Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 683: Adolf Huber

Der Gefreite Adolf  Huber wurde am 16.06.1893 in Oberfinning in Oberbayern als Sohn eines Kleinbauern geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Eskadron des 1. bayerischen Schweren Reiter-Regiments. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Verdienstkreuz ausgezeichnet. Am 15.09.1916 fiel er vermutlich bei Ginchy (an der Somme) in Frankreich durch schwere Verwundung.

Man begrub Adolf Huber auf dem Soldatenfriedhof Fricourt in einem Massengrab.

Sterbebild von Adolf Huber

Der theoretische Weg von Adolf Huber von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 671: Friedrich Härtl [ERGÄNZUNG]

Bereits am 23.07.2019 veröffentlichte ich das Schicksal von Friedrich Härtl, genannt Friedel. Nun konnte ich ein weiteres Dokument zu Friedrich Härtl erwerben: die Trauerrede, die von von Pfarrer Wagner in seiner Heimat, Schwarzach in Niederbayern, gehalten wurde.

Der Landwirt und Tagelöhner Friedrich Härtl wurde am 06.05.1888 geboren und stammte aus Lindforst, heute ein Ortsteil der bayerischen Gemeinde Schwarzach. 1910 stirbt seine Mutter und er übernimmt er im Alter von 22 Jahren den elterlichen Bauernhof, den er fortan gemeinsam mit seiner Schwester Sophie bewirtschaftete. Statt zu heiraten, sparte er und versuchte den Bauernhof schuldenfrei zu bekommen.

Am 14.03.1915 wurde Friedrich Härtl in die 3. Kompanie des 6. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments eingezogen. Er wurde schnell ausgebildet, denn schon im Juni 1915 wurde sein Regiment an die Front gezogen und er kämpfte von Juni 1915 bis August 1916 an der Somme. Am 15.08.1915 wurde sein Regiment nach Russland verlegt, dann nach Galizien, dann nach Lothringen und schließlich nach Siebenbürgen in Rumänien. Hier sollte er fallen. Am 08.11.1916 fiel er bei einem Gefecht auf der Höhe 1141 bei Hagotöalja im Alter von 28 Jahren in Siebenbürgen in Rumänien durch einen Kopfschuss. Man begrub ihn unmittelbar auf dieser Höhe.

Eine Grablage ist wie bei vielen Gefallenen in Osteuropa nicht bekannt.
Hier erst Bilder des neuen Dokuments – gefolgt vom Sterbebild:

Trauerrede für Friedrich Härtl
Der Text der Predikt
Rückseite der Trauerpredikt für Friedrich Härtl

 

 

Der theoretische Weg von Friedrich Härtl von seinem Heimatort zu seiner Sterberegion:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 685: Johann Hindelang

Der Bauerssohn Johann Hindelang wurde am 31.12.1890 im bayerischen Sulzschneid geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 3. Kompanie des 3. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments als Soldat. Sein Bruder fiel am 02.10.1916 bei Verdun.  Am 21.08.1916 fiel er im Alter von 25 Jahren durch Granatschuss an der Somme nach 16 Monaten Kriegsdienst.

Eine Grablage ist für Johann Hindelang nicht bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass er wie sein Kompanie-Kamerad Johann Beutlrock, Landsturmmann, der am selben Tag fiel, auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy in einem Massengrab beigesetzt wurde.

Sterbebild von Johann Hindelang
Rückseite des Sterbebildes von Johann Hindelang

Der theoretische Weg von Johann Hindelang von seinem Geburtsort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 688: Stefan Resch

Der Kleinbauer Stefan Resch stammte aus Haarbach (Verlustliste: Holzham) in Bayern.  Im Ersten Weltkrieg diente er in der 12. Kompanie des 2. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 21.10.1914 fiel er im Alter von 30 Jahren während der Stellungskämpfe bei Fay an der Somme in Frankreich.

Eine offizielle Grablage ist für Stefan Resch nicht bekannt. Ich vermute jedoch, dass er wie Regimentskameraden auf dem Soldatenfriedhof St.-Laurent-Blangy namenlos in einem Massengrab beigesetzt wurde.

 

Sterbebild von Sfefan Resch
Rückseite des Sterbebildes von Stefan Resch

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 682: Alois Demmelbauer

Der Gütler Alois Demmelbauer wurde am 17.11.2019 in Haarbachloh (Ortsteil von Haarbach) geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 6. Kompanie des 16. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 14.07.1916 fiel er bei Longueval im Alter von 27 Jahren während der Schlacht an der Somme.

Über den Todestag und die Todesumstände berichtet die Regimentsgeschichte des 16. bayerischen Infanterie-Regiments:

Die Lage war hoffnungslos. Der 6. Garde-Infanterie-Brigade wurde hierüber gemeldet; sie antwortete mit den zuversichtlichen Worten: „Aber das Regiment hält doch fest.“ Über die Aufgabe des Regiments, seine Stellung zu behaupten, bestand niemals ein Zweifel. In dem wahnsinnigen Artilleriefeuer harrten die treuen Kämpfer mit bewundernswerter Zähigkeit und Ausdauer aus. In der Nacht vom 13. zum 14.7. wurde noch einmal versucht, die Stellung in verteidigungsfähigen Zustand zu bringen, auch das I./Infanterie-Regiment 190 wurde noch dazu herangezogen.

