschnitt Hoffmann schloss mit der Kompanie Krause hieran an, es folgte die 1. und 2. Kompanie unter Leutnant der Reserve Gebser, 11/27, 4/93 unter Leutnant der Reserve Sannemann und 3/93 unter Oberleutnant von Monteton, der tagsüber mit etwa 30 Mann seiner Kompanie dicht vor der feindlichen Stellung gelegen hatte und erst mit Einbruch der Dunkelheit in die Höhe der anderen Kompanien zurückgehen konnte. An seine Kompanie, die mit dem linken Flügel an dem Wege St. Eduard-Loos lag, schloss das Infanterie-Regiment 27 an. Die Nacht verlief ruhig, auf beiden Seiten entwickelte sich eifrige Schanztätigkeit.“

Die Lage des Grabes von Kurt Thimm ist unbekannt.

Todesanzeige der Commerz- und Disconto-Bank für Kurt Thimm

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.710: Joseph Enzinger

Der Musketier Joseph Enzinger stammte aus Freilassing in Bayern und war der Sohn eines Schreinermeisters. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 3. Kompanie des 166. Infanterie-Regiments. Am 10.03.1915 fiel er im Alter von nur 17 Jahren bei Ogrodniki, 6 Kk östlich Seiny im heutigen Polen.

Die Lage des Grabes ist heute unbekannt, wie meist bei Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Polen.

Seine Heimatgemeinde Freilassing gedenkt Joseph Enzinger noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2009/freilassing_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Joseph Enzinger
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Enzinger

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.681: Joseph Keseling

Der Unteroffizier Joseph Keseling wurde am 13.11.1893 in Duderstadt in Niedersachsen geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 7. Kompanie des 229. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 10.08.1915 fiel er im Alter von 21 Jahren in Nordpolen während der Schlacht bei Ostrow. Die Lage des Grabes ist heute unbekannt. Es existiert wahrscheinlich nicht mehr.

Sterbebild von Joseph Keseling
Rückseite des Sterbebildes von Joseph Keseling

Sonderbeitrag: Hans Wander

Als erste Todesanzeige in der Königsberger Hartungschen Zeitung erschien die nachfolgende Anzeige für Hans Wander. Hans Wander stammte aus Fünfhuben (seit 1945 polnisch: Niedziałki) im ehemaligen Kreis Rastenburg in Ostpreußen.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant in der 4. Kompanie Kompanie des 148. Infanterie-Regiments. Am 26.08.1914 fiel er im Alter von 20 Jahren bei Oschekau (seit 1945 polnisch: Osiekowo) Groß Gardienen.

Offiziell ist für Hans Wander keine Grablage bekannt. ich gehe jedoch davon aus, dass er auf dem Soldatenfriedhof in Oschekau begraben wurde.

Todesanzeige für Hans Wander in der Königsberger Hartungschen Zeitung vom 04.09.1914

Die Männer des Ersten Weltkrieges – Teil 1.646: Alois Schacherbauer

Der Soldat Alois Schacherbauer stammte aus Ranshofen, einem Ortsteil der österreichischen Stadt Braunau am Inn, aus der der deutsche Diktator Adolf Hitler stammte. Im Ersten Weltkrieg kämpfte der Österreicher im 59. kaiserlich und königlichen Infanterie-Regiment als Infanterist. Am 17.11.1914 fiel er im Alter von 32 Jahren bei Krakau während eines Sturmangriffs.

Die Grablage von Alois Schacherbauer konnte ich nicht ermitteln.

Sterbebild von Alois Schacherbauer
Rückseite des Sterbebildes von Alois Schacherbauer

SONDERBEITRAG: Georg Heinrich Schirmer

Bei einem Spaziergang über den Gießener Alten Friedhof stieß ich auf das Grab bzw. den Gedenkstein für Georg Heinrich Schirmer. Er wurde am 21.03.1896 in Gießen im heutigen Bundesland Hessen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Kriegsfreiwilliger im Stab der I. Abteilung des 56. Reserve-Feldartillerie-Regiments. Am 15.06.1915 fiel er im Alter von 19 Jahren in Polen an der Ostfront bei Suwalki.

Die Lage des Grabes von Georg Heinrich Schirmer ist unbekannt.