Patrouillen meldeten Ansammlungen starker feindlicher Kräfte in der Artillerieschlucht. – Der Angriff stand also unmittelbar bevor. Die ersten Morgenstunden verliefen verhältnismäßig ruhig. 3 Uhr früh prasselte aber ein Trommelfeuer von ungeahnter Heftigkeit auf die Stellung von Bazentin-le Petit-Wald bis Longueval und südlich davon nieder. Einzelne Schüsse waren nicht mehr zu unterscheiden; nur ein ein einziges gewaltiges Rauschen, als zögen unendliche Schwärme riesiger Vögel über die Verteidiger, war hörbar, eine Wand von Rauch und Staub, fahlgelb erleuchtet, versperrte jeden Ausblick. Nach einer halben Stunde verlegt der Feind sein Feuer ruckartig nach rückwärts. Eines Befehls zum Alarmieren der Grabenbesatzung bedurft es nicht mehr; die Mannschaften waren in herzerfreuendem Kampfeifer aus den wenigen noch erhaltenen Unterschlupfen an die zerwühlte Brustwehr geeilt und konnten nur mit Mühe von vorzeitigem Schießen zurückgehalten werden. Die feindliche Infanterie ging zum Sturm vor; sie wurde, als sie sich durch die Reste des Hindernisses hindurch arbeitete, von mörderischem Feuer empfangen, das durch die Maschinengewehre des Scharfschützentrupps trefflich unterstützt wurde. Der in fünf Wellen vorgetragene Angriff brach unter schweren Verlusten des Feindes trotz seiner Maschinengewehre und Flammenwerfer vor der Front des I. Bataillons zusammen. Der rechts an das Regiment anschließende Stellungsabschnitt war schon beim ersten Ansturm dem Feinde erlegen. Die Engländer suchten nun von rückwärts den rechten Flügel des I. Bataillons zu fassen.

Der Versuch ihrer Vernichtung misslang im Feuer des dort liegenden hervorragend geführten Zuges der Kaschinengewehr-Kompanie. Am linken Flügel des I. Bataillons war es feindlichen Abteilungen gelungen, durchzubrechen. Die 5. Kompanie am rechten Flügel des II. Bataillons war hierdurch in große Gefahr gebracht, hatte aber die Bedrohung rechtzeitig erkannt und sperrte nach rechts ab. Die ganze Kompanie war auf ihrem Posten.

Gegen den vor den Hindernisreitern erkannten Gegner setzte sofort stärkstes Maschinengewehr- und Infanteriefeuer ein. Schon nach etwa zehn Minuten war auch hier der Gegner frontal glatt abgewiesen, das Maschienngewehrfeuer mähte seine Massen, die wiederholt am Hohlweg Montauban – Longueval durchbrechen wollten, buchstäblich nieder. Ein starker feindlicher Stoß war entlang der Straße von Maricourt nach Longueval gerichtet. Der Durchbruch gelang und wurde erst vor der Riegelstellung in Mitte der Ortschaft durch die 8. Kompanie aufgefangen. Vor der nach Longueval nach Süden umgebogene Stellung der 7. Kompanie war der feindliche Infanterieangriff ebenfalls zusammengebrochen.

Als sich die Bazentin le Grand einhüllende Rauchwolke etwas verzogen war, wurde vom Unterstand des Regimentsstabes aus das Unheil, das den rechten Flügel getroffen hatte, erkannt und versucht, dem Vordringen des Feindes so gut als möglich Halt zu machen. Wenden konnten die noch verfügbaren vier Maschinengewehre, die Handvoll Offiziere und Fernsprecher des Stabes das Schicksal nicht mehr. Das Reserve-Bataillon I/Infanterie-Regiment 190 erhielt noch Befehl, über Bazentin le Grand vorzugehen und wenigstens den Ort zu halten; seine im Trommelfeuer zerrissenen Kompanien hatten keine Stoßkraft mehr, einige Leute zeigten sich, sonst nichts. Die eigene Artillerie schwieg; sie war niedergekämpft. um den Unterstand entspann sich nun ein heftiger Handgranatenkampf, die Maschinengewehre, die nach drei Seiten feuerten, wurden durch vom Feind schnell herangebrachte Minenwerfer nacheinander außer Gefecht gesetzt. Schon konnte auch das Vorgehen feindlicher Schützen zwischen Bazentin le Grand und Bazentin le Petit beobachtet werden. Bald hatte der Feind die Schwäche der Besatzung erkannt und brach mit mehreren Infanteriezügen aus den Häusertrümmern hervor.

Der Kampf war aus. Bazentin le Grand fiel – nach drei Stunden zähen Widerstandes.

Damit war das Schicksal des I. Bataillons besiegelt. Die 5. Kompanie wurde nun neurdings von beiden Flügeln her angepackt. In einem äußerst hartnäckigen und verlustreichen Handgranatenkampf ging eine Schulterwehr nach der anderen verloren. Nach vollständiger Einkreisung fiel ein Häuflein von 50 kampfunfähigen, waffenlosen Streitern dem Gegner zur Beute.

Der Abwehrerfolg beim ersten Angriff der Engländer hatte das I. Bataillon neu belebt. Patrouillen stiegen aus den Granatlöchern und suchten das Vorfeld ab. Vier Maschinengewehre, darunter zwei brauchbare, 28 Gefangene, darunter zwei verwundete englische Offiziere, waren ihr Lohn, ein höherer beinahe noch: die offene und ehrliche Anerkennung der Tapferkeit aus dem Munde des Feindes, des schwer verwundeten gefangenen englischen Regimentskommandeurs. Auf dem Schlachtfelde gibt es keine Heuchelei.

In der Front versuchte der Gegner nach seinen ersten schlimmen Erfahrungen keinen Angriff mehr, um so mehr drängte er auf den Flügeln. Wie eine gute Stahlklinge bog sich das I. Bataillon zusammen; es musste dem Druck nachgeben, aber es brach nicht. Im Ringen Mann gegen Mann wurde um jede Schulterwehr, um jeden Trichter erbittert mit Handgranaten und Kugel gestritten. Die Übermacht war zu groß. Die Handgranatenvorräte gingen zu Ende, aus verschütteten Unterständen wurden noch einige brauchbare herausgescharrt, dann war man wehrlos. Um 4 Uhr nachmittags hatte der Feind das Bataillon vollständig umzingelt. Nur eine kleine Schar traf das bittere Los der Gefangenschaft. Dem III. Bataillon. war es ähnlich ergangen. In fortwährenden Gegenstößen hat es versucht, die im Klein-Bazentin-Wald eingedrungenen Sturmkolonnen zu werfen, immer kleiner wurden die Gruppen, die sich wieder zusammenfanden und sich erneut dem Gegner entgegenstürzten. Sie mussten erliegen. Das II. Bataillon in Longueval, das dauern unter konzentrischem Feuer der feindlichen Artillerie lag und sich aber im Ort behauptete, hatte Hilfe erbeten; das II./Infanterie-Regiment 26 griff von Süden her an, konnte den Gegner aber nicht meistern. Die 7. Kompanie hielt noch an der Straße Longueval – Guillemont bis zum späten Abend und bildete einen Verteidigungshaken gegen den Delville-Wald. Eine Besserung der Lage trat nicht mehr ein.“

Eine Grablage ist für Alois Demmelbauer offiziell beim Volksbund nicht bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass die sterblichen Überreste von ihm auf dem Soldatenfriedhof Fricourt beigesetzt sind. Ich begründe meine Annahme mit dem Schicksal und dem Verbleib der Gebeine seiner Kameraden aus der gleichen Kompanie:

  1. Leutnant Alois Pirchtner, gefallen am 14.07.1916 bei Longueval, begraben auf dem Soldatenfriedhof Fricourt in einem Massengrab;
  2. Vizefeldwebel Andreas Hurm, gefallen am 14.07.1916 bei Longueval, begraben auf dem Soldatenfriedhof Fricourt in einem Massengrab;
  3. Infanterist Johann Roßgederer, gefallen am 14.07.1916 bei Longueval, begraben auf dem Soldatenfriedhof Fricourt in einem Massengrab;

 

Sterbebild von Alois Demmelbauer
Rückbild des Sterbebildes von Alois Demmelbauer

 

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 651: Johann Seitz

Der Krankenträger Johann Seitz wurde am 24.06.1884 in Unterbrunn, heute ein Ortsteil der Gemeinde Holzheim am Forst, geboren und war Landwirt von Beruf. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 17. bayerischen Sanitätskompanie. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Militär-Verdienst-Kreuz 3. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Am 15.04.1918 tötet ihn ein Granatschuss im Alter von 33 Jahren nach 45 Monaten im Feld an der Somme. Bei Montdidier wurde er zunächst begraben. Ich gehe davon aus, dass er als unbekannter Toter auf den Soldatenfriedhof Montdidier überführt wurde, wo er in einem Massengrab beigesetzt wurde.

Der Alte Friedhof in Gießen | Otto Andreas Ackermann | Georg Heinrich Schirmer | Ludwig Schmidt | Hermann Reuss | Berthold und Hans Neuenhagen

Ich gehe gerne auf Friedhöfen spazieren – nicht nur auf Soldatenfriedhöfen. Es regt mich zum Nachdenken an und relativiert so manches Problem. So war ich vor einigen Tagen mal wieder auf dem Alten Friedhof in Gießen. Dabei nahm ich ein paar Fotos von Gräbern auf, auf deren Grabsteinen auf gefallene Soldaten verwiesen wurde. Darüber hinaus fiel mir ein Denkmal auf, das an die davor begrabenen Soldaten des Krieges von 1870/71 erinnert.

Das Gräberfeld der im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gefallenen Soldaten
Das Gräberfeld der im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gefallenen Soldaten
Denkmal für die im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gefallenen Soldaten
Inschrift im Denkmal: „Friede sei mit Euren Seelen und mit denen, die um Euch trauern!“
Inschrift im Denkmal „Gestiftet von der Stadt Gießen“
Inschrift: „Denen, die in treuer Pflichterfüllung den Heldentod starben sei ein geheiligtes Andenken in unseren Herzen bewahrt“
Denkmal für die ebenfalls hier begrabenen verstorbenen französischen Soldaten

Nachfolgend das Foto des Grabes der Familie Ackermann. Auf ihm wird des Leutnants der Landwehr Otto Andreas Ackermann gedacht, der am 23.03.1874 in Gießen geboren wurde und seit dem 31.10.1914 bei den Kämpfen um Le Quesnoy en Santerre vermisst wird. Er diente im Ersten Weltkrieg als Offiziers-Stellvertreter in der 12. Kompanie des Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116. Er wurde offiziell zunächst als vermisst gemeldet, dann korrigierte man sich 1915 und meldete ihn als in Gefangenschaft geraten, um sich 1917 erneut zu korrigieren, indem man mitteilte, er sei doch seit dem 31.10.1914 vermisst. Nach meinen Recherchen kam er bei den Kämpfen bei Roye an der Somme, genauer gesagt während der Gefechte bei Le Quesnoy en Santerre im Alter von 40 Jahren ums Leben, heute ein Orsteil der französischen Gemeinde Parvillers-le-Quesnoy.