Grabstein / Gedenkstein für Georg Heinrich Schirmer auf dem Alten Friedhof in Gießen

Sonderbeitrag: Arnold Weikart

Heute und hier einmal wieder ein Beitrag aus meiner laufenden Arbeit als Kostprobe. Es ist eine Todesanzeige der Berliner Volkszeitung vom 01. Mai 1915, die Erich und Otto Wabrowski für ihren gefallenen Freund, Arnold Weikart, aufgegeben hatten:

Der Soldat Arnold Weikart stammte aus der Reichshauptstadt Berlin. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Musketier in der 6. Kompanie des 44. Infanterie-Regiments. Am 01.04.1915 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Stellungskämpfe zwischen Orzyc und Szkwa in Polen.

Die Lage des Grabes von Arnold Weikart ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Todesanzeige für Arnold Weikart in der Berliner Volkszeitung vom 01.05.1915

Sonderbeitrag: Ernst Stadie

Bei meinen Recherchen in den Todesanzeigen der Berliner Volkszeitung von 1915 stieß ich auf folgende Kleinanzeige der Mutter von Ernst Stadie. Dazu habe ich folgendes recherchiert:

Der Soldat Ernst Stadie stammte aus Wilkendorf (heute polnisch: Wilkowo). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Einjähriger-Kriegsfreiwilliger in der 3. Kompanie des 3. preußischen Garde-Regiments zu Fuß. Seit einem Sturmangriff bei Ypern am 11.11.1914 galt er als vermisst. Vermutlich wurde er beim Sturmangriff bei Koelberg getötet.

Über den vermutlichen Todestag und die Todesumstände von Ernst Stadie berichtet die Regimentsgeschichte des 3. preußischen Garde-Regiments zu Fuß:

„Am nächsten Tage soll das Regiment rechts Anschluss an das Reserve-Infanterie-Regiment 248 und links an das 1. Garde-Regiment an der Erstürmung der feindlichen Stellungen teilnehmen. Als Angriffsziel ist Ypern bestimmt. Das Regiment beabsichtigte, die drei Bataillone in der Reihenfolge I., II., F. einzusetzen. In der Nacht vom 10./11.11. schob das I. Bataillon stärkere Patrouillen vor bis in die verlassene vorgelegene englische Stellung. Die Aufgabe war dadurch erschwert, dass die Engländer vor ihrer Stellung Drähte aufgespannt hatten, die mit Blechbüchsen behangen waren. Doch das hier und da entstandene Geräusch aufmerksam geworden, feuerten kleinere feindliche Abteilungen. Gegen Morgen wurde auch das F. Bataillon vorgezogen. Am Morgen des 11., es war ein nebeliger nasskalter Tag, begann ein sich immer steigerndes Vernichtungsfeuer der deutschen Artillerie bis 10 Uhr vormittags. Leider blieben einige Teile des Vorgeländes, Hecken, in denen die Engländer Maschinengewehre eingebaut hatten, in unserem Abschnitt unbefeuert, und eine Änderung der Feuerrichtung war unmöglich, weil die Verbindungsdrähte zu den Batterien durchschossen waren. Punkt 10 Uhr traten die vordersten Linien, rechts die 2. Kompanie (Oberleutnant von Marck), links daneben die 3. Kompanie (Leutnant der reserve Henderkott) an. Die 1. Kompanie (Hauptmann Freiherr von Marschall) folgte zunächst in 2. Linie, ein Zug unter Feldwebel-Leutnant Renz schob gleich zu Beginn des Sturmes ein. Die 4. Kompanie (Leutnant der Reserve Albrecht I) blieb zur Verfügung des Bataillonskommandeurs. Die ersten Stellungen, in denen sich Cameroon-Highländers befanden, wurden glatt überrannt. Starkes flankierendes Maschinengewehrfeuer hemmte aber weiteres Vordringen, so dass noch die 4. und 5. Kompanie vorgeschickt werden mussten. Am Nachmittag wurde die 6. Kompanie (Leutnant der Reserve Grabowski) bei dem Nachbar-Regiment rechts eingesetzt, und es gelang ihr auch, den Angriff bis nahe an den Rand des Polygonwaldes vorzutragen. Abends traf der Brigadebefehl ein, die erreichte Stellung zu halten. Ein schwacher Gegenangriff der Engländer um 4 Uhr nachmittags war blutig abgewiesen worden.