Grabstein mit dem Gedenken an Otto Ackermann

Über den Todestag von Leutnant Ackermann schreibt die Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116.:

„Vierzehn volle Tage lag das Regiment in Cremery. Es war die erste größere Ruhezeit seit dem Ausrücken ins Feld. Da wurde die von der Krankheit kaum wiedergenesene Truppe jäh aus der Ruhe gejagt. Der schwarze Tag des Regiments kam heran. „Der Feind hat mit starken Kräften das von der 21. Infanterie-Division verteidigte Le Quesnoy-en-Santerre überrumpelt und weggenommen!“ Wie ein Blitz schlug diese Meldung am Abend des 30. Oktober beim Regiment ein. Sofort wurde alarmiert. Um 10 Uhr nachmittags rückten die Bataillone nach Fresnoy vor. Dort hieß es, es sei alles wieder in Ordnung, Le Quesnoy sei wieder unser, die Regimenter 81 und 88 hätten es den Franzosen wieder entrissen. Die Unsicherheit der einlaufenden Meldungen war nie so groß wie an diesem Tage. Die Bataillone rückten weiter vor nach Damery, wo sie um 4.00 Uhr vormittags ankamen. Dort kam neue Meldung von vorne: Le Quesnoy ist zum zweiten Male von den Franzosen genommen worden. Nun wurde das Regiment gegen das Dorf angesetzt. Rechts der Straße Damery – Quesnoy sollte das III. Bataillon mit vier Meschinengewehren vorgehen, an der Straße selbst und links davon das I. mit zwei Maschinengewehren. Das II. Bataillon hatte sich schon zwei Stunden zuvor in Anlehung an diese Straße entwickelt und lag bereits weit vorn im Felde. Ein lichterloh brennendes Haus in Le Quesnoy gab den in der Dunkelheit vorrückenden Kompanien die Marschrichtung an. Eine zeitlang schien es, als ob alles gut ablaufen sollte. Die Bataillone kamen vor, wenn auch mit Verlusten. Bald waren sie auf Sturmstellung an den Feind heran. Er lag wieder vor dem Dorfrand, gedeckt durch Gräben und Hecken. An einigen Stellen hatten sich die Kompanien bis auf 50 Meter an ihn herangearbeitet. Aber hier, so nah am Ziel, sollte jetzt ein Schauspiel anheben, so ungeheuer und fürchterlich, dass es den wenigen, die es überlebt haben, nie aus dem Gedächtnis entschinden wird. Einzelne Kompanien, auch Züge und Gruppen, stürmten vor. Ein rasendes Feuer mähte sie nieder. Was noch lebt, springt eiligst in die Deckung zurück. Ein zweiter und dritter Versuch missglückte ebenso. Dann gab es ein Zuwarten. Aber jede Verbindung nach rechts und links fehlt, und die Nachbartruppen schaffen keine Abhilfe gegen das schreckliche Flankenfeuer. Meldung nach hinten sind unmöglich. Was die Deckung verlässt, wird abgeschossen. Nirgends Hilfe, jeder ist auf sich selbst angewiesen. Von neuem wird der Sturm versucht. Mit gezogenem Degen stürmt Offiziersstellvertreter Ohly seiner 6. Kompanie voran. Er fällt, die meisten seiner Braven mit ihm. Der Oberleutnant der Reserve Frank von der 11. Kompanie gelingt es, mit einer kleinen unerschrockenen Schar durch die Hecken durchzustoßen und sich ins Handgemenge mit dem Gegner zu stürzen. Aber das Häuflein ist zu schwach, erliegt der Übermacht, und keiner von ihnen kehrt mehr zurück. Das gleiche Geschick ereilt den Führer der Leibkompanie, Oberleutnant Bethge, un den Adjutanten des I. Bataillons, Leutnant der Reserve Desch, mit ihren treuen Kameraden. Umsonst ist aller Heldenmut, umsonst jede pflichttreue Aufopferung. So vergeht Stunde auf Stunde in qualvoller, hoffnungsloser Lage. Mit Bangen wird der Abend erwartet.

Aber auch der sollte keine Besserung bringen. Hunger und Durst quälen die durch die Anstrengung des Tages zu Tode Ermatteten. Aber es kann nichts nach vorn geschafft werden. Die mondhelle Nacht lässt keine Verbindung zu. Was den Kopf über die Deckung streckt, ist verloren. Abgeschnitten von allem, gefangen wie in einer Falle! Kein Essen, kein Trinken, kein Munitionsersatz. Und doch wird der Entschluss, das Dorf zu stürmen, nicht aufgegeben: Drei Bataillone von den Regimentern 87 und 88 rücken im Laufe der Nacht nach vorn. Aber es gelingt ihnen nicht einmal, bis in Höhe unserer vorderen Kompanien zu kommen; 200 Meter dahinter müssen sie liegenbleiben und Schutz suchen gegen die alles niedermähenden feindlichen Maschinengewehre.

Ohne die Mitwirkung der Artillerie war jede Anstrengung vergeblich, war die größte Heldenhaftigkeit umsonst. Am späten Morgen des 1. November kam der Befehlt: „Unsere Artillerie nimmt den Dorfrand unter Feuer, die vor Le Quesnoy liegenden Bataillone sollen bis in die Höhre rechts anschließenden Infanterie-Regiment 118 zurückgehen.“ Aber der Befehl, sich vom Feinde loszulösen, konnte nicht ausgeführt werden, denn es war inzwischen hell geworden und alles lag dicht am Gegner. Das bald einsetzende Feuer unserer Artillerie fasste zwar die Stellung des Gegners gut, aber es brachte der Infanterie nicht die gehoffte Erleichterung, da es naturgemäß auch unsere Gräben in Mitleidenschaft ziehen musste. Trotzdem wird der Sturm nch der Beschießung von neuem versucht. Zweimal, dreimal springen Leutnant Madlung und andere Offiziere und Unteroffiziere mit ihren Leuten aus dem Graben. Verheerendes Feuer aus den Hecken und Häusern und von den Bäumen, insbesondere aus der Flanke schlägt ihnen entgegen. Umsonst ist alle Todesverachtung der tollkühnen Scharen; was nicht fällt, stürzt verwundet in Stellung zurück, darunter auch Leutnant Madlung. Noch einmal, um 12 Uhr mittags, versucht das an diesem Tage mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnete löwenkühne Führer der M.G. Kompanie, Hauptmann Poly, mit drei Maschinengewehren – die übrigen sind zerschossen – und einer Schar Versprengter aus allen Kompanien des Regiments, zusammen mit dem Bataillon Schildhauer vom Infanterie-Regiment 117 den Angriff wieder in Fluss zu bringen. Auch jetzt ist alles vergebens. Sie kommen nur vor bis zu den am Feinde liegenden Trümmern der Kompanien. Hier stürzt der tapfere Offizier, die Seele des Angriffs, schwer verwundet zu Boden, ein selten gesehenes Beispiel von Mut und Unerschrockenheit, und um ihn sinkt einer seiner Getreuen nach dem anderen nieder. In gleich kühnem Vorgehen stirbt Major Freiherr Schilling von Cannstatt, der Führer des III. Bataillons, den Heldentod. Leutnant Brodrück, Meyer und Rose werden verwundet, zusammen mit ihnen der größte Teil der Unteroffiziere und Mannschaften, die mit ihren Offizieren wetteiferten an Tapferkeit und Pflichttreue.

Als sich der zweite Tag vor Le Quesnoy zu Ende neigt, schleppt sich ein Teil der Verwundeten, den Tod nicht mehr achtend, zurück. Verpflegung konnte auch in dieser Nacht nicht nach vorn gebracht werden. Trotzdem wurde der Befehl zum Sturm aufrechterhalten. Aber irgendwo liegt die Grenze des Möglichen.

Am 2. November setzte also nach dem Hellwerden eine neue Beschießung des Dorfrandes durch unsere Artillerie ein. Diesmal waren es schwere Kaliber, Mörser und Haubitzen, die der Infanterie den Weg bahnen sollten. Die 3. Brandenburger, die dem Gegner schon zu so manchem Tanz aufgespielt hatten, richtete auch heute wieder wüste Verheerungen am Dorfrande an. Aber leider mussten auch diesmal wie am Tage zuvor die eigenen Gräben mitgetroffen werden. Es traten Verluste ein. Meldung zur Artillerie war unmöglich. Die Niedergeschlagenheit erreichte ihren Höhepunkt. Hoffen und Fürchten, Mut und Verzagen, Freude und Schmerz machten allmählich einer völligen Empfindungslosigkeit, einer körperlichen und seelischen Widerstandslosigkeit Platz. Wie ein letztes Aufflackern, eine letzte Zuckung sah man um die Mittagsstunde links zwei Pionierkompanien zum Angriff vorrücken. Sie kamen bis zu dem Wäldchen 800 Meter südlich von Le Quesnoy. Weiter nicht. Dann hörte jede Bewegung auf. Erstarrung legte sich über das Schlachtfeld. Da erkannte die höhere Führung die Unmöglichkeit der Tat. Sie war nicht auszuführen, sonst hätte sie das Regiment ausgeführt. Gegen Abend kam der Befehl, die Stellung zurückzunehmen in eine von Parvillers nach dem Wegekreuz südwestlich von Damery führende Linie, die von der 21. Infanterie-Division besetzt werden sollte. Noch eine letzte schwere Aufgabe! Auf der Erde kriechend, den verwundeten Kameraden in einer Zeltbahn mit sich schleppend, das zerschossene Maschinengewehr hinter sich her zerrend oder den toten Führer auf den Schultern tragend, so löste sich Grüppchen für Grüppchen vom Gegner los, verfolgt vom lauernden feindlichen Feuer. Über Damery schleppten sie sich nach Fresnoy, das sie vor drei Tagen um die selbe Zeit verlassen hatten. Todmüde warfen sie sich dort zur Erde nieder, doch die fiebernden Schreckensschreie und Kommandorufe der Träumenden ließen sie auch hier keine Ruhe finden.