War auch der volle Erfolg, die Einnahme Yperns, den heißen Kämpfen des 11. Novembers nicht beschieden, die Angriffskraft des Gegners war gebrochen, die deutschen Stellungen nicht unerheblich vorgeschoben und dem Ruhmeskranz des Regiments ein neues Blatt hinzugefügt. Im Harten Kampf Mann gegen Mann war eins der ältesten schottischen Regimenter, das berühmt ist durch seine Treue gegen die Stuarts, von preußischen Gardisten überwunden worden. Zahllose Gefallene in ihren kakibraunen Uniformen und kurzen Schottenröcken lagen auf dem Lehmboden, sie blieben dort liegen, bis der Schnee sie bedeckte. Aber auch unter den Unsrigen hatte der Tod von Flandern blutige Ernte gehalten. Major von Arentschild, Hauptmann der Reserve Freiherr Marschall von Bieberstein, Oberleutnant von Marck, Feldwebel-Leutnant Strelow, Offizierstellvertreter Fahlenberg, 1. Kompanie, Bauerschmidt, 11. Kompanie, sowie 112 brave Unteroffiziere und Mannschaften, vorwiegend vom I. Bataillon, hatten ihr Leben für ihr Vaterland hingegeben oder waren tödlich verwundet, groß war die Zahl der Verwundeten. Die 3. Kompanie hatte mit allein 49 Toten bei einer Gefechtsstärke von 19 Unteroffizieren, 147 Mann am meisten gelitten. 

Ein anschauliches Bild von den Kämpfen gibt ein Auszug aus dem Bericht des damaligen Führers der 3. Kompanie, Leutnant der Reserve Henderkott, der später in Douai als Anerkennung für seine Tapferkeit aus der Hand Seiner Majestät des Kaisers das Eiserne Kreuz 1. Klasse empfangen hat. Er berichtet: „Am Tage hatten wir genügend Einblick in das Vorgelände gewonnen, um gleich die richtigen Entschlüsse fassen zu können. Vor der Front der Kompanie lag zunächst eine vom Gegner einzusehende, nasse Wiese, dahinter einzelne Häuser mit Gärten und auf 150 Meter eine Strohmiete. Die Überschreitung dieser Wiese hätte sicherlich schwere Opfer gekostet, deshalb ließ ich noch in der Nacht einen Laufgraben ausheben, der uns das Überschreiten der Wiese ersparen sollte.

Die Nacht vom 10. zum 11. war sehr dunkel, der Boden sehr lehmig, so dass keine Geräusche entstanden. So wurde der Laufgraben gegen 3 und 4 Uhr nachts fertig. Er ist am 11. und im Laufe des 12. von fast allen vorgehenden Unterstützungen benutzt worden. Mit dem Führer der Leib-Kompanie 1. Garde-Regiment zu Fuß, Hauptmann von Hahnke, verabredete ich morgens gegen 8.30 Uhr während des Artilleriefeuers nach einer Waldecke genau die Richtung des Vorgehens. Um 9.45 Uhr rückte ich mit dem 1. und 2. Zug meiner Kompanie im Schutze des durch die starke Artilleriebeschießung verursachten Pulverdampfes in den Laufgraben ein. Punkt 10 Uhr stieg die 3. Kompanie wie ein Mann aus dem Graben heraus, die Zug- und Gruppenführer vor der Front, fast ausgerichtet legte sie etwa 50 Meter unbeschossen zurück und erhielt erst dann Infanteriefeuer, das allerdings viele Opfer forderte. In die Gartenhecke eingebaute, von uns nicht vermutete Maschinengewehre, die mit grauen Bindfäden umwickelt und mit Lehmboden bestrichen waren, so dass sie kaum sichtbar waren, mähten die Angreifer nieder. Beim Zurückblicken nach meiner Kompanie sah ich, wie die Leute des linken Flügelzuges, vom Maschinengewehrfeuer erfasst, nach vorn niederstürzten. Ich selbst und die Leute hinter mir näherten uns mehr aus der Flanke den Maschinengewehren und konnten wir zwei mit stürmender Hand nehmen. Die Bedienung schoss bis zum letzten Augenblick, und manch Tapfere von uns fiel dem Blei noch zum Opfer, als er die todbringende Waffe nur noch wenige Schritte vor sich sah.