Erst das nächste Morgenlicht ließ die völlige Größe des Unglücks erkennen. Im wilden Durcheinander vor Le Quesnoy konnte man nicht wissen, wer noch zu den Lebenden zählte und wer fehlte. Erst jetzt, als die Verbände sich wieder ordneten, wurde es schrecklich Tag. Zehn Offiziere, darunter auch Leutnant der Reserve Ackermann, Herb, Kammer und Feldwebelleutnant Schmitt und 569 Unteroffiziere und Mannschaften fehlten. Fast alle Kompanien waren ohne Offiziere. Von den vielen Kriegsfreiwilligen, meist Gießener Studenten, die vor zwei Wochen in heller Begeisterung zum Regiment ins Feld gefahren waren, war fast keiner mehr zurückgekehrt. In frischem, aufrechten Vorwärtsstürmen waren sie bis auf wenige von der Sichel des Todes hinweggemäht worden. Nun lagen sie draußen auf dem Felde von Les Quesnoy, und die Schritte des Feindes zogen achtlos an ihnen vorrüber. Größere Niedergeschlagenheit hat selten auf einer Truppe gelastet. Gewohnt an Sieg und stolz auf so manchen ruhmreichen Sturm hatte das Regiment sich hier zum ersten Male beugen müssen. Zwar war es nicht besiegt, aber schon der unentschiedene Kampf wurde als Niederlage empfunden. Nutzlos war das Blut der vielen Kameraden dahingeflossen.

 

Offiziell ist für Otto Andreas Ackermann keine Grablage bekannt. Ich gehe jedoch davon aus, dass, sollten seine Gebeine bis heute geborgen worden sein, diese nicht mehr identifiziert werden konnten. Er wurde dann anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof Roye-St.Gilles begraben, wo fast 3.000 unbekannte Soldaten beigesetzt wurden. Dort ruhen auch die sterblichen Überreste seiner Regimentskameraden, die im gleichen Zeitraum wie Leutnant Ackermann fielen, u. a. Hauptmann Karl Friedrich Poly, gefallen am 02.11.1914 in Le Quesnoy-en-Santerre bei Roye, begraben auf dem Soldatenfriedhof Roye-St.Gilles in Block 2, Grab 1117.


Das folgende Bild zeigt den Grabstein des Kriegsfreiwilligen Georg Heinrich Schirmer, der am 21.03.1896 geboren wurde, im Ersten Weltkrieg im Stab der I. Abteilung des Reserve-Feld-Artillerie-Regiments 56 kämpfte und am 15.06.1915 im Alter von 19 Jahren bei Suwalki im heutigen Polen fiel.

Bemerkenswert ist, dass die Familie von Georg Heinrich Schirmer den Leichnam in den Kriegswirren in die Heimat überführen konnte und überführte.

Grab von Georg Heinrich Schirmer

Das folgende Foto zeigt den Gedenkstein auf dem Grab der Familie Schmidt, der an ihren Sohn Ludwig Schmidt erinnern soll. Ludwig Schmidt wurde am 12.03.1885 geboren und war Oberlehrer von Beruf. Er wurde Leutnant der Reserve im 1. Garde Hessisches Feld-Artillerie-Regiment. Er wurde für seine Tapferkeit und seine militärische Leistung mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und mit der Hessischen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Am 31.03.1918 fiel er bei Puisieux au Mont an der Somme.

Man begrub Ludwig Schmidt auf dem Soldatenfriedhof Neuville-St.Vaast, Block 29, Grab 251.

Gedenkstein für Ludwig Schmidt

 


Das folgende Foto zeigt eine Gedenkplatte der Familie Reuss für ihren Sohn Hermann. Er fiel am 22.10.1914 in Frankreich. Vermutlich wurden die sterblichen Überreste von Hermann Reuss bei der Zusammenlegung von Soldatenfriedhöfe in den Jahren um 1920 auf den Soldatenfriedhof Lens-Sallaumines verbracht, wo sie auch heute noch ruhen.

Gedenkplatte für Hermann Reuss

Die beiden nachfolgenden Kreuze stehen direkt am Nebeneingang zum Alten Gießener Friedhof. Das linke Kreuz markiert das Grab von Leutnant Hans Neuenhagen. Das rechte Kreuz steht für Oberleutnant Berthold Neuenhagen. Leider sind die Inschriften im Holz schon stark verwittert und nur undeutlich lesbar.

Hans Neuenhagen wurde am 01.04.1898 in Gießen geboren Er diente im Ersten Weltkrieg in der 3. M.G. Kompanie des 398. Infanterie-Regimentes. Er fiel am 14.06.1917 im Alter von nur 19 Jahren bei der Eroberung von französischen Stellungsteilen am Chemin des Dames, nördlich Braye.

Berthold Neuenhagen war vermutlich der Bruder von Hans Neuenhagen. Er wurde am 20.07.1906 geboren und war als Oberleutnant Schwarmführer, also der Führer einer Flugformation von vier bis sechs Kampfflugzeugen. Er stürzte am 06.11.1934 während eines Schulflugs für die damals noch getarnte Luftwaffe bei Groß-Rakitt (heute polnisch, Rokity) in Pommern ab. Bei diesem Absturz einer Junkers 52 3/MGE D-AVAN Deutsche Reichsbahn, die auf dem Weg von Königsberg (heute Kaliningrad, russisch) nach Berlin war, überlebte niemand von der Besatzung. Insgesamt fünf Personen starben, Kapitän Fritz Erb, Leutnant Berthold Neuenhagen und drei Besatzungsmitglieder.

Bewohner des Dorfes Groß-Rakitt errichteten zur Erinnerung an die Opfer einen Gedenkobelisken, der noch heute auf dem Feld, auf dem das Flugzeug abstürzte, steht.

 

Das Grab von Hans und Berthold Neuenhagen

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 633: Karl Klotz

Der Wehrmann Karl Klotz wurde am 25.04.1894 in Honsolgen geboren, heute ein Ortsteil der Stadt Buchloe in Bayern. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 5. Kompanie des 20. Infanterie-Regiments als Soldat. Am  01.06.1915 fiel er im Alter von 21 Jahren in Frankreich bei Fay an der Somme.

Das Grab von Karlk Klotz befindet sich auf dem Soldatenfriedhof Vermandovillers. Man setzte ihn dort in einem Massengrab bei.

Seine Heimatgemeinde gedenkt noch heute Karl Klotz auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2008/buchloe-honsolgen_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Karl Klotz
Rückseite des Sterbebildes von Karl Klotz

Der theoretische Weg von Karl Klotz von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 501: Andreas Voglmaier

Der Schneiderssohn Andreas Voglmaier stammte von Thalham, heute ein Ortsteil der Gemeinde Altenmarkt an der Alz.  Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 5. Kompanie des 1. bayerischen Infanterie-Regimentsals Infanterist. Er wurde mit dem Verdienstkreuz mit Krone und Schwertern ausgezeichnet. Am 17.10.1916 fiel er im Alter von 21 Jahren bei den Kämpfen an der Somme bei Sailly-Saillisel.

Beigesetzt wurde Andreas Voglmaier auf dem Soldatenfriedhof Rancourt in einem Massengrab.

Sterbebild von Andreas Voglmaier
Rückseite des Sterbebildes von Andreas Voglmaier

 

Der theoretische Weg von Andreas Voglmaier von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab:

Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 488: Ludwig Anzeneder

Adam Anzeneder stammte aus Ecking (Schreibfehler auf Sterbebild), einem Ortsteil von Triftern in Bayern, und war der Sohn eines Landwirts. Im Ersten Weltkrieg diente er in der 7. Kompanie des 16. bayerischen Infanterie-Regiments als Gefreiter. Am 25.09.1914 fiel er im Alter von 28 Jahren während der Gefechte seines Regimentes bei Vermandovillers und Chaulnes bei Chaulnes.

Über den Todestag und die Todesumstände von Ludwig Anzeneder berichtet die Regimentsgeschichte des 16. bayerischen Infanterie-Regiments:

„Der Regimentskommandeuer war nach 4 Uhr früh zum Brigadeführer nach Vermandovillers befohlen worden, um Befehle für den Tag zu holen. Dem Kommandeur des I./16. Infanterie-Regiment wurde für die Zeit die Führung über die beiden Bataillone übertragen mit dem Auftrag, zunächst Chaulnes vom Feinde zu säubern. Das schon teilweise im Ort liegende II. Bataillon machte sich an die Arbeit, das I./16. Infanterie-Regiment ging westlich um Chaules herum, das II./16. Infanterie-Regiment sollte mit der Masse am Ortsrand vorgehen. Bei Rückkehr des Regimentskommandeurs war das Gefecht in vollem Gange. Wie es neim Ortskampf meist geht, erfolgen da und dort Rückschläge; es entstanden die eigenartigsten Lagen, teils auch falsche Bilder vom Stande des Kampfes, die ihren Ursprung in dem Mangel an Übersicht und den vom augenblicklichen Eindruck diktierten Meldungen hatte.

9 Uhr vormittags war das preußische Landwehr-Infanterie-Regiment 35 von Pressoir her am Ausgange des Wäldchens südlich dieser Ortschaft eingetroffen. Es wurde gebeten, am Ostrand von Chaulnes einzuschwenken. Die Schützenlinien dieses Regiments erhielt vom Ostrand von Chaulnes her Feuer. Auch dort lag der Gegner in Schützengräben. Rasch entschlossen stürmten die 5. und 6. Kompanie durch das am Ausgang gegen Vermandovillers gelegene Wäldchen vor und vernichteten mit dem Bajonett diese Kampfgruppe. Auch die 3. Kompanie war im Schlosspark Chaulnes in zähe Einzelkämpfe verwickelt worden. Eingreifen der eigenen Artillerie brachte sie zu Ende. Gegen Mittag war Chaulnes genommen und das Regiment ging an die Ausführung seiner zweiten Aufgabe, die am Morgen gelautet hatte: „Nach Wegnahme Lihons stellt sich das Regiment zur Verfügung des Divisionskommandeurs östlich Rosières bereit!“ Bis dahin war allerdings noch ein weiter Weg.

Das I. Bataillon hatte Demilune, einer Heckengruppe westlich Chaulnes, Front gegen Lihons genommen und befand sich im Feuergefecht gegen einen im Gelände unsichtbaren Feind. Es erwartete das Eingreifen des II. Bataillons, das mit der 5. und 8. Kompanie an der Straße Chaulnes – Lihons vorgehen sollte. Die 6. und 7. Kompanie waren an den Südrand von Chaulnes vorgedrungen, wurden dort durch zwei Kompanien des preußischen Landwehr-Infanterie-Regiment 35 ersetzt und am Südrand des Dreieck-Wäldchen nordwestlich Chaulnes als Reserve bereitgestellt.