Nur flüchtig erkannte man im Weiterstürmen, dass die gesamten kleinen Hausgärten durch Anlage von Gräben und Schützenständen innerhalb der Hecken in kleine Festungen verwandelt waren. Wir hatten es mit einem zähen Feinde zu tun. Schottländer, von gewaltigem Körperbau, schottische Garde, trotz der späten Jahreszeit in der charakteristischen Uniform mit nackten Knien und Oberschenkeln, so dass meine Gefechtsordonanz mir zurief: „Herr Leutnant, da sind Weiber dabei!“ Sie schlugen sich bis zum letzten Augenblick, lagen aber bald tot oder mit schweren Wunden am Boden. Aber noch war eine hinterste Stellung des Feindes besetzt, und tödliches Blei von dort verlangte noch manches Opfer. Es galt jetzt, die eigenen Leute, die sich hinter Hecken und Bodenwellen einzunisten und festzusetzen begannen, zusammen zu raffen, um das letzte Grabenstück zu säubern. Die Arbeit war nicht so schwierig wie die erste, denn rechts von uns war mein 3. Zug und die 2. Kompanie herangekommen und begannen damit, den Graben von rechts nach links aufzurollen. Wir taten dasselbe von links nach rechts und hatten damit die feindliche Infanterie erledigt. Links von mir sah ich Leute des Brigade-Regiments hinter einer Hecke verschwinden, vor mir lag eine tief und breit in den Wald hineinspringende, freie Ackerfläche. Im Begriff, halblinks den Wald zu gewinnen, um die freie Fläche zu vermeiden, nahm uns die Artillerie unter Feuer und zwang uns, an einer niedrigen Wegeböschung Deckung zu suchen. Ich hatte noch etwa 15 Mann bei mir. Rechts von mir sah ich viele der Unsigen von der 2. Kompanie fallen. Das feindliche Artilleriefeuer fasste uns immer mehr, bald wurden von den wenigen Leuten, die noch bei mir waren, einige von Volltreffern zerrissen, da die Böschung zu niedrig war, um uns genügend zu decken.“

Als das heftig tobende Artilleriefeuer sich etwas legte, suchte ich festzustellen, was rechts und links von mir lag. Hierbei zeichnete sich der Radfahrer Kalisch aus, der als Gefechtsordonnanz den ganzen Tag unerschrocken bei mir ausgehalten hatte und nun im feindlichen Feuer an dem aus einzelnen Teilen bestehenden Graben entlang kroch und feststellte, dass links von mir auf erreichbare Entfernung nichts lag, während er rechts von uns etwa 30 Mann, hauptsächlich der 2. Kompanie feststellte. Ich nahm mit diesen Leuten Verbindung auf und stellte bei allen den unerschütterlichen Entschluss fest, die Stellung in jedem Falle zu halten. Inzwischen versuchte ich vergeblich, durch Ordonannzen nach rückwärts Verbindung zu bekommen. So entschloss ich mich, selbst mit 2 Leuten zurückzukriechen, um Verstärkung heranzubekommen. Es glückte. In dem von mir angelegten Laufgraben fand ich einen Zug der 1. Kompanie. Ich ließ ihn durch Kalisch mit einbrechender Dunkelheit nach vorn führen. Weiterhin traf ich auf die 10. Kompanie und veranlasste den Kompanieführer, einen Zug seiner Kompanie nach vorn zu schicken. Mit dieser Unterstützung wurde dann der ehemals englische Graben gehalten und ausgebaut.

Der Grenadier Frick, 3. Kompanie, der sich wie bei früheren Gelegenheiten, so auch am 11. November beim Sturm ganz hervorragend mutig und umsichtig benahm, fiel durch eine Granate, als er die von der Kompanie eroberten Maschinengewehre holen wollte, da die Gefahr vorlag, dass sie wieder in die Hand des Feindes fielen. Frick war wohl der beste Soldat der 3. Kompanie. Jeder Überlebende hat um ihn getrauert. Neben seiner unerschrockenen Tapferkeit lobten alle seine uneigennützige, große Kamaradschaftlichkeit.“

Die Sturmkompanien blieben, wie der Bericht des Leutnants Henderkott zeigt, zunächst ohne genügende Verbindung mit den rückwärtigen Truppenteilen in den eroberten englischen Stellungen und litten stark unter dem Mangel an Trinkwasser. Einige Leute, die sich verleiten ließen, aus den Pfützen zu trinken, erkrankten an Typhus (Fähnrich von Jastrczembski +). Erst in der Nacht vom 12. zum 13. November konnten die braven Stürmer von dem F. Bataillon abgelöst werden.“

Offiziell ist für Ernst Stadie keine Grablage bekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Menen begraben wurde, wo man die Gefallenen der Region Ypern begrub.

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