Als der Angriff beginnen sollte, erhielt das I. Bataillon außerordentlich heftiges Schrapnell- und Granatfeuer, das es zu Boden zwang. Es kam von der Artillerie des südlich der Eisenbahn bei Hallu kämpfenden XXI. Armee-Korps. Sie hatte wahrscheinlich die vorgehenden Schützen für aus Chaulnes zurückgehende Franzosen gehalten. Der Angriff kam im Feuer des ausgezeichnet gedeckten Gegners nicht recht vorwärts. Es schien sogar nachmittags 2 Uhr, als würde er einen Gegenangriff unternehmen. Wie die Lage tatsächlich war, ist heute noch nicht geklärt. Jedenfalls steht fest, dass der Kommandeur des I./16. Infanterie-Regiment eine feindliche Schützenlinie am rechten Flügel seines Bataillons sah, und dass das II. Bataillon wegen vermuteter Bedrohung seines rechten Flügels an die Straße Chaulnes – Vermandovillers zurückging. Dem II. Bataillon wurde sofort wieder durch den Regimentskommandeur das Wiedergewinnen einer Stellung westlich des Dreieck-Waldes befohlen und das gelang auch; es gewann sogar noch 300 Meter mehr Raum als vorher. Der Gegner griff nicht an, beschränkte sich auf heftige Feuertätigkeit aus Lihons heraus; vielleicht hatte er nur stärkere Patrouillen vorgeschickt, die zur Täuschung Anlass gaben, vielleicht aus irgend einem Grunde den Angriff wieder aufgegeben, niemand weiß es. Beim I. Bataillon war durch die eben dargestellte Lage der Eindruck völligem Alleinseins geweckt worden und es hatte naturgemäß trachten müssen, wieder Anschluss und größere Sicherheit zu gewinnen. Der Bataillonskommandeur nahm es durch Chaulnes in die Gegend südlich Brassoir zurück und fand dort die nötige Verbindung wieder. Es war 4.45 Uhr nachmittags geworden; das Bataillon wurde sofort an den Nordausgang von Chaulnes vorgeführt und dann links neben dem II./16. Infanterie-Regiment eingesetzt, mit dem rechten Flügel an der Straße nach Lihons, mit dem linken Flügel etwa 500 Meter südlich davon.

Für den Abend war noch ein Angriff gegen Lihons geplant. Der 6.15 Uhr abends beim Regiment eingetroffene Brigadebefehl setzte hierzu das 2. Infanterie-Regiment gegen den Nordrand von Lihons an, das II./16. Infanterie-Regiment und das I./16. Infanterie-Regiment gegen den Ost- und Südrand. Sofort nach Beendigung des einleitenden Artilleriefeuers, 6.20 Uhr bis 6.45 Uhr abends, musste gestürmt werden. Zeit zu Angriffsvorbereitungen war nicht mehr. Das II. Bataillon trat 6.45 Uhr abends aus seiner bisherigen Gliederung mit Richtung auf ein brennendes Gehöft von Lihons an. Es traf Meldung ein, dass das 2. Infanterie-Regiment schon eingedrungen sei und auf Hilfe warte. Heftiger Gefechtslärm und Hurrarufe schallten aus dem Nordteil des Ortes herüber. 80 bis 100 Meter waren die Schützen des II. Bataillons an den Ortsrand herangekommen, als sie von einem rasenden Infanterie- und Maschinengewehrfeuer überschüttet wurden; es war nicht mehr daran zu denken, vorzudringen, nur hinlegen und vollständiges Decken in den spärlichen Bodenfalten konnten vor Vernichtung retten.

Beim I. Bataillon war der Befehl zum Angriff erst 7 Uhr abends eingetroffen. Zum Sturm kam es also zu spät, die Kompanien entwickelten sich trotzdem und drangen aus dem Park des Schlosses von Chaulnes bei schon einbrechender Dunkelheit gegen Lihons vor. Im Heckengelände südlich des Dreieck-Waldes erhielt sie Feuer. Das Gefecht nördlich und südlich war erloschen. Das Bataillon blieb daher an dem erreichten Platze und suchte zunächst Verbindung und Aufklärung.

Das II. Bataillon wurde bei Nacht aus dem nächsten Feuerbereich an den Westrand des Dreieck-Waldes zurückgenommen. Es hatte so schwer gelitten, dass die Reste in zwei Kompanien zusammengefasst werden musste.

Am 25.09. hatte das III. Bataillon einen nicht weniger aufreibenden Tag zu bestehen gehabt. Früh 5 Uhr hatte es sich von Vermandovillers nach Westen bis in die Nähe eines kleinen Wäldchens ungefähr 1 Kilometer nördlich der Ferme Lihu verschoben, um von dort aus, am Westrand von Lihons vorbeigehend, im Verbande des 2. Infanterie-Regiments anzugreifen. Noch während des Marsches erhielt es aus naher Entfernung heftiges Infanteriefeuer und musste sich so gut als es ging, aus der geschlossenen Marschform teils im Kriechen, teils einzeln oder in Gruppen springend, entwickeln. Dies geschah zwischen 6 und 6.30 Uhr vormittags. Von da an war das II./16. Infanterie-Regiment in stehendem Feuergefecht an seinen Platz gebunden, während am „Sternwald“ (nordwestlich Vermandovillers) und vor Lihu der Kampf hin und her wogte.

Seine Verluste waren schwer; zwölf Stunden lang hatte es von drei Seiten feindliches Feuer ertragen müssen, ohne selbst die Möglichkeit gehabt zu haben, den Gegner wirksam zu fassen.“.

Begraben wurde Ludiwg Anzeneder auf dem Soldatenfriedhof Vermandovillers in einem Massengrab.

Seine Heimatgemeinde gedenkt noch heute Ludwig Anzeneder auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2009/triftern_wk1u2_bay.htm

Sterbebild von Ludwig Anzeneder
Rückseite des Sterbebildes von Ludwig Anzeneder

 

Der theoretische Weg von Ludwig Anzeneder von seinem Geburtsort über seinen Sterbeort zu seinem Grab: